Reisen mit Hörverlust

19. Dezember 2025
9 Minuten Lesezeit
Älterer Mann und ältere Frau auf Reisen

Urlaub bedeutet Erholung, neue Eindrücke und Abstand vom Alltag. Auch mit einer Hörminderung oder Hörgeräten lässt sich die Welt bereisen und entdecken. Eine gute Vorbereitung und das Wissen um mögliche Herausforderungen können dazu beitragen, die Reise entspannt zu genießen. Dieser Beitrag gibt praktische Hinweise von der Reisevorbereitung über Flugreisen bis hin zur Pflege der Hörsysteme im Urlaub.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Check der Hörgeräte beim Hörakustiker vor der Reise kann sinnvoll sein
  • Ersatzbatterien, Ladegerät und Pflegezubehör gehören ins Reisegepäck
  • Hörgeräte und Implantate können bei Sicherheitskontrollen in der Regel im Ohr bleiben
  • Der Druckausgleich beim Fliegen lässt sich durch einfache Maßnahmen unterstützen
  • Feuchtigkeit und Hitze erfordern besondere Pflege der Hörsysteme
  • Apps und digitale Helfer können die Kommunikation im Ausland erleichtern
  • Nach der Reise empfiehlt sich eine professionelle Reinigung der Geräte

Die richtige Vorbereitung vor der Reise

Eine sorgfältige Vorbereitung kann dazu beitragen, dass die Reise mit Hörverlust reibungslos verläuft. Von der Überprüfung der technischen Ausrüstung bis zur durchdachten Packliste gibt es einiges zu bedenken. Die folgenden Abschnitte geben Hinweise, worauf bei der Reisevorbereitung geachtet werden kann.

Technik-Check beim Hörakustiker

Vor einer längeren Reise kann es sinnvoll sein, die Hörgeräte von einem Hörakustiker überprüfen zu lassen. Dabei können Verschleißteile wie Filter oder Schläuche kontrolliert und bei Bedarf ausgetauscht werden. Auch eine gründliche professionelle Reinigung der Geräte ist vor dem Urlaub empfehlenswert. Bei modernen Hörgeräten besteht zudem oft die Möglichkeit, spezielle Programme für bestimmte Hörsituationen einrichten zu lassen, etwa für laute Umgebungen oder Flugreisen. Wer ein Cochlea-Implantat trägt, sollte ebenfalls vor der Reise prüfen, ob alle Komponenten des Audioprozessors funktionsfähig sind. Ein Hörgeräte-Leitfaden kann bei der Vorbereitung zusätzliche Orientierung bieten.

Packliste für Hörgeräteträger

Neben den üblichen Reiseutensilien gibt es für Menschen mit Hörsystemen einige zusätzliche Dinge, die ins Gepäck gehören. Ein ausreichender Vorrat an Batterien ist wichtig, da diese im Ausland möglicherweise nicht überall erhältlich sind. Bei Akku-Hörgeräten sollte das Ladegerät samt passendem Steckdosenadapter für das Reiseland nicht vergessen werden. Reinigungsutensilien wie Bürsten, Reinigungstücher und Ersatzfilter ermöglichen die tägliche Pflege auch unterwegs. Ein Trocknungssystem, ob elektrisch oder als Trockenkapseln, kann bei feuchtem Klima besonders wichtig sein. Für den Notfall empfiehlt sich das Mitführen eines Ersatzgeräts, sofern vorhanden. Auch ein Hörgeräte-Ausweis oder ein ärztliches Attest kann in manchen Situationen hilfreich sein, etwa bei Sicherheitskontrollen oder wenn medizinische Versorgung im Ausland benötigt wird.

Flugreisen mit Hörgeräten und Implantaten

Flugreisen stellen für Menschen mit Hörsystemen in der Regel kein Problem dar. Dennoch gibt es einige Besonderheiten zu beachten, von der Sicherheitskontrolle am Flughafen bis zum Druckausgleich während des Flugs. Die folgenden Abschnitte geben praktische Hinweise für entspanntes Reisen in der Luft.

Sicherheitskontrollen am Flughafen

Hörgeräte und Cochlea-Implantate können bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen in der Regel im Ohr bleiben. Die Geräte beeinflussen die Funktion von Metalldetektoren oder Körperscannern nicht und werden durch diese auch nicht beschädigt. Es kann jedoch vorkommen, dass Implantate einen Metalldetektor auslösen. In diesem Fall ist es hilfreich, das Sicherheitspersonal vorab auf das Implantat hinzuweisen. Ein entsprechender Ausweis oder ein ärztliches Attest kann die Kommunikation erleichtern. Manche Menschen empfinden es als angenehmer, die Lautstärke der Hörgeräte während der Sicherheitskontrolle zu reduzieren, da elektromagnetische Felder vereinzelt zu Störgeräuschen führen können. Im Handgepäck sollten Ersatzbatterien und Zubehör mitgeführt werden, um bei Bedarf darauf zugreifen zu können. Wer mehr über Flugreisen im Alter erfahren möchte, findet weitere praktische Hinweise in unserem Magazin.

Druckausgleich und Tipps für den Flug

Während Start und Landung verändert sich der Luftdruck in der Flugzeugkabine, was zu einem unangenehmen Druckgefühl in den Ohren führen kann. Dies betrifft Menschen mit und ohne Hörminderung gleichermaßen. Der Druckausgleich erfolgt über die Ohrtrompete, die Mittelohr und Rachenraum verbindet. Einfache Maßnahmen wie Schlucken, Gähnen oder Kaugummikauen können dabei helfen, den Druckausgleich zu unterstützen. Auch das Lutschen von Bonbons regt das Schlucken an. Bei verstopfter Nase, etwa durch eine Erkältung, kann der Druckausgleich erschwert sein. In solchen Fällen wird manchmal empfohlen, vor dem Flug ein abschwellendes Nasenspray zu verwenden, wobei dies bei Unsicherheiten mit einem Arzt besprochen werden sollte. Hörgeräte können während des gesamten Flugs im Ohr bleiben. Geräte mit Bluetooth-Funktion sollten während Start und Landung in den Flugmodus geschaltet werden, sofern dies von der Fluggesellschaft verlangt wird. An Bord kann es hilfreich sein, das Kabinenpersonal über die Hörminderung zu informieren, damit wichtige Durchsagen gegebenenfalls persönlich übermittelt werden.

Herausforderungen durch Klima und Umgebung

Unterschiedliche klimatische Bedingungen stellen besondere Anforderungen an die Pflege von Hörsystemen. Ob tropische Hitze, salziges Meerwasser oder Kälte im Winterurlaub: Die empfindliche Elektronik der Geräte benötigt Schutz und Pflege. Die folgenden Abschnitte geben Hinweise für verschiedene Urlaubssituationen.

Feuchtigkeit und Hitze im Urlaub

Hohe Luftfeuchtigkeit und starkes Schwitzen können der Elektronik von Hörgeräten zusetzen. In tropischen oder subtropischen Regionen ist die tägliche Trocknung der Geräte daher besonders wichtig. Elektrische Trockenboxen, idealerweise mit UV-Licht zur Desinfektion, bieten hier gute Dienste. Auch Trockenkapseln können unterwegs verwendet werden. Direkte Sonneneinstrahlung und extreme Hitze sollten vermieden werden, da sie die Geräte beschädigen können. Das Ablegen der Hörgeräte im Auto oder am Strand in der prallen Sonne ist daher nicht empfehlenswert. Wasserdichte Schutzhüllen oder sogenannte Sweatbands können die Geräte bei sportlichen Aktivitäten zusätzlich vor Feuchtigkeit schützen. Sollte ein Gerät dennoch nass werden, ist schnelles Handeln gefragt: Die Batterien sollten sofort entfernt und das Gerät in einem Trockensystem oder mit Trockenkapseln getrocknet werden.

Strand, Wasser und Wintersport

Am Strand lauern gleich mehrere Gefahren für Hörgeräte: Salzwasser kann korrosiv wirken, und feiner Sand kann die Mikrofone verstopfen. Nicht-wasserdichte Hörgeräte sollten beim Schwimmen im Meer oder Pool abgelegt und sicher verwahrt werden. Für Menschen, die auch im Wasser nicht auf ihre Hörsysteme verzichten möchten, gibt es spezielle wasserdichte Modelle oder Schutzzubehör. Nach einem Tag am Strand empfiehlt sich eine sorgfältige Reinigung der Geräte, um Salz- und Sandrückstände zu entfernen. Im Winterurlaub stellen Kälte und Kondenswasser die Hauptherausforderungen dar. Batterien entladen sich bei niedrigen Temperaturen schneller und sollten daher möglichst nah am Körper transportiert werden. Der Temperaturwechsel zwischen kalter Außenluft und beheizten Innenräumen kann zur Bildung von Kondenswasser im Gerät führen, weshalb auch hier die abendliche Trocknung wichtig ist.

Kommunikation und Orientierung am Urlaubsort

In fremder Umgebung und möglicherweise mit einer unbekannten Sprache konfrontiert, kann die Kommunikation für Menschen mit Hörminderung eine zusätzliche Herausforderung darstellen. Moderne Technologie und eine gute Vorbereitung können hier unterstützen. Die folgenden Abschnitte geben Hinweise für die Kommunikation und kulturelle Teilhabe am Urlaubsort.

Digitale Helfer und Apps

Smartphones bieten heute zahlreiche Möglichkeiten, die Kommunikation zu erleichtern. Übersetzungs-Apps mit Spracheingabe und Textausgabe können Sprachbarrieren überwinden helfen. Apps zur Live-Transkription wandeln gesprochene Sprache in Echtzeit in Text um, was bei Gesprächen mit Einheimischen oder Servicepersonal hilfreich sein kann. Viele moderne Hörgeräte lassen sich per Bluetooth mit dem Smartphone verbinden, sodass Telefonate oder Audioinhalte direkt übertragen werden können. Bei der Nutzung im Ausland sollte auf die Roaming-Einstellungen geachtet werden, um unerwartete Kosten zu vermeiden. Die Bluetooth-Verbindung zum Hörgerät funktioniert unabhängig von der mobilen Datenverbindung. Wer sich für Apps für Schwerhörige interessiert, findet weitere Informationen in unserem Ratgeber.

Kulturelle Angebote und Barrierefreiheit

Viele Museen, Theater und kulturelle Einrichtungen bieten mittlerweile Unterstützung für Menschen mit Hörminderung an. Induktive Höranlagen, erkennbar am Symbol eines Ohres mit dem Buchstaben T, übertragen das Audiosignal direkt an die T-Spule im Hörgerät. FM-Anlagen oder Halsringschleifen werden bei Führungen eingesetzt, um den Ton des Guides direkt zu übertragen. Bei der Reiseplanung kann es sich lohnen, im Vorfeld zu recherchieren, welche barrierefreien Angebote am Urlaubsort verfügbar sind. Spezielle Reiseportale und Datenbanken listen Unterkünfte und Einrichtungen, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Hörminderung eingestellt sind. In Hotels kann nach Zimmern mit Lichtsignalanlagen für Türklingeln oder Rauchmelder gefragt werden. Auch Vibrationswecker für das morgendliche Aufwachen sind manchmal verfügbar oder können selbst mitgebracht werden.

Nach der Reise

Nach der Rückkehr aus dem Urlaub verdienen die Hörsysteme besondere Aufmerksamkeit. Die Belastungen durch Klima, Sand oder Feuchtigkeit können Spuren hinterlassen haben, die nicht immer sofort sichtbar sind. Die folgenden Abschnitte geben Hinweise zur Nachsorge.

Pflege und Wartung der Hörsysteme

Nach einer Reise empfiehlt sich eine gründliche Reinigung der Hörgeräte, auch wenn diese während des Urlaubs täglich gepflegt wurden. Mikroskopisch kleine Rückstände von Sand, Salz oder Sonnencreme können sich in Ritzen und Öffnungen festsetzen und die Funktion beeinträchtigen. Mit einem weichen, trockenen Tuch und den üblichen Reinigungsutensilien lassen sich oberflächliche Verschmutzungen entfernen. Eine Überprüfung der Filter und Schläuche auf Verstopfungen oder Beschädigungen ist ebenfalls sinnvoll. Bei Geräten, die intensiver Feuchtigkeit ausgesetzt waren, kann eine mehrtägige Trocknung in einem Trocknungssystem ratsam sein.

Wann ein Besuch beim Fachmann sinnvoll ist

Nach einer Reise mit besonderen klimatischen Bedingungen oder wenn die Hörgeräte während des Urlaubs starken Belastungen ausgesetzt waren, kann eine professionelle Reinigung und Überprüfung beim Hörakustiker sinnvoll sein. Der Fachmann kann mit speziellen Geräten auch das Innere der Hörgeräte auf Feuchtigkeitsschäden oder Korrosion untersuchen. Sollten während oder nach der Reise Veränderungen in der Hörqualität aufgefallen sein, ist ein Besuch beim Hörakustiker oder HNO-Arzt empfehlenswert. Auch bei Verlust oder Beschädigung eines Hörgeräts im Ausland kann der heimische Hörakustiker oft weiterhelfen und gegebenenfalls Kontakte zu Partnern vor Ort vermitteln.