HÖRST
Glossar
A
Der A‑Bedeutungspegel ist eine Pegelskala, bei der tiefe und sehr hohe Frequenzen entsprechend der Empfindlichkeit des menschlichen Ohrs weniger stark gewichtet werden. Er bildet das Lautstärkeempfinden bei mittleren Frequenzen besonders genau ab und wird in Dezibel (dB A) angegeben. In der Lärmmessung kommt er zum Einsatz, um reale Lärmbelastungen im Alltag zu bewerten und Schutzmaßnahmen zu planen. Arbeitgeber und Behörden nutzen den A‑Bedeutungspegel, um Grenzwerte für Arbeitsplatzlärm festzulegen. Durch die Gewichtung erhält man einen besseren Zusammenhang zwischen gemessenem Schalldruck und wahrgenommener Lautheit.
Unter Abduktion des Trommelfells versteht man die Auswärtsbewegung des Trommelfells, wenn der Druck im Mittelohr steigt. Dieser Mechanismus ist Teil des natürlichen Druckausgleichs über die Eustachische Röhre und schützt das Innenohr vor übermäßiger Belastung. Bei versagendem Druckausgleich kann es zu Schmerzen, Druckgefühl und vermindertem Hörvermögen kommen. Die Abduktion lässt sich objektiv durch Tympanometrie messen und beurteilen. Klinisch wird sie bei Mittelohrerkrankungen wie Otitis media oder bei Verstopfung der Ohrtrompete untersucht.
Als absolutes Gehör bezeichnet man die seltene Fähigkeit, Tonhöhen ohne Referenzton korrekt zu benennen. Weniger als ein Prozent der Bevölkerung besitzt diese Fähigkeit meist angeboren; sie ermöglicht präzises Erkennen von Noten und Frequenzen. Musiker mit absolutem Gehör können Klänge unabhängig von Instrument und Lautstärke eindeutig identifizieren. Gleichzeitig kann diese Fähigkeit im Alltag als störend empfunden werden, da unerwünschte Töne stärker wahrgenommen werden. Training kann relative Gehörfähigkeiten verbessern, absolutes Gehör bleibt jedoch überwiegend angeboren.
Die Achsenverschiebung bezeichnet eine seitliche Verschiebung des Frequenzgangs im Audiogramm oder Impedanzkurven-Diagramm. Sie entsteht durch Veränderungen in der mechanischen Übertragungskette des Mittelohrs oder durch Messartefakte. In der Diagnostik hilft die Achsenverschiebung, zwischen Schallleitungs‑ und Schallempfindungsschwerhörigkeit zu unterscheiden. Eine signifikante Verschiebung kann auf Otosklerose, Trommelfellperforation oder tubare Dysfunktion hinweisen. Audiometer protokollieren solche Verschiebungen automatisch, um den Befund zu untermauern.
Die afferente Hörbahn leitet akustische Informationen vom Innenohr über den Hörnerv in verschiedene Hirnstammkerne bis zum auditorischen Kortex weiter. Sie umfasst den N. vestibulocochlearis (VIII. Hirnnerv), den Nucleus cochlearis und höhere zentrale Strukturen. Störungen in dieser Bahn führen zu sensorineuralem Hörverlust und zentralen Hörverarbeitungsstörungen. Objektive Messverfahren wie die Brainstem‑Response (ABR) prüfen die Integrität der afferenten Hörbahn. Eine intakte afferente Hörbahn ist Voraussetzung für Sprachverständnis und Lokalisierung von Schallquellen.
Ageusie bezeichnet den vollständigen Verlust des Geschmackssinns und tritt gelegentlich in Kombination mit Hör‑ und Gleichgewichtsstörungen auf. Ursache kann eine Schädigung des N. chorda tympani sein, der Geschmackssignale von der Zunge ins Gehirn leitet. Begleitend klagen Patient:innen über verminderte Speichelproduktion und Appetitlosigkeit. In der HNO-Diagnostik wird Ageusie häufig zusammen mit olfaktorischen Tests untersucht. Die Therapie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache, etwa Infektion oder Trauma.
Die Luftleitung beschreibt die Übertragung von Schallwellen über die Luft durch Außenohr und Mittelohr bis zum Innenohr. Sie ist der primäre Hörweg für normale Alltagsgeräusche und wird bei Audiogrammen als Luftleitungskurve dargestellt. Abweichungen zwischen Luft‑ und Knochenleitung weisen auf Schallleitungsschwerhörigkeit hin. Messungen der Luftleitung erlauben die Unterscheidung von Mittelohr‑ versus Innenohrerkrankungen. Klinisch erfolgt die Luftleitungsmessung via Kopfhörer-Audiometrie.
Im auditiven Kontext bezeichnet Akkommodation die Anpassung des Gehörs an wechselnde Schalldruckpegel durch muskuläre Spannung der Gehörknöchelchen. Dieser Mechanismus schützt das Innenohr vor lauten Reizen und optimiert die Empfindlichkeit bei leisen Signalen. Die Akkommodation erfolgt innerhalb von Millisekunden und wird über den Stapedius‑ und Tensor‑Muskeln gesteuert. Bei Läsionen der Muskeln oder Nerven kann der Schutzreflex ausfallen, was das Risiko für Lärmschäden erhöht. Audiometrisch zeigt sich eine gestörte Akkommodation in veränderten Reflexschwellen.
Aktives Hörtraining umfasst zielgerichtete Übungen zur Verbesserung der auditiven Wahrnehmung und Sprachverständlichkeit, insbesondere in schwierigen Hörsituationen. Dabei werden verschiedene Klangmuster und Sprachsignale präsentiert, um zentrale Verarbeitungsprozesse zu stärken. Studien zeigen, dass regelmäßiges Training neuronale Plastizität im auditorischen Kortex fördert. Einsatzgebiete sind Tinnitustherapie, Rehabilitation nach Hörsturz und Förderung bei zentralen Hörstörungen. Moderne Programme nutzen computergestützte Tasks und Biofeedback.
Akustik ist die Lehre von der Erzeugung, Ausbreitung und Wahrnehmung von Schall. Sie bildet die Grundlage für alle audiologischen Messverfahren und die Entwicklung von Hörhilfen. Innerhalb der Akustik unterscheidet man Luft‑, Knochen‑ und Körperschall. Angewandte Akustik befasst sich mit Raumakustik, Lärmschutz und Schallschutzmaßnahmen. In der Hörgerätetechnik fließen akustische Prinzipien in Filterdesign und Verstärkertechnologie ein.
Akustische Halluzinationen sind das Wahrnehmen von Stimmen oder Geräuschen ohne externe Schallquelle. Sie können psychische Ursachen (z. B. Schizophrenie) oder neurologische Läsionen haben. In der Audiologie werden sie von Tinnitus abgegrenzt, da Halluzinationen sprachliche Inhalte tragen können. Diagnostisch erfolgen neuropsychologische Tests und bildgebende Verfahren. Therapeutisch kommen Psychotherapie und medikamentöse Ansätze zum Einsatz.
Die akustische Reflexprüfung misst den Stapediusreflex, der auf laute Töne mit Kontraktion des Stapediusmuskels reagiert. Dieser Reflex schützt das Innenohr vor Überbelastung und kann Hinweise auf Mittelohr‑ oder Hirnstammläsionen geben. Ein- und beidseitige Reflexausfälle liefern differenzierte Diagnosen bei Schallleitungs‑ und Schallempfindungsschwerhörigkeit. Die Prüfung erfolgt mit Tympanometriegeräten, die Reflexschwellen und -latenzen aufzeichnen. Klinisch wichtig ist sie bei neuralen Hörstörungen und Otosklerose.
In Hörgeräten bezeichnet akustische Signalverarbeitung die Umwandlung von Mikrofonsignalen in optimierte Tonsignale für den Träger. Digitale Chips filtern Störgeräusche, verstärken Sprache und passen sich dynamisch der Umgebung an. Techniken wie Feedback‑Unterdrückung und adaptive Richtmikrofone verbessern die Hörqualität in lauten Umgebungen. Fortschrittliche Systeme nutzen KI, um Hörpräferenzen zu lernen und automatisch Szenen zu erkennen. Signalverarbeitung ist entscheidend für natürliches Hören mit Hörsystemen.
Der Stapediusreflex ist eine unwillkürliche Kontraktion des Stapediusmuskels bei intensivem Schallreiz. Durch Anheben der Steigbügelfußplatte wird die Schallübertragung auf das Innenohr verringert und dieses geschützt. Reflexmessungen geben Aufschluss über die Funktion von Mittelohr, N. facialis und Hirnstamm. Eine fehlende oder asymmetrische Reflexantwort kann auf Otosklerose oder Hirnnervschädigungen hindeuten. Der Reflex ist Teil der Standard‑Tympanometrie in der audiologischen Diagnostik.
Ein akustisches Trauma entsteht durch plötzliche, extrem laute Schallereignisse wie Explosionen oder Knalltraumata. Es führt zu Haarszellenschäden im Innenohr, was oft mit Tinnitus und bleibendem Hörverlust einhergeht. Sofortmaßnahmen beinhalten Kortikosteroide zur Entzündungshemmung und Hochdruckoxygenierung. Langzeitfolgen können Sprachverständniseinschränkungen und Hyperakusis sein. Prävention durch Gehörschutz ist entscheidend, um akustische Traumata zu vermeiden.
Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis) ist der schrittweise, physiologische Hörverlust im höheren Lebensalter. Hauptsächlich sind Haarzellen im Innenohr und neuronale Verbindungen betroffen, was zu vermindertem Sprachverständnis führt. Symptome zeigen sich vor allem im hohen Frequenzbereich und bei Hintergrundgeräuschen. Hörgeräteversorgung und Hörtraining können Lebensqualität und Kommunikation deutlich verbessern. Präventive Maßnahmen wie Lärmschutz und Ernährung spielen eine unterstützende Rolle.
Die Alveolarmembran im Innenohr ist eine feine Schicht, die Haarzellen im Corti‑Organ trägt und Schwingungen in neuronale Signale umsetzt. Sie sorgt für die präzise Frequenztrennung entlang der Cochlea. Veränderungen oder Schädigungen der Membran beeinträchtigen die Tonhöhenerkennung und Lautstärkewahrnehmung. Histologische Untersuchungen zeigen, dass Alter und Lärmexposition die Elastizität der Membran vermindern. Biologische Forschung zielt auf regenerative Therapien zur Wiederherstellung dieser Membran ab.
Der Amboss ist das mittlere der drei Gehörknöchelchen im Mittelohr und überträgt Vibrationen vom Hammer zum Steigbügel. Er fungiert als Hebel, der den Schalldruck erhöht, bevor die Schwingungen ins Innenohr weitergeleitet werden. Durch diese Verstärkung sichert der Amboss eine effiziente Umwandlung von Luft‑ in Knochenschall. Funktionsstörungen wie Verknöcherung (Otosklerose) können eine Schallleitungsschwerhörigkeit verursachen. Für detaillierte Informationen zur Schallleitungskette und Testverfahren siehe Rinne‑ und Weber‑Test.
Die Amplitude beschreibt die Auslenkung einer Schallwelle und bestimmt die wahrgenommene Lautstärke. Sie wird als Schalldruckpegel in Dezibel gemessen und korreliert direkt mit der Hörempfindung. Hohe Amplituden können zu Haarszellenschäden führen, niedrige Amplituden liegen nahe der Hörschwelle. In der Audiometrie zeigt die Amplitude die dynamische Bandbreite eines Gehörs an. Technische Anwendungen regeln Amplituden, um Verzerrungen in Hörgeräten zu minimieren.
Amplitude‑Modulation (AM) bezeichnet die Veränderung der Schallamplitude nach einem Modulationssignal, etwa Sprach- oder Musiksignalen. Im Hörtest wird AM genutzt, um die Modulationsempfindlichkeit des Ohrs zu prüfen. Eine verringerte Wahrnehmung von AM kann auf zentrale Hörverarbeitungsstörungen hinweisen. In Hörgeräten hilft AM‑Erkennung, Sprache von Störgeräuschen zu trennen. Psychoakustische Experimente mit AM liefern Einblicke in neuronale Codierungsmechanismen im auditorischen System.
Anakusis bezeichnet den vollständigen Verlust des Hörvermögens, bei dem weder Luft‑ noch Knochenleitung noch geringste akustische Reize wahrnehmbar sind. Sie kann angeboren sein oder durch schwere Schädigungen des Innenohrs, des Hörnervs oder zentraler Hörbahnen entstehen. Betroffene sind in ihrer Kommunikation komplett auf visuelle und taktile Hilfen wie Gebärdensprache oder Vibro‑Alerts angewiesen. Medizinisch wird Anakusis mithilfe von Ton‑ und Sprach‑Audiometrie sowie otoakustischen Emissionen und evozierte Potentiale geprüft, um das Ausmaß und den Ursprungsort der Schädigung zu bestimmen.
Analoge Hörgeräte verstärken akustische Signale kontinuierlich ohne digitale Signalverarbeitung. Sie arbeiten mit einfachen Verstärkerstufen und Filtern, sind kostengünstig, aber weniger flexibel als digitale Modelle. Anpassungen erfolgen mechanisch oder über Potentiometer, was Feintrimmung erschwert. Heute werden analoge Geräte selten eingesetzt, hauptsächlich in einfachen Anwendungen oder als Backup. Ihre Klangqualität gilt gegenüber digitalen Systemen als weniger natürlich.
Anisoakusis beschreibt eine unterschiedliche Hörschwelle beider Ohren, oft durch einseitige Mittelohr‑ oder Innenohrschäden verursacht. Audiometrisch zeigt sich eine Asymmetrie zwischen Luft‑ und Knochenleitungskurven. Clinically kann Anisoakusis auf Otosklerose, Menière‑Erkrankung oder neurale Läsionen hinweisen. Therapie richtet sich nach der Ursache, etwa chirurgische Eingriffe oder Hörgeräteversorgung. Monitoring der Anisoakusis hilft, Krankheitsverlauf und Therapieerfolg zu beurteilen.
Antiemetika lindern Übelkeit und Erbrechen, die bei vestibulären Störungen wie Innenohrentzündung auftreten. Sie greifen meist an Histamin‑ oder Dopaminrezeptoren im Brechzentrum an. Durch Reduktion von Begleitsymptomen verbessern sie die Therapietoleranz von Vestibulartrainings. Langzeitanwendung erfordert Monitoring, da Nebenwirkungen wie Müdigkeit auftreten können. In der HNO-Praxis kombiniert man Antiemetika mit vestibulärer Rehabilitation für optimale Ergebnisse.
Vestibuläre Dysfunktionen beeinflussen Hirnareale, die Appetit und Übelkeit steuern. Störungen der Gleichgewichtswahrnehmung führen häufig zu Essstörungen und Gewichtsverlust. Therapien umfassen vestibuläres Training und pharmakologische Unterstützung, um Essverhalten zu normalisieren. Ernährungsempfehlungen mit leicht verdaulichen Nahrungsmitteln reduzieren Begleitsymptome. Interdisziplinäre Betreuung durch HNO, Neurologie und Ernährungstherapeuten verbessert die Lebensqualität.
Arbiträre Schallquellen sind unvorhersehbare, zufällige Geräusche in der Umwelt, die nicht zu Sprachmustern gehören. Sie erschweren das Sprachverständnis und erhöhen die kognitive Belastung beim Hören. Hörgerätealgorithmen müssen solche Störgeräusche erkennen und herausfiltern. Laborversuche mit arbiträren Signalen testen die Robustheit von Hörsystemen. Psychoakustische Studien untersuchen, wie das Gehirn willkürliche Geräusche von relevanten Signalen trennt.
Der arterielle Druck im Innenohr gewährleistet ausreichende Blutversorgung der Haarzellen und neuronalen Strukturen. Sinkt der Druck, kann es zu Ischämie und Hörverlust kommen. Gefäßmedizinische Untersuchungen messen Durchblutungsparameter, um Gefäßengpässe zu erkennen. Therapieoptionen reichen von medikamentöser Erweiterung bis zu mikrochirurgischen Eingriffen. Stabile Perfusion ist entscheidend für Hörgesundheit und Regeneration sensorischer Zellen.
Der Artikulationsindex (AI) gibt den Anteil der Sprachlaute an, die bei einem Hörgeräteträger korrekt wiedergegeben werden. Er wird in Sprachaudiometrie erhoben und als Wert zwischen 0 und 1 dargestellt. Ein hoher AI (> 0,7) bedeutet gute Sprachverständlichkeit, niedrige Werte deuten auf Anpassungsbedarf hin. AI-Messungen helfen, Hörgeräteprogramme zu optimieren und Rehabilitationsfortschritte zu dokumentieren. Der Index korreliert eng mit subjektivem Hörkomfort im Alltag.
Bei Gehörgangsatresie fehlt angeboren der äußere Gehörgang, was zu kompletter Schallleitungsblockade führt. Betroffene erleiden einseitige oder beidseitige Leitungsschwerhörigkeit. Chirurgische Eröffnung (Atresieplasty) kann das Hörvermögen zum Teil wiederherstellen. Audiologische Versorgung umfasst Knochenleitungshörsysteme bis zur OP. Langzeit‑Follow‑up prüft Narbenbildung und Hörgewinn.
Ein Audiogramm ist eine Graphik, die Hörschwellen über verschiedene Frequenzen darstellt. Luft‑ und Knochenleitung werden getrennt gemessen, um Schallleitungs‑ von Schallempfindungsschwerhörigkeit zu unterscheiden. Normalwerte liegen bei 0–20 dB; Abweichungen zeigen Verlustgrade an. Audiogramme sind Grundlage jeder hörmedizinischen Diagnose und Therapieplanung. Moderne digitale Audiometer speichern und vergleichen Kurvenverläufe automatisch.
Ein Audiologe ist ein Facharzt oder Wissenschaftler, der auf Diagnostik und Therapie von Hör‑ und Gleichgewichtsstörungen spezialisiert ist. Er führt komplexe Tests wie AEP, OAE und Sprachaudiometrie durch. Audiologen arbeiten interdisziplinär mit HNO-Ärzten, Neurologen und Hörgeräteakustikern. Sie entwickeln individuelle Rehabilitationspläne und begleiten Patienten langfristig. Die Ausbildung umfasst Medizin, Neurowissenschaften und Technik.
Audiologie ist das interdisziplinäre Fachgebiet, das sich mit Hören, Gleichgewicht und auditorischer Verarbeitung befasst. Es vereint Aspekte der Medizin, Physik, Psychologie und Technik. Audiologen erforschen Hörmechanismen, entwickeln Diagnostikverfahren und optimieren Hörhilfen. Klinische Audiologie umfasst Screening, Differentialdiagnostik und Therapie. Ziel ist Erhalt und Verbesserung der Hör- und Kommunikationsfähigkeit.
Audiometrie bezeichnet alle Messmethoden zur Bestimmung von Hörschwellen und Sprachverständlichkeit. Dazu zählen Ton‑, Sprach‑ und objektive Messungen wie OAE und AEP. Ergebnisse fließen in Hörgeräteanpassung und Therapiekontrolle. Moderne Audiometriegeräte nutzen computergestützte Verfahren und automatisierte Protokolle. Regelmäßige Audiometrie dient der Verlaufskontrolle bei Lärmarbeit oder ototoxischer Medikation.
Auditive evozierte Potentiale sind elektrische Signale im Gehirn, die als Reaktion auf Schallreize gemessen werden. Sie erlauben objektive Beurteilung der Hörbahn von Ohr bis Kortex. AEP werden bei Neugeborenen‑Screening, bei Verdacht auf Hirnstammläsionen und bei neurologischen Erkrankungen eingesetzt. Verschiedene Wellenkomponenten geben Aufschluss über einzelne Stationen der Hörbahn. Die Untersuchung erfolgt per Kopfhautelektroden, ohne aktive Mitarbeit des Patienten.
Auditive Rückkopplung entsteht, wenn Hörgerätmikrofone den verstärkten Schall aus dem Hörer erneut aufnehmen und in eine Rückkopplungsschleife geraten. Dies äußert sich als Pfeifen oder Brummen und kann das Hörerlebnis stark beeinträchtigen. Moderne Hörsysteme nutzen adaptive Algorithmen, um Rückkopplungen in Echtzeit zu erkennen und zu unterdrücken. Akustische Anpassungen wie enge Otoplastiken reduzieren das Risiko zusätzlich. Ein optimales Mikrofon‑Hörer‑Abstand-Design minimiert Rückkopplung bereits mechanisch.
Auditive Verarbeitung umfasst die zentralen Prozesse zur Analyse und Interpretation von Schallsignalen im Gehirn. Sie beinhaltet Merkmalsextraktion, Sprachverständnis und Klanglokalisation. Störungen der auditiven Verarbeitung zeigen sich in Schwierigkeiten, Sprache bei Hintergrundlärm zu verstehen. Neuropsychologische Tests und zentrale Audiometrieverfahren helfen bei der Diagnostik. Rehabilitation durch Hörtraining zielt auf Plastizität des auditorischen Kortex ab.
Der auditive Kortex im oberen Temporallappen ist die zentrale Verarbeitungsstation für Klanginformationen. Hier werden Frequenz, Lautstärke, Rhythmus und Richtung von Schall ausgewertet. Plastische Veränderungen im Kortex ermöglichen Lernprozesse wie Hörtraining und Tinnitusbewältigung. Läsionen führen zu zentralen Hörstörungen und Sprachverständnisdefiziten. Bildgebende Verfahren (fMRI, PET) untersuchen Aktivitätsmuster während akustischer Reize.
Die ABR misst Wellen elektrischer Aktivität entlang der Hörbahn im Hirnstamm nach Klickreizen. Sie dient der objektiven Diagnostik von Hörschwellen und neuralen Leitungsstörungen. ABR ist Standard im Neugeborenen-Screening und bei Verdacht auf akustikusneurinom. Analyse der Wellenlatenzen erlaubt Rückschlüsse auf Läsionsorte von Ohr bis Hirnstamm. Untersuchung erfolgt schmerzfrei per Kopfhautelektroden.
Aurikuläre Stimulation nutzt elektrische oder mechanische Reize an der Ohrmuschel zur Beeinflussung neuronaler Netzwerke. Sie findet Anwendung in Schmerztherapie, Tinnitusbehandlung und vestibulären Rehabilitationsprogrammen. Stimulation kann die Durchblutung fördern und neuronale Plastizität anregen. Klinische Studien untersuchen Effekte auf chronischen Tinnitus und Schwindel. Sicherheitsprofil gilt als gut, Nebenwirkungen sind selten.
Aurikulotherapie ist eine Form der Ohrakupunktur, bei der bestimmte Punkte an der Ohrmuschel behandelt werden, um systemische Effekte zu erzielen. Sie wird ergänzend bei Tinnitus, Schwindel und Stress eingesetzt. Die Wirksamkeit ist wissenschaftlich umstritten, dennoch berichten Patienten von subjektiver Besserung. Behandelt werden Punkte, die bestimmten Organen und Nervenreflexzonen entsprechen. Aurikulotherapie ist Teil integrativer HNO‑ und Schmerztherapiekonzepte.
Das Außenohr umfasst Ohrmuschel und äußeren Gehörgang und leitet Schallwellen zum Trommelfell. Die Form der Ohrmuschel verstärkt bestimmte Frequenzen und unterstützt die Richtungswahrnehmung. Erkrankungen wie Exostosen oder Otitis externa beeinträchtigen die Schallaufnahme. Audiologische Untersuchungen prüfen Durchgängigkeit und Resonanz des Außenohrs. Chirurgische Eingriffe können Form und Funktion bei Fehlbildungen wiederherstellen.
Autophon bezeichnet die Wahrnehmung der eigenen Stimme über Knochenleitung, die zu einem dumpferen Klang führt. Dieser Effekt entsteht, weil Schwingungen direkt über Schädelknochen ins Innenohr gelangen. Beim Sprechen nehmen wir unsere Stimme lauter und voller wahr als Außenstehende. Autophonie kann bei Tubenfunktionsstörungen oder nach Mittelohroperationen verstärkt auftreten. Audiometrische Tests trennen Luft‑ von Knochenleitung, um Autophonie zu diagnostizieren.
B
Das Balanceorgan im Innenohr, bestehend aus den drei Bogengängen und Sacculus bzw. Utriculus, steuert das Gleichgewicht und die räumliche Orientierung. Bewegungen des Kopfes versetzen die Endolymphe in den Bogengängen in Fluss, wodurch Haarzellen mechanisch gereizt werden. Diese Reize werden über den Vestibularnerv an das Gehirn weitergeleitet und dort mit visuellen und propriozeptiven Informationen kombiniert. Störungen können Schwindel, Übelkeit und Gleichgewichtsschwankungen hervorrufen. Diagnostisch kommen Kalorische Prüfung und VEMP-Tests zum Einsatz.
Die Basiliarmembran verläuft spiralig durch die Cochlea und trägt das Corti‑Organ mit seinen Haarzellen. Schallwellen im Innenohr induzieren Wanderwellen auf der Membran, deren Ort der maximalen Auslenkung die wahrgenommene Tonhöhe bestimmt. Je nach Frequenz schwingen unterschiedliche Abschnitte der Membran, was die tonotopische Organisation im auditorischen System ermöglicht. Schäden an der Basiliarmembran beeinträchtigen Frequenzauflösung und Sprachverständlichkeit. Forschungen zu regenerativen Therapien zielen darauf ab, ihre Funktion nach Lärmschäden wiederherzustellen.
Beidseitige Schwerhörigkeit liegt vor, wenn beide Ohren einen messbaren Hörverlust aufweisen. Sie kann symmetrisch oder asymmetrisch auftreten und verschiedene Ursachen haben, etwa Lärmeinwirkung, genetische Faktoren oder Alterungsprozesse. Betroffene leiden häufig an vermindertem Sprachverständnis und sozialer Isolation. Die Versorgung erfolgt meist mit beidseitig angepassten Hörgeräten oder Cochlea‑Implantaten. Regelmäßige audiologische Kontrollen sichern die optimale Einstellung der Hörsysteme.
Die Békésy‑Audiometrie ist ein Verfahren zur Messung der Hörschwelle, bei dem der Patient einen Dauertonknopf drückt, sobald er Schall hört, und loslässt, wenn er ihn nicht mehr hört. Parallel wird der Schalldruck kontinuierlich variiert, sodass man Rückschlüsse auf Schwellenlagen und Adaptationsverhalten ziehen kann. Das Verfahren liefert differenzierte Informationen über Hörschwellen bei ein- und beidseitigen Untersuchungen. Es eignet sich besonders zur Diagnostik von Schallempfindungsschwerhörigkeiten. Heute wird es durch automatisierte computergestützte Tests ergänzt.
Ein Belag auf dem Trommelfell entsteht häufig durch entzündliche Prozesse wie Otitis media oder durch chronische Feuchtigkeit im Gehörgang. Er kann das Trommelfell in seiner Schwingungsfähigkeit hemmen und zu Schallleitungsschwerhörigkeit führen. Otoskopisch zeigt sich der Belag als weißliche oder gelbliche Schicht. Behandlung erfolgt durch mikroskopische Reinigung und ggf. topische Antibiotika. Eine Nachkontrolle per Tympanometrie stellt die Wiederherstellung der Trommelfellfunktion sicher.
Die Belästigungslautstärke ist ein psychoakustischer Maßstab dafür, wie störend ein Geräusch empfunden wird, unabhängig von seinem Schalldruckpegel. Sie wird in Studien durch Befragung von Probanden ermittelt und fließt in Lärmschutzrichtlinien ein. Faktoren wie Tonhöhe, Dauer und Kontext beeinflussen die subjektive Belästigung. Maßnahmen zur Reduktion umfassen Schallschutzwände, Raumakustikoptimierung und Gehörschutz. Für die Planung von Wohn- und Arbeitsbereichen sind Belästigungspegel wichtige Kenngrößen.
Eine Belüftungsstörung der Paukenhöhle entsteht, wenn die Eustachische Röhre nicht richtig öffnet und schließt. Dadurch kann kein Druckausgleich zwischen Mittelohr und Nasen-Rachen-Raum erfolgen. Symptome sind Druckgefühl, Hörminderung und wiederkehrende Otitiden. Diagnostisch dient Tympanometrie, therapeutisch helfen Tubenkatheter, nasale Steroide oder Ballondilatation. Chronische Fälle können eine Paukenröhrchen-Implantation erfordern.
Ein Paukenröhrchen ist ein kleines Röhrchen, das operativ ins Trommelfell eingesetzt wird, um die Belüftung des Mittelohrs dauerhaft zu gewährleisten. Es verhindert Flüssigkeitsansammlungen und wiederkehrende Mittelohrentzündungen. Die Röhrchen fallen meist nach einigen Monaten von selbst heraus, sobald das Trommelfell geheilt ist. Nachkontrollen per Otoskopie und Tympanometrie sichern den Therapieerfolg. Bei Erwachsenen kommen sie seltener zum Einsatz als bei Kindern.
Beim benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel (BPLS) lösen sich Otolithen im hinteren Bogengang und reizen dort die Cupula. Schon kleine Kopfbewegungen führen zu heftigen, kurz anhaltenden Schwindelattacken. Die Diagnose erfolgt klinisch durch den Dix‑Hallpike-Test. Die Epley‑Manöver repositionieren die Otolithen und lindern die Symptome meist sofort. Rezidive sind häufig, daher können Patienten einfache Lagerungsübungen erlernen.
Benzodiazepine können in seltenen Fällen ototoxisch wirken und zu Schwindel, Tinnitus oder Hörminderung führen. Die Wirkstoffe beeinflussen GABAerge Neurotransmission im auditorischen System. Symptome reversibel nach Absetzen, in schweren Fällen persistierend. Audiometrische Kontrolle empfohlen bei Langzeittherapie. Alternativen wie SSRIs werden erwogen, um Ototoxizität zu vermeiden.
Berufsbedingter Hörverlust entsteht durch chronische Lärmbelastung am Arbeitsplatz, etwa in der Industrie oder im Bauwesen. Er manifestiert sich meist als Schallempfindungsschwerhörigkeit im Hochtonbereich. Prävention durch Gehörschutz, Lärmminderung und regelmäßige Audiometrie ist gesetzlich vorgeschrieben. Früherkennung erlaubt rechtzeitige Anpassung von Schutzmaßnahmen. Rehabilitation umfasst Hörgeräteversorgung und Lärmunempfindlichkeits-Training.
Einige Analgetika und Antibiotika (z. B. Aminoglykoside) wirken ototoxisch und können Haarzellen im Innenohr schädigen. Symptome reichen von Tinnitus bis hin zu permanentem Hörverlust. Dosisreduktion oder Substanzwechsel kann frühe Schädigungen oft rückgängig machen. Regelmäßige otoakustische Emissionstests überwachen die Cochlea-Funktion während der Therapie. Interdisziplinäre Abstimmung zwischen HNO und Onkologie verhindert Hörschäden.
Binaurale Interaktion bezeichnet die Verarbeitung unterschiedlicher Signale beider Ohren im Gehirn zur Lokalisierung und Unterscheidung von Schallquellen. Sie ermöglicht Räumlichkeitsempfinden und Sprachverstehen in Lärm. Störungen führen zu vermindertem Richtungshören und Kommunikationsproblemen. Audiologische Tests wie Binaural Masking Level Difference quantifizieren die Interaktion. Hörsysteme fördern sie durch synchronisierte Signalverarbeitung.
Die binaurale Lokalisierung nutzt Zeit- und Pegeldifferenzen zwischen den Ohren, um Schallrichtung zu bestimmen. Kleine Laufzeitunterschiede (ITD) und Lautstärkeunterschiede (ILD) werden im superioren Olivenkern ausgewertet. Präzises Richtungshören ist essenziell für Sprachverstehen und Sicherheit im Straßenverkehr. Hörgeräte mit binauraler Vernetzung erhalten diese Fähigkeit durch koordiniertes Mikrofon-Processing. Tests im freien Schallfeld überprüfen die Lokalisationsgenauigkeit.
Binaurale Redundanz bezeichnet den Vorteil, wenn beide Ohren dasselbe Signal empfangen, was die Erkennbarkeit erhöht. Im Lärm verbessert sich das Sprachverstehen, da das Gehirn multiple Kopien des Signals nutzt. Redundanzeffekte lassen sich in Sprachaudiometrie messen. Hörgeräte sollten redundante Informationen nicht reduzieren, um Verständlichkeit zu maximieren.
Binaurale Summation beschreibt die verbesserte Wahrnehmung von Lautstärke und Erkennungsschwelle, wenn beide Ohren beteiligt sind. Die kombinierte Information führt zu einem Lautheitsgewinn von etwa 3 dB gegenüber monauralem Hören. Dieser Effekt unterstützt das Hören in geräuschvoller Umgebung. Klinisch berücksichtigt man ihn bei beidseitiger Hörgeräteversorgung.
Die binaurale Unterdrückung beschreibt, wie das Gehirn Störgeräusche unterdrückt, wenn Nutzsignal und Masker phasendifferenziert beiden Ohren zugeführt werden. Der Masking Level Difference (MLD) quantifiziert den Hörgewinn durch phasenoptimierte Reize. Tests dazu helfen, zentrale Hörverarbeitungsstörungen zu diagnostizieren. Moderne Hörgeräte nutzen diese Erkenntnisse, um Signal‑zu‑Rausch‑Verhältnisse zu verbessern.
Binaurale Versorgung bedeutet die gleichzeitige Anpassung von Hörsystemen auf beiden Ohren. Sie erhält Lokalisation, Sprachverständnis und Klangqualität. Klinische Studien zeigen bessere Hörleistungen und geringere Höranstrengung im Vergleich zur monauralen Versorgung. Synchronisierte Programme und Mikrofone optimieren binaurale Effekte.
Binaurales Hören ist das Zusammenspiel beider Ohren zur räumlichen Klangwahrnehmung. Es ermöglicht Richtungshören, Lärmunterdrückung und Sprachverständnis in komplexen akustischen Situationen. Der superior olivary complex im Hirnstamm ist zentrale Verarbeitungsstation. Verlust eines Ohres reduziert diese Fähigkeiten deutlich. Rehabilitation zielt auf Maximierung verbliebener binauraler Effekte.
Ein biphasischer Tinnitus-Masker erzeugt abwechselnd zwei verschiedene Frequenzen, um Tonus und Wahrnehmung des Tinnitus zu modulieren. Durch Phasenverschiebungen wird die neuronale Adaptation gebrochen, was zu stärkerer Linderung führt. Masker können in Hörgeräten oder eigenständigen Geräten integriert sein. Klinische Studien belegen kurzfristige Reduktion der Tinnituslautstärke.
Die Bit-Tiefe gibt an, wie viele Bits zur Darstellung eines Audiosamples verwendet werden und bestimmt die Dynamikauflösung. Höhere Bit-Tiefe ermöglicht feinere Abstufungen und geringeres Quantisierungsrauschen. In Hörgeräten beeinflusst sie Klangtreue und Rauscharmut. Übliche Werte liegen bei 16–24 Bit, professionelle Systeme nutzen bis 32 Bit.
Der Blaupunkt-Effekt beschreibt eine vorübergehende Erhöhung der Hörschwelle nach Lärmbelastung. Betroffene nehmen Töne leiser wahr, bis sich die Haarzellen erholt haben. Das Phänomen zeigt die Schutzfunktion der akustischen Adaptation. Langfristige oder wiederholte Belastung kann zu permanentem Hörverlust führen. Audiometrische Kontrollen dokumentieren Erholungszeiten.
Bluetooth-Hörgeräte nutzen drahtlose Funktechnik, um Audiosignale direkt von Telefon, Fernseher oder Computer zu empfangen. Sie verbessern Sprachverständnis und Komfort, da Umgebungsgeräusche ausgeblendet werden. Niedrige Latenz und binaurale Synchronisation sind wichtige Qualitätsmerkmale. Akkubetriebene Modelle vermeiden Batteriewechsel. Kompatibilität mit Standard-Profilen (APT-X, LE) sichert breite Einsatzmöglichkeiten.
Die drei Bogengänge im Vestibularapparat (horizontal, superior, posterior) registrieren Drehbewegungen des Kopfes. Sie sind mit Endolymphe gefüllt und enthalten Haarzell-Sensoren in der Cupula. Jede Bewegung erzeugt eine spezifische Strömung, die an das Gehirn weitergeleitet wird. Erkrankungen wie BPLS betreffen vor allem die posterioren Bogengänge. Funktionstests sind Kalorische Prüfung und Video‑Nystagmographie.
Knochenleitung überträgt Schall durch Vibration des Schädels direkt zum Innenohr, bypassing Außenohr und Mittelohr. Sie wird in Audiometrie zur Abgrenzung von Schallleitungs‑ und Schallempfindungsschwerhörigkeit genutzt. Bone‑Conduction-Hörsysteme versorgen Patienten mit Mittelohrproblemen. Moderne Implantate wie BAHS bieten dauerhafte Knochenleitungslösungen.
Bonebridge ist ein aktives transkutanes Knochenleitungsimplantat, das Schallvibrationen direkt ins Felsenbein leitet. Es eignet sich für Patienten mit Schallleitungsschwerhörigkeit und einseitiger Taubheit. Die externe Soundprozessor-Einheit überträgt Signale magnetisch an das implantierte Vibrationsmodul. Klinische Studien zeigen hohe Patientenzufriedenheit und Sprachverständnis.
Während Ohroperationen kann die Reizung des N. vagus zu Bradykardie führen, da parasympathische Fasern stimuliert werden. Anästhesisten überwachen Herzfrequenz und Blutdruck engmaschig. Präventiv werden vagolytische Medikamente gegeben. Chirurgen arbeiten schonend, um Druck auf den Meatus und Rundfenster zu minimieren. Ereignisse erfordern sofortige kardiologische Intervention.
Brummen im Ohr beschreibt tieffrequente, oft pulsatile Geräusche, die Betroffene als störend empfinden. Ursachen sind vaskuläre Turbulenzen, Muskelzittern oder Hörgerätfeedback. Diagnostisch hilft Auskultation und Doppler-Sonographie, um vaskuläre Ursachen auszuschließen. Therapeutisch kommen Masker, Biofeedback oder medikamentöse Gefäßtherapie zum Einsatz. Chronisches Brummen kann die Lebensqualität stark beeinträchtigen.
C
Der Caloric Test überprüft die Funktion der horizontalen Bogengänge, indem mit warmem oder kaltem Wasser bzw. Luft Reize im Gehörgang gesetzt werden. Die Temperaturdifferenz erzeugt eine Konvektion der Endolymphe, die Nystagmus (unkontrollierbare Augenbewegungen) hervorruft und so die Vestibularfunktion sichtbar macht. Die Stärke und Richtung des Nystagmus liefern Hinweise auf die Unversehrtheit des Gleichgewichtsorgans und seiner zentralen Verschaltungen. Dieses Verfahren ist besonders wichtig zur Diagnose einseitiger vestibulärer Ausfälle und zur Abklärung von Schwindelsymptomen. Nebenwirkungen sind selten, können aber kurzfristig Übelkeit oder Schwindel verstärken.
Der Canalis semicircularis ist ein mit Endolymphe gefüllter knöcherner Kanal im Innenohr, der Drehbewegungen des Kopfes registriert. Jeder der drei orthogonal angeordneten Kanäle (horizontal, superior, posterior) enthält eine Sensorkapsel (Ampulle) mit Haarzellen, die bei Fluss der Flüssigkeit mechanisch gereizt werden. Diese Reize werden über den Vestibularteil des VIII. Hirnnervs an das Gehirn weitergeleitet und sind essenziell für Gleichgewicht und räumliche Orientierung. Störungen oder Blockaden in den Bogengängen, wie sie beim benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel auftreten, führen zu heftigen Schwindelanfällen. Die Kalorische Prüfung und Video‑Nystagmographie sind Standardmethoden, um ihre Funktion zu testen.
Der Musculus capitis transversus, auch Teil des tiefen Nackenmuskels, setzt am Processus mastoideus an und stabilisiert Kopfbewegungen. Seine Anspannung kann indirekt den Druck im Mittelohr beeinflussen, da der Schädelknochen leichte Verformungen überträgt. In der postaurikulären Region gelegene Verspannungen dieses Muskels werden gelegentlich mit Ohrenschmerzen und Tinnitus assoziiert. Manuelle Therapie und physiotherapeutische Dehnübungen lösen muskuläre Dysbalancen und lindern Begleitsymptome. In der klinischen Untersuchung achtet der Therapeut auf Ausstrahlung von Schmerzen Richtung Ohr.
Ein cartilaginäres Ohrpassstück ist eine individuelle Otoplastik aus flexiblem Material, das in den Gehörgang eingesetzt wird und Hörgeräteteile dicht abschließt. Es überträgt Schall optimal an das Innengerät und verhindert Rückkopplungen. Durch die weiche Beschaffenheit passt es sich der Ohrform an und bietet Tragekomfort über lange Stunden. Hygienische Reinigung und regelmäßiger Austausch sind wichtig, um Cerumenablagerung und Hautreizungen zu vermeiden. Maßgefertigte Passstücke verbessern Klangqualität und Sprachverständlichkeit deutlich.
Der cerebrale Hörverlust resultiert aus Schädigungen zentraler Hörbahnen oder Hörrinde, nicht jedoch aus Problemen im Ohr selbst. Ursachen können Schlaganfall, Tumoren oder traumatische Hirnverletzungen sein. Betroffene haben häufig normales peripheres Hörvermögen, leiden aber unter schlechter Sprachverständlichkeit und zentralen Verarbeitungsstörungen. Diagnostisch helfen evozierte Potentiale (AEP) und bildgebende Verfahren wie MRT. Rehabilitation umfasst spezielles Hörtraining, das neuronale Plastizität fördert.
Cerumen, auch Ohrenschmalz genannt, ist eine schützende Mischung aus Absonderungen der Cerumendrüsen und abgestorbenen Hautzellen im äußeren Gehörgang. Es fängt Staub und Keime ab und verhindert Infektionen, indem es antimikrobielle Substanzen enthält. Normale Selbstreinigung erfolgt durch Kieferbewegungen beim Sprechen und Kauen. Übermäßige Cerumenbildung kann jedoch den Gehörgang verstopfen und zu Hörminderung, Juckreiz oder Entzündungen führen. Bei Pfropfbildung entfernt der HNO-Arzt das Cerumen schonend unter Sicht.
Cerumen obturans beschreibt eine kompakte Ohrenschmalzpfropf, die den Gehörgang nahezu vollständig verschließt. Sie entsteht durch übermäßige Produktion oder falsche Reinigung, z. B. mit Wattestäbchen. Symptome sind Hörminderung, Druckgefühl und gelegentlich Tinnitus. Die Entfernung erfolgt mikro-skopisch oder durch Spülung mit lauwarmem Wasser. Regelmäßige Kontrolle und prophylaktische Tropfen verhindern Rezidive.
Cerumenmanagement umfasst Techniken zur sicheren Entfernung von Ohrenschmalz, zum Beispiel manuelle Mikroabsaugung, Spülung oder cerumenlösende Tropfen. Ziel ist die Wiederherstellung der Gehörgangsoffenheit ohne Trommelfellverletzung. Fachgerechtes Management reduziert Komplikationen wie Cerumen obturans oder Fremdkörper im Ohr. Audiologische Kontrollen vor und nach dem Eingriff sichern den Therapieerfolg. Patienten erhalten Anleitung zur schonenden Eigenpflege.
Der Ductus cochlearis ist der mit Endolymphe gefüllte knöcherne Gang in der Cochlea, in dem sich das Corti‑Organ befindet. Er trennt Scala vestibuli und Scala tympani und ermöglicht durch die Basiliarmembran die Frequenzanalyse. Schwingungen der Endolymphe versetzen die Membran in Bewegung und stimulieren Haarzellen. Schäden am Ductus cochlearis führen zu sensorineuralem Hörverlust und beeinträchtigen Tonotopie. Histologische Studien untersuchen Regenerationspotenzial dieser Struktur.
Die Chorda tympani ist ein Ast des Nervus facialis, der Geschmackssinn aus den vorderen zwei Dritteln der Zunge vermittelt und durch die Paukenhöhle zieht. Während Otitis media oder Mittelohrchirurgie kann der Nerv irritiert werden, was zu Geschmacksstörungen (Dysgeusie) führt. Meist klingen Symptome nach Abheilung oder Entfernen von Entzündungsreizen ab. Chronische Läsionen erfordern neurologische Abklärung. Die Funktion der Chorda tympani wird häufig bei geschmacksbezogenen Beschwerden getestet.
Chorda‑Myositis bezeichnet eine Entzündung der Muskulatur um die Chorda tympani oder angrenzende Strukturen im Mittelohr. Sie kann Schmerzen, Tinnitus und vorübergehende Hörminderung verursachen. Ursachen sind meist virale Infektionen oder Autoimmunreaktionen. Behandlung erfolgt mit entzündungshemmenden Medikamenten und Physiotherapie. Differentialdiagnostisch sind Otitis media und Neuralgien auszuschließen.
Chronische Otitis ist eine lang andauernde Entzündung des Mittelohrs, oft mit Trommelfellperforation und wiederkehrenden Ergüssen. Symptome sind chronischer Ausfluss (Otorrhoe), Hörminderung und gelegentlich Schmerzepisoden. Therapie umfasst chirurgische Sanierung, Tympanoplastik und Antibiotikatherapie. Langzeitkontrollen verhindern Komplikationen wie Cholesteatom. Audiometrie dokumentiert die Entwicklung der Hörfunktion.
Ein CIC‑Hörgerät (Completely‑in‑Canal) sitzt vollständig im Gehörgang und ist nahezu unsichtbar. Es nutzt die natürliche Schalltrichterfunktion des Außenohrs und bietet guten Tragekomfort. Aufgrund der kleinen Bauform sind Reichweite und Batteriegröße limitiert, dafür ist es ideal bei leichter bis mittelschwerer Schwerhörigkeit. Anpassung erfordert exakten Ohrabdruck und Feintuning durch den Akustiker. Regelmäßige Reinigung ist wichtig, um Cerumenablagerungen zu vermeiden.
Die Cochlea (Schnecke) ist das spiralige Innenohrorgan, in dem Schall in neuronale Signale umgewandelt wird. Auf ihrer Basiliarmembran sitzen Haarzellen, die je nach Auslenkungsort unterschiedliche Frequenzen kodieren. Sensorische Transduktion erfolgt durch mechano‑elektrische Umwandlung in den Haarzellen. Schäden der Cochlea sind Hauptursache für sensorineuralen Hörverlust. Forschung an Cochlea‑Regeneration zielt auf Wiederherstellung verlorener Haarzellen ab.
Ein Cochlea‑Implantat ist eine elektronische Innenohrprothese, die Schallsignale in elektrische Impulse umwandelt und direkt an den Hörnerv abgibt. Es besteht aus externem Sprachprozessor und implantierter Elektrodenschiene. CI ermöglicht gehörlosen oder hochgradig schwerhörigen Patienten Sprachverständnis, oft bereits nach kurzer Rehabilitationsphase. Indikation stellt multidisziplinäres Team nach Audiometrie und MRT. Sprachtraining und Anpassung des Prozessors sind entscheidend für den Erfolg.
Cochleaplastik bezeichnet chirurgische Eingriffe an der Cochlea, etwa zur Entfernung von Cholesteatomen oder zur Implantat‑Platzierung. Der Zugang erfolgt meist über das Rundfenster oder eine Cochleotomie. Ziel ist Erhalt oder Wiederherstellung der Funktion bei Mittelohr‑ und Innenohrerkrankungen. Postoperative Audiometrie kontrolliert Hörgewinn und Komplikationsfreiheit.
Cochleäre Totzonen sind Bereiche auf der Basiliarmembran ohne funktionsfähige Haarzellen, verursacht durch Lärm, Alter oder Ototoxine. Sie zeigen sich als horizontale Lücken im Audiogramm und beeinträchtigen Sprachverständnis. Totzonen sind irreversibel, Therapie zielt auf Kompensation durch Hörgeräte oder CI. Mapping‑Strategien bei CI berücksichtigen Totzonen für optimale Stimulation.
Der cochleäre Nucleus im Hirnstamm ist die erste zentrale Station der Hörbahn, in der Hörnervfasern enden. Er gliedert sich in ventralen und dorsalen Teil mit unterschiedlichen Aufgaben in Zeit‑ und Frequenzanalyse. Von hier aus ziehen Signalbahnen zu höheren Hörzentren und zum Kleinhirn. Läsionen führen zu zentralen Hörverarbeitungsdefiziten. Elektrodenstimulation im Nucleus wird bei Hirnstammimplantaten genutzt.
Der biologische cochleäre Verstärker entsteht durch Aktivität der äußeren Haarzellen, die mechanische Rückkopplungen erzeugen und somit die Empfindlichkeit und Frequenzselektivität der Cochlea erhöhen. Dieser aktive Prozess verstärkt leise Töne um bis zu 50 dB und schärft die Tonauflösung. Schäden an äußeren Haarzellen führen zu breitbandigem Hörverlust und reduzierter Sprachaudiometrie‑Leistung. Otoakustische Emissionen messen indirekt die Funktion dieses Verstärkers.
Eine Cochleotomie ist die operative Eröffnung der Cochlea, meist zur Fixation von CI‑Elektroden im inneren Hohlraum. Der Zugang erfolgt vorsichtig am Rundfenster, um Restgehör zu erhalten. Präzise Chirurgie minimiert Trauma und Erhalt von Strukturen für eventuelle Restfunktion. Postoperativ wird die Elektrode per Röntgen und Audiometrie kontrolliert. Komplikationen wie Perilymphleck erfordern sofortige Revision.
Die Commissura inferior ist eine Nervenbahn, die linke und rechte Colliculi inferiores im Mittelhirn verbindet und so binaurale Verarbeitung von Schallinformationen unterstützt. Sie ermöglicht die Integration von Zeit‑ und Pegeldifferenzen beider Ohren für Richtungshören. Läsionen führen zu Störungen der Lokalisation und vermindertem Sprachverstehen in komplexen akustischen Situationen. Tierexperimentelle Studien untersuchen ihre Rolle bei auditiver Plastizität.
Die Compliance des Mittelohrs beschreibt die Beweglichkeit von Trommelfell und Gehörknöchelchenkette bei Druckänderungen. Sie wird mit Tympanometrie gemessen und in ml oder mmho angegeben. Niedrige Compliance weist auf Versteifung (z. B. Otosklerose) hin, hohe auf Trommelfellperforation. Die Compliance-Kurve hilft, Mittelohrerkrankungen zu differenzieren. Behandlungsentscheidungen bei Tympanoplastik oder Stapes‑Chirurgie basieren auf Compliance-Daten.
Die Bindegewebsschicht des Trommelfells liegt zwischen Haut- und Schleimhautschicht und verleiht ihm Stabilität und Elastizität. Sie besteht aus kollagenen Fasern, die Schwingungseigenschaften optimieren. Verletzungen dieser Schicht, etwa bei Perforationen, beeinträchtigen die Klangleitung und erfordern chirurgische Rekonstruktion. In der Tympanoplastik wird diese Schicht durch Transplantate ersetzt. Histologische Untersuchungen zeigen Regenerationsfähigkeit unter bestimmten Bedingungen.
Das Corti‑Organ sitzt auf der Basiliarmembran und enthält innere und äußere Haarzellen, die Schall in elektrische Signale umwandeln. Innere Haarzellen sind primäre Sinneszellen, äußere fungieren als cochleärer Verstärker. Die mechanische Bewegung der Tektorialmembran reizt die Haarzellen, deren Stereocilien elektrochemische Reize erzeugen. Schädigung führt zu sensorineuralem Hörverlust und verminderter Frequenzauflösung. Forschung zielt auf Zellregeneration mittels Gentherapie.
Die Entwicklung des Corti‑Organs beginnt embryonal und ist bis zur Geburt weitgehend abgeschlossen. Kritische Phasen umfassen Differenzierung von Haarzellen und neuronaler Verschaltung zum Hörnerv. Störungen in dieser Phase führen zu angeborener Schwerhörigkeit. Tiermodelle zeigen, dass Wachstumsfaktoren Regeneration anregen könnten. Verständnis der Entwicklungsbiologie ist Schlüssel für zukünftige Therapien.
Die Corti’sche Membran trennt Scala media und Scala tympani innerhalb der Cochlea und trägt das Corti‑Organ. Ihre Steifigkeit variiert entlang der Cochlea und ermöglicht die tonotopische Frequenzanalyse. Veränderungen durch Alter oder Lärm beeinflussen Membranmechanik und Hörschwelle. Histologische Färbungen zeigen Mikrostrukturen und Pathologien. Reparaturansätze prüfen Biomaterialien zur Membranregeneration.
Cortical Auditory Evoked Potentials (CAEP) sind langsame Hirnantworten auf Schallreize, gemessen im auditorischen Kortex. Sie geben Auskunft über kortikale Verarbeitung von Tönen und Sprache. CAEP werden bei pädaudiologischen Abklärungen und zentralen Hörstörungen eingesetzt. Latenz und Amplitude der Wellen erlauben Rückschlüsse auf Reizverarbeitungsgeschwindigkeit. Klinische Anwendung umfasst Monitoring bei CI‑Trägern.
Corticale Plastizität beschreibt die Fähigkeit des auditorischen Kortex, sich strukturell und funktionell an veränderte Reize anzupassen. Nach Hörverlust oder CI‑Implantation reorganisieren sich neuronale Netzwerke, um Restgehör optimal zu nutzen. Training und Rehabilitation fördern plastische Prozesse und verbessern Sprachverständnis. Bildgebende Studien (fMRI) zeigen kortikale Umstrukturierungen nach Hörtherapie. Plastizität nimmt mit dem Alter ab, bleibt aber lebenslang vorhanden.
Der VIII. Hirnnerv leitet akustische und vestibuläre Informationen vom Innenohr zum Hirnstamm. Er verzweigt sich in cochleären und vestibulären Anteil und ist essentiell für Hören und Gleichgewicht. Läsionen führen zu einseitigem Hörverlust, Tinnitus oder Schwindel. Diagnostik erfolgt per ABR und kalorischer Prüfung. Bei Tumoren wie Akustikusneurinom ist frühzeitige chirurgische Entfernung angezeigt.
CMD bezeichnet Funktionsstörungen des Kiefergelenks, die über Muskelverspannungen zu Ohrenschmerzen, Tinnitus und Hörminderung führen können. Fehlstellungen verändern Schädelmechanik und übertragen Spannung auf den Meatus. Behandlung umfasst Physiotherapie, Schienentherapie und Myoelektrische Stimulation. Interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Zahnmedizin, HNO und Physiotherapie ist essentiell. Besserung zeigt sich oft innerhalb weniger Wochen.
Cross‑Hearing tritt auf, wenn ein Schallreiz beim audiometrischen Test vom nicht getesteten Ohr wahrgenommen wird. Dies verfälscht Messergebnisse und erschwert die Zuordnung von Hörverlusten. Maskierung mit weißem Rauschen im Gegenohr verhindert Cross‑Hearing. Korrekte Maskierung ist Standard bei Differenzialdiagnostik von Schallleitungs‑ und Schallempfindungsschwerhörigkeit. Moderne Audiometer unterstützen automatisches Maskieren.
Die Cupula ist eine gallertartige Kappe in der Ampulle jedes Bogengangs, in die Haarzellen eingebettet sind. Bewegungen der Endolymphe biegen die Cupula und reizen so die Haarzellen mechanisch. Dieses Prinzip ermöglicht die Detektion von Drehbeschleunigungen. Dysfunktionen der Cupula durch Otolithenablösungen führen zu Lagerungsschwindel. Therapie erfolgt mit Repositionsmanövern wie Epley.
D
Dämpfung beschreibt die Abschwächung von Schallenergie beim Durchgang durch ein Medium oder Bauteil. Im Ohr wirkt das Mittelohr mit seinen Knöchelchen wie ein Dämpfungsglied, das extrem laute Impulse abmildert und somit das Innenohr schützt. In der Gehörgangs- und Raumakustik misst man Dämpfungsgrade, um Reflexionen und Nachhall zu kontrollieren. Hörgeräte nutzen gezielte Dämpfungsfilter, um störende Frequenzen abzusenken und Klangkomfort zu erhöhen.
Der Dämpfungsfaktor ist das Verhältnis von eingekoppelter zu abgegebener Energie in einem schwingenden System. Im Mittelohr gibt er Auskunft darüber, wie elastisch die Knöchelchenkette schwingt und wie stark sie Schwingungsenergie absorbiert. Niedrige Dämpfungsfaktoren deuten auf übermäßige Reflexionen hin, hohe auf starke Energieverluste. Audiometrisch kann eine veränderte Dämpfung auf Otosklerose oder Lockerung von Implantaten hindeuten.
Der Dämpfungskoeffizient quantifiziert, wie schnell Schallwellen in einem Material oder Medium an Amplitude verlieren. In der Cochlea beeinflusst er, wie Schwingungen entlang der Basiliarmembran abklingen und so die Frequenzauf‑lösung prägen. In Bau‑ und Raumakustik definiert er, wie stark Wände oder Decken Schall schlucken. Hörgerätehersteller berücksichtigen Materialdämpfung bei Otoplastiken, um Resonanzen zu minimieren.
Bei Dehiszenz des Bogengangs liegt eine knöcherne Lücke im Dach eines Bogengangs vor, meist im superioren Kanal. Diese Öffnung führt zu abnormen Reizungen der Cupula und verursacht Symptome wie autophones Rauschen, Schwindel bei Druckveränderungen und Hörverluste. Die Diagnose erfolgt per CT‑Scan und vestibulären Funktionstests. Chirurgische Verschließung der Dehiszenz kann Symptome deutlich lindern.
Dekompensation bezeichnet das Versagen von Hörhilfen oder zentralen Verarbeitungsprozessen, wenn ein Hörverlust so stark ist, dass Kompensationsmechanismen nicht mehr ausreichen. Betroffene erleben plötzlich, dass gewohnte Hörgeräteprogramme nicht mehr genügen, und berichten über erhebliche Verständnisschwierigkeiten. Dieser Zustand erfordert Neubewertung der Versorgung, oft mit stärkerer Verstärkung oder Cochlea‑Implantat. Eine rasche Anpassung vermindert Stress und soziale Isolation.
Auditive Deprivation entsteht, wenn das Gehirn über längere Zeit keine oder nur stark reduzierte akustische Reize empfängt. Dies führt zu Rückbildung zentraler Hörnetzwerke und verschlechtertem Sprachverständnis, selbst wenn peripheres Hören später wiederhergestellt wird. Frühzeitige Hörversorgung bei Kindern ist essenziell, um Deprivation zu verhindern und normale Sprachentwicklung zu gewährleisten. Rehabilitation umfasst intensives Hörtraining, um neuronale Plastizität zu fördern.
Desensibilisierung zielt darauf ab, die Überempfindlichkeit gegenüber Tinnitusgeräuschen zu reduzieren, indem Betroffene kontrolliert mit Rausch‑ oder Musikstimuli konfrontiert werden. Durch regelmäßige, gesteuerte Exposition gewöhnt sich das Gehirn an das Geräusch und blendet es zunehmend aus. Psychologische Verfahren wie kognitive Verhaltenstherapie ergänzen das auditive Training. Langzeitstudien zeigen nachhaltige Reduktion von Tinnitus‑Stress und verbesserte Lebensqualität.
Detektion bezeichnet den Vorgang, ab welchem Schalldruckpegel das Ohr einen Ton gerade noch wahrnehmen kann. Die Detektionsschwelle wird im stillen Raum mit Ton‑Audiometrie ermittelt und bildet die Hörkurve im Audiogramm. Sie dient als Basis für Definition von Normalhörigkeit und Hörverlustgraden. Variationen in der Detektionsleistung geben Aufschluss über periphere und zentrale Hörstörungen.
Das Dezibel (dB) ist eine logarithmische Einheit zur Angabe von Pegelverhältnissen, häufig des Schalldrucks oder der Schallintensität. Eine Erhöhung um 10 dB entspricht etwa einer Verdopplung der wahrgenommenen Lautstärke. In der Audiologie gibt man Hörschwellen relativ zu einer Norm (0 dB HL) an. Dezibelwerte helfen, Lärmexpositionsgrenzen zu definieren und Hörgeräteverstärkungen zu kalibrieren.
Diagnostische Audiometrie umfasst alle Tests, die Art und Ausmaß eines Hörverlusts bestimmen, darunter Ton‑, Sprach‑ und Impedanzmessungen. Sie differenziert zwischen Schallleitungs‑ und Schallempfindungsschwerhörigkeit sowie zentralen Störungen. Ergebnisse dienen als Grundlage für Therapieentscheidungen wie Hörgeräteversorgung oder chirurgische Eingriffe. Moderne computergestützte Audiometer liefern präzise, reproduzierbare Befunde.
Beim dichotischen Hören werden jedem Ohr unterschiedliche akustische Signale simultan zugeführt, um die zentrale Verarbeitung und Lateralisierung zu prüfen. Typische Tests präsentieren konkurrierende Sprach‑ oder Tonreihen, um Aufmerksamkeit und Filterfähigkeit zu bewerten. Störungen zeigen sich bei zentralen Hörverarbeitungsstörungen oder nach Schlaganfällen. Dichotische Paradigmen werden in der pädaudiologischen Diagnostik und Neurorehabilitation eingesetzt.
Die Differentialton‑Audiometrie misst die Fähigkeit, sehr kleine Frequenzunterschiede zwischen zwei Tönen zu erkennen. Probanden geben an, welcher Ton höher oder tiefer klingt; so lässt sich die Frequenzauflösung des Ohrs quantifizieren. Verminderte Differenzierungsfähigkeit weist auf zentrale oder cochleäre Störungen hin. Die Methode liefert Einblicke in neuronale Schärfung und Plastizität des auditorischen Systems.
Digitale Hörsysteme wandeln akustische Signale in digitale Daten um, verarbeiten sie mittels Algorithmen und wandeln sie zurück in Klang. Sie bieten adaptive Rauschunterdrückung, Rückkopplungsmanagement und Mehrkanal‑Kompression. Softwaregestützte Feinanpassung erlaubt individuelle Klangprofile für unterschiedliche Hörsituationen. Gegenüber analogen Geräten liefern sie besseres Sprachverständnis und höhere Flexibilität.
Diskrimination bezeichnet die Fähigkeit, zwei ähnliche akustische Reize als verschieden wahrzunehmen, etwa Tonhöhen‑ oder Lautstärkeunterschiede. Sie wird in Sprach‑ und Ton‑Audiometrie getestet und ist entscheidend für Sprachverständnis. Eingeschränkte Diskrimination findet sich bei cochleären Totzonen und zentralen Verarbeitungsstörungen. Trainingsprogramme zielen darauf ab, Diskriminationsschwellen zu verbessern.
Distanzhören beschreibt das Erfassen von Schallquellen, die weit vom Hörer entfernt sind. Schalldruckpegel fallen mit zunehmender Entfernung, weshalb das Ohr und Hörsysteme empfindlich für leise Signale sein müssen. In Raumakustik und Beschallungstechnik optimiert man Lautsprecherpositionen und Nachhallzeit, um Distanzhören zu erleichtern. Bei Schwerhörigkeit verschlechtert sich Distanzhören stärker als Nahhören, was spezielle Verstärkungsstrategien erfordert.
Ein Distorsionsprodukt‑OAE ist eine von der Cochlea erzeugte Rückemission, wenn zwei Töne gleichzeitig anliegen und die nichtlinearen Eigenschaften der Haarzellen Verzerrungsprodukte erzeugen. Diese Emissionen werden im Gehörgang gemessen und geben Aufschluss über Funktion der äußeren Haarzellen. Vorhandensein von DPOAE spricht für intakten cochleären Verstärker, ihr Fehlen für Schädigung. DPOAE-Tests sind schnell, objektiv und werden auch bei Neugeborenen eingesetzt.
Distorsionsprodukte entstehen in nichtlinearen Systemen, wenn zwei oder mehr Frequenzen gemischt werden und neue Frequenzen (Summe/Differenz) erzeugen. Im Ohr entstehen sie durch die aktive Verstärkung der äußeren Haarzellen. Sie sind diagnostisch nutzbar als Otoakustische Emissionen und zeigen cochleäre Gesundheit. In der Elektrobiologie werden sie als Indikator für Systemlinearität und Filtergüte herangezogen.
DPOAE bezeichnet die Messung spezifischer Verzerrungsprodukte, die von der Cochlea als Antwort auf zwei Testtöne erzeugt werden. Sie erlaubt nichtinvasive Beurteilung der äußeren Haarzellenfunktion ohne aktive Mitarbeit des Patienten. DPOAE gelten als Standard im Neugeborenen-Hörscreening und in der frühen Ototoxizitätsdiagnostik. Fehlende DPOAE bei normalem Tympanogramm deutet auf sensorineuralen Hörverlust hin.
Der Druckausgleich zwischen Mittelohr und Umgebung erfolgt über die Eustachische Röhre und sorgt dafür, dass das Trommelfell frei schwingen kann. Fehlfunktionen führen zu Unter- oder Überdruck, was Schmerzen und Hörminderung verursacht. Techniken wie Valsalva-Manöver oder Tubenkatheter therapieren tubare Dysfunktion. Tympanometrie dokumentiert den Druckverlauf und hilft bei Entscheidungsfindung für Paukenröhrchen.
Druckgefühl entsteht, wenn der Mittelohrdruck von Außen- und Innendruck abweicht, meist bei Flugreise oder Erkältung. Das Trommelfell spannt sich, und mechanische Schallleitung verschlechtert sich. Wiederholte Belüftungsübungen aktivieren die Tuba auditiva und gleichen den Druck aus. Anhaltendes Druckgefühl kann auf tubare Dysfunktion oder Mittelohrerguss hinweisen.
Druckschmerz am Ohr weist auf entzündliche Prozesse wie Otitis media oder Exostosen hin. Palpation des Tragus und Perkussion des Mastoidbereichs lösen Schmerzen bei pathologischer Veränderung. Schmerzstärke korreliert oft mit Entzündungsgrad und Ergussmenge. Schmerztherapie kombiniert Analgetika mit gezielter Behandlung der Grunderkrankung.
Der Dynamikbereich bezeichnet den Unterschied zwischen der Hörschwelle und der Schmerzschwelle des Ohres. Er umfasst typischerweise 0 dB HL bis etwa 120 dB SPL. Hörgeräte müssen diese Bandbreite abdecken, ohne Verzerrungen zu erzeugen. Reduzierter Dynamikbereich bei Hörverlust erfordert Kompression, um laute Geräusche abzuschwächen und leise hörbar zu machen.
Dynamikkompression in Hörgeräten verringert den Pegelunterschied zwischen leisen und lauten Signalen, indem laute Töne stärker abgeschwächt werden. So bleiben Umgebungsgeräusche erträglich, und leise Sprache wird hörbar. Kompressionsparameter wie Ratio und Angriff- bzw. Freigabezeit werden individuell eingestellt. Eine zu starke Kompression kann jedoch Klangqualität und Sprachverständlichkeit beeinträchtigen.
Dysakusis beschreibt eine gestörte Klangqualität trotz erhaltenem Hörvermögen, etwa bei Verzerrungen oder Unschärfen im Sprachsignal. Betroffene hören Töne, können sie aber nicht klar unterscheiden. Ursache sind meist cochleäre Nichtlinearitäten oder zentrale Verarbeitungsdefizite. Therapie umfasst gezieltes Hörtraining und Anpassung der Signalverarbeitung im Hörgerät.
Eine tubare Dysfunktion liegt vor, wenn die Eustachische Röhre nicht richtig öffnet und schließt, was zu Druckstau und Erguss im Mittelohr führt. Symptome sind Druckgefühl, Hörminderung und wiederkehrende Infektionen. Diagnostik erfolgt per Tympanometrie und Tubenfunktionstest. Behandlung reicht von Nasentropfen über Ballondilatation bis hin zu Paukenröhrchen-Implantation.
E
Echolokation ist die aktive Ortung von Objekten durch Aussenden von Schallimpulsen und Auswertung der zurückkehrenden Echos. Fledermäuse und einige Meeressäuger nutzen dieses Verfahren, um im Dunkeln oder trüben Wasser zu navigieren und Beute zu finden. Beim Menschen kann Echolokation trainiert werden, etwa von Blinden, die so räumliche Informationen akustisch ableiten. Neurobiologische Untersuchungen zeigen, dass dabei auditorische Areale im Gehirn plastisch umorganisiert werden. Technische Anwendungen adaptieren das Prinzip für Sonar‑ und Ultraschallgeräte in Medizin und Industrie.
Eigenempfindlichkeit bezeichnet das minimale Signal, das ein Messgerät oder Hörsystem aus eigenem Rauschen noch zuverlässig detektiert. Bei Hörgeräten entspricht sie dem internen Mikrofon- und Verstärkungsrauschen, das als Untergrenze für die Verstärkung gilt. Ein niedriger Wert ist wichtig, damit leise Umweltgeräusche nicht von Eigenrauschen überdeckt werden. Hersteller optimieren elektronische Bauteile und Filteralgorithmen, um die Eigenempfindlichkeit zu senken. In der Messtechnik wird der Geräuschboden als Kennzahl ausgewiesen.
Eigenrauschen ist das kontinuierliche Hintergrundrauschen elektronischer Systeme in Abwesenheit eines Eingangssignals. In Hörsystemen kann es die Wahrnehmung sehr leiser Töne beeinträchtigen und den Tragekomfort reduzieren. Die Höhe des Eigenrauschens hängt von Schaltungstopologie, Bauteilqualität und Filterdesign ab. Moderne digitale Hörgeräte verwenden Rauschunterdrückungsalgorithmen, um Eigenrauschen aktiv zu minimieren. Regelmäßige Wartung und Reinigung der Mikrofone verhindern zusätzlich Fremdgeräusche.
Akustische Einschlafhilfen wie weißes Rauschen, Meeresrauschen oder sanfte Klaviermusik fördern das Ein‑ und Durchschlafen, indem sie störende Umgebungsgeräusche überdecken. Besonders Menschen mit Tinnitus profitieren von kontinuierlichen Klangmustern, die den Fokus vom Ohrgeräusch weglenken. Studien zeigen, dass solche Klänge die Einschlaflatenz verkürzen und die Schlafqualität steigern. Apps und Hörgeräteprogramme bieten individualisierbare Klangprofile und Timerfunktionen. Wichtig ist, die Lautstärke unter 40 dB zu halten, um das Gehör nicht zusätzlich zu belasten.
Der Einschwingvorgang beschreibt die Anfangsreaktion eines schwingfähigen Systems auf einen plötzlichen Schallreiz, bevor ein stationärer Zustand erreicht wird. Im Ohr betrifft dies Trommelfell und Gehörknöchelchenkette, die zunächst überschiessend schwingen, ehe sie stabile Amplituden erreichen. Audiometrische Impedanzmessungen nutzen den Einschwingvorgang, um Mittelohrpathologien wie Otosklerose oder Tubenverschluss zu detektieren. Abnorme Einschwingzeiten deuten auf veränderte Steifigkeit oder Masse der Strukturen hin. In der Hörgerätetechnik wird das Einschwingverhalten von Filtern optimiert, um Verzerrungen bei schnellen Pegelwechseln zu minimieren.
Der Einstellbereich eines Hörgeräts definiert den Pegelbereich, den das Gerät verzerrungsfrei verarbeiten und verstärken kann. Er reicht von der minimalen Eingangslautstärke, bei der noch verstärkt wird, bis zur maximalen Lautstärke, bei der Kompression einsetzt. Ein großer Einstellbereich ermöglicht das Hören sehr leiser und lauter Signale ohne Clipping oder Unbehagen. Audiologen wählen ein Gerät mit passendem Bereich basierend auf dem individuellen Hörverlustprofil. Technische Datenblätter geben Einstellbereich zusammen mit Kompressions-Ratio und Verstärkungsfaktoren an.
Die Einzelfrequenzanalyse zerlegt komplexe Schallsignale in ihre einzelnen Frequenzkomponenten mittels Fourier‑Transformation. Sie liefert amplituden- und phasenspezifische Informationen zu jedem Frequenzbestandteil und ist Basis für Spektralanalysen in der Audiologie. Anwendungen finden sich in der Analyse otoakustischer Emissionen, Raumakustikmessungen und Hörgeräte‑Feinabstimmung. Diagramme zeigen Pegelverläufe über das Frequenzspektrum und erlauben Rückschlüsse auf Filterverhalten und cochleäre Funktion. In der Forschung wird die Einzelfrequenzanalyse genutzt, um neuronale Antwortmuster im auditorischen System zu untersuchen.
Bei der Einzelton‑Audiometrie werden Töne einzelner Frequenzen und Pegel nacheinander dargeboten, um die Hörschwelle pro Frequenz zu bestimmen. Die Ergebnisse werden im Audiogramm als Luft‑ und Knochenleitungskurven visualisiert. Dieses Verfahren ist Standard in der Diagnostik von Schallleitungs‑ und Schallempfindungsschwerhörigkeit. Moderne Audiometer bieten automatisierte Testprotokolle und adaptives Verfahren für schnellere, zuverlässigere Messungen. Die Validität hängt von der Mitarbeit und Reaktionszeit des Probanden ab.
Die Elektrocochleographie misst elektrische Potentiale im Innenohr und Hörnerv als Reaktion auf akustische Reize. Mit einer Nadelelektrode am Trommelfell oder einer Ohrkanal‑Elektrode werden Summenpotenzial und Endolymphdruck erfasst. ECochG dient der Diagnostik von Menière-Krankheit, endolymphatischem Hydrops und akustischen Traumata. Spitzendruckamplituden korrelieren mit Schweregrad des Hydrops. Die Untersuchung ist minimal invasiv und liefert wichtige Daten zur inneren Ohrmechanik.
Der Empfindlichkeitsbereich bezeichnet den Pegelbereich, in dem das menschliche Ohr oder ein Hörsystem akustische Reize ohne Verzerrung verarbeiten kann. Für das menschliche Ohr liegt dieser Bereich zwischen der Hörschwelle (0 dB HL) und der Schmerzgrenze (~120 dB SPL). Hörgeräte passen diesen Bereich mithilfe von Kompression an das Restgehör an, um laute Geräusche abzumildern und leise hörbar zu machen. Messsysteme kalibrieren den Empfindlichkeitsbereich, um lineare Reaktion innerhalb dieses Fensters zu gewährleisten.
Die Empfindungsschwelle ist der niedrigste Schalldruckpegel, der gerade noch vom Ohr wahrgenommen wird. Sie wird in der Audiometrie für jede Testfrequenz separat ermittelt und im Audiogramm dokumentiert. Abweichungen von Normwerten definieren den Grad eines Hörverlusts. Die Empfindungsschwelle bildet zusammen mit der Schmerzschwelle den Dynamikbereich des Gehörs. Klinisch hilft sie, zwischen Schallleitungs- und Schallempfindungsstörungen zu unterscheiden.
Endolymphe ist die kaliumreiche Flüssigkeit im Ductus cochlearis und den membranösen Bogengängen. Sie überträgt mechanische Schwingungen auf Haarzellen und erzeugt elektrochemische Signale. Eine Druckstörung der Endolymphe, wie beim endolymphatischen Hydrops, führt zu Schwindel und Hörverlust. Labormessungen und klinische Tests der Endolymphfunktion unterstützen die Diagnostik von Menière. Forschung fokussiert auf Regulation des Endolymphvolumens zur Therapie vestibulärer Erkrankungen.
Die Energiemessung integriert Schallpegel über Zeit und Frequenz, um die kumulative Lärmbelastung zu bewerten. Sie bildet die Grundlage für Arbeitslärmschutzrichtlinien, die maximale Tagesdosen definieren. Geräte zeichnen kontinuierlich Pegelwerte auf und berechnen Tages-Expositionswerte (LEX,8h). Epidemiologische Studien korrelieren Energieexposition mit Hörverlustrisiko. Präventive Maßnahmen basieren auf Energiemessungen zur Reduktion von Lärmschäden.
Entspannungsgeräusche wie weißes Rauschen, Meeresrauschen oder sanfte Melodien maskieren störende Ohrgeräusche und fördern Schlaf sowie Stressabbau. Bei Tinnitus-Patienten reduzieren sie Fokus auf das Ohrgeräusch und verbessern die Lebensqualität. Klinische Studien belegen, dass kontrollierte Klangexposition Angst und Einschlaflatenz verringert. Apps und Hörgeräteprogramme bieten personalisierte Klangbibliotheken. Wichtig ist, Pegel unter 40 dB zu halten, um zusätzlichen Hörstress zu vermeiden.
Erkrankungen der Eustachischen Röhre umfassen Tubenkatarrh, Tubenstenose und Tubenverschluss. Symptome sind Druckgefühl, Hörminderung und wiederkehrende Mittelohrergüsse. Die Diagnostik nutzt Tympanometrie und Tubenfunktionstests. Therapeutisch kommen Ballondilatation, nasale Steroide und Paukenröhrchen zum Einsatz. Chronische Fälle erfordern engmaschige Kontrolle und interdisziplinäre Behandlung.
Die Erregungsschwelle ist der minimale Reizpegel, der eine Antwort in Haarzellen oder auditorischen Neuronen auslöst. In der Cochlea variiert sie entlang der Basiliarmembran und definiert die Tonotopie. Messungen per Mikroelektroden oder evozierte Potentiale geben Einblick in neuronale Sensitivität. Erhöhte Schwellen weisen auf Haarszellenschäden oder zentrale Adaptation hin.
Ein Ersatzhörgerät dient als kurzfristige Versorgung bei Ausfall des Hauptgeräts und ist vorkonfiguriert mit Standardprogrammen für Alltagsgeräusche. Es verhindert Unterversorgung und soziale Isolation bis zur Reparatur. Audiologen programmieren Ersatzgeräte individuell vor, um nahtlosen Hörkomfort zu gewährleisten. Regelmäßige Wartung minimiert unerwartete Ausfälle.
Ein Ersatzsignal ist ein künstlich erzeugtes Klangmuster, das fehlende akustische Informationen kompensiert. In Hörsystemen wird es genutzt, um Tinnitus zu maskieren oder fehlende Frequenzen zu synthetisieren. Ersatzsignal-Algorithmen basieren auf psychoakustischen Modellen des Hörempfindens. Ziel ist Optimierung von Sprachverständlichkeit und Klangqualität.
Der erweiterte Hochtonbereich umfasst Frequenzen oberhalb von 8 kHz bis etwa 16 kHz und trägt zur Klangfarbe und Musikwahrnehmung bei. Früherkennung von Hochtonverlust dient als Frühindikator für Lärmschäden. High‑Frequency‑Audiometrie testet diesen Bereich, um subtile Defizite aufzuspüren. Hörgeräte mit Hochtonverstärkung verbessern Musik- und Sprachverständlichkeit in komplexen Klangumgebungen.
Die Eustachische Röhre verbindet Mittelohr und Nasenrachenraum, reguliert den Druckausgleich und schützt vor Nasensekreten. Sie öffnet sich beim Schlucken oder Gähnen und schließt passiv, um Mittelohrbelüftung zu gewährleisten. Dysfunktionen führen zu Druckgefühl, Hörminderung und Ergüssen. Ballondilatation und nasale Kortikoide sind etablierte Therapien. Funktionstests messen Öffnungsdruck und -dauer.
Evozierte Potentiale sind elektrische Reaktionen des auditorischen Systems auf Schallreize, gemessen per Kopfhautelektroden. Sie gliedern sich in ABR (brainstem), MLR (midlatency) und CAEP (kortikal). Diese objektiven Tests prüfen die Integrität der Hörbahn ohne aktive Mitarbeit. Einsatz bei Neugeborenen‑Screening, neurologischer Diagnostik und CI‑Anpassung. Analyse von Latenz und Amplitude liefert Aufschluss über Läsionsorte.
Exostosen sind gutartige knöcherne Wucherungen im äußeren Gehörgang, oft durch wiederholte Kälte‑ und Feuchtigkeitsreize („Surferohr“). Sie verengen den Kanal, fördern Cerumenretention und erhöhen Otitis externa-Risiko. Chirurgische Abtragung stellt den Gehörgang wieder frei. Prävention durch Ohrenschutz gegen Kälte und Wasser wird empfohlen.
Expositionsgrenzen definieren zulässige Lärmpegel am Arbeitsplatz über festgelegte Zeiträume, z. B. 85 dB(A) über 8 Stunden. Sie basieren auf epidemiologischen Studien zu Lärmschäden und sind gesetzlich verankert. Überschreitungen erfordern technische Lärmminderung und persönlichen Gehörschutz. Messungen liefern LEX,8h-Werte zur Einhaltung der Grenzwerte.
Externe Otitis ist eine Entzündung des äußeren Gehörgangs, meist bakteriell oder mykotisch bedingt. Symptome sind Juckreiz, Schmerzen und Ausfluss. Therapie umfasst Reinigung, topische Antibiotika oder Antimykotika und Trockenhaltung. Chronische Formen benötigen Langzeitpflege und pH‑neutrale Reinigungspräparate.
Ein extra‑cochleäres Implantat stimuliert den Hörnerv außerhalb der Cochlea, etwa Hirnstammimplantate bei retrocochleärer Taubheit. Elektroden werden im Bereich des Nucleus cochlearis platziert. Indikation bei nicht funktionsfähiger Cochlea. Rehabilitation umfasst intensives Sprachtraining und Mapping-Sessions.
F
Akustisches Feedback entsteht, wenn ein Mikrofon Schall vom Lautsprecher wieder aufnimmt und erneut verstärkt, wodurch eine Rückkopplungsschleife entsteht. Dies äußert sich typischerweise als Pfeifen oder Brummen und kann die Klangqualität stark beeinträchtigen. In Hörgeräten und Beschallungssystemen werden adaptive Algorithmen eingesetzt, um Feedback in Echtzeit zu erkennen und zu unterdrücken. Mechanische Maßnahmen wie enge Otoplastiken oder Richtmikrofone minimieren ebenfalls Rückkopplungsrisiken. Ein optimal abgestimmtes System verhindert dabei hörbare Artefakte für den Nutzer.
Bei der Feldton‑Audiometrie werden kontinuierliche Töne in definierten Frequenzen und Pegeln über Kopfhörer oder Lautsprecher dargeboten, um die Hörempfindlichkeit zu bestimmen. Anders als bei Impulstastern hält der Patient einen Regler, sobald er den Ton hört, und lässt ihn los, wenn er verschwindet. So entsteht eine genaue Schwellenkurve, die Adaptationsverhalten und Hörbereich dokumentiert. Das Verfahren eignet sich besonders für Forschung und Differenzialdiagnostik seltener Hörstörungen. Moderne Geräte automatisieren den Prozess und speichern die Ergebnisse digital.
Das Felsenbein (Os petrosum) ist ein Teil des Schläfenbeins und umschließt das Innenohr sowie den Hör- und Gleichgewichtsnerv. Seine dichte Knochenstruktur schützt die empfindlichen Sinnesorgane vor mechanischen Einflüssen. Entzündungen oder Tumoren im Felsenbein können zu Hörverlust, Tinnitus und Schwindel führen. In der Bildgebung (CT, MRT) wird das Felsenbein detailliert dargestellt, um pathologische Veränderungen zu erkennen. Chirurgische Eingriffe in diesem Bereich erfordern höchste Präzision, um Nervstrukturen zu schonen.
Ein akustischer Filter selektiert bestimmte Frequenzbereiche und unterdrückt andere, um Klangspektren gezielt zu formen. In Hörgeräten kommen Mehrband‑Kompressionsfilter zum Einsatz, die Sprache hervorheben und Störgeräusche dämpfen. Filtertypen wie Hochpass, Tiefpass, Bandpass und Kerbfilter erlauben spezifische Eingriffe in das Frequenzspektrum. Die Charakteristik eines Filters wird durch Parameter wie Flankensteilheit und Güte (Q‑Faktor) beschrieben. Präzise Filterung verbessert Sprachverständlichkeit und Klangqualität.
Die Filtercharakteristik definiert, wie stark und in welchem Frequenzbereich ein Filter dämpft oder verstärkt. Sie wird grafisch im Frequenzgang dargestellt, wobei Übergangsbandbreite und Flankensteilheit entscheidend sind. In der Hörgerätetechnik legt die Filtercharakteristik fest, welche Sprachfrequenzen betont und welche Störfrequenzen unterdrückt werden. Adaptive Filter passen ihre Charakteristik dynamisch an wechselnde Hörsituationen an. Ein präzises Design verhindert Klangverfälschungen und reduziert Höranstrengung.
Die Filtergüte (Q‑Faktor) beschreibt die Schärfe eines Resonanzpeaks in einem Bandpass- oder Kerbfilter. Ein hoher Q‑Wert bedeutet enge Bandbreite mit steilen Flanken, während ein niedriger Q‑Wert breitere Übergänge ermöglicht. In Hörgeräten wird die Güte so gewählt, dass Sprachbänder klar getrennt und Störgeräusche minimiert werden. Zu hohe Güte kann jedoch Resonanzeffekte und Klangfärbung verursachen. Feinabstimmung der Q‑Faktoren ist Teil der Hörgeräteanpassung durch den Akustiker.
Die Flankensteilheit bezeichnet, wie schnell ein Filter außerhalb seines Durchlassbereichs dämpft, gemessen in dB/Oktave. Steile Flanken (z. B. 24 dB/Oktave) unterdrücken unerwünschte Frequenzen stärker, können aber zu Phasenverzerrungen führen. In Hörsystemen wählt man einen Kompromiss zwischen Dämpfungswirkung und natürlichem Klang. Flankensteilheit beeinflusst auch das Übersprechen benachbarter Filterbänder. Adaptive Systeme variieren die Flankensteilheit situativ, um optimale Sprachverständlichkeit zu erzielen.
Eine FM‑Anlage überträgt Sprachsignale drahtlos per UKW-Funk von einer Sendeeinheit (Lehrer‑Mikrofon) direkt zum Empfänger im Hörgerät. Dies verbessert das Sprachverstehen in lauten Umgebungen oder großen Räumen, da Umgebungsgeräusche ausgeblendet werden. FM‑Empfänger sind häufig in Hörgeräten integriert oder als Zubehör erhältlich. Reichweite und Klangqualität hängen von Senderleistung und Antennenkonzept ab. Regelmäßige Kalibrierung sichert zuverlässige Übertragung ohne Störungen.
Formanten sind resonante Frequenzbänder in Sprache, die durch Vokaltraktformung entstehen und Vokale charakterisieren. Die ersten beiden Formanten (F1, F2) sind entscheidend für die Unterscheidung von Vokalen. In der Sprachaudiometrie analysiert man Formanten, um Artikulationsstörungen zu diagnostizieren. Hörgeräte und Sprachprozessoren betonen Formanten, um Verständlichkeit zu verbessern. Spektralanalyse visualisiert Formantenlage und –breite.
Formantübergänge beschreiben die dynamische Verschiebung von Formanten beim Wechsel zwischen Sprachlauten, etwa von Konsonant zu Vokal. Sie sind wichtige akustische Hinweise für Sprachwahrnehmung und Phonemerkennung. Verzerrte oder abgeschwächte Übergänge führen zu Verstehensproblemen, besonders bei Hintergrundlärm. Audiologische Tests bewerten Formantübergänge in Echtzeit. Sprachtraining kann Wahrnehmung und Produktion dieser Übergänge verbessern.
Ein Freifeld ist ein akustisch unbegrenzter Raum ohne reflektierende Flächen, in dem Schall sich kugelförmig ausbreitet. In der Audiometrie simuliert man Freifeldbedingungen, um Hörgeräte und Lautsprecher objektiv zu testen. Messmikrofone erfassen den Schalldruck in verschiedenen Abständen zur Schallquelle. Freifeldmessungen liefern Daten für Beschallungsplanung und Raumakustik-Optimierung. In der Praxis verwendet man reflexionsarme Kammern oder Open‑Field‑Setups.
Bei Freifeldmessungen wird der Schalldruck in einem offenen, reflexionsarmen Umfeld ermittelt, um genaue Pegel‑ und Frequenzgangdaten zu erhalten. Die Anordnung von Lautsprecher und Mikrofon erfolgt in standardisierten Abständen, meist 1 m. Ergebnisse fließen in Kalibrierung von Audiometer‑Kopfhörern und Lautsprechersystemen ein. Fehlerquellen wie Bodenreflexionen werden durch Abschattung minimiert. Freifeldmessungen sind Referenz für Raum- und Produktakustik.
Frequenz bezeichnet die Anzahl der Schwingungszyklen pro Sekunde und wird in Hertz (Hz) gemessen. Im Hörbereich reicht sie typischerweise von 20 Hz bis 20 kHz, wobei Sprache vorwiegend zwischen 250 Hz und 4 kHz liegt. Frequenzanalyse ist zentral für Audiometrie, Otoakustische Emissionen und Hörgeräte‑Filterdesign. Cochlea und auditorischer Kortex sind tonotopisch organisiert, das heißt, verschiedene Frequenzen werden an unterschiedlichen Orten verarbeitet. Veränderungen der Frequenzwahrnehmung können auf cochleäre oder zentrale Störungen hinweisen.
Die Frequenzauflösung beschreibt die Fähigkeit, zwei nahe beieinanderliegende Frequenzen als getrennte Töne wahrzunehmen. Sie hängt von der Filterbandbreite und der Membranfähigkeit der Cochlea ab. Hohe Auflösung ist für Musik- und Spracherkennung essenziell, da viele Obertöne eng beieinanderliegen. In Hörgeräten werden enge Filterbänder eingesetzt, um die Frequenzauflösung zu maximieren. Psychoakustische Tests bestimmen individuelle Auflösungsgrenzen.
Ein Frequenzband ist ein definierter Bereich von Frequenzen, der von einem Filter oder Verstärker bearbeitet wird. In Mehrband-Hörgeräten teilt man das Audiospektrum oft in 4–16 Bänder, um gezielt Sprach- und Störfrequenzen zu bearbeiten. Jedes Band kann separat komprimiert, verstärkt oder gedämpft werden. Die Bandgrenzen und Bandbreiten werden an das Hörverlustprofil angepasst. Feine Abstimmung der Bänder optimiert Sprachverständlichkeit und Klangtreue.
Der Frequenzbereich gibt das gesamte Spektrum an, in dem ein System (Ohr, Mikrofon, Lautsprecher) arbeitet. Für das menschliche Ohr liegt dieser Bereich etwa zwischen 20 Hz und 20 kHz, mit individueller Variabilität und Altersabhängigkeit. Hörgeräte decken typischerweise 100 Hz bis 8 kHz ab, um Sprache optimal zu verstärken. Frequenzbereiche werden in Audiogrammen und technischen Spezifikationen ausgewiesen. Einschränkungen im Frequenzbereich wirken sich direkt auf Klangqualität und Verständlichkeit aus.
Der Frequenzgang zeigt die Verstärkung oder Dämpfung eines Systems über das Frequenzspektrum. In der Hörgerätetechnik dokumentiert er, wie verschiedene Frequenzen im Ausgangssignal angepasst werden. Ein linearer Frequenzgang reproduziert das Eingangssignal unverzerrt, komprimierte Ganglinien verbessern Sprachanteile. Messungen im Freifeld oder mit künstlichem Ohr liefern exakte Kurven. Klinische Anpasssoftware visualisiert Frequenzgang und erlaubt Feintuning.
Frequenzmodulation (FM) ändert die Trägerfrequenz eines Signals in Abhängigkeit eines Modulationssignals, etwa Sprache. FM-Anlagen in der Hörakustik übertragen Audiosignale drahtlos mit hoher Störsicherheit. FM-Receivers in Hörsystemen decodieren das modulierte Signal und verbessern Sprachverständlichkeit in geräuschvoller Umgebung. Technische Parameter wie Modulationsindex und Bandbreite bestimmen Übertragungsqualität. FM ist Standard in Schulen und Konferenzanlagen für Schwerhörige.
Frequenzselektivität beschreibt die Fähigkeit des Ohrs oder Filters, einzelne Frequenzen getrennt zu verarbeiten. In der Cochlea entsteht sie durch tonotopische Abstimmung der Basiliarmembran. Hörgeräte versuchen, Selektivität nachzubilden, indem sie enge Filterbänder nutzen. Verlust der Selektivität führt zu breiterem Masking und schlechterem Sprachverstehen. Psychoakustische Tests messen Selektivität über Maskierungsparadigmen.
Frequenzverzerrung tritt auf, wenn ein System bestimmte Frequenzen ungleichmäßig verstärkt oder dämpft, wodurch das Klangspektrum verändert wird. Ursachen können nichtlineare Filter, Übersteuerung oder Membranschäden sein. In Hörgeräten wird Verzerrung minimiert durch lineare Verstärkungsstufen und Feedback-Unterdrückung. Messungen mit Sinus-Sweeps und Spektralanalyse quantifizieren Verzerrungen. Hohe Verzerrungen beeinträchtigen Natürlichkeit und Sprachverständlichkeit.
Eine Frequenzweiche teilt ein Audiosignal in mehrere Bänder auf, um sie getrennt zu verstärken oder zu filtern. In Mehrkanal-Hörgeräten ermöglicht sie differenzierte Kompression und Rauschunterdrückung pro Band. Passive Weichen arbeiten mit Spulen und Kondensatoren, aktive mit elektronischen Filtern. Die Flankensteilheit und Filtergüte bestimmen die Trennschärfe zwischen Bändern. Präzise Weichen verhindern Übersprechen und Phasenfehler.
Funktionelle Hörstörungen liegen vor, wenn kein organischer Schaden nachweisbar ist, das Hörverhalten aber beeinträchtigt ist. Ursachen sind oft psychisch, etwa Stress oder Aufmerksamkeitsstörungen. Symptomatisch zeigen sich Schwankungen der Hörschwelle und Diskrepanz zwischen Test- und Alltagsleistung. Diagnostik kombiniert objektive Messungen (OAE, AEP) mit Verhaltensaudiometrie. Therapie umfasst psychologische Unterstützung und habituelles Hörtraining.
Funktionstests prüfen spezifische Aspekte der Hör- und Gleichgewichtsfunktion, etwa Stapediusreflex, Tubenfunktion oder vestibuläre Reize. Sie ergänzen Audiogramme um informationen zur mechanischen und zentralen Verarbeitung. Standardtests sind Tympanometrie, VEMP und Kalorische Prüfung. Ergebnisse fließen in differenzierte Diagnosen und Therapiepläne ein. Moderne Testsysteme automatisieren Abläufe und liefern reproduzierbare Daten.
G
Das Ganglion spirale ist ein Nervenzellganglion im Inneren der Cochlea, in dem die Zellkörper der Hörnervfasern (bipolare Neurone) liegen. Es empfängt elektrochemische Signale von den Haarzellen und leitet Aktionspotenziale über den N. vestibulocochlearis an den Hirnstamm weiter. Schäden oder Degenerationen im Ganglion spirale, etwa durch Alter oder Ototoxine, führen zu sensorineuralem Hörverlust. In der Forschung wird untersucht, wie elektrische Stimulation des Ganglions die Leistung von Cochlea‑Implantaten verbessern kann. Histologische Untersuchungen zeigen, dass Restzellpopulationen für den Erfolg einer Implantation entscheidend sind.
Gating beschreibt in der Psychoakustik die Modulation eines Tonsignals durch ein Ein‑Aus‑Fenster, um das Ein‑ und Ausschwingen des Signals zu untersuchen. Man analysiert, wie schnell das Gehör auf das Einsetzen oder Wegfallen eines Tons reagiert und wie präzise der Hörer die Signalgrenzen erkennt. Diese Messungen liefern Erkenntnisse über zeitliche Auflösung und neuronale Verarbeitungsgeschwindigkeiten im auditorischen System. Klinisch hilft Gating, zentrale Hörverarbeitungsstörungen zu diagnostizieren. Experimente zeigen, dass Gating‑Fähigkeiten mit Alter und Hörverlust abnehmen.
Gebärdensprache ist eine vollwertige visuell‑gestische Sprache, die von Gehörlosen und Schwerhörigen zur Kommunikation verwendet wird. Sie besitzt eigene Grammatikregeln, Syntax und Wortschatz, unabhängig von Lautsprachen. In der Hörrehabilitation spielt sie eine wichtige Rolle als alternative Kommunikationsform. Dolmetscher und Untertitel ergänzen mediale Angebote für Gebärdensprachbenutzer. Forschung zur Neurolinguistik der Gebärdensprache zeigt, dass dieselben Gehirnareale aktiviert werden wie bei Lautsprachen.
Gehörbildung umfasst systematisches Training, um das musikalische und sprachliche Gehör zu schulen, beispielsweise Intervalle, Akkorde oder Sprachlaute zu erkennen. Sie fördert neuronale Plastizität im auditorischen Kortex und verbessert Differenzierungs‑ und Diskriminationsfähigkeiten. In der Audiotherapie wird Gehörbildung eingesetzt, um zentrale Hörverarbeitungsstörungen zu behandeln. Softwaregestützte Programme bieten adaptive Übungen und Feedback. Langfristiges Training steigert Sprachverständlichkeit besonders in lauten Umgebungen.
Der äußere Gehörgang leitet Schall zum Trommelfell und bildet durch seine Form Resonanzen im Frequenzbereich von 2–4 kHz aus, was Sprachverständnis begünstigt. Er ist mit Haut und Cerumendrüsen ausgekleidet, die Ohrenschmalz produzieren und Infektionen vorbeugen. Exostosen oder Cerumenobstruktionen beeinträchtigen die Schallleitung und führen zu Hörminderung. Otoskopische Untersuchung und Reinigung sind Standard in der HNO-Praxis. Chirurgische Eingriffe am Gehörgang erfordern Erhalt der Hautintegrität, um Narben und Stenosen zu vermeiden.
Hammer, Amboss und Steigbügel bilden die Kette der Gehörknöchelchen im Mittelohr, die Schalldruck vom Trommelfell zum ovalen Fenster mechanisch verstärken. Ihre Hebelwirkung erhöht den Schalldruck um etwa das 1,3‑fache, bevor Schwingungen ins Innenohr übertragen werden. Gelenke und Muskeln (Stapedius, Tensor tympani) regulieren Steifigkeit und schützen vor lauten Reizen. Erkrankungen wie Otosklerose verknöchern diese Strukturen und verursachen Schallleitungsschwerhörigkeit. In der Chirurgie werden Prothesen oder Stapes‑Otoplastiken eingesetzt, um die Kette wieder beweglich zu machen.
Gehörschutz verhindert Lärmschäden durch Abdämpfung schädlicher Schalldruckpegel und ist in verschiedenen Formen verfügbar: Ohrstöpsel, Kapselgehörschützer oder individuell angepasste Otoplastiken. Schutzfaktoren (SNR, HML) geben Auskunft über Dämpfungsleistung in verschiedenen Frequenzbereichen. Richtiger Sitz und Tragekomfort sind entscheidend für Wirksamkeit und Akzeptanz. In industriellen und Freizeit‑Umgebungen gelten gesetzliche Vorgaben für Lärmschutz. Moderne elektronische Gehörschützer erlauben Sprachverständigung bei gleichzeitigem Schutz vor Impuls- und Dauerschall.
Die Gehörschwelle ist der niedrigste Schalldruckpegel, der gerade noch wahrgenommen wird, und variiert mit der Frequenz. Sie wird im Audiogramm als Funktion der Frequenz aufgetragen und definiert Normalhörigkeit (0–20 dB HL). Verschiebungen der Schwelle weisen auf Hörverlust hin und bestimmen Versorgungsbedarf. Schwellenbestimmung erfolgt per Ton‑Audiometrie unter standardisierten Bedingungen. Langzeitverläufe zeigen Progression von Lärmschäden oder Therapieeffekten.
Gehörtraining umfasst Übungen zur Verbesserung von Klang‑ und Sprachwahrnehmung, z. B. Tonhöhen‑, Rhythmus‑ oder Sprachverständnis-Tasks. Es nutzt neuronale Plastizität, um zentrale Hörverarbeitung nach Hörverlust oder CI‑Implantation zu stärken. Computerbasierte Programme adaptieren Schwierigkeitsgrad und bieten unmittelbares Feedback. Studien zeigen signifikante Verbesserungen bei dB‑Schwellen und Diskriminationsfähigkeiten. Integration in Rehabilitation erhöht Alltagstauglichkeit und Kommunikationskomfort.
Gehörverlust beschreibt eine Verminderung der Hörfähigkeit, unterteilt in Schallleitungs‑, Schallempfindungs‑ und kombinierte Formen. Ursachen reichen von Cerumenobstruktion über Lärmtrauma bis zu neuronalen Läsionen. Grad und Frequenzbereich des Verlusts werden im Audiogramm dokumentiert. Therapieoptionen sind Hörgeräte, Implantate oder chirurgische Eingriffe. Früherkennung und Intervention verbessern Prognose und Lebensqualität erheblich.
Gehörverstärkung erfolgt meist über Hörgeräte oder Implantate, die Schalldruck anheben oder elektrische Stimulation liefern. Digitale Hörsysteme bieten frequenzselektive Verstärkung und Kompression, um leise Töne hörbar und laute verträglich zu machen. Verstärkungsprofile werden individuell an das Audiogramm angepasst. Zu starke Verstärkung kann Rückkopplungen oder Unbehagen verursachen. Feineinstellung durch den Akustiker optimiert Sprachverständlichkeit und Klangqualität.
Gehörverzögerung bezeichnet eine Verzögerung der Schallwahrnehmung, etwa durch zentrale Verarbeitungsschwierigkeiten oder Hörsystem‑Latenzen. Latenzen über 10 ms können Sprachverständnis und Audio‑Video‑Synchronität beeinträchtigen. In digitalen Hörgeräten wird Latenz durch schnelle Signalprozessoren minimiert. Diagnostisch misst man evozierte Potentiale und Reaktionszeiten in Dichotischen- oder Latenztests. Rehabilitation zielt auf Reduktion zentraler Verzögerungen durch Training.
Bei Überempfindlichkeit oder zentralen Verarbeitungsstörungen kann normale Geräuschkulisse zu geistiger Erschöpfung führen. Betroffene klagen über Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen und Stress. Therapie umfasst Hörtraining, kognitive Verhaltenstherapie und gezielten Einsatz von Gehörschutz. Anpassung von Arbeitsumgebung und Pausengestaltung mindert Symptome. Forschung untersucht neuronale Korrelate von auditiver Ermüdung.
Die Gelatinehaut ist die mittlere, bindegewebige Schicht des Trommelfells und verleiht ihm Zugfestigkeit und Elastizität. Sie besteht aus kollagenen Fasern in radialer und zirkulärer Anordnung. Verletzungen oder Perforationen dieser Schicht beeinträchtigen Schwingungsfähigkeit und führen zu Schallleitungsschwerhörigkeit. Bei Tympanoplastik wird die Gelatinehaut durch Transplantate ersetzt, um Integrität und Funktion wiederherzustellen. Histologische Studien untersuchen Heilungsprozesse und Narbenbildung.
Generelles Maskieren fügt breitbandiges Rauschen dem Testsignal hinzu, um Cross‑Hearing und unerwünschte Mitreaktionen zu verhindern. In der Audiometrie sichert es valide Schwellenbestimmungen beidseits. Maskierungspegel richtet sich nach Interaural-Attenuation-Werten. Falsches Maskieren kann Testergebnisse verfälschen, korrekte Protokolle sind in Normen definiert.
Geräusch ist ein Schallereignis mit unregelmäßigem oder komplexem Frequenzspektrum, das nicht als musikalischer Ton wahrgenommen wird. Es kann störend (Lärm) oder angenehm (Naturklänge) wirken, abhängig von Kontext und Lautstärke. In der Psychoakustik untersucht man Parameter wie Lautheit, Maskierung und Emotionale Reaktion. Geräuschmanagement in Arbeits- und Wohnbereichen dient Gesundheits- und Komfortzielen.
Geräuschempfindlichkeit bezeichnet die individuelle Reaktion auf akustische Reize, die von Normalhörigkeit bis Hyperakusis reicht. Patienten mit Hyperakusis empfinden moderate Lautstärken als schmerzhaft oder stressauslösend. Diagnostisch wird Komfort- und Unbehaglichkeitsschwelle ermittelt. Therapie umfasst Desensibilisierungstraining und kognitive Verfahren. Gezielter Gehörschutz verhindert zusätzliche Reizüberflutung.
Ein Geräuschpegelmesser misst Schalldruckpegel in dB (A) oder dB (C) und wird in Industrie, Umwelt- und Gesundheitsstudien eingesetzt. Moderne Class‑1-Meter bieten hohe Genauigkeit und Frequenzbewertung nach Norm. Mobile Apps nutzen Smartphone-Mikrofone, sind jedoch weniger präzise. Kalibrierung und korrekte Platzierung sind Voraussetzung für verlässliche Daten.
Das Gleichgewichtsorgan im Innenohr besteht aus den Bogengängen und den Otolithenorganen (Sacculus, Utriculus). Es registriert Dreh- und Linearbeschleunigungen und sendet Informationen über Kopfhaltung und -bewegung an das Gehirn. Störungen führen zu Schwindel, Übelkeit und Unsicherheit beim Gehen. Diagnostische Tests sind Kalorische Prüfung, VEMP und Videonystagmographie. Rehabilitation umfasst vestibuläres Training zur Kompensation.
Ein Glockenfilter (Peak‑Filter) betont oder dämpft ein schmales Frequenzband um eine Mittenfrequenz herum und wird in Hörgeräten zur Feinanpassung eingesetzt. Der Filter besitzt zwei Übergangsflanken, deren Steilheit per Q‑Faktor definiert ist. Mit Glockenfiltern lassen sich spezifische Resonanzen oder Störfrequenzen korrigieren. Sie sind Teil von Mehrband‑Equalizern und Kompressionssystemen.
Glutamat ist der primäre Neurotransmitter, den innere Haarzellen am synaptischen Spalt freisetzen, um auditorische Signale an afferente Neuronen weiterzugeben. Die Menge und Geschwindigkeit der Glutamatfreisetzung beeinflusst die zeitliche Präzision der Signalübertragung. Dysregulation kann zu synaptischem Verschleiß und hidden hearing loss führen. Forschung untersucht glutamaterge Modulatoren zum Schutz von Synapsen bei Lärmtrauma.
Goodness‑of‑Fit bewertet, wie gut ein Hörgerätesignal dem vom Audiogramm vorgegebenen Soll‑Frequenzgang entspricht. Es wird als Kurvenabweichung in dB über Frequenzen gemessen. Ein hoher Goodness‑of‑Fit korreliert mit besserem Sprachverständnis und Nutzerzufriedenheit. Anpasssoftware zeigt Fit‑Diagramme in Echtzeit und erlaubt Feintuning. Regelmäßige Kontrollen gewährleisten langfristige Passgenauigkeit.
In der Gruppenaudiometrie werden mehrere Probanden gleichzeitig getestet, meist bei präventiven Hörchecks in Betrieben. Standardisierte Signale werden über Lautsprecher im Freifeld präsentiert, und individuelle Reaktionen per Handzeichen erfasst. Dieses Verfahren ist effizient, aber weniger präzise als Einzelton‑Audiometrie. Abweichende Ergebnisse werden in Einzeltests nachkontrolliert.
Eine Gummimembran im Ohrpassstück sorgt für dichten Sitz und optimiert Schallübertragung in Hörgeräten. Sie verhindert Rückkopplungen und filtert Umgebungsgeräusche. Materialwahl beeinflusst Komfort und Haltbarkeit; medizinisches Silikon ist Standard. Regelmäßiger Austausch beugt Rissbildung und Undichtigkeiten vor.
H
Die H2O‑Impedanzmessung ist eine Variante der Tympanometrie, bei der das Mittelohrdruck‑Volumen‑Verhalten mit Wasser gefülltem Ohrkanal untersucht wird. Durch kontrollierte Druckänderungen wird die Beweglichkeit von Trommelfell und Gehörknöchelchenkette beurteilt. Abweichungen in der Impedanzkurve zeigen Tubenfunktionsstörungen, Ergüsse oder Versteifungen (z. B. Otosklerose). Da Wasser einen anderen akustischen Widerstand als Luft besitzt, liefert diese Methode höhere Empfindlichkeit für kleine Leckagen und Membranschäden. Klinisch wird sie vor allem in der pädaudiologischen und veterinärmedizinischen Diagnostik eingesetzt.
Habituation bezeichnet die nachlassende Reaktion auf wiederholt dargebotene, unveränderte Reize. Im auditorischen System führt sie dazu, dass konstante Hintergrundgeräusche mit der Zeit ausgeblendet werden. Dieser Mechanismus schützt vor Informationsüberflutung und ermöglicht Fokussierung auf neue, relevante Signale. In der Tinnitustherapie nutzt man Habituation, um das Bewusstsein für Ohrgeräusche zu reduzieren. Fehlt Habituation, entstehen Überempfindlichkeit und erhöhte kognitive Belastung durch stetige Geräuschwahrnehmung.
Das Haifischgrätenmuster im Audiogramm beschreibt abwechselnd hohe und niedrige Punkte entlang der Kurve, ähnlich den Zacken eines Haifischzahns. Es deutet auf Messartefakte, mangelnde Konzentration oder simuliertes Hörverlustverhalten hin. Klinisch ist es wichtig, dieses Muster zu erkennen, um valide Befunde zu sichern und Fehldiagnosen zu vermeiden. Ergibt sich der Verdacht auf non‑organischen Hörverlust, folgen objektive Tests wie OAE oder AEP. Reinigung der Testumgebung und klare Instruktion an Patient:innen reduzieren Haifischgräten‑Artefakte.
Der Hall‑Effekt beschreibt das Phänomen, dass ein Ton in einem Raum mit Nachhall länger wahrgenommen wird als in einem schalltoten Raum. Psychoakustisch führt Nachhall zu Pegelerhöhung und Verzerrung der zeitlichen Struktur von Sprachsignalen. In der Hörgeräteanpassung muss Nachhallseparation berücksichtigt werden, damit Sprachverständnis in realen Räumen erhalten bleibt. Messungen der Nachhallzeit (RT60) liefern Parameter für Raumakustik‑Optimierung. Trainingsprogramme lehren Hörer, direkte und reflektierte Schallanteile zu unterscheiden.
Der Hammer (Malleus) ist das erste der drei Gehörknöchelchen im Mittelohr und ist direkt mit dem Trommelfell verbunden. Er überträgt Schwingungen des Trommelfells mechanisch an den Amboss und steuert so den Schalltransport ins Innenohr. Seine Hebelwirkung verstärkt den Schalldruck und ermöglicht effiziente Impedanzanpassung zwischen Luft- und Flüssigkeitsmedium. Der Hammerreflex, ausgelöst durch laute Töne, schützt vor übermäßiger Schallschädigung. In der Chirurgie wird auf Erhalt der Malleus‑Strukturen geachtet, um Schallleitung nicht zu beeinträchtigen.
Der Hammer‑Ambossreflex ist eine Muskelkontraktion des Tensor tympani und Stapedius bei lauten Geräuschen, die die Gehörknöchelchenkette versteift. Dadurch werden Schwingungen gedämpft und das Innenohr vor Lärmschäden geschützt. Reflexlatenz und -amplitude werden in der Tympanometrie gemessen, um Mittelohr und Hirnstammfunktionen zu beurteilen. Einseitige Ausfälle deuten auf Nervenläsionen oder Gehörknöchelchen‑Pathologien hin. Der Reflex trägt zur akustischen Adaptation bei und schirmt vor Impulsschall ab.
Ein Handmikrofon ist ein externes Mikrofon, das von Vortragenden in FM‑ oder DECT‑Anlagen gehalten wird, um Sprache direkt an Hörsystemempfänger zu übertragen. Es verbessert Sprachverständnis in lauten oder großen Räumen, da Umgebungsgeräusche nicht mitaufgenommen werden. Die direkte Abstrahlung minimiert Signalverlust und verbessert Signal‑zu‑Rausch‑Verhältnis. Empfänger im Hörgerät dekodieren das Funksignal und leiten es in den Hörer. Handmikrofone sind essenziell in Unterricht, Konferenzen und religiösen Veranstaltungen.
Ein Hausgerät ist ein Hörsystem, das speziell für den Einsatz zu Hause optimierte Programme bietet, z. B. für Fernsehen oder Telefonie. Diese Kategorie umfasst oft Tisch- oder Near‑Field‑Kommunikationsgeräte mit direkter Hörgeräte‑Kopplung. Sie bieten höhere Verstärkung und spezielle Filter, um entfernte oder digitale Tonquellen klar zu übertragen. Hausgeräte ergänzen die mobile Hörgeräteversorgung und erhöhen Komfort im häuslichen Umfeld. Integration mit Smart‑Home‑Systemen ermöglicht automatische Szenenwahl.
Hautleitung (auch Körperschallleitung) überträgt Vibrationen über Weichteile und Knochen direkt auf das Innenohr, bypassing Außenohr und Mittelohr. Sie spielt eine Rolle beim Hören eigener Stimme (Autophonie) und in Knochenleitungshörsystemen. Messungen der Hautleitung helfen, Schallleitungs‑ von Schallempfindungsschwerhörigkeit zu unterscheiden. Knochenleitungsgeräte nutzen Schallküvetten oder Implantate, um diesen Weg gezielt zu stimulieren. Hautleitungspegel sind weniger frequenzabhängig als Luftleitung.
HdO‑Hörgerät (Hinter‑dem‑Ohr) sitzt hinter der Ohrmuschel und verbindet sich über einen Schlauch mit einem Ohrpassstück im Gehörgang. Es bietet Platz für größere Verstärker, Batterien und Mehrkanal‑Signalprozessoren. HdO-Systeme sind leistungsfähig und für mittlere bis starke Schwerhörigkeiten geeignet. Moderne Modelle verfügen über drahtlose Vernetzung, Richtmikrofone und wiederaufladbare Akkus. Die Bauform ermöglicht einfache Handhabung und robuste Elektronik.
Die HRTF beschreibt die frequenzabhängige Filterwirkung von Kopf, Rumpf und Ohrmuscheln auf eintreffende Schallwellen. Sie bildet die Basis für räumliches Hören und Virtual‑Audio‑Rendering, da sie interaurale Zeit‑ und Pegeldifferenzen kodiert. Messungen erfolgen mit Mikrofonen in künstlichen Köpfen oder individuellen Kalibriermethoden. In der Hörgeräteentwicklung nutzt man HRTF‑Modelle, um natürliche Lokalisation auch mit Geräten hinter dem Ohr zu erhalten. VR‑ und 3D‑Audiotechniken basieren auf HRTF‑Synthese für immersive Klangerlebnisse.
Die Heilungsphase nach Trommelfellperforation oder Mittelohroperation umfasst initiale Entzündungsreaktion, Gewebeneubildung und Narbenbildung. In den ersten Tagen stehen Schmerz- und Infektionskontrolle im Vordergrund, gefolgt von Gewebe‑Remodelling über Wochen. Tympanometrie und Otoskopie überwachen den Wiederverschluss und Funktion des Trommelfells. Hörverbesserung erfolgt schrittweise, vollständige Erholung kann Monate dauern. Physikalische Schonung und Vermeidung von Druckänderungen unterstützen die Heilung.
Die Helix ist der obere, gewölbte Rand der Ohrmuschel und dient der Schallfokussierung ins Cavum conchae. Ihre Form beeinflusst die spektrale Filterung von Außenschall und unterstützt die vertikale Lokalisation. Anatomische Variationen der Helix können individuelle HRTF‑Profiles prägen. In der Hörgeräteversorgung wird auf Helix‑Kompatibilität geachtet, um Druckstellen zu vermeiden. Chirurgisch spielt die Helix eine Rolle bei Otoplastiken und Rekonstruktionen.
Ein Helmholtz‑Resonator ist ein akustischer Resonator, bestehend aus einem Hohlraum und einer engen Öffnung, der bei seiner Eigenfrequenz Schall stark verstärkt. Im Ohr wirkt die Cavum conchae ähnlich und betont Frequenzen um 2–5 kHz, was Sprachverständnis fördert. Akustische Filter in Hörgeräten nutzen Helmholtz‑Prinzip für kompakte Bassabsenkung oder Notch‑Filter gegen Tinnitusfrequenzen. Raumakustische Elemente wie Bassfallen arbeiten nach demselben physikalischen Prinzip.
Die Komfortschwelle ist der Pegel, ab dem Schall als unangenehm laut empfunden wird. Bei Hörverlust verschiebt sich diese Schwelle häufig nach oben, wodurch Betroffene laute Reize später als störend empfinden. Hörgerätekompression muss die Komfortschwelle berücksichtigen, um Übersteuerung zu vermeiden. Messungen per Bekesy‑Audiometrie oder Loudness‑Scaling bestimmen individuelle Komfortbereiche. Feineinstellung schützt vor Unbehagen und Verzerrungen.
Heterophonische Maskierung tritt auf, wenn ein Störton in einem Frequenzband die Wahrnehmung eines Nutztons in einem anderen Band beeinträchtigt. Dieser Effekt erklärt, warum Außengeräusche Sprache stören, obwohl sie in unterschiedlichen Frequenzen liegen. Maskierungsmodelle in Hörgeräten simulieren heterophonische Effekte, um Kompression und Filter optimal einzustellen. Psychoakustische Tests quantifizieren Masking-Level-Differences. Verstehen in Lärm verbessert sich, wenn Maskierung gezielt reduziert wird.
Hidden Hearing Loss bezeichnet synaptische Schäden zwischen inneren Haarzellen und Hörnerv, die in Standard‑Audiogrammen unauffällig bleiben. Betroffene klagen über Verständnisschwierigkeiten in Lärm, obwohl die Hörschwellen normal sind. Die Pathologie zeigt sich in reduzierten evozierte Potentialen und veränderten OAE. Forschung fokussiert auf synaptoprotektive Therapien und frühzeitige Diagnostik. Hidden Hearing Loss unterstreicht die Bedeutung zentraler Hörverarbeitungs‑Tests.
High‑Definition Audiologie kombiniert hochauflösende Messverfahren, adaptive Signalverarbeitung und KI‑gestützte Analysen, um Hördiagnostik und Hörgeräteanpassung zu revolutionieren. Sie nutzt detaillierte Cochlea- und Kortex-Profile, um personalisierte Verstärkungs‑ und Kompressionsstrategien zu entwickeln. Echtzeit‑Daten aus Mobil‑Apps und Biosensoren fließen in Cloud‑gestützte Anpassplattformen. Ziel ist maximale Sprachverständlichkeit und Komfort in allen Hörsituationen. Erste Studien zeigen signifikante Verbesserungen gegenüber Standardverfahren.
Ein Hinter‑dem‑Ohr‑Gerät (HdO) platziert Elektronik und Batterie hinter der Ohrmuschel, während ein Schlauch Schall zum Ohrpassstück im Gehörgang leitet. Diese Bauform erlaubt leistungsstarke Verstärkung und komplexe Signalprozessoren bei geringem Gewicht im Gehörgang. HdO-Geräte sind robust, einfach zu handhaben und eignen sich für mittlere bis starke Hörverluste. Moderne Modelle integrieren Bluetooth, Telecoil und induktive Ladefunktionen. Durch offene oder geschlossene Otoplastiken lassen sich Rückkopplungen und Klangbild individuell steuern.
Ein Hochtonverlust betrifft vor allem die Wahrnehmung hoher Frequenzen oberhalb von circa 2000 Hz. Er äußert sich häufig durch Schwierigkeiten, Konsonanten wie „s“, „f“ oder „t“ zu verstehen, besonders in lauten Umgebungen. Ursachen sind meist Lärmschäden, Alterungsprozesse oder ototoxische Medikamente, die Haarzellen in der basalen Cochlea-Region schädigen. Audiometrisch zeigt sich der Verlust als Anstieg der Hörschwelle in den hohen Frequenzen. Hörgerätekompression kann den Hochtonbereich gezielt verstärken, um Sprachverständlichkeit wiederherzustellen.
Die Hörbahn leitet akustische Informationen vom Innenohr über mehrere Kernstationen im Hirnstamm bis zum auditiven Kortex. Sie beginnt an den Haarzellen, verläuft über den N. vestibulocochlearis zum Nucleus cochlearis und weiter über Olive, Lemniscus lateralis und Colliculus inferior zum Thalamus. Jede Station extrahiert spezifische Merkmale wie Zeit- und Pegeldifferenzen. Schädigungen an einer beliebigen Stelle führen zu zentralen Hörverarbeitungsstörungen. Objektive evozierte Potentiale (ABR, MLR, CAEP) prüfen die Integrität der Hörbahn.
Der Höreindruck bezeichnet die subjektive Wahrnehmung von Klangqualität, Lautstärke und räumlicher Position. Er hängt nicht nur von akustischen Parametern ab, sondern auch von psychologischen Faktoren wie Aufmerksamkeit und Erwartung. In der Audiologie wird der Höreindruck mit Fragebögen und psychoakustischen Tests erfasst. Hörgeräteoptimierung zielt darauf ab, einen natürlichen und angenehmen Höreindruck zu erzeugen. Unterschiede im Höreindruck erklären, warum Menschen bei identischen Messwerten unterschiedliche Zufriedenheit mit Hörsystemen haben.
Hörentwöhnung beschreibt den Prozess, sich an ein neues Hörgerät oder Implantat zu gewöhnen, da das Gehirn neuartige Klangmuster verarbeiten muss. Anfangs empfinden viele Träger die verstärkten Geräusche als zu laut oder fremd. Durch systematisches Tragen und gezieltes Hörtraining passt sich der auditive Kortex an und filtert unerwünschte Anteile aus. Die Entwöhnungsphase dauert typischerweise mehrere Wochen bis Monate. Begleitende audiologische Nachjustierung verbessert Anpassungserfolg und Tragekomfort.
Die Hörfadentiefe ist ein Maß für die zeitliche Auflösung des auditorischen Systems, also wie dicht aufeinanderfolgende Schallereignisse noch als getrennte Impulse wahrgenommen werden. Sie wird mit kurzen Klick- oder Pulstakten getestet und als minimale Interstimulus-Intervall-Dauer angegeben. Geringe Hörfadentiefe erschwert das Verstehen von Sprache in impulsivem Lärm. Messungen helfen, zentrale zeitliche Verarbeitungsstörungen zu identifizieren. Hörtraining kann die Hörfadentiefe durch neuronale Plastizität verbessern.
Hörfeedback bezeichnet Rückkopplungen, die Hörgeräteträger teilweise als Echo oder Pfeifen wahrnehmen, wenn das Mikrofonsignal in den Hörer gelangt. Dies entsteht durch Leckagen am Ohrpassstück oder falsche Verstärkungseinstellungen. Moderne Hörsysteme detektieren Feedback in Echtzeit und reduzieren es durch adaptive Filteralgorithmen. Mechanische Maßnahmen wie enge Otoplastiken und Mikrofon-Positionierung minimieren Feedbackrisiken. Ein optimierter Feedback-Manager steigert Klangqualität und Trägerzufriedenheit.
Die Hörfeldanalyse misst die Hörschwellen über ein breites Frequenz- und Pegelspektrum, um den individuellen Dynamikbereich und die Komfortzone zu bestimmen. Sie kombiniert Ton‑ und Lautheitsmessungen und stellt die Ergebnisse in Hörfeldkurven dar. Die Analyse hilft, optimale Kompressions- und Verstärkungsparameter für Hörgeräte festzulegen. Abweichungen vom Normalhörfeld zeigen Engpässe bei Lautstärkeempfindung und Maskierungseffekten. Regelmäßige Wiederholung dokumentiert Versorgungsfortschritte.
Ein Hörfilter selektiert bestimmte Frequenzbereiche, um Sprache hervorzuheben und Störgeräusche zu unterdrücken. In Hörgeräten kommen digitale Mehrbandfilter zum Einsatz, die adaptiv auf Umgebungsänderungen reagieren. Filterparameter wie Mittenfrequenz, Bandbreite und Flankensteilheit werden individuell angepasst. Falsch eingestellte Filter können Sprachanteile abschwächen oder Klang verfälschen. Psychoakustische Tests prüfen Filterwirksamkeit in realen Szenarien.
Hörforschung umfasst interdisziplinäre Studien zu Mechanismen des Hörens, Diagnostikverfahren und Hörhilfetechnologien. Sie reicht von molekularen Untersuchungen regenerativer Therapien bis zu psychoakustischen Experimente und klinischen Studien neuer Hörgerätealgorithmen. Aktuelle Schwerpunkte sind Hidden Hearing Loss, KI-basierte Signalverarbeitung und Cochlea-Regeneration. Forschungsergebnisse fließen in Leitlinien und Produktentwicklungen ein. Internationale Kooperationen und Publikationen sichern Transfer in die Praxis.
Ein Hörgeräteakustiker ist ein Fachmann, der Hörtests durchführt, Hörgeräte anpasst und feintunt. Er berät zu Gerätetypen, Otoplastiken und Programmen und schult Träger im Gebrauch und in Pflege. Die Ausbildung kombiniert audiologische, technische und kommunikative Kompetenzen. Qualitätssicherung erfolgt durch Validierungstests und Nachbetreuung. Gute Akustiker arbeiten eng mit Audiologen und HNO-Ärzten zusammen.
Hörgerätebatterien liefern die elektrische Energie für analoge und digitale Hörsysteme. Übliche Typen sind Zink‑Luft-Zellen (Größen 10, 13, 312, 675) mit Laufzeiten von 3–14 Tagen. Wiederaufladbare Akkus gewinnen an Bedeutung, da sie Komfort und Nachhaltigkeit erhöhen. Batterie-/Ladezyklen müssen dokumentiert werden, um Leistungseinbrüche zu vermeiden. Batteriewechsel-Training gehört zur Hörgeräteeinweisung.
Der Hörgerätekanal ist das gerätespezifische Frequenzband, in dem ein Hörsystem verstärkt oder filtert. Moderne Hörgeräte verfügen über 4–16 Kanäle, um das Klangspektrum fein zu justieren. Mehr Kanäle ermöglichen präzisere Anpassung an das Audiogramm, können aber Rechenleistung und Latenz erhöhen. Kanalparameter werden im Anpasssoftware‑Interface visualisiert und optimiert. Die Kanalzahl allein garantiert jedoch nicht bessere Sprachverständlichkeit ohne korrektes Feintuning.
Ein Hörgeräteprogramm ist eine gespeicherte Einstellungskombination für spezifische Hörsituationen (z. B. Ruhe, Restaurant, Telefon). Programme passen Verstärkung, Kompression und Mikrofoncharakteristik automatisch an Umgebungssound an. Nutzer wechseln manuell oder automatisch per Szenenerkennung. Vielfältige Programme erhöhen Flexibilität, erfordern aber Training im Umgang. Akustiker legt Programme individuell fest und kalibriert Übergangsparameter.
Die Hörgeräteversorgung umfasst Auswahl, Anpassung, Einweisung und Nachbetreuung von Hörsystemträgern. Sie beginnt mit audiologischer Diagnostik, führt über Otoplastikfertigung zur Feineinstellung im Real‑Life‑Test. Regelmäßige Kontrollen sichern Langzeitfunktion und Zufriedenheit. Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ärzten und Therapeuten optimiert Rehabilitation. Dokumentation aller Schritte ist Teil der Versorgungsqualität und Kostenübernahme durch Versicherungen.
Ein Hörgraph ist die grafische Darstellung des Audiogramms und weiterer Messergebnisse wie OAE oder Reflexe in einer Übersicht. Er visualisiert Hörschwellen, Dynamikbereich und Komfortzonen. Hörgraphen dienen als Referenz bei Anpassung und Verlaufskontrollen. Softwaregenerierte Graphen ermöglichen Vergleich verschiedener Messzeitpunkte. Klare Visualisierung unterstützt Patienten und Fachpersonal im Gespräch.
Hörimplantate sind elektronische Prothesen, die akustische Informationen in elektrische Impulse umwandeln und direkt an den Hörnerv oder Hirnstamm leiten. Typen sind Cochlea‑Implantate, Hirnstammimplantate und Knochenleitungsimplantate. Indikationen reichen von hochgradiger Schwerhörigkeit bis taubem Innenohr. Implantation erfolgt chirurgisch, gefolgt von Sprachrehabilitation und Mapping. Langzeiterfolge zeigen deutliche Verbesserungen im Sprachverstehen und Lebensqualität.
Hörkritikalität beschreibt den Bereich um die Hörschwelle, in dem kleine Pegeländerungen besonders stark wahrgenommen werden. Sie ist relevant für Justierung der Kompression, damit Signale natürlich bleiben und Schallschwankungen hörbar bleiben. Messungen der Kritikalbandbreite geben Aufschluss über Filterdesign und Maskierungseffekte. Engere Kritikalbänder führen zu besserer Frequenzselektivität. Anpassstrategien in Hörgeräten berücksichtigen Kritikalität zur Vermeidung von Klangfärbung.
Der Hörleiter (Leitungskanal) ist die anatomische Verbindung zwischen Außenohr und Innenohr, bestehend aus Gehörgang, Trommelfell und Knöchelchenkette. Er überträgt Schall mechanisch und optimiert Impedanzanpassung zwischen Luft- und Flüssigkeitsmedium. Erkrankungen auf diesem Weg (z. B. Otosklerose) führen zu Schallleitungsschwerhörigkeit. Chirurgische Eingriffe wie Stapedotomie modifizieren den Hörleiter, um Beweglichkeit zurückzugewinnen. Tympanometrie und Audiogramm analysieren Funktionszustand.
Hörlokalisation ist die Fähigkeit, Schallquellenrichtung anhand interauraler Zeit- (ITD) und Pegeldifferenzen (ILD) zu bestimmen. Der superior olivary complex im Hirnstamm vergleicht Signale beider Ohren. Präzises Lokalisieren verbessert Sprachverständnis und Sicherheit im Alltag. Hörgeräte mit binauraler Vernetzung erhalten Lokalisation, indem sie Signale synchron verarbeiten. Tests im freien Schallfeld bewerten Lokalisationsgenauigkeit.
Der Hörnerv (N. vestibulocochlearis, VIII. Hirnnerv) leitet elektrische Impulse von der Cochlea und dem Vestibularorgan zum Hirnstamm. Er verzweigt sich in cochleären und vestibulären Anteil und ist essenziell für Hören und Gleichgewicht. Läsionen führen zu Hörverlust, Tinnitus oder Schwindel. Diagnostik umfasst ABR-Messungen und bildgebende Verfahren. Bei Tumoren wie Akustikusneurinom ist frühzeitige Operation angezeigt.
Der Horopter ist in der Wahrnehmungspsychologie die gedachte Raumkurve, auf der visuelle und auditive Reize als räumlich kongruent empfunden werden. Bei kombinierter visueller und akustischer Stimulation hilft der Horopter, Konflikte zwischen Augen‑ und Ohrinformationen zu minimieren. In Experimenten wird untersucht, wie Abweichungen von dieser Linie die Lokalisationsgenauigkeit beeinträchtigen. Für Hörgeräteträger ist das Zusammenspiel von Visual‑ und Auditory‑Cues relevant, um Sprachquellen präzise zu orten. Anpassungen in der Hörtechnik können darauf abzielen, audiative Signale so zu filtern, dass sie zum visuellen Horopter passen.
Hörpausen sind bewusst eingesetzte Stillephasen zwischen Sprach- oder Musiksignalen, die dem auditorischen System Zeit zur Verarbeitung geben. Sie verbessern das Sprachverständnis, indem sie Segmentierungsmarken liefern und Kognitive Entlastung ermöglichen. In der Audiotherapie werden Hörpausen genutzt, um Tinnituspatienten Ruhephasen vom Ohrgeräusch zu verschaffen. Psychoakustische Studien zeigen, dass regelmäßige Pausen die auditive Ermüdung reduzieren. Hörgeräteprogramme können digitale Stille‑Insertionen realisieren, um übermäßige Stimulation zu vermeiden.
Der Hörpegel bezeichnet den Schalldruckpegel, der an einem bestimmten Punkt im Gehörgang anliegt, gemessen in dB SPL. Er ist die Basis für die Kalibrierung von Audiometern und die Einstellung von Hörgeräten. Unterschiede zwischen Eingangssignalpegel und Hörpegel im Ohrpassstück bestimmen die effektive Verstärkung. In der Raumakustik wird der Hörpegel genutzt, um Lautstärkeverteilung und Beschallungsqualität zu optimieren. Audiologen achten darauf, dass Hörpegel unter der Komfortschwelle und über der Hörschwelle liegen.
Hörphysiologie beschreibt die biologischen und biophysikalischen Prozesse von der Schallaufnahme bis zur neuronalen Verarbeitung im Gehirn. Sie umfasst mechanische Vorgänge im Außenohr, elektrochemische Transduktion in Haarzellen und neuronale Signalweiterleitung. Veränderungen in einem dieser Schritte führen zu spezifischen Hörstörungen, die physiologisch analysiert werden können. Forschung in der Hörphysiologie liefert Grundlagen für Therapien von Schwerhörigkeit und Tinnitus. Lehrbücher verbinden hier Anatomie, Biomechanik und Neurophysiologie zu einem integrativen Verständnis.
Hörpräferenz bezeichnet individuelle Vorlieben für Klangcharakteristiken, etwa warme Bässe oder klare Höhen. Sie entsteht durch persönliche Höranpassungen und neurologische Verarbeitungsunterschiede. Bei der Hörgeräteanpassung wird die Präferenz durch Fein‑Tuning der Filter und Kompressionsparameter berücksichtigt. Messungen erfolgen durch Vergleich unterschiedlicher Klangprofile und subjektives Rating. Eine gute Berücksichtigung der Hörpräferenz erhöht Tragekomfort und Akzeptanz.
Eine Hörprobe ist eine kurze Klang- oder Sprachsequenz, die verwendet wird, um Hörgeräteprogramme oder Raumakustik zu testen. Sie dient dem Träger, den Klangcharakter und die Verständlichkeit unter realen Bedingungen zu beurteilen. In der Forschung werden standardisierte Hörproben eingesetzt, um Effekte von Signalverarbeitungsalgorithmen zu vergleichen. Hörproben können Musik, Sprache oder künstliche Testsignale umfassen. Ihre systematische Analyse hilft, Optimierungen vorzunehmen.
Hörrauschen ist ein gleichmäßiges, breitbandiges Rauschen, das als Testsignal in der Audiometrie genutzt wird, um Maskierungs- und Filtereffekte zu prüfen. In der Tinnitustherapie wird Hörrauschen als Masker eingesetzt, um Ohrgeräusche zu überdecken. Die spektrale Zusammensetzung kann weiß, rosa oder braun sein, je nach gewünschtem Maskierungseffekt. Hörrauschen hilft, Cochlea‑Funktion und zentrale Rauschverarbeitung zu analysieren. Anpassbare Rauschprofile unterstützen individuelle Therapieziele.
Hörreinigung bezeichnet die fachgerechte Entfernung von Cerumen und Ablagerungen im äußeren Gehörgang, um die Schallleitung wiederherzustellen. Sie erfolgt manuell unter Mikroskop oder mittels schonender Spülung. Eine regelmäßige Hörreinigung verhindert Cerumen obturans und akute Otitis externa. Anschließende Tympanometrie prüft die Wiederherstellung der Mittelohrfunktion. Patienten werden in Eigenreinigungstechniken geschult, um Rezidive zu vermeiden.
Der Hörruhezustand ist der Zustand minimaler akustischer Stimulation, meist gemessen in einem schalldichten Raum. Er definiert die Basislinie für Hörschwellentests und evozierte Potentiale. Ein stabiler Hörruhezustand sichert reproduzierbare Messergebnisse und vermeidet Maskierung durch Umgebungsgeräusche. Veränderungen im Hörruhezustand können auf adaptive Prozesse oder neuronale Plastizität hinweisen. Standardisierte Normen legen maximale Hintergrundpegel für Testumgebungen fest.
Die Hörschwelle ist der kleinste Schalldruckpegel, der gerade noch wahrgenommen wird, und variiert mit der Frequenz. Sie wird im Audiogramm für jede Frequenz einzeln dokumentiert und bildet die Grundlage für Diagnostik und Hörgeräteanpassung. Abweichungen von Normalwerten definieren Hörverlustgrade von leicht bis hochgradig. Schwellenbestimmung erfolgt per Ton‑Audiometrie unter kontrollierten Bedingungen. Klinisch ist sie der erste Schritt zur Differenzierung von Schallleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit.
Hörsegmentierung ist die Fähigkeit, kontinuierliche Schallsignale in sinnvolle Einheiten wie Wörter oder Silben zu zerlegen. Sie basiert auf akustischen Markern wie Pausen, Formantübergängen und Lautstärkeschwankungen. Störungen der Segmentierung führen zu Sprachverständnisschwierigkeiten, besonders bei Lärm. Tests zur Segmentierung verwenden Sätze mit variablen Pausenmustern. Hörtraining kann die Segmentierungsleistung im auditorischen Kortex verbessern.
Die Hörspanne bezeichnet den Bereich zwischen der leisesten wahrnehmbaren und der lautesten tolerierbaren Schallintensität, gemessen in Dezibel. Sie bildet den dynamischen Bereich des Gehörs ab und variiert individuell je nach Alter und Hörgesundheit. Bei normalem Hören liegt die Hörspanne typischerweise zwischen 0 dB HL und etwa 120 dB SPL. Ein eingeschränkter Bereich erfordert Kompression in Hörgeräten, um leise Töne hörbar und laute Töne komfortabel zu machen. Veränderungen der Hörspanne können auf Erkrankungen wie Presbyakusis oder Lärmschäden hinweisen.
Das Hörspektrum stellt die Verteilung der Hörschwelle über das Frequenzspektrum dar und zeigt, welche Frequenzen wie gut wahrgenommen werden. Es wird im Audiogramm als Kurve von tiefen zu hohen Frequenzen aufgezeichnet. Abweichungen in bestimmten Bereichen deuten auf Hochton‑ oder Tieftonverluste hin. Hörgeräte passen Verstärkungsprofile entlang des Spektrums an, um Defizite auszugleichen. In der Forschung vergleicht man Hörspektren verschiedener Populationen, um Normwerte und Risikofaktoren zu ermitteln.
Die Hörspur ist die akustische Begleitspur zu Video‑ oder Multimedia‑Inhalten und enthält Sprache, Musik und Effekte. Für barrierefreie Angebote wird sie oft um Untertitel oder Gebärdensprache ergänzt. Technisch wird die Hörspur in Mehrkanal‑Audio (Stereo, 5.1) abgemischt, um räumliche Effekte zu erzeugen. In Hörtraining und Rehabilitation kann das gezielte Hören einzelner Spuren das Sprachverständnis schulen. Bei Hörgeräten mit Direkt-Streaming wird die Hörspur digital und störungsfrei an das Gerät übertragen.
Ein Hörsturz ist ein plötzlich einsetzender, meist einseitiger sensorineuraler Hörverlust, häufig begleitet von Tinnitus und Druckgefühl. Die genauen Ursachen sind unklar, mögliche Faktoren sind Durchblutungsstörungen, Viren oder Stress. Sofortige Therapie mit Kortikosteroiden und Durchblutungsförderern verbessert die Chancen auf Erholung. Audiometrie dokumentiert das Ausmaß des Hörverlusts, Verlaufskontrollen zeigen Regeneration. Frühzeitige Rehabilitation kann Resthörverlust ausgleichen und Tinnitus lindern.
Als Hörsystem bezeichnet man die Kombination aus Hörgerät, Otoplastik und optionalen Zubehörkomponenten wie FM‑Empfänger oder Streamer. Es umfasst Mikrofone, Verstärker, Signalprozessor und Hörer in einem abgestimmten Ensemble. Moderne Systeme bieten Mehrkanal‑Kompression, Richtmikrofone, Feedback‑Management und drahtlose Konnektivität. Die Anpassung erfolgt individuell durch den Akustiker anhand des Audiogramms und persönlicher Hörpräferenzen. Regelmäßige Software‑Updates erhalten Leistungsfähigkeit und Kompatibilität mit neuen Geräten.
Hörtechnik umfasst alle technischen Hilfsmittel und Verfahren zur Verbesserung des Hörens, von Hörgeräten über Cochlea‑Implantate bis zu Raum- und Beschallungstechnik. Sie verbindet Akustik, Elektronik und Signalverarbeitung, um Sprachverständlichkeit und Klangqualität zu optimieren. Zu den Teildisziplinen gehören Mikrofon-Design, Verstärkerarchitektur, Filteralgorithmen und Nutzer‑Interface. Hörtechnik-Forschung treibt Entwicklungen wie KI‑gestützte Szenenerkennung und Brain‑Computer‑Interfaces voran. Anwender profitieren von individualisierbaren, vernetzten Systemen für alle Lebensbereiche.
Hörverlust bezeichnet eine Verminderung der Hörfähigkeit, unterteilt in Schallleitungs‑, Schallempfindungs- und zentrale Hörstörungen. Er wird anhand der Verschiebung der Hörschwelle im Audiogramm quantifiziert. Ursachen sind Alter, Lärm, Erkrankungen oder genetische Faktoren. Therapieoptionen reichen von Hörgeräten und Implantaten bis zu medikamentösen und chirurgischen Maßnahmen. Früherkennung und interdisziplinäre Rehabilitation verbessern Kommunikationsfähigkeit und Lebensqualität.
Das Hörvermögen umfasst die gesamte Fähigkeit, Schallquellen zu detektieren, zu lokalisieren und akustische Informationen zu verarbeiten. Es inkludiert Parameter wie Hörschwelle, Dynamikbereich, Frequenzauflösung und Sprachverständnis. Messmethoden wie Audiogramm, OAE und AEP liefern objektive Daten zum Hörvermögen. Psychometrische Tests erfassen subjektive Aspekte wie Hörkomfort und Hörbelastung. Erhalt und Verbesserung des Hörvermögens sind zentrale Ziele der Audiologie und Hörakustik.
Das Hörzentrum im Temporallappen der Großhirnrinde (primärer auditiver Kortex) verarbeitet Frequenz, Lautstärke und räumliche Merkmale von Schall. Es empfängt Eingaben über die Hörbahn und interagiert mit Sprach‑ und Gedächtniszentren. Kortikale Plastizität ermöglicht Anpassung an Hörgeräte und Rehabilitation nach Hörverlust. Läsionen im Hörzentrum führen zu zentralen Hörverarbeitungsstörungen trotz intaktem Peripheriegerät. Bildgebende Verfahren (fMRI, PET) zeigen Aktivierungsmuster bei akustischen Aufgaben.
Hospitalismus beschreibt psychische und kognitive Beeinträchtigungen, die infolge sensorineuralen Hörverlusts durch soziale Isolation und Kommunikationsverlust entstehen. Betroffene entwickeln oft Angst, Depression und Rückzug, was den Hörverlust weiter verschärft. Frühzeitige psychosoziale Interventionen und Hörrehabilitation verhindern Hospitalismus. Interdisziplinäre Betreuung durch Audiologen, Psychologen und Sozialarbeiter ist wichtig. Studien zeigen, dass soziale Unterstützung und Hörgeräteversorgung Hospitalismus deutlich reduzieren.
Hyperakusis ist eine Überempfindlichkeit gegenüber normalen Alltagsgeräuschen, die als schmerzhaft oder unangenehm empfunden werden. Sie entsteht durch Veränderungen in peripheren oder zentralen Hörbahnen, oft in Kombination mit Tinnitus. Diagnostisch werden Komfort- und Unbehaglichkeitsschwellen bestimmt. Therapie umfasst Desensibilisierungstraining, kognitive Verhaltenstherapie und gegebenenfalls medikamentöse Ansätze. Hyperakusis kann die Lebensqualität stark einschränken und erfordert multidisziplinäre Betreuung.
I
Iatrogener Hörverlust entsteht als unerwünschte Nebenwirkung medizinischer Eingriffe oder Therapien, etwa durch ototoxische Medikamente (Aminoglykoside, Cisplatin) oder Schädigung während Ohr‑Operationen. Häufig sind Haarzellen im Innenohr oder synaptische Verbindungen betroffen, was zu permanentem sensorineuralem Hörverlust führen kann. Präventiv werden Medikamentendosen überwacht und otoxizitätsschützende Substanzen erwogen. Nach Auftreten iatrogener Schäden hilft frühzeitige Hörrehabilitation mit Hörgeräten oder Implantaten. Interdisziplinäre Abstimmung zwischen HNO, Onkologie und Audiologie minimiert Risiken.
Unter idiopathischem Hörverlust versteht man einen Hörverlust unbekannter Ursache, bei dem weder organische Befunde noch bekannte Risikofaktoren vorliegen. Er kann plötzlich (idiopathischer Hörsturz) oder schleichend auftreten und betrifft meist hohe Frequenzen. Die Diagnostik schließt umfangreiche bildgebende Verfahren, Laboranalysen und otoakustische Emissionen ein, bleibt jedoch oft ergebnislos. Therapeutisch wird ähnlich wie beim Hörsturz mit Kortikosteroiden und Vasodilatatoren behandelt. Langzeitmanagement umfasst Monitoring und ggf. Hörhilfenanpassung.
Ein IdO‑Hörgerät (Im-Ohr) sitzt vollständig im Gehörgangsbereich und ist von außen kaum sichtbar. Es nutzt den natürlichen Schalltrichtereffekt des Außenohrs und bietet guten Klang, ist aber weniger leistungsfähig als HdO‑Geräte. Aufgrund der kompakten Bauform sind Batteriekapazität und Verstärkungsreserven begrenzt, was IdO vor allem für leichte bis moderate Hörverluste geeignet macht. Anpassung erfordert präzise Otoplastiken und regelmäßige Wartung, um Cerumen blockaden zu vermeiden. Nutzer schätzen Diskretion und Tragekomfort.
Das IIC‑Hörgerät (Invisible‑in‑Canal) ist eine Unterform des IdO und sitzt tief im Gehörgang knapp vor dem Trommelfell. Es ist nahezu unsichtbar und bietet optimierte Sprachverständlichkeit durch minimale Rückkopplungen. Kleinste Mikrofone und Verstärkertechnik ermöglichen trotz kompakter Bauweise Mehrkanal‑Signalverarbeitung. Einschränkungen bestehen bei starken Hörverlusten und Bedienbarkeit (z. B. Batteriewechsel). Hygienische Reinigung und regelmäßige Kontrolle sind essenziell, um Leistungseinbußen zu vermeiden.
Impedanz beschreibt den Widerstand und die Reaktanz eines akustischen oder mechanischen Systems gegen Schallübertragung, gemessen in Ohm oder mmho. Im Ohr bezieht sie sich auf Trommelfell und Mittelohrkette, deren Beweglichkeit bei Druckänderungen untersucht wird (Tympanometrie). Veränderungen der Impedanzkurve deuten auf Flüssigkeitsansammlungen, Versteifungen oder Perforationen hin. In der Hörgerätestechnik wird Impedanzmessung zur Otoplastik‑Passformkontrolle eingesetzt. Ein optimaler Impedanzabgleich maximiert Schallleitungseffizienz.
Ein Impulsgeräusch ist ein kurzer, plötzlicher Schalldruckanstieg, wie Knall oder Schlag, mit breitbandigem Frequenzspektrum. Solche Reize können akustische Traumata verursachen, wenn Spitzenpegel 140 dB SPL überschreiten. In der Audiometrie werden Impulsgeräusche eingesetzt, um Stapediusreflex und Hörschutzreflex zu testen. Gehörschutz für Impulslärm unterscheidet sich von Dauerschall‑Schutz, da schnelle Dämpfungsreaktionen erforderlich sind. Forschung untersucht Materialdynamik und reflexive Mechanismen zum Schutz vor Impulsschäden.
In‑situ‑Messungen erfolgen direkt im eingebauten Zustand, z. B. OAE‑ oder HRTF‑Messungen im Gehörgang mit eingesetztem Hörgerät. Sie erlauben realitätsnahe Erfassung von Verstärkungs‑ und Filterwirkungen unter Anpassbedingungen. Anders als Freifeldmessungen berücksichtigen In‑situ-Methoden individuelle Ohranatomie und Otoplastik‑Effekte. Moderne Anpasssoftware integriert In‑situ‑Daten zur präzisen Feinkalibrierung. Regelmäßige In‑situ‑Kontrollen gewährleisten langfristige Versorgungsqualität.
Infraschall bezeichnet Schall mit Frequenzen unter 20 Hz, die unterhalb der menschlichen Hörschwelle liegen, aber körperlich spürbare Vibrationen erzeugen können. Quellen sind Naturphänomene (Erdbeben, Wind) und technische Anlagen (Windkraft, Industrie). Langzeitexposition kann Unbehagen, Druckgefühl im Ohr und Schlafstörungen verursachen. Standardisierte Messverfahren und Filtertechniken helfen, Infraschall zu detektieren und zu dämmen. In der Forschung wird Infraschallwirkung auf vestibuläre Funktionen untersucht.
Ein inkompletter Stapediusreflex zeigt sich, wenn der Musculus stapedius bei lauten Reizen nur teilweise kontrahiert. Audiologisch führt dies zu reduzierter Dämpfung der Gehörknöchelchenkette und erhöhtem Risiko für Lärmschäden. Inkomplette Reflexe deuten auf Muskeldysfunktion, Nervenläsion oder Mittelohrerkrankungen hin. Reflexprüfung mit Tympanometrie quantifiziert Amplitude und Latenz. Therapeutisch können Hörgeräte‑Kompression und Muskeltraining Reflexverstärkung unterstützen.
Das Innenohr besteht aus Cochlea und Vestibularorgan und wandelt mechanische Schall- und Bewegungsreize in elektrische Nervenimpulse um. In der Cochlea sitzen Haarzellen auf der Basiliarmembran, die je nach Frequenz unterschiedlich angeregt werden. Das Vestibularorgan registriert Kopfbewegungen und Lage. Flüssigkeitsgefüllte Skalen und Membranen gewährleisten elektrochemische Transduktion. Verletzungen oder Degenerationen hier führen zu sensorineuralem Hörverlust und Schwindel.
Innenohrschwerhörigkeit (sensorineuraler Hörverlust) entsteht durch Schäden an Haarzellen, Hörnerv oder zentralen Hörbahnen. Sie äußert sich in erhöhten Hörschwellen und vermindertem Sprachverständnis, besonders in Lärm. Ursachen sind Alter, Lärmtrauma, genetische Faktoren oder Ototoxine. Therapie umfasst Hörgeräte, Cochlea‑Implantate und Hörtraining. Forschung an Haarzellregeneration und synaptischem Schutz zielt auf Heilung ab.
Die inneren Haarzellen sind primäre Sinneszellen der Cochlea, die Schall‑induzierte Membranbewegungen in elektrische Signale umwandeln. Sie sind einzeln mit afferenten Nervenfasern verbunden und entscheidend für Ton- und Sprachverständlichkeit. Verlust oder Funktionsstörung der IHC führt zu schwerem sensorineuralem Hörverlust. Anders als äußere Haarzellen können sie beim Menschen nicht regenerieren. Gentherapie- und Stammzellansätze forschen an Reparaturmethoden.
Bei Insuffizienz der Tuba auditiva (Ohrtrompete) versagt der Ventilationsmechanismus, und Druckausgleich zwischen Mittelohr und Rachenraum funktioniert nicht. Dies führt zu chronischem Unterdruck, Ergussbildung und Hörminderung. Symptome sind Druckgefühl, Knistern und rezidivierende Otitiden. Diagnostik per Tubenfunktionstest und Tympanometrie; Therapie umfasst Ballondilatation, Katheter und Paukenröhrchen. Langfristige Insuffizienz erfordert interdisziplinäre Betreuung.
Ein integrierter Tinnitus‑Noiser ist eine Funktion in modernen Hörgeräten, die ein leises Rauschsignal zur Maskierung oder Desensibilisierung von Tinnitus direkt aus dem Gerät abgibt. Das Rauschprofil kann individuell in Frequenzspektrum und Lautstärke justiert werden. Kontinuierliche Noiser‑Einspielung fördert Habituation und reduziert Tinnituswahrnehmung im Alltag. Nutzer können Masker‑Programme situationsabhängig aktivieren. Studien belegen Verbesserung von Schlaf und Lebensqualität durch integrierte Noiser.
Intensität beschreibt die Leistung pro Flächeneinheit einer Schallwelle und wird meist in Watt pro Quadratmeter (W/m²) oder in Dezibel (dB SPL) angegeben. Sie korreliert mit der wahrgenommenen Lautstärke, wobei eine Verzehnfachung der Schallintensität einer Zunahme um 10 dB entspricht. Im Ohr führen hohe Intensitäten zu größerer Auslenkung von Trommelfell und Basiliarmembran, was bei Überschreitung der Schmerzschwelle zu Haarszellenschäden führen kann. Audiologisch bestimmt man die Intensity‑Loudness‑Funktion, um Dynamikbereich und Komfortschwelle zu ermitteln. Hörgeräte nutzen dieses Wissen für Kompressionsalgorithmen, die laute Signale abmildern und leise verstärken.
Die Interaural Level Difference ist die Pegeldifferenz eines Schallsignals zwischen rechtem und linkem Ohr, verursacht durch Kopf‑Schatteneffekt. ILD dient als wichtiger Hinweis für die horizontale Lokalisation von hohen Frequenzen (>1.5 kHz). Im superioren Olivenkern werden ILD‑Informationen mit Zeitdifferenzen kombiniert, um räumliches Hören zu ermöglichen. Hörgeräte mit binauraler Vernetzung erhalten ILD‑Cues, indem sie Pegelinformationen synchron austauschen. ILD‑Tests in schalltoten Kammern quantifizieren Lokalisationseffizienz.
Die Interaurale Zeitdifferenz ist die Differenz in der Ankunftszeit eines Schallsignals an beiden Ohren und dient primär der Lokalisation tiefer Frequenzen (<1.5 kHz). Bereits Mikrosekundenunterschiede reichen aus, damit das Gehirn Schallquellen präzise ortet. ITD‑Verarbeitung erfolgt im medialen Olivenkern, wo phase-locked Neurone unterschiedliche Verzögerungen vergleichen. Störungen der ITD-Verarbeitung führen zu Lokalisationseinschränkungen und schlechterem Sprachverstehen in Lärm. Hörsysteme müssen Latenzen minimieren, um natürliche ITD‑Cues nicht zu verfälschen.
Eine intrakochleäre Elektrode ist Teil eines Cochlea‑Implantats und wird durch eine Cochleotomie in das Innere der Cochlea eingeführt. Sie stimuliert spezifische Region der Hörschnecke elektrisch und ersetzt so defekte Haarzellen. Die Anzahl und Verteilung der Elektroden bestimmt die spektrale Auflösung des Implantats. Chirurgische Präzision beim Einsetzen minimiert Trauma und erhält Restgehör. Postoperatives Mapping justiert Stimulationsstärken pro Elektrode für optimales Sprachverstehen.
Der intralabyrinthine Druck bezieht sich auf den hydrostatischen Druck der Endolymph- und Perilymphräume im Innenohr. Veränderungen, etwa bei Menière-Krankheit, führen zu Hydrops und verursachen Schwindel, Tinnitus und Hörverlust. Druckmessungen in Tiermodellen helfen, Pathomechanismen zu verstehen und Druckregulationsverfahren zu entwickeln. Klinisch wird indirekt über Tympanometrie und ECochG auf intralabyrinthinen Druck geschlossen. Therapieansätze zielen auf Druckentlastung durch Diuretika oder chirurgische Dekompression.
Beim intraoperativen Monitoring werden evozierte Potentiale des Hirnstamms (ABR) während Ohr‑ oder Schädelbasisoperationen kontinuierlich aufgezeichnet. Dies schützt vor Schädigung des Hörnervs und Hirnstammstrukturen, indem frühzeitig Funktionsverluste detektiert werden. Neurophysiologen passen Stimulations- und Aufzeichnungsparameter in Echtzeit an. Ausfälle oder Latenzänderungen lösen sofortige Operationspausen oder Technikanpassungen aus. Das Verfahren erhöht die Sicherheit bei Akustikusneurinom‑Resektionen und Cochlea‑Implantationen.
Intratympanische Gentamicin‑Therapie wird zur Behandlung von therapierefraktärem Morbus Menière eingesetzt, indem das Antibiotikum gezielt in das Mittelohr injiziert wird. Gentamicin diffundiert durch das Trommelfell in die Cochlea und zerstört selektiv vestibuläre Haarzellen, um Schwindelanfälle zu reduzieren. Die Dosis wird sorgfältig titriert, um Hörverlust zu minimieren. Nachbeobachtung umfasst audiometrische Kontrollen und vestibuläre Funktionstests. Die Therapie bietet effektive Schwindelkontrolle bei geringer Systemtoxizität.
Ionotoxizität bezeichnet die Schädigung von Haarzellen und Nervenzellen im Ohr durch bestimmte Ionen-vermittelte Substanzen, etwa Aminoglykoside oder Cisplatin. Diese Ototoxine erhöhen Calcium‑Permeabilität und erzeugen reaktive Sauerstoffspezies, was zum Zelltod führt. Früherkennung erfolgt durch DPOAE‑Monitoring während der Therapie. Schutzstrategien umfassen Antioxidantien und calciumkanalblocker. Langzeitfolgen reichen von Tinnitus bis zu permanentem Hörverlust.
Ipsi‑laterales Hören beschreibt Wahrnehmung am gleichen Ohr wie die Schallquelle, kontralaterales am gegenüberliegenden. Diese Dichotomie ist zentral für Lokalisation und binaurale Verarbeitung. In der Diagnostik werden ipsi- und kontralaterale Reflexe (Stapedius) geprüft, um lateralisierte Pathologien zu erkennen. Unterschiede in Schwellen oder Reflexantworten deuten auf Nervenläsionen oder Mittelohrerkrankungen hin. Rehabilitation zielt auf Ausgleich lateraler Defizite durch binaurale Versorgung.
Eine isochrone Lautstärkeskala ordnet Töne gleicher wahrgenommener Lautheit über verschiedene Frequenzen. Sie basiert auf psychoakustischen Daten und zeigt, dass das menschliche Ohr bei mittleren Frequenzen am empfindlichsten ist. Isochrone Kurven (Fletcher‑Munson‑Kurven) dienen der Kalibrierung von Audiometern und der Gewichtung (A‑, C‑Filter) in Schallpegelmessern. In der Hörgeräteanpassung helfen sie, Komfort und Natürlichkeit des Höreindrucks sicherzustellen.
Isochroner Tinnitus ist ein rhythmischer Ohrton, der synchron zum Herzschlag wahrgenommen wird („pulsatile Tinnitus“). Er entsteht durch vaskuläre Turbulenzen oder Druckschwankungen im Innenohrraum. Diagnostik umfasst Doppler-Sonographie und MRT-Angiographie, um vaskuläre Ursachen auszuschließen. Behandlung richtet sich nach Ursache, z. B. Embolisation oder Drucktherapie. Da er mit Herz-Kreislauf verknüpft ist, erfordert er interdisziplinäre Abklärung.
J
Der Jakobson‑Effekt beschreibt die verbesserte Wahrnehmung von Sprachlauten durch kurzzeitige Fokussierung auf deren akustische Merkmale, ähnlich dem phonemischen „Hineinhören“. Er tritt auf, wenn Hörer aktiv auf bestimmte Frequenzbereiche achten und so Nuancen in Konsonanten und Vokalen deutlicher erkennen. Dieser Effekt wird in der Sprachtherapie genutzt, um Artikulationsschwächen zu behandeln. Audiologische Trainingsprogramme verstärken den Effekt durch gezielte Übung einzelner Phoneme. Neurophysiologische Messungen zeigen erhöhte kortikale Aktivität in auditorischen Arealen während des Jakobson‑Effekts.
Die Jarisch‑Herxheimer‑Reaktion ist eine akute Entzündungsreaktion nach Absterben von Bakterien, die selten auch im Innenohr auftreten kann, wenn ototoxische Antibiotika Bakterien in der Cochlea abtöten. Dabei werden Toxine freigesetzt, die kurzfristig Schwindel, Tinnitus und Hörverschlechterung verschlimmern. Die Reaktion setzt meist wenige Stunden nach Therapiebeginn ein und klingt innerhalb von 24–48 Stunden ab. Symptomatisch werden Steroide und Antioxidantien verabreicht, um Entzündung und oxidative Schäden zu mindern. Kenntnis dieses Effekts ist wichtig, um iatrogenen Schaden nicht mit Therapieversagen zu verwechseln.
Der Jensen‑Test ist ein Sprachverständlichkeitstest, bei dem Sätze oder Wörter in unterschiedlichen Signal‑zu‑Rausch‑Verhältnissen präsentiert werden. Er misst die minimalen Verhältnisse, bei denen Sprache noch verstanden wird, und quantifiziert die Hörleistung in realistischen Lärmsituationen. Ergebnisse helfen, Hörgeräte‑Programme auf Alltagsbedingungen abzustimmen. Testvarianten nutzen stationäres Rauschen oder Mehrsprecherszenarien. Der Jensen‑Test ist etabliert in der Pädakustik und Erwachsenenrehabilitation.
Der Jet‑Noise‑Effekt beschreibt das breite Frequenzspektrum und hohe Schalldruckpegel, die von Düsentriebwerken erzeugt werden. Besonders tiefe und mittlere Frequenzen reisen über große Entfernungen und können in der Umgebung starker Flughäfen zu Schlafstörungen und Hörstress führen. Schallmessungen ermitteln Emissionspegel, um Lärmschutzwände und Anflugrouten zu optimieren. Präventiv werden lärmarme Triebwerkstechnologien und Betriebszeitenregelungen eingesetzt. Langzeitstudien dokumentieren Auswirkungen auf das Gehör und die Lebensqualität Anwohner.
Jucken im Gehörgang ist ein häufiges Symptom bei trockener Haut, Ekzemen oder allergischen Reaktionen auf Ohrpassstücke. Es kann zu Kratzverletzungen und sekundären Infektionen führen, wenn Patienten mit Wattestäbchen oder Fingern hineingreifen. Behandlung umfasst feuchtigkeitsspendende Ohrentropfen, kortikosteroidhaltige Salben und Anpassung der Otoplastikmaterialien. Bei chronischem Juckreiz wird eine dermatologische Abklärung empfohlen. Audiologen beraten zur Hautpflege und hygienischen Reinigung von Hörgeräten.
Unter Jugendohr versteht man das Ohr eines Kindes oder Jugendlichen, das sich anatomisch und funktionell noch in der Entwicklung befindet. Gehörgang, Trommelfelldicke und Knochenstruktur unterscheiden sich von Erwachsenen und beeinflussen akustische Messungen. Audiologische Tests und Hörgeräteanpassungen müssen altersgerecht kalibriert sein. Pädaudiologische Programme berücksichtigen Sprachentwicklungsphase und Compliance. Langzeitmonitoring stellt sicher, dass Hörverlustdiagnosen früh erkannt und behandelt werden.
Der Jugularissinus‑Druck im Mastoidbereich kann über Valsalva‑Manöver oder Drucksonden indirekt auf den intrakraniellen und labyrinthären Druck schließen lassen. Er beeinflusst venöse Drainage des Innenohrs und kann bei erhöhtem Druck zu Tinnitus oder Schwindel führen. Klinisch wird er bei Verdacht auf venöse Malformationen oder Hydrocephalus geprüft. Bildgebung und Doppler-Ultraschall ergänzen die Druckmessung. Therapeutisch können entlastende Maßnahmen wie Diuretika oder chirurgische Shunts indiziert sein.
Die Just‑Noticeable Difference ist die kleinste wahrnehmbare Änderung eines akustischen Reizes, etwa Frequenz oder Lautstärke, die ein Hörer gerade noch detektieren kann. Sie wird psychoakustisch ermittelt, indem Reize mit minimalen Differenzen dargeboten werden. JND-Werte variieren mit Frequenz, Basispegel und individuellem Hörzustand. Sie sind wichtig für Filterdesign und Kompressionsparameter in Hörgeräten. Kleine JND ermöglichen feine Klangabstufungen, große JND können Sprachverständnis einschränken.
K
Die kalorische Prüfung testet die Funktion des horizontalen Bogengangs, indem man warmes oder kaltes Wasser bzw. Luft in den Gehörgang einbringt. Temperaturunterschiede erzeugen Endolymphströmungen, die einen typischen Nystagmus (Augenruckbewegungen) auslösen. Die Intensität und Richtung des Nystagmus geben Aufschluss über vestibuläre Funktionsasymmetrien und zentral-vestibuläre Integrität. Sie ist Standard in der Schwindeldiagnostik und hilft, vestibuläre Ausfälle einseitig zu lokalisieren. Da die Reizung unangenehm sein kann, erfolgt die Untersuchung unter kontinuierlicher Überwachung von Augenbewegungen.
Die Kanalaudiometrie misst die Schallleitungseigenschaften einzelner Frequenzbänder („Kanäle“) im Gehörgang oder Hörgerät. Sie nutzt schmale Filterbänder, um Schwellen und Verstärkungsbedarf differenziert pro Kanal zu bestimmen. Ergebnisse helfen, Mehrband‑Kompressionsparameter präzise einzustellen und klares Sprachverständnis zu gewährleisten. In der Forschung dient die Kanalaudiometrie zur Untersuchung von Frequenzselektivität und Maskierungseffekten. Moderne Hörgeräteanpasssoftware visualisiert Kanalaudiogramme in Echtzeit zur Feinkalibrierung.
Ein Kanalkompressor ist ein dynamischer Prozessor, der in jedem Frequenzkanal eines Hörgeräts separat die Pegelkompression regelt. Er verringert laute Signale über der Komfortschwelle stärker als leise Signale, um den Dynamikbereich an das Restgehör anzupassen. Parameter wie Ratio, Angriff- und Rückfallzeit werden pro Kanal individuell optimiert. Mehrkanalkompression ermöglicht, Sprachanteile in kritischen Bändern hervorzuheben und gleichzeitig impulsartige Störgeräusche zu dämpfen. Falsch eingestellte Kompressoren können jedoch Klangartefakte und Unbehagen verursachen.
Kanaltrennung bezeichnet das Aufteilen des Audiospektrums in separate Frequenzbänder zur unabhängigen Bearbeitung. Sie bildet die Basis für Mehrbandkompression, Filterung und Rauschunterdrückung in Hörgeräten. Gute Kanaltrennung minimiert Übersprechen benachbarter Bänder und verhindert Phasenprobleme. Anzahl und Bandbreite der Kanäle werden an das Hörverlustprofil und die Verarbeitungsleistung des Prozessors angepasst. Adaptive Systeme verändern Kanalgrenzen situativ, um optimale Klangqualität in wechselnden Umgebungen zu gewährleisten.
Die Kanalzahl gibt an, in wie viele Frequenzbänder ein Hörgerät das Audiosignal aufteilt. Übliche Werte liegen zwischen 4 und 16 Kanälen; mehr Kanäle erlauben feinere Anpassung, erfordern aber höhere Rechenleistung. Eine höhere Kanalzahl unterstützt präzises Maskierungsmanagement und individuelle Verstärkungsprofile. Zu viele Kanäle können jedoch zu Überanpassung und erhöhtem Rauschen führen. Die ideale Kanalzahl hängt vom Hörverlustmuster und den Verarbeitungsfähigkeiten des Trägers ab.
Kapselotitis ist eine Entzündung der knöchernen Kapsel des Innenohrs, meist Folge einer Otitis media oder Schädelbasisverletzung. Sie verursacht starke Ohrenschmerzen, Schwindel und oft sensorineuralen Hörverlust. Diagnostisch werden CT/MRT und Laborwerte herangezogen, um Ausdehnung und Erreger zu bestimmen. Therapie umfasst systemische Antibiotika, Schmerzmanagement und gegebenenfalls chirurgische Drainage. Eine frühzeitige Behandlung ist essenziell, um dauerhafte Innenohrschäden zu verhindern.
Kaskadenverstärkung bezeichnet eine mehrstufige Verstärkungsarchitektur, bei der mehrere Verstärkerstufen hintereinander geschaltet sind. Jede Stufe erhöht den Pegel leicht, wodurch Gesamtverstärkung ohne starke Verzerrungen erreicht wird. Diese Technik verbessert Rauschverhalten und Linearisierung im Vergleich zu Einzelstufen mit hoher Verstärkung. In digitalen Hörgeräten findet sich Kaskadenverstärkung sowohl in analog-digitalen Wandlern als auch in Ausgangsverstärkern. Sie trägt zu niedrigem Eigenrauschen und hoher Klangtreue bei.
Klangkompression reduziert die Dynamik von Audiosignalen, indem laute Abschnitte stärker abgeschwächt werden als leise. In Hörgeräten ist sie unverzichtbar, um das Restgehör vor Übersteuerung zu schützen und gleichzeitig Schwachsignale hörbar zu machen. Kompressionsparameter wie Ratio, Knee-Point und Release-Time bestimmen das Ansprechverhalten. Adaptive Kompression passt sich automatisch an Sprach- und Umgebungsgeräusche an. Falsch eingestellte Kompression kann jedoch Den Klang „flach“ oder unnatürlich wirken lassen.
Der Kleinhirnbrückenwinkel ist der anatomische Raum zwischen Kleinhirn und Pons, durch den der VIII. Hirnnerv zieht. Hier entstehen häufig Akustikusneurinome, gutartige Tumoren, die zu Hörverlust, Tinnitus und Schwindel führen. Die mikrochirurgische Resektion erfordert Zugang durch diesen Winkel, wobei Hirnstamm und Gefäße geschont werden müssen. Intraoperatives Monitoring der auditorischen Hirnstammausgänge schützt Nervfunktion. Postoperative Bildgebung kontrolliert Resektionsvollständigkeit und Komplikationen.
Der Klirrfaktor gibt das Verhältnis der Summe aller harmonischen Obertöne zur Grundschwingung an und quantifiziert Verzerrungen in einem System. In Hörgeräten beschreibt er, wie stark das Ausgangssignal vom Eingangssignal abweicht. Niedrige Klirrfaktoren (<1 %) sind wünschenswert für unverfälschten Klang. Messungen erfolgen mit Sinus‑Sweeps und Spektralanalyse. Hoher Klirrfaktor kann Sprachverständnis und Klangqualität erheblich verschlechtern.
Ein Knalltrauma entsteht durch extrem kurze, hochintensive Schallexplosionen, die Haarsellen und synaptische Verbindungen im Innenohr sofort zerstören können. Symptome sind plötzlicher Hörverlust, Tinnitus und Schwindel. Notfalltherapie mit Hochdosis‑Kortikosteroiden und Hyperbare Oxygenierung kann Schäden vermindern, muss aber sofort erfolgen. Langzeitfolgen umfassen bleibende Hörminderung und psychische Belastungen. Prävention durch Gehörschutz bei Schusslärm oder Explosionen ist essenziell.
Knochenleitung überträgt Schall durch Vibration des Schädels direkt auf die Cochlea, bypassing Außenohr und Mittelohr. Sie wird in der Audiometrie genutzt, um Schallleitungs‑ von Schallempfindungsschwerhörigkeit zu unterscheiden. Knochenleitungshörsysteme versorgen Patienten mit Mittelohrproblemen. Implantierbare Knochenleitungsgeräte (BAHS, Bonebridge) liefern höhere Klangqualität als klassische Knochenschallbügel. Knochenleitung spielt auch bei Autophonie eine Rolle.
Die Kochlea (Cochlea) ist das schneckenförmige Innenohrorgan, in dem Schallwellen in elektrische Nervenimpulse umgewandelt werden. Auf der Basiliarmembran sitzen innere und äußere Haarzellen, die durch mechano‑elektrische Transduktion Töne verschiedener Frequenzen kodieren. Tonotopie sorgt dafür, dass hohe Frequenzen an der Basis und tiefe am Apex der Schnecke detektiert werden. Schäden an der Kochlea, etwa durch Lärm oder Ototoxine, führen zu permanentem sensorineuralem Hörverlust. Forschung an Zellregeneration und Cochlea‑Implantaten zielt auf Wiederherstellung der Funktion ab.
Kommunikative Barrierefreiheit bedeutet, dass Menschen mit Hörverlust uneingeschränkt Zugang zu sprachlichen Inhalten haben, etwa durch Gebärdensprache, Untertitel, induktive Höranlagen oder Echtzeit‑Transkription. Sie umfasst technische, architektonische und organisatorische Maßnahmen in öffentlichen Räumen, Medien und digitalen Angeboten. Ziel ist gleichberechtigte Teilhabe an Bildung, Kultur und Alltag. Gesetzliche Vorgaben fordern Barrierefreiheit in öffentlichen Einrichtungen und Online‑Diensten. Audiologen und Akustiker beraten zu geeigneten Hilfsmitteln und Installationen.
Kompensationsverfahren dienen dazu, Hörverlust durch technische oder therapeutische Mittel auszugleichen. Sie reichen von Hörgeräten und Implantaten bis zu Hörtraining und Umgebungsanpassungen. Digitale Signalprozessoren nutzen Mehrbandkompression, Rauschunterdrückung und Richtmikrofone, um Sprachanteile zu verstärken. Therapeutische Kompensation umfasst zentrale Hörverarbeitungstrainings, um neuronale Plastizität zu fördern. Kombination aus technischer und rehabilitativer Kompensation erzielt beste Ergebnisse für Sprachverständnis.
Die Kompressionsdynamik beschreibt, wie ein Hörgerät auf unterschiedliche Eingangspegel reagiert: Leise Signale werden stärker verstärkt als laute, um den Dynamikbereich des Trägers optimal auszunutzen. Wichtige Parameter sind Kompressionsratio, Knee‑Point und Attack/Release‑Zeit. Eine schnelle Attack‑Zeit schützt vor Impulslärm, während eine langsame Release‑Zeit natürliche Klangverläufe bewahrt. Individuelle Feineinstellung passt Dynamik an Hörverlustprofil und Hörpräferenzen an. Fehlanpassungen können Sprachverständnis und Klangqualität beeinträchtigen.
Beim konduktiven (Schallleitungs‑)Hörverlust ist die Übertragung von Schall durch Außenohr oder Mittelohr gestört, etwa durch Cerumenpfropf, Trommelfellperforation oder Otosklerose. Betroffene haben normale Knochenleitung, aber erhöhte Luftleitungsschwellen im Audiogramm. Therapieoptionen sind chirurgische Rekonstruktion, Entfernung von Hindernissen oder Knochenleitungshörsysteme. Tympanometrie und Rinne‑Test helfen, konduktive von sensorineuralen Verlusten zu unterscheiden. Prognose ist bei erfolgreicher Behandlung meist sehr gut.
Die kopfbezogene Übertragungsfunktion (HRTF) beschreibt, wie Kopf, Ohrmuscheln und Rumpf Schall frequenzabhängig filtern und so Richtungshinweise erzeugen. Sie ist essenziell für räumliches Hören und Virtual‑Reality‑Audio. Individuelle HRTFs werden mit Mikrofonen am Ohr aufgenommen oder berechnet, um realistische 3D‑Audioeffekte zu erzeugen. In der Hörgeräteentwicklung nutzt man HRTF‑Modelle, um natürliche Lokalisation trotz Gerät zu erhalten. Adaptive Algorithmen können HRTFs in Echtzeit an Kopfbewegungen anpassen.
Kopfhörer sind Schallwandler, die direkt am Ohr Positioniert werden und Schall isoliert zum Trommelfell übertragen. Sie kommen in Audiometrie (Alltagstest und Forschung) sowie als Zubehör für Hörgeräte‑Streamer zum Einsatz. Geschlossene Bauformen bieten hohe Abschirmung gegen Umgebungsgeräusche, offene sind natürlicher im Klang. Kalibrierte Messkopfhörer gewährleisten genormte Schallpegel bei Schwellentests. Hygiene und Sitzkomfort sind wichtig für präzise und zuverlässige Messungen.
Das Kraftgesetz der Haarzellen beschreibt die nichtlineare Beziehung zwischen Auslenkung der Haarzellen-Stereozilien und der ausgelösten elektrischen Reaktion. Kleine Auslenkungen führen zu proportional größeren Receptorpotenzialen, was die Empfindlichkeit des cochleären Verstärkers erklärt. Bei Überschreitung bestimmter Auslenkungsgrenzen kippt die Kennlinie ab, um Schutz vor Überreizung zu bieten. Veränderungen dieses Gesetzes durch Schäden beeinflussen Dynamikbereich und Frequenzauflösung. Biophysikalische Modelle helfen, Hörgerätekompression zu optimieren.
Ein Kristallkalibrator erzeugt einen definierten Schalldruckpegel (meist 94 dB SPL bei 1 kHz) in einem geschlossenen Adapter, um Mikrofonempfindlichkeiten zu prüfen. Er nutzt piezoelektrische Kristalle für stabile Frequenz und Amplitude. Kalibrierung vor jedem Messdurchgang sichert Genauigkeit in Audiometrie und Raumakustik. Regelmäßige Rückführung auf nationale Normale gewährleistet Messkonsistenz. Dokumentation der Kalibrierung ist Teil der Qualitätskontrolle in Laboren und Kliniken.
Das auditive Kurzzeitgedächtnis speichert akustische Informationen für Sekunden bis Minuten, um Sprache und Klänge zu verarbeiten. Es ermöglicht das Verstehen von Sätzen, indem vorhergehende Worte im Gedächtnis gehalten werden. Störungen führen zu Schwierigkeiten bei längeren Sprachpassagen und komplexen Hörsituationen. Tests wie dichotische Zahlenspanne messen auditive Speicherleistung. Hörtraining und kognitive Übungen können Kurzzeitgedächtnisfunktionen verbessern.
L
Das Labyrinth im Innenohr besteht aus dem knöchernen und dem membranösen Teil und umfasst Cochlea, Vestibulum und Bogengänge. Es dient sowohl der Schalltransduktion (Cochlea) als auch der Gleichgewichtswahrnehmung (Vestibularorgan). Die mit Endolymphe gefüllten Räume übertragen mechanische Reize auf Haarzellen, die sie in elektrische Signale umwandeln. Erkrankungen wie Labyrinthitis oder Morbus Menière führen zu Schwindel, Übelkeit und Hörverlust. Bildgebende Verfahren und Funktionstests (Kalorisch, VEMP) untersuchen die Integrität des Labyrinths.
Labyrinthitis ist eine Entzündung des Innenohrs, typischerweise viral oder bakteriell bedingt, und betrifft sowohl Hör- als auch Gleichgewichtsorgan. Symptome sind akuter Drehschwindel, Übelkeit, Erbrechen und häufig ein einseitiger Hörverlust oder Tinnitus. Diagnostik umfasst Audiometrie, Vestibularfunktionstests und ggf. MRT, um andere Ursachen auszuschließen. Therapie kombiniert antivirale oder antibiotische Medikamente mit Corticosteroiden sowie vestibulärem Reha‑Training. Meist erholt sich die vestibuläre Funktion teilweise, Restschäden können persistierenden Schwindel oder Hörminderung hinterlassen.
Lärmbelastung bezeichnet die Exposition gegenüber schädlichem oder störendem Schallpegel in Umwelt und Arbeit. Sie wird in dB A gemessen und über Zeit gewichtet (z. B. LEX,8h). Chronische Lärmbelastung führt zu Stress, Schlafstörungen und beruflich bedingtem Hörverlust. Nationale und internationale Richtlinien legen Grenzwerte für Industrie-, Verkehrs‑ und Freizeitlärm fest. Präventive Maßnahmen umfassen Lärmschutzwände, Gehörschutz und ruhige Zonen in Städten.
Ein Lärmindikator ist eine Kennzahl, die Lärmbelastung quantifiziert, z. B. Lden (Tag‑Abend‑Nacht), Lnight oder Lday. Sie integriert Pegel und Zeitanteile, um Gesundheitsrisiken abzuschätzen. Kommunale Lärmkarten nutzen Indikatoren, um Belastungsschwerpunkte darzustellen und Schutzmaßnahmen zu planen. Für Arbeitsstätten gelten spezifische Indikatoren wie LEX,8h. Indikatoren sind Grundlage für Lärmaktionspläne und Umweltberichterstattung.
Ein Lärmpegelmesser ist ein Messgerät, das Schalldruckpegel in Echtzeit erfasst und in dB bewertet. Professionelle Class‑1- und Class‑2-Meter erfüllen Normen (IEC 61672) für Präzision und Frequenzbewertung (A‑, C‑Filter). Sie werden in Arbeitsschutz, Umweltüberwachung und Raumakustik eingesetzt. Kalibrierung mit externen Kalibratoren sichert Messgenauigkeit. Mobile Versionen und Apps bieten einfache Indikatoren, erreichen aber nicht Laborqualität.
Lärmschutz umfasst technische, bauliche und organisatorische Maßnahmen, um Schallquellen zu dämpfen oder Schallausbreitung zu minimieren. Beispiele sind Schallschutzwände, absorbierende Materialien und Verkehrsberuhigung. Persönlicher Gehörschutz (Ohrstöpsel, Kapselgehörschützer) ergänzt den baulichen Schutz. In Gebäuden regeln Normen Mindestanforderungen an Schalldämmung. Effektiver Lärmschutz verbessert Wohn‑ und Arbeitsqualität und verhindert Hörschäden.
Lärmschutzverordnungen sind gesetzliche Regelwerke auf nationaler oder EU‑Ebene, die Grenzwerte und Verfahren zur Lärmüberwachung festlegen. Sie definieren zulässige Pegel in Industrie-, Verkehrs- und Wohngebieten sowie Nacht- und Tagzeiten. Anwohner können Lärmklagen einreichen und Maßnahmen wie Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Schallschutzwände erzwingen. Kommunen erstellen Lärmaktionspläne basierend auf Verordnungen. Verstöße werden mit Bußgeldern geahndet.
Lärmschwerhörigkeit ist eine Berufserkrankung durch chronische Lärmbelastung, die zu sensorineuralem Hörverlust vor allem im Hochtonbereich führt. Sie zeigt sich als „Knacken“ und abfallende Audiogrammkurve ab 3 kHz. Prävention durch Gehörschutz und regelmäßige Vorsorge‑Audiometrie ist gesetzlich vorgeschrieben. Versorgung erfolgt mit Hörgeräten, die Hochtonverlust gezielt ausgleichen. Rehabilitation umfasst Hörtraining und arbeitsplatzbezogene Anpassungen.
Lärmvorsorge zielt darauf ab, Lärmbelastung zu minimieren, bevor gesundheitliche Schäden entstehen. Sie beinhaltet Risikobewertung, Planung von Schutzmaßnahmen und Information Betroffener. Technische Vorsorge umfasst leisere Maschinen, bauliche Dämmung und Verkehrssteuerung. Persönliche Vorsorge schließt Gehörschutz und Verhaltensregeln ein. Monitoring und regelmäßige Messungen sichern Wirksamkeit der Maßnahmen.
Auditive Latenz ist die Zeitspanne zwischen Schallreiz und messbarer Reaktion im auditorischen System, z. B. evozierte Potentiale oder bewusste Wahrnehmung. Latenzzeiten geben Aufschluss über Funktionszustand peripherer und zentraler Hörbahnen. Verlängerte Latenzen deuten auf Demyelinisierung, Tumoren oder neuropathische Schäden hin. In Hörgeräten wird Signalverarbeitungs‑Latenz minimiert, um Audio‑Video‑Synchronität zu gewährleisten. Normwerte existieren für ABR-, MLR- und CAEP-Komponenten.
Laterale Hemmung ist ein neuronales Prinzip, bei dem aktivierte Neuronen ihre Nachbarn hemmen, um Kontrast und Kantenschärfe zu erhöhen. Im auditorischen System verbessert sie Frequenzselektivität, indem sie benachbarte Frequenzkanäle dämpft. Dies führt zu klarerem Ton‑ und Sprachverständnis, insbesondere in komplexen Klangumgebungen. Störungen der lateralen Hemmung können breitere Tonfelder und schlechtere Diskrimination verursachen. Modellierungen dieses Effekts fließen in Filterdesigns von Hörgeräten ein.
Laterisation bezeichnet die scheinbare Wahrnehmung, dass sich eine Schallquelle links oder rechts von der Körpermitte befindet, basierend auf interauralen Zeit- (ITD) und Pegeldifferenzen (ILD). Das Gehirn vergleicht minimale Laufzeitunterschiede und Lautstärkeunterschiede beider Ohren, um die Richtung zu bestimmen. Laterisation ist essenziell für räumliches Hören und situative Orientierung, etwa im Straßenverkehr. In der Hörgeräteanpassung stellt man sicher, dass binaurale Synchronisation erhalten bleibt, um Laterisation nicht zu verfälschen. Tests im Schallfeld messen Laterisationsgenauigkeit und helfen, Verarbeitungsstörungen zu erkennen.
Lautheit ist das subjektive Hörempfinden der Stärke eines Schalls, das nicht linear mit dem Schalldruck (dB SPL) korreliert. Psychoakustische Modelle wie das Zwicker‑Modell beschreiben, wie Frequenz und Pegel zusammen die wahrgenommene Lautheit in Sone bestimmen. Lautheitsskalen (s. u.) normieren diese Wahrnehmung für technische Anwendungen und Hörgeräteanpassung. Lautheit hängt von Kontext, Dauer und Frequenzspektrum ab; gleichem Pegel können unterschiedliche Lautheiten empfunden werden. Hörgerätekompression optimiert Lautheitsempfinden, indem sie leise Töne verstärkt und laute abdämpft.
Bei der Lautheitsskalierung bewerten Probanden subjektiv die empfundene Lautstärke von Testsignalen auf einer numerischen oder verbalen Skala. Verfahren wie Category‑Scaling oder Magnitude‑Estimation liefern Funktionen, die Schalldruck in Lautheit (Sone) überführen. Diese Funktionen dienen der Kalibrierung von Hörgeräten, um gewünschte Lautheitserlebnisse zu gewährleisten. Unterschiede in der Skalierung zeigen individuelle Lautheitsempfindlichkeit und Hyperakusis‑Tendenzen. Standardisierte Skalen (DIN 45631) sichern Vergleichbarkeit zwischen Untersuchungen.
Lautsprecher wandeln elektrische Audiosignale in Schallwellen um und sind zentrale Komponenten in Freifeld‑Audiometrie und Beschallungssystemen. Wichtige Parameter sind Frequenzgang, Klirrfaktor und Richtcharakteristik. Kalibrierte Studiomonitore liefern präzise Pegel für Hörtests, während Konsumentenlautsprecher auf Klangästhetik optimiert sind. In Hörstudien verwendet man häufig Koaxial‑ oder Dipol‑Lautsprecher, um Reflexionen zu minimieren. Lautsprecheranordnung im Raum beeinflusst Nachhall und Hörkomfort und wird akustisch geplant.
Lebensqualität bei Hörverlust umfasst physische, psychische und soziale Dimensionen, darunter Kommunikationsfähigkeit, Selbstwert und soziale Teilhabe. Schwerhörigkeit erhöht Risiko für Isolation, Depression und kognitive Beeinträchtigungen. Instrumente wie HHIE („Hearing Handicap Inventory for the Elderly“) quantifizieren subjektive Belastung. Interventionen (Hörgeräte, Rehabilitation, psychosoziale Unterstützung) zielen auf Verbesserung aller Lebensqualitätsbereiche. Langzeitstudien zeigen, dass frühzeitige Versorgung Lebensqualität signifikant steigert.
Die Leitungsimpedanz ist der komplexe Widerstand eines akustischen Pfads, z. B. Mittelohr oder Audiokabel, gegen Schall- oder Signalübertragung. Sie setzt sich aus resistiven und reaktiven Anteilen zusammen und variiert frequenzabhängig. In der Tympanometrie misst man Mittelohrimpedanz, um Schwingungsfähigkeit und Knöchelchenkette zu beurteilen. Abweichungen deuten auf Versteifungen (Otosklerose) oder Flüssigkeitsansammlungen hin. In der Hörgerätetechnik wird Impedanzanpassung genutzt, um maximale Leistung und minimale Reflexionen zu gewährleisten.
Ein auditives Lexikon ist die mentale Repräsentation von Klangmustern, Wörtern und deren Bedeutungen, die im Gehirn gespeichert sind. Es ermöglicht schnelle Worterkennung und Sprachverstehen, indem akustische Eingaben mit gespeicherten Einträgen verglichen werden. Modelle der Sprachverarbeitung unterscheiden zwischen phonologischem und semantischem Lexikon. Störungen, etwa bei Aphasie oder zentralen Hörverarbeitungsstörungen, beeinträchtigen Zugriff auf das Lexikon. In der Rehabilitation trainiert man Lexikonzugriff durch Sprachübungen und Hörtraining.
Lippenlesen ist die Technik, gesprochene Laute und Wörter anhand der Bewegung von Lippen, Kiefer und Gesichtsmuskeln visuell zu entschlüsseln. Es unterstützt Menschen mit Hörbeeinträchtigungen dabei, Sprachverständnis in leisen und lauten Umgebungen zu verbessern. Erfolgreiches Lippenlesen erfordert neben visuellem Training auch Kenntnisse von Phonetik und Sprachrhythmen. In der Praxis kombinieren Betroffene Lippenlesen mit Hörgeräten oder Cochlea‑Implantaten, um maximale Kommunikationsfähigkeit zu erzielen. Logopäden bieten systematische Übungen an, um visuelle und auditive Eindrücke zu synchronisieren.
Lippensynchronisation bezeichnet die Anpassung von Audio- und Video‑Spuren, sodass Lippenbewegungen und gesprochener Ton zeitlich exakt übereinstimmen. Fehlende Synchronität (Lippensynchronisationsfehler) stört das Sprachverständnis und kann zu kognitiver Überforderung führen. In der Untertitelung und bei Hörgeräten mit Video‑Streaming ist präzise Lippensynchronisation essenziell, um Sprachquellen korrekt zuzuordnen. Technisch wird die Verzögerung digital gemessen und in Millisekunden kompensiert. Gute Synchronisation verbessert die wahrgenommene Natürlichkeit und Akzeptanz von audiovisuellen Inhalten.
Die logarithmische Skala stellt Werte in Exponentialschritten dar, sodass große Datenbereiche kompakt abgebildet werden können. In der Audiologie wird der Schalldruckpegel in Dezibel (dB) logarithmisch gemessen, um lineare Hörempfindung darzustellen. Eine Verdoppelung der Lautheit entspricht etwa +10 dB, was auf einer logarithmischen Skala plausibel und handhabbar ist. Audiogramme und Frequenzgänge von Hörgeräten nutzen diese Skalierung, um Hörschwellen und Verstärkungsprofile anschaulich zu visualisieren. Logarithmische Darstellungen erleichtern den Vergleich unterschiedlicher Pegel und Frequenzbereiche.
Logopädie in der auralen Rehabilitation fokussiert auf sprachliche und kommunikative Fähigkeiten von Menschen mit Hörverlust. Logopäden trainieren Artikulation, Aussprache und Lautverständnis mittels auditiv-visueller Methoden, einschließlich Lippenlesen und Klangtherapie. Sie entwickeln individuelle Therapiepläne, um Sprachverständnis in Alltagssituationen zu fördern. Ergänzend setzen sie Hörtraining und kognitive Strategien ein, um zentrale Verarbeitungsstörungen zu kompensieren. Enge Zusammenarbeit mit Audiologen und Psychologen sichert einen ganzheitlichen Behandlungsansatz.
Luftleitung ist der Haupthörweg, bei dem Schallwellen durch die Luft den Gehörgang passieren, das Trommelfell in Schwingung versetzen und über die Gehörknöchelchenkette ins Innenohr übertragen werden. Ton- und Sprachaudiometrie messen Luftleitungsschwellen per Kopfhörer, um das Ausmaß eines Hörverlusts zu bestimmen. Abweichungen zwischen Luft‑ und Knochenleitung lassen auf Schallleitungsprobleme oder Mittelohrerkrankungen schließen. Die Luftleitungskurve im Audiogramm bildet die Basis jeder hörmedizinischen Diagnose. Pathologien wie Otoskopie‑Befunde werden mit Luftleitungsdaten korreliert.
Ein Luftleitungsaudiogramm ist eine grafische Darstellung der Hörschwellen über Frequenzen, gemessen per Luftleitungstest. Es zeigt individuelle Hörkurven und definiert die Grade des Hörverlusts, z. B. leicht, mittel oder hochgradig. Die Kurve unterscheidet Luft‑ und Knochenleitung, um Ursachen von Schwerhörigkeit zu differenzieren. Standardisierte Testfrequenzen reichen von 125 Hz bis 8 kHz, bei High‑Frequency‑Audiometrie bis 16 kHz. Audiogramme sind essentiell für die Auswahl und Einstellung von Hörhilfen.
Luftschall ist Schall, der sich als Druckwelle durch die Luft ausbreitet und über das Außenohr zum Hören führt. Er unterscheidet sich von Körperschall, da die Schallquelle in Luftmoleküldruckschwankungen besteht. In der Raumakustik analysiert man Luftschallpegel, Reflexion und Absorption, um Hall und Nachhall zu optimieren. Hörtests und Lärmmessungen basieren auf Luftschallmessungen mit Mikrofonen. Gehörschutz zielt darauf ab, Luftschallpegel unter die gesundheitlich unbedenklichen Grenzwerte zu senken.
M
Die Makulaorgane (Sacculus und Utriculus) sind Teile des vestibulären Labyrinths und registrieren lineare Beschleunigungen und Schwerkrafteinflüsse. Sie enthalten haargefüllte Sinneszellen, deren Stereozilien in eine gallertartige Membran eingebettet sind, die mit Otolithen (Kalziumkarbonat-Kristallen) beschwert ist. Verschiebungen der Otolithen bei Kopfneigung oder Beschleunigung biegen die Stereozilien und lösen so Nervenimpulse aus. Diese Informationen werden über den vestibulären Anteil des VIII. Hirnnervs an das Gehirn geleitet und mit visuellen und propriozeptiven Daten zur Lagebestimmung kombiniert. Schädigungen der Makulaorgane führen zu Unsicherheit beim Stehen und Gehen sowie zu pathologischem Schwanken.
Ein Malformationssyndrom des Ohrs umfasst angeborene Fehlbildungen von Außenohr, Mittelohr oder Innenohr, oft im Rahmen genetischer Syndrome wie Goldenhar‑ oder Treacher‑Collins‑Syndrom. Betroffene zeigen Ohrmuschel‑Anlagen (Mikrotie, Anotie), Gehörgangsatresie oder cochleäre Fehlbildungen. Hörverlust reicht von leichter Leitungsschwerhörigkeit bis zu kompletter Taubheit, je nach Ausmaß der Fehlbildung. Therapie umfasst chirurgische Rekonstruktion, Knochenleitungshörsysteme oder Cochlea‑Implantate. Multidisziplinäre Betreuung durch HNO‑Chirurgen, Audiologen und Plastische Chirurgen ist für funktionelles und ästhetisches Ergebnis entscheidend.
Der mandibuläre Reflex, auch Kinnreflex genannt, wird durch Klopfen auf den Unterkiefer ausgelöst und prüft die Trigeminus‑Motorik. Obwohl primär ein neurologischer Test, beeinflussen Kaumuskeln durch ihre Nähe den Gehörgang und können bei Kiefergelenksstörungen Ohrenschmerzen und Tinnitus begünstigen. Eine Verstärkung oder Verminderung des Reflexes kann auf zentrale oder periphere Nervenläsionen hinweisen. In der HNO-Diagnostik wird er mit anderen Hirnnervenreflexen kombiniert, um Kopfschmerz‑ und Ohrsymptome abzugrenzen. Therapie bei Fehlfunktion erfolgt durch craniomandibuläre Therapie und Physiotherapie.
Maskierung ist das überlagern eines Testsignals mit einem Rausch- oder Tonmasker, um zu verhindern, dass das nicht-testete Ohr bei der Audiometrie mitreagiert (Cross‑Hearing). Sie ist notwendig, wenn die Pegeldifferenz zwischen Luft‑ und Knochenleitung eine ungewollte Wahrnehmung im Gegenohr erlaubt. Maskierungspegel werden nach standardisierten Regeln berechnet, um Validität der Schwellenbestimmung sicherzustellen. Psychoakustisch bezeichnet Maskierung auch die Unterdrückung leiserer Töne durch laute Nachbarfrequenzen. In Hörgeräten nutzt man gezielte Maskierung, um Tinnitus zu überdecken oder Störgeräusche zu reduzieren.
Das Mastoid (Processus mastoideus) ist der knöcherne Vorsprung hinter der Ohrmuschel, der luftgefüllte Zellen enthält und Teil des Schläfenbeins ist. Es dient als Puffer für Mittelohrentzündungen, kann aber selbst bei chronischer Otitis media entzündet werden (Mastoiditis). Klinisch tastet man das Mastoid auf Druckschmerz und Schwellung, um Komplikationen zu erkennen. Bildgebende Verfahren (CT) zeigen Zellstruktur und Ausdehnung entzündlicher Prozesse. Chirurgische Mastoidektomie entfernt erkranktes Gewebe und erhält Hörfunktion.
Der Meatus acousticus externus ist der äußere Gehörgang, der Schall vom Aurikel zum Trommelfell leitet. Er besteht aus knöchernem und knorpeligem Anteil und ist mit Haut und Cerumendrüsen ausgekleidet. Cerumenbildung und Exostosen können den Meatus verengen und zu Schallleitungsstörungen führen. Otoskopische Untersuchung prüft Weite, Hautzustand und Fremdkörper. In der Hörgeräteversorgung ist ein passgenauer Sitz des Ohrpassstücks im Meatus entscheidend für Dämpfung und Rückkopplungsfreiheit.
Die medialen Olivenkernkomplexe im Hirnstamm sind zentrale Schaltstationen der binauralen Hörverarbeitung. Sie vergleichen interaurale Zeitdifferenzen (ITD), um die Richtung tieffrequenter Schallquellen zu bestimmen. Neurone in diesen Kernen feuern phasensynchron zu den Schallwellen und leiten Information an höhere auditorische Zentren weiter. Läsionen führen zu Richtungshörstörungen und vermindertem Sprachverstehen in Lärm. Forschung nutzt Elektrodenableitungen, um die präzise zeitliche Kodierung in den Olivenkernen zu analysieren.
In der Audiologie bezeichnet Membran meist das Trommelfell, eine dreischichtige Struktur, die Schallenergie in mechanische Schwingungen umsetzt. Sie trennt Außenohr und Mittelohr und überträgt Schwingungen über die Knöchelchenkette ans Innenohr. Veränderungen in Dicke, Spannung oder Integrität – etwa Perforationen – beeinflussen Impedanz und Hörvermögen. Die Membran spielt auch in Otoakustischen Emissionen eine Rolle, da ihre Rückstrahlungen messbar sind. Chirurgische Reparaturen (Tympanoplastik) rekonstruieren beschädigte Membranen, um Schallleitung wiederherzustellen.
Die Membrana tectoria ist eine gallertartige Deckmembran im Corti‑Organ, die über den Haarzellen liegt und deren Stereozilien bei Schallinduktion bürstet. Sie überträgt Wanderwellen der Basiliarmembran in laterale Bewegungen der Haarzellenstereozilien, was die mechano‑elektrische Transduktion auslöst. Unterschiede in Steifigkeit und Masse der Membrana tectoria entlang der Cochlea beeinflussen die Frequenzselektivität. Schädigungen oder Ablösungen dieser Membran führen zu Hörverlust und beeinträchtigen Tonotopie. Forschungsansätze prüfen Biomaterialien zur Regeneration der Membrana tectoria nach Lärmschäden.
Die Menière‑Krankheit ist eine Innenohrerkrankung, gekennzeichnet durch Anfälle von Drehschwindel, Fluktuationen des Hörvermögens, Tinnitus und Ohrdruck. Pathophysiologisch liegt ein endolymphatischer Hydrops vor, also eine Überfüllung des Ductus cochlearis und der Bogengänge mit Endolymphe. Die Diagnose stützt sich auf klinische Kriterien, Audiogramme und Ausschluss anderer Ursachen. Therapie umfasst Diuretika, intratympanische Gentamicin‑Gaben zur vestibulären Ablation und vestibuläres Training. Trotz chronischem Verlauf kann Symptomkontrolle die Lebensqualität deutlich verbessern.
Das Mesotympanon ist der mittlere Abschnitt der Paukenhöhle im Mittelohr zwischen Epitympanon und Hypotympanon. Es enthält die Gehörknöchelchenkette und den Steigbügelansatz am ovalen Fenster. Pathologien wie Erguss oder Cholesteatom manifestieren sich häufig im Mesotympanon und beeinträchtigen Schallleitung. Chirurgische Eingriffe (Tympanotomie) zielen darauf ab, dieses Areal zu reinigen und zu belüften. Tympanometrie kann indirekt den Druck und das Volumen im Mesotympanon abschätzen.
Misophonie ist eine neurologisch‑psychiatrische Störung, bei der bestimmte Alltagsgeräusche (z. B. Kauen, Tippen) intensive negative Emotionen wie Ärger oder Ekel auslösen. Betroffene reagieren mit erhöhter Stressantwort, was soziale Interaktion und Lebensqualität stark einschränkt. Die genauen Mechanismen sind noch unklar; es wird eine Fehlverknüpfung zwischen auditorischen Arealen und limbischem System vermutet. Therapieansätze umfassen kognitive Verhaltenstherapie, Tinnitus‑Desensibilisierung und Achtsamkeitsübungen. Audiologische Untersuchungen schließen organische Hörstörungen aus, um die Diagnose zu sichern.
Das Mittelohr ist ein luftgefüllter Hohlraum, der Trommelfell, Gehörknöchelchenkette (Hammer, Amboss, Steigbügel) und die Ohrtrompete (Eustachische Röhre) umfasst. Es passt Schalldruck von Luftleitung an die Flüssigkeitsleitung der Cochlea an und schützt durch Reflexe vor lauten Geräuschen. Erkrankungen wie Otitis media, Otosklerose oder Cholesteatom beeinträchtigen die Schallleitung und führen zu Hörverlust. Diagnostik erfolgt per Otoskopie, Tympanometrie und Audiometrie. Chirurgische Eingriffe wie Stapedotomie oder Paukenröhrchen verbessern Belüftung und Leitfähigkeit.
Die Mittelohrentzündung (Otitis media) ist eine entzündliche Erkrankung der Paukenhöhle, häufig viral oder bakteriell ausgelöst. Sie verursacht Ohrenschmerzen, Fieber, Hörminderung und kann zu Ergussbildung führen. Bei chronischer Otitis media drohen Komplikationen wie Trommelfellperforation oder Cholesteatom. Behandlung umfasst Antibiotika, Schmerztherapie und bei Ergussbildung Paukenröhrchen. Prävention durch Impfung (Pneumokokken) und Behandlung von Racheninfekten reduziert Inzidenz.
Der Modiolus ist die zentrale, knöcherne Achse der Cochlea, um die sich die Windungen der Schnecke winden. Er enthält Nervenfasern des Hörnervs, die von den Haarzellen zum Hirnstamm ziehen. Die enge räumliche Anordnung im Modiolus erleichtert die elektrische Stimulation bei Cochlea‑Implantation. Pathologien wie Fibrose des Modiolus können die Implantatfunktion beeinträchtigen. In der Bildgebung wird der Modiolus zur Planung chirurgischer Zugänge vermessen.
Monaurales Hören bezeichnet das Hören mit nur einem Ohr, wodurch binaurale Vorteile wie Lokalisation und Lärmunterdrückung entfallen. Betroffene kompensieren häufig durch Kopfbewegungen und visuelle Hinweise. Audiologisch zeigt sich ein monaurales Audiogramm, Maskierung ist nicht erforderlich. Monaurale Versorgung mit nur einem Hörgerät kann Sprachverständnis in ruhiger Umgebung erhalten, in Lärm jedoch stark eingeschränkt sein. Strategien zur Unterstützung umfassen FM‑Anlagen und Raumakustikoptimierung.
Die Mondini‑Dysplasie ist eine angeborene Fehlbildung der Cochlea mit reduzierten Windungen (meist 1–1,5 statt 2,5). Sie gehört zum Spektrum der inneren Ohrfehlbildungen und führt in unterschiedlichem Ausmaß zu sensorineuralem Hörverlust. Häufig sind auch vestibuläre Strukturen betroffen, was Schwindel verursachen kann. Diagnostik umfasst hochauflösendes CT und Hörtests, Therapie oft Cochlea‑Implantation. Frühintervention verbessert Sprachentwicklung und Gleichgewichtsfunktion.
Morbus Menière ist eine chronisch-rezidivierende Erkrankung des Innenohrs, bei der endolymphatischer Hydrops mit periodischen Anfällen von Drehschwindel, Ohrdruck, Tinnitus und fluktuierendem Hörverlust einhergeht. Man spricht auch vom „Menière‑Syndrom“, wenn die Symptomatik unvollständig oder sekundär zu anderen Erkrankungen auftritt. Die Diagnose basiert auf klinischen Kriterien und dem Ausschluss anderer Schwindelursachen mittels Audiometrie und Gleichgewichtstests. Therapieansätze umfassen salzarme Diät, Diuretika, intratympanische Gentamicin‑Injektionen und vestibuläres Reha‑Training. Langfristig kann es trotz Behandlung zu irreversiblen Hörverlusten in den betroffenen Frequenzbereichen kommen.
Der Musculus stapedius ist der kleinste quergestreifte Skelettmuskel des Körpers und entspringt am Pyramidenschenkel des Felsenbeins. Er ist über eine Sehne mit dem Steigbügel verbunden und zieht diesen bei stimmulierendem Hochpegelkontrast reflexartig zurück. Diese Kontraktion – der Stapediusreflex – reduziert die Schallübertragung auf das Innenohr und schützt es vor schädlich lauten Geräuschen. Seine Funktion wird in der Tympanometrie durch Messung der Änderung der Mittelohrimpedanz bei akustischer Reizung überprüft. Eine Beeinträchtigung des Musculus stapedius, etwa durch Nervenläsionen, führt zu erhöhter Lärmsensitivität und Hörstörungen.
Der Stapediusreflex ist ein akustisch ausgelöster Muskelreflex, bei dem der Musculus stapedius sich bei Pegeln oberhalb von etwa 70–90 dB SPL kontrahiert. Diese Versteifung der Gehörknöchelchenkette dämpft laute Impulse und schützt die sensiblen Haarzellen im Innenohr. Der Reflex wird diagnostisch mit Tympanometriegeräten gemessen, die Änderungen in Impedanz und Reflexlatenz aufzeichnen. Ein fehlender oder asymmetrischer Reflex kann auf Otosklerose, Gesichtsnervläsion oder zentrale Hörbahnstörung hinweisen. Reflexparameter liefern wichtige Hinweise zur Differenzialdiagnose von Mittelohr- und neuralen Pathologien.
Myoelektrische Stimulation nutzt elektrische Impulse, um Muskulatur gezielt zu aktivieren und therapeutisch zu trainieren oder zu entspannen. In der HNO-Praxis kann sie zur Behandlung von Tinnitus, chronischer Muskulaturverspannung im Kiefer‑Gesichts‑Bereich und zur Verbesserung der Tubenfunktion eingesetzt werden. Elektroden applizieren durch die Haut schwache Gleich- oder Wechselströme, die Muskelkontraktionen auslösen. Patienten berichten über Schmerzlinderung und verbesserte Funktionalität nach regelmäßigen Sitzungen. Wissenschaftliche Studien prüfen derzeit optimalen Stimulationsparameter und Langzeiteffekte.
Myringitis ist eine Entzündung des Trommelfells, die durch virale oder bakterielle Infektion, übermäßige Wärme oder chemische Reize ausgelöst werden kann. Betroffene klagen über akute Ohrenschmerzen, Rötung und Schwellung des Trommelfells sowie gelegentlich Flüssigkeitsaustritt. Klinisch erkennt man die Myringitis otoskopisch an einer eingetrübten oder hyperämischen Membran. Die Behandlung umfasst Analgetika, ggf. topische Antibiotika und Vermeidung weiterer Reizfaktoren. Komplikationen wie Perforation oder chronische Entzündung sind selten, aber möglich.
Die Myringoplastik ist ein chirurgischer Eingriff zur Rekonstruktion des Trommelfells bei Perforationen, meist unter Zuhilfenahme eines Bindegewebstransplants (z. B. Faszie oder Perichondrium). Ziel ist die Wiederherstellung der Schallleitung und Verhinderung von Rezidiv‑Otorrhoe. Der Zugang erfolgt oft retroaurikulär oder endaural, gefolgt von mikrochirurgischer Naht und Abdeckung des Defekts. Erfolgsraten für dauerhaften Trommelfellverschluss liegen bei über 85 %. Postoperative Audiometrie überprüft den Hörgewinn, und Hygienemaßnahmen senken Infektionsrisiko.
Die Myringoskopie ist die visuelle Inspektion des Trommelfells und der Paukenhöhle mithilfe eines Otoskops oder Operativen Mikroskops. Sie erlaubt Beurteilung von Farbe, Durchlässigkeit, Perforationen und anderen Pathologien der Membran. Bei Bedarf können über einen Instrumentenkanal Proben zur mikrobakteriologischen oder histologischen Untersuchung entnommen werden. Die Myringoskopie ist Routine in HNO‑Ambulanzen und Grundlage jeder Mittelohrdiagnostik. Klinisch leitete Befunde sie weiterführende Therapieentscheidungen, etwa Paukenröhrchen‑Implantation oder Myringoplastik.
Die Myringotomie ist ein kleiner Schnitt ins Trommelfell, um akuten Erguss oder Eiter aus dem Mittelohr abzulassen. Sie wird häufig in Kombination mit dem Einsetzen eines Paukenröhrchens durchgeführt, um eine dauerhafte Belüftung sicherzustellen. Die Indikation besteht bei akuten Mittelohroperationen, chronischen Ergüssen und Druckschmerz. Der Eingriff erfolgt ambulant unter Lokalanästhesie und dauert wenige Minuten. Eine rasche Entlastung führt meist zu sofortiger Druckminderung und Hörverbesserung.
N
Nachhall bezeichnet das zeitlich verzögerte Wiederhallen von Schall in einem Raum, verursacht durch Reflexionen an Wänden, Decken und Einrichtungsgegenständen. Die Nachhallzeit (RT60) ist die Dauer, bis der Schalldruck um 60 dB abgefallen ist, und prägt die Sprachverständlichkeit sowie Klangqualität in Räumen. Zu lange Nachhallzeiten verschleiern Sprachsignale und erschweren das Verstehen, zu kurze erzeugen ein „totes“ Klanggefühl. In Beschallungs- und Raumakustik‑Planung werden Materialien und Geometrien so gewählt, dass ein ausgewogenes Nachhallverhalten entsteht. Hörgerätenutzer profitieren von optimierter Nachhallkontrolle, da sie die zentrale Sprachverarbeitung entlastet.
Nachverstärkung (engl. “post‑amplification”) ist eine adaptive Verstärkungsmaßnahme in Hörgeräten, die zeitverzögert auf erkannte Sprachsignale reagiert, um leise Passagen zu betonen. Anders als Echtzeit‑Kompression greift sie nachträglich ein, wenn Sprachenergie unterhalb der Komfortschwelle liegt. Dies verbessert das Sprachverständnis in dynamischen Situationen, ohne laute Impulse ungewollt aufzupegeln. Parameter wie Verzögerungszeit und Verstärkungsstärke werden individuell an das Hörprofil angepasst. Klinische Studien zeigen, dass Nachverstärkung besonders bei schnellen Lautstärkewechseln von Vorteil ist.
Der Näherungshörverlust beschreibt die abnehmende Hörfähigkeit für leise Töne, wenn der Abstand zur Schallquelle größer wird. Er basiert auf dem freien Schallausbreitungsgesetz (Abstandsgesetz), das besagt, dass Schalldruck um 6 dB pro Verdopplung der Entfernung abnimmt. Menschen mit Hörverlust sind stärker von diesem Effekt betroffen, da ihr Verstärkungsbedarf leiser Signale steigt. In der Audiologie wird der Näherungshörverlust genutzt, um Hörgeräteverstärkung für verschiedene Entfernungen zu kalibrieren. Raumakustische Maßnahmen und Nahfeldmikrofone können den Effekt kompensieren.
Nahfeldkommunikation (Near‑Field Communication) ist eine drahtlose Funktechnik im Hochfrequenzbereich (13,56 MHz), die kurze Distanzen von wenigen Zentimetern nutzt. In der Hörakustik dient NFC, um Hörgeräte per Smartphone oder Tablet zu konfigurieren und Programme zu wechseln. Die Technologie ermöglicht sicheres Pairing ohne sichtbare Kabel und spart Batterieleistung durch kurze Übertragungsstrecken. Anpass-Apps nutzen NFC, um Echtdaten‑Transfers von Audiogramm und Filtereinstellungen zu realisieren. NFC steigert Benutzerfreundlichkeit und Autonomie bei der Hörgeräteverwaltung.
Nervenfaserverzögerung bezeichnet die Zeit, die ein Aktionspotenzial benötigt, um entlang einer afferenten Hörbahn vom Innenohr zum Hirnstamm zu gelangen. Sie hängt von Faser‑Durchmesser, Myelinisierung und Temperatur ab. Verzögerungen im Millisekundenbereich sind normal und werden bei ABR‑Messungen dokumentiert. Verlängerte Latenzen deuten auf Demyelinisierung, Entzündungen oder Tumoren entlang der Hörbahn hin. Genaue Messung der Nervenfaserverzögerung hilft, Läsionsorte zu lokalisieren und Therapieverlauf zu überwachen.
Neurales Hören bezeichnet die zentrale Verarbeitung akustischer Signale im Hirnstamm und Cortex, jenseits der peripheren Haarzellenfunktion. Es umfasst Funktionen wie Zeit‑ und Pegeldifferenzenauswertung, Mustererkennung und Sprachinterpretation. Selbst bei intaktem Ohr kann neurales Hören gestört sein (z. B. zentrale auditorische Verarbeitungsstörung), was sich in normalem Audiogramm, aber schlechtem Sprachverstehen äußert. Testverfahren wie dichotisches Hören und evozierte Potentiale prüfen neurale Verarbeitungsebenen. Rehabilitation zielt auf neuronale Plastizität durch Hörtraining und kognitive Therapien ab.
Neuritis vestibularis ist eine entzündliche Schädigung des vestibulären Teils des VIII. Hirnnervs, meist viral bedingt. Sie verursacht plötzlich einsetzenden heftigen Drehschwindel, Übelkeit und Gangunsicherheit, ohne primär Hörverlust. Vestibuläre Funktionstests (Kalorik, VEMP) zeigen ipsilaterale Ausfälle. Therapie umfasst Kortikosteroide, Vestibularrehabilitation und symptomatische Begleitmedikation. Die Prognose ist meist günstig, da zentrale Kompensationsmechanismen das Gleichgewicht langfristig wiederherstellen.
Ein Neuronom ist eine tumoröse Neubildung von Nervenzellen im Gehirn oder Nervengewebe, selten im auditiven System. Im Kleinhirnbrückenwinkel können Neurinome des VIII. Hirnnervs (Akustikusneurinom) als Neuronom bezeichnet werden. Sie komprimieren Hör- und Gleichgewichtsnerv und führen zu einseitigem Hörverlust, Tinnitus und Schwindel. Diagnostik erfolgt per MRT mit Kontrastmittel, Therapie durch mikrochirurgische Resektion oder stereotaktische Radiotherapie. Früherkennung verbessert Erhalt von Nervfunktion und Lebensqualität.
Neuroplastizität ist die Fähigkeit des Nervensystems, sich strukturell und funktionell an veränderte Reize oder Schädigungen anzupassen. Im auditorischen System zeigt sie sich nach Hörverlust oder Cochlea‑Implantation durch Umorganisation von Kortexarealen. Gezieltes Hörtraining und Rehabilitation fördern plastische Prozesse und verbessern Sprachverständnis. Mit bildgebenden Verfahren (fMRI) lassen sich plastische Veränderungen dokumentieren. Plastizität ist Grundvoraussetzung für erfolgreiche Hörrehabilitation, nimmt aber mit dem Alter ab.
Neurotoxizität bezeichnet die Schädigung von Nervengewebe durch chemische Substanzen, darunter Ototoxine wie Aminoglykoside, Cisplatin oder Lösungsmittel. Im Ohr führen diese Substanzen zu Haarsellenschäden, Synapsenverlust und neuronaler Degeneration. Früherkennung erfolgt durch otoakustische Emissionen und ABR‑Monitoring während Therapie. Schutzstrategien umfassen Dosisreduktion, ototoxizitätsschützende Adjuvantien und regelmäßige Hörkontrollen. Langzeitfolgen reichen von Tinnitus bis zu irreversiblen sensorineuralen Hörverlusten.
Nichtlineare Verzerrungen entstehen, wenn ein System Schallsignale nicht proportional zum Eingangssignal verarbeitet, wodurch Obertöne und Intermodulationsprodukte erzeugt werden. In Hörgeräten können sie Klangtreue und Sprachverständnis beeinträchtigen, wenn Verstärkerstufen oder Wandler nicht optimal arbeiten. Klirrfaktor‑Messungen quantifizieren den Grad nichtlinearer Verzerrung und helfen bei der Auswahl und Kalibrierung von Hörsystemen. Digitale Signalprozessoren verwenden lineare Vorentzerrung und Feedback‑Unterdrückung, um Verzerrungen zu minimieren. Starke Verzerrungen können zusätzlich neurologische Verarbeitungsaufwände erhöhen und Hörermüdung fördern.
Noise‑Cancelling ist eine aktive Technik zur Unterdrückung von Umgebungsgeräuschen, bei der ein Mikrofon das Störsignal aufnimmt, in Echtzeit invertiert und dem Nutzsignal beigemischt wird. Das Ergebnis ist, dass störende niederfrequente und konstante Geräusche — etwa Fluglärm oder Klimaanlagenbrummen — effektiv reduziert werden. In Hörgeräten und Kopfhörern verbessert Noise‑Cancelling Sprachverständnis in lauten Umgebungen und reduziert Höranstrengung. Adaptive Algorithmen passen die Filtereinstellungen fortlaufend an wechselnde Geräuschpegel an. Nachteile können ein leicht verminderter räumlicher Höreindruck und Batterieverbrauch sein.
Ein Noiser ist ein integrierter Tinnitus‑Masker in modernen Hörgeräten, der ein leises Rauschsignal abgibt, um Ohrgeräusche zu überdecken und Habituation zu fördern. Das Spektrum und die Lautstärke des Noisers lassen sich individuell an den Tinnituscharakter des Trägers anpassen. Durch kontinuierliches, angenehmes Rauschen verschwindet der Fokus auf den Tinnitus und kognitive Belastung wird reduziert. Noiser‑Programme können situativ aktiviert oder automatisch durch Geräuscherkennung gesteuert werden. Klinische Studien belegen, dass integrierte Noiser‑Funktionen Schlafqualität und Lebenskomfort bei Tinnitus-Patienten signifikant verbessern.
Die Nomenklatur audiologischer Tests umfasst standardisierte Bezeichnungen für Verfahren wie Ton‑, Sprach‑, Otoakustische Emissionen (OAE) und evozierte Potentiale (ABR, CAEP). Einheitliche Terminologie erleichtert Kommunikation zwischen Audiologen, HNO‑Ärzten und Forschern. Sie definiert Testparameter wie Frequenzbereich, Pegel, Maskierung und Stimulusart eindeutig. Internationale Normen (ISO, IEC) und Fachgesellschaften veröffentlichen Leitlinien zur korrekten Nomenklatur. Konsistente Benennung sichert Reproduzierbarkeit und Vergleichbarkeit von Untersuchungsergebnissen.
Normalhörigkeit bezeichnet Hörschwellen innerhalb der Referenzgrenzen von 0 bis 20 dB HL über das Frequenzspektrum von 125 Hz bis 8 kHz. Personen mit Normalhörigkeit nehmen Sprache und Alltagsgeräusche ohne technische Hilfsmittel zuverlässig wahr. Audiometrische Tests bestätigen Normalhörigkeit durch symmetrische Luft‑ und Knochenleitungskurven ohne signifikante Schwellenabweichungen. Auch bei Normalhörigkeit können subtile zentrale Hörverarbeitungsprobleme (z. B. Hidden Hearing Loss) auftreten. Der Begriff dient als Ausgangspunkt für die Klassifikation von Hörverlustgraden und Versorgungsentscheidungen.
Die Normkurve im Audiogramm ist die standardisierte Linie, die die normale Hörschwelle über Frequenzen abbildet und als Vergleichsreferenz dient. Abweichungen der gemessenen Schwellenkurve von dieser Linie zeigen den Grad und das Muster eines Hörverlusts. Normkurven basieren auf Populationserhebungen und Referenzpegeln nach ISO‑ und ANSI‑Normen. In der Anpasssoftware visualisiert die Normkurve Sollverstärkungsprofile für Hörgeräte. Audiologen nutzen die Abweichungen, um individuelle Audiogramm‑Abgleiche und Versorgungsziele festzulegen.
Die Normschwelle ist der in der Audiologie festgelegte Referenzpegel (0 dB HL) für die minimale wahrnehmbare Schalldruckamplitude bei Standardbedingungen. Sie variiert leicht mit Testfrequenz, ist aber international genormt, um Vergleichbarkeit von Testergebnissen zu gewährleisten. Werte oberhalb der Normschwelle definieren die Grade von Hörverlust. Die Normschwelle ist Grundlage für die Kalibrierung von Audiometern und Hörsystemparametern. Auch in otoakustischen Emissionstests und evozierte Potentialen dient sie als Bezugsgröße.
Der Nukleus cochlearis ist die erste zentrale Verschaltungstation der Hörbahn im Hirnstamm, wo Fasern des N. vestibulocochlearis enden. Er teilt sich in ventralen und dorsalen Kernkomplex, die unterschiedliche Aspekte der akustischen Signalverarbeitung übernehmen, etwa zeitliche Feinstruktur und Spektralinformationen. Von hier aus ziehen Neurone weiter zum superioren Olivenkomplex, Lemniscus lateralis und nachfolgenden Hörzentren. Läsionen im Nukleus cochlearis führen zu zentral-auditorischen Verarbeitungsstörungen trotz intakter peripherer Funktion. Intraoperative evozierte Potentiale (BERA) messen die Integrität des Nukleus cochlearis und seiner Verbindungen.
Die Nutzungshäufigkeit von Hörgeräten beschreibt, wie oft und in welchen Situationen Träger ihre Hörsysteme verwenden. Optimale Nutzung (täglich, mehrere Stunden) korreliert stark mit Versorgungserfolg, Sprachverständnis und Lebensqualität. Audiologen erfassen Nutzungsmuster per Fragebogen, Tragezeiterfassung im Gerät und Smart‑App‑Statistiken. Häufige Hürden sind Stigmata, Handhabungsprobleme und eingeschränkter Komfort. Interventionen wie Schulungsprogramme und individualisierte Anpassungen erhöhen die Nutzungsakzeptanz deutlich.
Nystagmus ist ein unwillkürliches, rhythmisches Augenbewegungsmuster, oft als Reaktion auf vestibuläre Reize oder neuronale Läsionen. Er kann spontan, positionell oder kalorisch ausgelöst sein und in Richtung und Geschwindigkeit variieren. Die Analyse von Nystagmuscharakteristika (z. B. Richtung, Latenz, Abklingzeit) liefert differenzierte Informationen über periphere und zentrale Vestibularpathologien. Video‑Nystagmographie (VNG) und Frenzelbrille sind Standarddiagnostik-Tools. Therapeutisch zielen Vestibularrehabilitation und pharmakologische Interventionen auf Reduktion pathologischer Nystagmusmuster ab.
O
Ein objektives Tinnitus‑Signal bezieht sich auf Tinnitusgeräusche, die durch messbare physiologische Quellen im HNO‑Bereich erzeugt werden, etwa vaskuläre Turbulenzen oder muskuläre Kontraktionen. Anders als subjektiver Tinnitus kann man objektive Geräusche mit speziellen Mikrofonen oder Stethoskopen akustisch aufnehmen. Ursache sind häufig Gefäßmalformationen, Muskelspasmen im Mittelohr oder Eustachische‑Röhren‑Spasmen. Die Diagnose erfolgt durch parallele Hörtests und Bildgebung wie Duplex‑Sonographie oder CT-Angiographie. Therapeutisch werden je nach Ursache Gefäßembolisation, Muskelinjektionen oder operative Korrekturen eingesetzt.
Das Ohr gliedert sich in Außenohr (Ohrmuschel und Gehörgang), Mittelohr (Trommelfell, Gehörknöchelchen, Eustachische Röhre) und Innenohr (Cochlea und Vestibularorgan). Es nimmt Schall auf, wandelt diesen mechanisch und elektrochemisch um und leitet Nervenimpulse an das Gehirn weiter. Zudem ist es für Gleichgewicht und räumliche Orientierung zuständig. Erkrankungen eines Ohrabschnitts können Hörverlust, Tinnitus oder Schwindel verursachen. Die interdisziplinäre Versorgung umfasst HNO‑Ärzte, Audiologen und bei Gleichgewichtsproblemen Neurologen oder Physiotherapeuten.
Ein Ohrabdruck ist eine exakte Negativform des äußeren Gehörgangs und der Ohrmuschel, die als Grundlage für maßgefertigte Ohrpassstücke, Gehörschutz und In‑Ear‑Monitore dient. Er wird mit weichem, hautfreundlichem Abformmaterial direkt im Gehörgang erstellt. Ein präziser Abdruck gewährleistet dichten Sitz und optimalen Klang, verhindert Rückkopplungen und minimiert Druckstellen. Fehlerhafte Abdrucknahmen können zu Undichtigkeiten, unangenehmem Druckgefühl oder schlechter Klangqualität führen. Fachgeschulte Akustiker prüfen den Abdruck und optimieren gegebenenfalls nach.
Ohrenkerzen sind hohle, brennbare Röhren, die in den Gehörgang eingesetzt und angezündet werden sollen, um durch den Unterdruck angeblich Ohrenschmalz und Verunreinigungen herauszuziehen. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen jedoch, dass diese Methode unwirksam ist und riskante Verbrennungen, Verbrühungen sowie Perforationen des Trommelfells verursachen kann. HNO‑Fachgesellschaften raten von Ohrenkerzen ab und empfehlen stattdessen medizinische Ohrreinigungsverfahren. Seriöse Reinigung erfolgt unter mikroskopischer Sicht oder mittels cerumenlösender Tropfen. Bei wiederkehrenden Problemen sind fachärztliche Abklärung und konservative Therapien zielführender.
Ohrenpflege zielt darauf ab, den äußeren Gehörgang und die Ohrmuschel schonend zu reinigen und vor Infektionen zu schützen. Empfohlen werden nur cerumenlösende Tropfen auf Wasser‑ oder Ölbasis und das Abwischen des äußeren Gehörgangs mit einem weichen Tuch. Das tiefe Einführen von Wattestäbchen oder anderen Gegenständen kann Cerumen tiefer schieben, Gehörgangsverletzungen oder Trommelfellschäden verursachen. Bei hartnäckigem Ohrenschmalz oder Fremdkörpern sollte ein HNO‑Arzt die Reinigung durchführen. Regelmäßige Kontrolle verhindert Cerumen obturans und akute Otitis externa.
Ohrenschmalz (Cerumen) ist ein Gemisch aus Absonderungen der Cerumendrüsen und abgestorbenen Hautzellen, das als natürlicher Schutzfilm im Gehörgang wirkt. Es fängt Staub, Schmutz und Mikroorganismen ab und besitzt antimikrobielle Eigenschaften. Normalerweise wird Cerumen durch Kieferbewegungen aufgefangen und aus dem Gehörgang transportiert. Eine Überproduktion oder falsche Eigenreinigung führt jedoch zu Pfropfenbildung (Cerumen obturans) und Schallleitungsstörungen. Bei Pfropfenentfernung greifen HNO‑Ärzte zu Spülung, Absaugung oder Tropfen, um Schäden zu vermeiden.
Ohrenschmerzen (Otalgie) können durch Erkrankungen des Außenohrs (z. B. Otitis externa), Mittelohrs (Otitis media), aber auch zahn‑ oder kieferbedingte Probleme ausgelöst werden. Sie äußern sich als stechender, pochender oder brennender Schmerz, oft begleitet von Druckgefühl oder Hörminderung. Die Diagnostik umfasst Otoskopie, Funktionsprüfungen und bei unklarer Ursache auch zahnärztliche oder neurologische Abklärung. Die Therapie richtet sich nach der Grunderkrankung und umfasst Analgetika, Antibiotika, ggf. Auflagen oder chirurgische Intervention. Schmerzreduktion und Vermeidung von Komplikationen sind primäre Ziele.
Unter Ohrerkrankungen fasst man sämtliche pathologischen Zustände des Außenohrs, Mittelohrs und Innenohrs zusammen, von Cerumen obturans über Otitis media bis zu sensorineuralen Hörverlusten. Sie können akut oder chronisch verlaufen und Symptome wie Hörminderung, Tinnitus, Schwindel oder Schmerzen verursachen. Diagnostik erfordert HNO‑ärztliche Untersuchung, Audiometrie, Tympanometrie und je nach Verdacht Bildgebung. Therapie reicht von konservativen Maßnahmen (Medikamente, Physio‑/Audiotherapie) bis zu chirurgischen Eingriffen. Prävention durch Impfungen (z. B. Pneumokokken), Gehörschutz und regelmäßige Kontrolluntersuchungen mindert Disease‑Burden.
Ohrgeräusche umfassen alle subjektiv wahrgenommenen Töne ohne äußere Schallquelle, darunter Tinnitus, pulsatile Töne und muskuläre Geräusche. Sie entstehen durch Veränderungen im Innenohr, Mittelohr, vaskuläre Strömungen oder zentrale Verarbeitungsstörungen. Pulssynchrone Geräusche deuten oft auf vaskuläre Ursachen, tonale Töne auf cochleäre oder zentrale Fehlregulation. Diagnostik erfolgt über Anamnese, objektive Messungen (OAE, AEP) und bildgebende Verfahren. Therapien reichen von Soundtherapie, kognitiver Verhaltenstherapie bis zu medikamentösen und invasiven Verfahren je nach Ursache.
Ohrmuschelformen variieren anatomisch stark und werden klassifiziert nach Kontur, Höhe und Tiefe von Helix, Antihelix und Cavum conchae. Typische Varianten sind die schlaufenförmige (reduzierte Helix) und muschelförmige (tiefe Concha) Ohrmuschel. Form und Größe beeinflussen die HRTF und damit räumliches Hören und Frequenzfilterung. Bei der Anfertigung von Otoplastiken für Hörgeräte oder Gehörschutz muss die individuelle Ohrmuschelform exakt berücksichtigt werden. Plastisch‑chirurgische Korrekturen (Otoplastik) können ästhetische oder funktionelle Probleme behandeln, etwa bei abstehenden Ohren oder Mikrotiemalformationen.
Otohypertension bezeichnet einen erhöhten Druck im Mittelohrraum, der das Trommelfell nach außen wölbt und die Schwingungsfähigkeit beeinträchtigt. Ursachen sind häufig Tubenbelüftungsstörungen, Entzündungsergüsse oder postoperative Veränderungen. Symptome umfassen Druckgefühl, Hörminderung und gelegentlich Völlegefühl im Ohr. Diagnostisch zeigt die Tympanometrie eine linksverschobene Impedanzkurve mit verminderter Compliance. Therapie zielt auf Druckausgleich durch Tubenfunktionstraining, Ballondilatation oder Paukenröhrchen-Implantation ab.
Otologie ist der medizinische Fachbereich, der sich mit Erkrankungen des Ohrs, seiner Funktion und Behandlung befasst. Sie umfasst Diagnostik und Therapie von Hörstörungen, Schwindel, Ohrenschmerzen und Ohrfehlbildungen. Otologen arbeiten eng mit Audiologen, Neurotologen und HNO-Chirurgen zusammen, um interdisziplinäre Versorgung sicherzustellen. Zu den Verfahren gehören Audiometrie, Tympanometrie, mikrochirurgische Eingriffe und Implantationen. Forschung in der Otologie reicht von molekularen Reparaturmechanismen bis zu innovativen Hörimplantaten.
Otomastoiditis ist die Entzündung des Mastoidknochens infolge einer unbehandelten oder chronischen Otitis media. Sie manifestiert sich durch starke Schmerzen hinter dem Ohr, Fieber, Schwellung und oft Ausfluss aus dem Gehörgang. Diagnostik erfolgt mittels CT, um Knochenzerstörung und Abszesse zu erkennen. Therapie umfasst hochdosierte Antibiotika und häufig chirurgische Mastoidektomie zur Entfernung nekrotischen Gewebes. Unbehandelt kann sie zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Hirnabszess führen.
Otoneurologie ist ein interdisziplinäres Teilgebiet der Neurologie und HNO‑Heilkunde, das sich mit Erkrankungen des Innenohrs und seiner zentralen Verschaltungen befasst. Schwerpunkte sind Schwindel, Vestibularstörungen und zentrale Hörverarbeitungsstörungen. Diagnostische Verfahren umfassen Videonystagmographie, vestibuläre evozierte Potentiale und bildgebende Verfahren. Therapeutisch werden medikamentöse, chirurgische und rehabilitative Ansätze kombiniert. Otoneurologen arbeiten eng mit Physiotherapeuten für vestibuläres Training zusammen.
Otopexie bezeichnet die operative Fixation von Ohrmuschel oder Mittelohrstrukturen, etwa nach Traumata oder bei kongenitalen Anomalien. Im Außenohr wird sie verwendet, um abstehende Ohren (Otoplastik) in anatomisch korrekte Position zu bringen. Im Mittelohr kann Otopexie Knöchelchenkette oder Implantate stabilisieren, um Schallleitung zu optimieren. Der Eingriff erfolgt minimalinvasiv unter mikroskopischer Kontrolle. Postoperative Kontrolle sichert Mobilität und Funktion der fixierten Strukturen.
Eine Otoplastik ist eine maßgefertigte Schale aus Silikon oder Acryl, die den Gehörgang abdichtet und das Hörgerätesteuerteil oder den Hörer hält. Sie sorgt für optimalen Klang, verhindert Rückkopplung und bietet Komfort durch exakte Anpassung an individuelle Ohrgeometrie. Otoplastiken werden anhand eines Ohrabdrucks gefertigt und regelmäßig nachgearbeitet, um Sitz und Dichtung zu gewährleisten. Unterschiedliche Designs (offen, geschlossen) beeinflussen Belüftung und akustische Eigenschaften. Reinigung und Pflege sind essenziell, um Materialalterung und Cerumenablagerung zu vermeiden.
Die Otorhinolaryngologie (Hals‑Nasen‑Ohren‑Heilkunde) ist das chirurgisch-medizinische Fachgebiet für Erkrankungen von Ohr, Nase und Rachen. Sie deckt Diagnostik und Therapie von Hör- und Gleichgewichtsstörungen, Sinusitis, Stimm- und Schluckstörungen sowie Tumoren im Kopf‑Hals‑Bereich ab. HNO‑Ärzte führen endoskopische Untersuchungen, mikrochirurgische Eingriffe und Implantationen durch. Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Neurologie, Zahnmedizin und Onkologie ist häufig. Weiterbildung umfasst Otologie, Rhinologie, Phoniatrie und Pädaudiologie.
Otosklerose ist eine knöcherne Neubildung am Steigbügel- oder Ambossfuß, die zu Versteifung der Gehörknöchelchenkette und Schallleitungsschwerhörigkeit führt. Anfangs spüren Betroffene oft Tinnitus und leichte Hörminderung, später entwickelt sich eine typische Abflachung der Luftleitungskurve im Audiogramm. Therapie besteht in Stapedotomie mit Prothesenimplantation oder in konservativer Überwachung bei milder Form. Genetische Faktoren und hormonelle Einflüsse spielen eine Rolle in der Pathogenese. Langzeitprognose nach OP ist in der Regel gut, mit Hörgewinn bis 30 dB.
Die Otoskopie ist die visuelle Untersuchung des äußeren Gehörgangs und des Trommelfells mittels Otoskop. Sie ermöglicht Beurteilung von Haut, Cerumen, Entzündungszeichen, Perforationen und Fremdkörpern. Pneumatische Otoskopie testet zusätzlich Trommelfellbeweglichkeit bei Druckänderung. Sie ist Grundbaustein jeder HNO‑Untersuchung und sollte vor Audiometrie erfolgen. Befunde leiten weiterführende Diagnostik oder therapeutische Schritte wie Reinigung, Tropfen oder chirurgische Interventionen ein.
Der otoskopische Befund dokumentiert alle sichtbaren Veränderungen im Gehörgang und Trommelfell, etwa Rötung, Ödem, Perforation oder Flüssigkeitspegel. Er umfasst Beschreibung von Lage, Größe und Morphologie von Pathologien sowie Funktionstests wie pneumatischer Trommelfellbeweglichkeit. Standardisierte Befundbögen sichern Vergleichbarkeit und Nachverfolgung. Abweichungen von Normbefunden lösen gezielte Therapien aus, z. B. Antibiotika bei Otitis oder Operation bei Cholesteatom. Regelmäßige Befundkontrollen sind essenziell bei chronischen Mittelohrerkrankungen.
P
Pädakustik ist die Fachdisziplin, die sich mit der akustischen Versorgung und Hörgeräteanpassung bei Kindern beschäftigt. Sie berücksichtigt altersspezifische Besonderheiten wie Gehörgangsanatomie, wachsende Ohrpassstücke und kindliches Gehörverlustprofil. Diagnostische Verfahren werden spielerisch gestaltet, etwa kindgerechte Audiometrie oder otoakustische Emissionen als Screening-Tools. Hörgeräteprogramme werden kindgerecht voreingestellt, bevor Feinanpassungen im Alltag erfolgen. Enge Zusammenarbeit mit Pädagogen, Eltern und Frühförderern sichert optimale Sprachentwicklung und Teilhabe am sozialen Leben.
Pädaudiologie umfasst die Diagnostik, Therapie und Versorgung von Hörstörungen bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen. Sie setzt auf objektive Testverfahren wie OAE‑Screening und AEP‑Messungen, da Kleinkinder oft nicht zuverlässig auf Standard‑Audiometrie reagieren. Ab dem Vorschulalter kommen spielerische Hörtests zum Einsatz, um Hörschwellen und Sprachverständnis altersgerecht zu ermitteln. Pädaudiologen passen Hörsysteme an, begleiten Sprach‑ und Sprechtherapie und überwachen Entwicklungsmeilensteine. Ein interdisziplinäres Team inklusive HNO‑Ärzten, Logopäden und Lehrkräften stellt ganzheitliche Förderung sicher.
Die Papilla spiralis, auch Corti‑Organ genannt, sitzt auf der Basiliarmembran in der Cochlea und ist das eigentliche Schallwahrnehmungsorgan. Sie besteht aus inneren und äußeren Haarzellen, Stützzellen und einer gallertartigen Membran oberhalb der Stereozilien. Schallinduzierte Wanderwellen in der Basiliarmembran biegen die Stereozilien, wodurch mechano‑elektrische Transduktion einsetzt. Die innere Haarzelle kodiert Schallinformationen, während die äußeren Haarzellen als aktiver Verstärker fungieren. Schäden an der Papilla spiralis führen zu sensorineuralem Hörverlust und beeinträchtigen Frequenzauflösung.
Bei der Partialton‑Audiometrie wird die Hörschwelle mit Dauertönen ermittelt, die der Patient durch Drücken einer Taste signalisiert. Anders als bei Impuls‑Audiometrie tastet sich der Tester schrittweise durch verschiedene Frequenzen und Pegelstufen, um eine präzise Schwellenkurve zu zeichnen. Das Verfahren eignet sich für detaillierte Diagnostik, etwa bei Verdacht auf cochleäre Nichtlinearitäten oder versteckten Hörverlust. Es erfasst Adaptations- und Ermüdungseffekte des auditorischen Systems. Moderne Audiometer unterstützen automatisierte Partialton‑Protokolle für konsistente Ergebnisse.
Eine pathologische Hörschwelle liegt vor, wenn die ermittelte Hörschwelle pro Frequenz langfristig um mehr als 20 dB HL von den Normwerten abweicht. Sie kennzeichnet das Vorliegen eines Hörverlusts und bestimmt den Grad (leicht, mittel, hochgradig). Pathologische Schwellen können schleichend (Alter, Lärm) oder akut (Knalltrauma, Hörsturz) entstehen. Differenzierung von Schallleitungs‑ und sensorineuralem Verlust erfolgt durch Vergleich von Luft‑ und Knochenleitungsschwellen. Verlaufskontrollen zeigen Progression oder Therapieeffekte und leiten Versorgungsentscheidungen.
Die Paukenhöhle (Cavitas tympani) ist der luftgefüllte Raum des Mittelohrs, der Trommelfell, Gehörknöchelchenkette und ovales sowie rundes Fenster umschließt. Sie verbindet sich über die Eustachische Röhre mit dem Nasenrachenraum und dient dem Druckausgleich. Pathologien wie Ergussbildung (Otitis media mit Erguss) führen zu Druckerhöhung und Schallleitungsstörungen. Tympanometrie misst die Compliance der Paukenhöhle und gibt Hinweise auf Belüftungsstatus und Mittelohrdruck. Chirurgische Zugänge erfolgen oft über den posterioren Gehörgang zur direkten Intervention in der Paukenhöhle.
Paukenröhrchen sind kleine Kunststoff- oder Metallkanülen, die im Trommelfell verankert werden, um eine dauerhafte Belüftung der Paukenhöhle sicherzustellen. Indiziert sind sie bei wiederkehrenden Otitis‑media-Ergüssen, Tubenfunktionsstörungen oder bei Risiko für Cholesteatom. Sie ermöglichen Druckausgleich, Sekretableitung und reduzieren Mittelohrentzündungen. Die Einlage erfolgt ambulant unter Lokalanästhesie, und Röhrchen fallen meist nach 6–12 Monaten spontan aus. Kontrolle sichert Trommelfellverschluss und Hörfunktionswiederherstellung.
Die auditive Perception umfasst alle Prozesse von der Schallaufnahme bis zur bewussten Interpretation im Gehirn. Sie beinhaltet Detektion, Diskrimination, Erkennung und Lokalisierung von Schallquellen. Psychophysische Verfahren messen Perception mittels Schwellen‑ und Diskriminationstests, während neurophysiologische Methoden evozierte Potentiale aufzeichnen. Störungen der auditiven Perception können trotz normaler peripherer Funktion vorliegen (z. B. zentrale auditorische Verarbeitungsstörung). Hörtraining und kognitive Interventionen zielen darauf ab, Perceptionsfähigkeiten zu rehabilitieren.
Perilymphe ist die natriumreiche Flüssigkeit in den Scala vestibuli und Scala tympani der Cochlea, die mechanische Schwingungen in der Cochlea leitet und Druckausgleich ermöglicht. Sie umgibt die membranösen Kanäle mit der Endolymphe und bildet eine elektrochemische Isolation. Verletzungen der Membrana basilaris können Perilymphfistel verursachen, die zu Schwindel und Hörverlust führt. Perilymph-Druckschwankungen werden bei der Untersuchung mittels Elektrocochleographie indirekt erfasst. Forschung untersucht Perilymph‑Biomarker als Indikatoren für Hörschäden.
Peritubalitis ist eine Entzündung des Gewebes um die Eustachische Röhre, oft als Folge chronischer Rhinopharyngitis oder Tubenkatarrhs. Sie führt zu Ödembildung, Tubenstenose und Mittelohrdruck‑Ergüssen. Patienten klagen über Druckgefühl, Hörminderung und rezidivierende Otitis media. Diagnostik erfolgt durch Tubenfunktionstests, endoskopische Inspektion und Tympanometrie. Therapie umfasst antientzündliche Nasentropfen, Tubendilatation und gegebenenfalls Paukenröhrchen.
Perzeptiver Hörverlust (sensorineuraler Hörverlust) entsteht durch Schädigung der Haarzellen in der Cochlea oder der Hörnervenfasern. Er zeigt sich im Audiogramm durch gleich hohe Luft‑ und Knochenleitungsschwellen und ist nicht chirurgisch korrigierbar. Ursachen sind Lärmtrauma, Alterungsprozesse, genetische Defekte oder Ototoxine. Betroffene klagen über vermindertes Sprachverständnis, insbesondere in lauten Umgebungen, und profitieren von Hörgeräten oder Cochlea‑Implantaten. Rehabilitationsmaßnahmen umfassen zudem Hörtraining, um zentrale Verarbeitungsmechanismen zu stärken.
Pfeifen im Ohr ist eine Form von Tinnitus, bei der Betroffene ein hochfrequentes, tonal empfundenes Geräusch wahrnehmen. Es kann einseitig oder beidseitig auftreten und schwankt in Lautstärke und Frequenz. Ursachen reichen von Lärmschäden über Otosklerose bis zu zentralen Hörbahnveränderungen. Diagnostik umfasst Klirrfaktor‑Audiometrie, OAE und Tinnitusscreening zur Frequenz‑ und Pegelbestimmung. Therapieansätze sind Sound‑Enrichment mit Noisern, kognitive Verhaltenstherapie und, falls indiziert, medikamentöse Präparate.
Die pharyngotympanische Röhre verbindet das Mittelohr mit dem Nasenrachenraum und ermöglicht Druckausgleich und Belüftung. Sie öffnet sich beim Schlucken oder Gähnen und verhindert sonst den Rückfluss von Sekreten ins Mittelohr. Dysfunktionen führen zu Tubenkatarrh, Mittelohrerguss und Hörminderung. Funktionstests wie die Tubenfunktionsprüfung und Tympanometrie bewerten ihre Öffnungsfähigkeit. Therapeutisch kommen Ballondilatation und Paukenröhrchen zum Einsatz, um Langzeitkomplikationen zu vermeiden.
Der phonatorische Reflex bezeichnet die unwillkürliche Anpassung der Stimmlautstärke und Tonhöhe an die wahrgenommene Lautstärke der eigenen Stimme. Beim Sprechen in lauter Umgebung erhöht man automatisch Lautstärke (Lombard‑Effekt), um Sprachverständlichkeit zu sichern. Dieser Reflex wird über auditorische Rückkopplungsschleifen im Gehirn gesteuert. Bei Hörverlust ist der phonatorische Reflex gestört, worauf sich veränderte Stimmpegel und Artikulation zeigen. Logopädisches Training kann die Reflexfunktion re‑trainieren und Sprachverständlichkeit verbessern.
Ein Phonem ist die kleinste bedeutungsunterscheidende Lauteinheit einer Sprache, z. B. /p/ vs. /b/ im Deutschen. Phoneme werden im auditorischen System als spezifische Frequenz‑ und Zeitmuster kodiert und im sprachlichen Lexikon abgerufen. In der Audiometrie und Sprachtherapie dienen Phonemtests zur Beurteilung von Artikulations‑ und Wahrnehmungsfähigkeiten. Hörgeräteprogramme betonen oft Phonem‑relevante Frequenzbänder, um Sprachverständnis zu optimieren. Fehlwahrnehmungen einzelner Phoneme sind typisch bei Hochtonverlust oder zentralen Verarbeitungsstörungen.
Phonochirurgie umfasst mikrochirurgische Verfahren am Ohr, die Hörfunktion oder Tinnitus lindern sollen, wie Stapedotomie, Myringoplastik oder Implantatplatzierung. Ziel ist Rekonstruktion von Knöchelchenkette, Trommelfell oder direkten Hörnervenstimulation. Präzision und Erhalt von Restgehör stehen im Vordergrund, oft unterstützt durch intraoperatives Monitoring. Postoperative Audiometrie und Tympanometrie dokumentieren Eingriffserfolg. Innovationen wie endoskopische Techniken reduzieren Gewebetrauma und Rehabilitationszeit.
Phonotypie bezeichnet individuelle physiologische Voraussetzungen und motorische Muster der Lautbildung, also wie Sprecher Phoneme artikulieren. Sie umfasst Lippen‑, Zungen‑ und Kieferbewegungen sowie Stimmritzenform. Bei Hörverlust verändert sich Phonotypie oft unbewusst, was zu undeutlicher Aussprache führt. Logopädische Therapie analysiert Phonotypie und trainiert gezielt Artikulationsmuster. Video‑ und Biofeedback verbessern Bewusstsein für Lautbildungsprozesse.
Die Pinna ist die sichtbare Ohrmuschel aus elastischem Knorpel, die Schallwellen einfängt und über den Gehörgang ins Ohr leitet. Ihre komplexe Faltung erzeugt frequenzabhängige Filtereffekte, die zur Lokalisierung von Schallquellen in der Vertikalebene beitragen. Formvariationen der Pinna führen zu individuellen HRTFs und beeinflussen räumliches Hören. In der Hörgeräteversorgung muss die Pinna‑Anpassung der Otoplastik berücksichtigt werden, um Komfort und Klangtreue zu sichern. Rekonstruktive Chirurgie (Otoplastik) korrigiert Fehlbildungen oder Verletzungen der Pinna.
Das Plateau‑Phänomen bezeichnet beim Tinnitus eine Phase, in der Tonhöhe und Lautstärke des Ohrgeräusches über einen Zeitraum stabil bleiben, bevor sie erneut fluktuieren. Diese Stabilität bietet diagnostische Sicherheit bei Tinnitusscreenings und erleichtert Klangtherapie‑Einstellungen. Plateauphasen variieren in Dauer von Minuten bis Stunden und können durch Stress oder Lärm unterbrochen werden. Therapeutisch nutzt man Plateaus, um Noiser‑Profile präzise anzupassen und Habituation zu fördern. Dokumentation von Plateaudauer hilft, Tinnitus‑Verlauf zu monitoren.
Der Plexus brachialis ist ein Nervengeflecht aus den zervikalen Spinalnerven C5–Th1 und innerviert Schulter und Arm. Zwar liegt er anatomisch außerhalb des Ohrbereichs, doch bei Operationen im Mastoid- oder Kleinhirnbrückenwinkel kann der N. accessorius (XI. Hirnnerv) nahe dem Plexus brachialis manipuliert werden. Verletzungen führen zu Schulterheberschwäche und Schmerzen, was indirekt Haltungsänderungen und Spannung im Nacken‑Kiefer‑Ohr‑Bereich begünstigen kann. Interdisziplinäre Planung in Otoneurochirurgie minimiert Plexusschäden. Postoperative Physiotherapie sichert Funktionserhalt und Schmerzreduktion.
Die Polsterung eines Ohrpassstücks besteht meist aus weichem Silikon oder Schaumstoff und sorgt für optimalen Sitz im Gehörgang. Sie dämpft mechanische Druckspitzen, verhindert Druckstellen und erhöht den Tragekomfort bei längerem Hören. Gleichzeitig beeinflusst die Polsterung die akustische Dichtheit und damit Rückkopplungsfreiheit und Frequenzgang des Hörsystems. Unterschiedliche Härtegrade und Materialstärken erlauben individuelle Anpassung an Ohr‑Anatomie und Hörverlustprofil. Regelmäßiger Austausch verhindert Materialermüdung und hygienebedingte Klangveränderungen.
Die postaurikulären Muskeln (M. auricularis anterior, superior und posterior) sind winzige, oft rudimentäre Muskeln rund um die Ohrmuschel. Bei manchen Menschen können sie das Ohr minimal bewegen und beeinflussen dadurch geringfügig die Position der Otoplastik. Ihre Kontraktion spielt in der Regel keine bedeutende Rolle für das Hören, kann aber bei bestimmten Reflexen und mimic movements beobachtet werden. In seltenen Fällen führen Spasmen dieser Muskeln zu objektivem Tinnitus („pulsierendes Klickgeräusch“). EMG‑Messungen dieser Muskulatur können muskuläre Tinnitusursachen aufdecken.
Die Potenzialverteilung in der Elektrocochleographie (ECochG) beschreibt die Amplituden und Latenzen von Cochlea- und Nervenpotenzialen entlang der Scala tympani. Mit einer Nadelelektrode am Trommelfell oder Gehörgangselektrode werden Summenpotenzial (SP) und Aktionspotenzial (AP) gemessen. Das Verhältnis SP/AP dient als Indikator für endolymphatischen Hydrops bei Menière-Erkrankung. Zusätzlich zeigt die Verteilung der Potenziale über verschiedene Stimulationspegel die Funktionsreserve der Haarzellen. ECochG-Potenzialmuster helfen, zwischen Cochlea‑ und retrocochleären Pathologien zu differenzieren.
Die präkanalikuläre Form bezeichnet eine Variante der Ohrmuschel, bei der der Gehörgangseingang besonders eng oder knapp von der Concha bedeckt ist. Diese Anatomie kann das Einsetzen von IdO‑Hörgeräten erschweren und erhöht das Risiko für Cerumenstau im knorpeligen Kanal. Bei der Abdrucknahme muss das Abformmaterial sorgfältig in diesen Bereich eingebracht und wieder entfernt werden, um vollständige Otoplastiken zu gewährleisten. Audiologen wählen bei präkanalikulärer Form oft offene Otoplastikdesigns, um Belüftung und Rückkopplungsfreiheit zu optimieren. Chirurgische Korrekturen sind nur in Ausnahmefällen bei funktionellen Problemen indiziert.
Die Prävalenz von Hörstörungen gibt den Anteil Betroffener in einer definierten Population an und variiert je nach Alter, Lärmexposition und Region. Weltweit leiden laut WHO rund 5 % der Bevölkerung an therapiebedürftigem Hörverlust, bei über 65‑Jährigen steigt der Wert auf über 30 %. In Industrieländern ist Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis) die häufigste Ursache, in Entwicklungsregionen treten vermehrt infektiöse Ursachen auf. Prävalenzstudien bilden die Grundlage für Gesundheitsplanung, Versorgungsangebote und Präventionsprogramme. Langzeitdaten zeigen eine Zunahme alters- und lärminduzierter Hörstörungen durch demografischen Wandel und Umweltfaktoren.
Presbyakusis ist der altersbedingte sensorineurale Hörverlust, der typischerweise mit einem abfallenden Hochtonverlust beginnt. Ursachen sind Degeneration von Haarzellen, synaptischer Verschleiß und verminderte mikrovaskuläre Perfusion der Cochlea. Symptome umfassen schlechteres Sprachverstehen in Lärm, verminderte Lautheitsempfindung und Tinnitus. Behandlung erfolgt durch Hörgeräte mit Hochtonverstärkung und zentrales Hörtraining zur Förderung neuronaler Plastizität. Prävention durch Lärmschutz und Ototoxizitätsvermeidung kann den Beginn verzögern.
Pseudohyperakusis bezeichnet eine scheinbare Überempfindlichkeit gegenüber Schall, bei der Messungen normale Komfortschwellen zeigen, Patienten jedoch laute Töne als schmerzhaft empfinden. Sie ist psychogen oder durch Aufmerksamkeits‑ und Angststörungen bedingt und nicht auf periphere Schäden zurückzuführen. Differentialdiagnostisch sind objektive Tests (OAE, AEP) entscheidend, um echten Hyperakusis auszuschließen. Behandlung umfasst Aufklärung, kognitive Verhaltenstherapie und schrittweise Desensibilisierung mit kontrollierten Geräuschexpositionen. Interdisziplinäre Betreuung durch Audiologen und Psychologen verbessert die Prognose.
Psychophysikalische Methoden erheben Zusammenhänge zwischen physikalischen Reizparametern (Pegel, Frequenz) und subjektiver Wahrnehmung (Lautheit, Tonhöhe, Maskierung). Standardverfahren sind Grenzwertbestimmung (Hörschwelle), Lautheitsskalierung und Unterschiedsschwellenmessung (JND‑Tests). Adaptive Verfahren passen Reize dynamisch an Probandenantworten an und optimieren Messdauer und Genauigkeit. Sie sind Basis für Normkurven, Hörgeräte‑Kalibrierung und psychoakustische Modellierung. Validität hängt von Probandenaufmerksamkeit, Testumgebung und Reizprotokoll ab.
Psychoakustik ist die Wissenschaft von der Wahrnehmung von Schall durch das menschliche Ohr und Gehirn. Sie untersucht Phänomene wie Lautheitswahrnehmung, Maskierung, Tonhöhenauflösung und räumliches Hören. Psychoakustische Erkenntnisse fließen in die Entwicklung von Hörgeräten, Audiokompression (MP3) und Raumakustikdesign ein. Methodisch kombiniert sie physikalische Messungen, Verhaltensstudien und neuronale Modellierung. Anwendungsfelder reichen von Hördiagnostik über Sounddesign bis zu tinnitus- und hyperakusistherapeutischen Verfahren.
Q
Ein Q‑Band ist ein eng begrenztes Frequenzintervall, das von einem Bandpass- oder Kerbfilter selektiv bearbeitet wird. In Hörgeräten dienen Q‑Bänder dazu, spezifische Sprach- oder Störfrequenzen (z. B. Tinnitus‑Frequenzen) gezielt zu verstärken oder zu dämpfen. Die Bandbreite eines Q‑Bands wird über den Q‑Faktor definiert: Je höher der Q‑Faktor, desto schmaler das Band. Schmalbandige Filter minimieren unerwünschte Effekte auf benachbarte Frequenzen und erlauben präzise Klangformung. Adaptive Hörsysteme passen Q‑Bänder dynamisch an wechselnde Hörsituationen an, um optimale Verständlichkeit zu gewährleisten.
Der Q‑Factor oder Gütefaktor eines Filters beschreibt das Verhältnis von Mittenfrequenz zu Bandbreite und quantifiziert die Schärfe der Resonanz. Ein hoher Q‑Factor bedeutet enge Bandbreite mit steilen Flanken und ausgeprägtem Resonanzpeak, während ein niedriger Q‑Factor breitere, flachere Filterbänder erzeugt. In Hörgeräten wird der Q‑Factor für Glocken‑ und Kerbfilter eingestellt, um Sprachformanten hervorzuheben oder Tinnitusfrequenzen zu unterdrücken. Zu hohe Q‑Werte können jedoch Phasenverzerrungen und Klangartefakte verursachen. Feintuning des Q‑Factors ist Teil der Hörgeräteanpassung, um Natürlichkeit und Komfort zu optimieren.
Q‑Mapping ist ein Verfahren zur Darstellung von Spektralinformationen, bei dem das Frequenzspektrum in Bänder mit konstantem Q‑Faktor aufgeteilt wird. Anders als lineare oder oktavbasierte Analysen passen sich Q‑Bänder in ihrer Breite proportional zur Mittenfrequenz an, was eine gleichbleibende relative Auflösung über das gesamte Spektrum ermöglicht. In der Audiologie erlaubt Q‑Mapping präzise Charakterisierung von Otoakustischen Emissionen und Maskierungseffekten. Es wird auch in der Raumakustik eingesetzt, um Resonanzmodi und Raummoden zu identifizieren. Softwaregestützte Q‑Mapping‑Tools visualisieren komplexe Spektraldaten übersichtlich und interaktiv.
Ein Q‑Peak bezeichnet den maximalen Resonanzpunkt innerhalb eines schmalbandigen Filters oder eines akustischen Systems. Er markiert die Frequenz, bei der die Verstärkung oder Dämpfung am stärksten ist. In Hörgeräten können Q‑Peaks unerwünschte Klangfärbungen verursachen, wenn Resonanzspitzen nicht sorgfältig kontrolliert werden. Bei der Filterkalibrierung wird der Q‑Peak genutzt, um problematische Resonanzen (z. B. Gehäusereflektionen) zu identifizieren und abzusenken. In der Raumakustik zeigt die Analyse von Q‑Peaks stehende Wellen und Raummoden, die durch schallabsorbierende Maßnahmen gemindert werden können.
Der Q‑Wert ist ein dimensionsloser Parameter, der in verschiedenen audiotechnischen Kontexten die Qualität oder Effizienz eines Elements beschreibt. Im Filterdesign entspricht er dem Gütefaktor (siehe Q‑Factor), in Lautsprechersystemen dem Verhältnis von Resonanzfrequenz zur Bandbreite. Ein hoher Q‑Wert bei Lautsprechern weist auf enge Bassresonanzen hin, was zu dröhnenden Effekten führen kann. In der Hörgeräteentwicklung fließt der Q‑Wert in die Bewertung von Mikrofondesigns und Verstärkerschaltungen ein. Konsistente Q‑Werte sind Voraussetzung für reproduzierbare Klangqualität und Systemstabilität.
Quälende Geräusche sind akustische Reize, die als extrem störend oder schmerzhaft empfunden werden, etwa Bohrlärm, schrilles Kreischen oder plötzliche laute Impulse. Sie überschreiten häufig die Unbehaglichkeitsschwelle und können zu Stressreaktionen, Hörermüdung und Hyperakusis beitragen. In der Audiotherapie werden solche Geräusche gezielt in Desensibilisierungsprogrammen eingesetzt, um die Toleranzschwelle schrittweise anzuheben. Umgebungs- und Arbeitsschutzrichtlinien definieren Grenzwerte, um quälende Geräusche zu minimieren. Technische Maßnahmen wie Schalldämpfer, Dämmung und aktive Lärmunterdrückung reduzieren Exposition effektiv.
Die Qualität des Hörens umfasst objektive Parameter wie Hörschwelle, Dynamikbereich und Frequenzauflösung sowie subjektive Aspekte wie Klangtreue, Komfort und Zufriedenheit. Sie wird mittels audiometrischer Tests, Fragebögen (z. B. SSQ‑Skala) und Alltagsbeobachtungen bewertet. Hohe Hörqualität ermöglicht präzises Sprachverständnis, Musikgenuss und sichere Lokalisation von Schallquellen. Hörgeräteanpassung zielt auf Optimierung aller Qualitätsdimensionen durch Feintuning von Filtern, Kompression und Mikrofonmodi. Regelmäßige Nachkontrollen und Hörtraining sichern nachhaltige Hörqualität.
Querempfindlichkeit bezeichnet die Beeinflussung der Wahrnehmung in einem Frequenzband durch Signale in benachbarten Bändern, etwa Maskierungseffekte. Sie entsteht, wenn filterbedingte Flankensteilheiten unzureichend sind und Energie in angrenzende Kanäle „überschwappt“. In der Hörgeräteentwicklung werden Filtergüten und Flankensteilheiten so gewählt, dass Querempfindlichkeit minimiert wird. Psychoakustische Tests messen Masking-Level-Differences, um individuelle Querempfindlichkeitsmuster zu bestimmen. Anpasssoftware berücksichtigt diese Daten, um Überlappungen zu reduzieren und Sprachverständnis zu verbessern.
Querkopplung beschreibt Wechselwirkungen zwischen auditorischen und vestibulären Systemen, etwa wenn laute Schallreize vestibuläre Reflexe auslösen. Schallinduzierte Vibrationen können Endolymphbewegungen stimulieren und Nystagmus oder Übelkeit hervorrufen („Tulio‑Phänomen“). In der Diagnostik wird dieses Phänomen genutzt, um Labyrinthfisteln oder Perilymphe‑Lecks nachzuweisen. Vermeidung extremer Luftdruck- oder Schallspitzen reduziert unerwünschte vestibuläre Reaktionen. Therapeutisch orientiert man sich an vestibulärer Rehabilitation, um Kreuzreizungen abzubauen.
Eine Quiet Zone ist ein akustisch abgeschirmter Bereich, in dem Hintergrundgeräusche unterhalb der Hörschwelle liegen, häufig genutzt für sensitive Audiometrie oder OAE‑Messungen. Sie wird durch Schalldämmung, Entkopplung und aktive Geräuschunterdrückung realisiert. Im Forschungsbereich schafft eine Quiet Zone ideale Bedingungen für präzise psychoakustische Experimente. In der klinischen Praxis sichern Quiet Zones reproduzierbare Hörtest‑Ergebnisse ohne Umgebungsartefakte. Normen definieren maximale zulässige Hintergrundpegel für Quiet Zones in medizinischen Einrichtungen.
In der Audiologie wird „Quotient“ häufig für Verhältniszahlen verwendet, etwa SP/AP‑Quotient bei ECochG oder Speech‑Reception‑Quotient in Sprachverständlichkeitstests. Der SP/AP‑Quotient (Summenpotenzial/Aktionspotenzial) dient als diagnostischer Marker für endolymphatischen Hydrops. Ein Speech‑Reception‑Quotient gibt das Verhältnis korrekt verstandener Wörter zur Gesamtzahl und quantifiziert Sprachverständnis. Quotienten ermöglichen standardisierte Vergleiche zwischen Patienten und Messungen. Sie sind integraler Bestandteil von Befundprotokollen und Versorgungsentscheidungen.
R
Radialfasern sind afferente Nervenfasern, die von den inneren Haarzellen ausgehen und radial zum modiolaren Ganglion ziehen. Sie übertragen die primären Hörsignale mit hoher Präzision zeitlicher und amplitudaler Informationen an den Hörnerv. Radialfasern besitzen große, myelinisierte Axone, die schnelle Leitungsgeschwindigkeiten ermöglichen und für Sprachverständlichkeit entscheidend sind. Schädigungen dieser Fasern, etwa durch Lärm oder Ototoxine, führen zu Hidden Hearing Loss trotz normaler Hörschwellen. Forschungsansätze zielen darauf ab, Radialfasern zu schützen oder zu regenerieren, um synaptischen Verschleiß zu kompensieren.
Die Raphael’schen Bänder (Ligamenta spiralia interni) sind feine bindegewebige Strukturen im modiolaren Bereich der Cochlea, die Nervenfasern und Blutgefäße stabilisieren. Sie verlaufen radial zwischen Modiolus und Basiliarmembran und unterstützen die räumliche Anordnung der afferenten und efferenten Fasern. Ihre Integrität ist wichtig für unverzerrte Signalweiterleitung und Nährstoffversorgung der Haarzellen. Histologische Untersuchungen zeigen, dass Alterungsprozesse und Entzündungen zu Degeneration der Raphael’schen Bänder beitragen können. Ein besseres Verständnis dieser Struktur könnte neue Therapieansätze für sensorineuralen Hörverlust eröffnen.
Der Rauschfloor ist das niedrigste, konstante Hintergrundrauschen eines elektronischen oder akustischen Systems in Abwesenheit eines Eingangssignals. In Hörgeräten definiert er die untere Grenze der Verstärkung, da leise Umweltgeräusche sonst vom Eigenrauschen überdeckt würden. Ein niedriger Rauschfloor ist wünschenswert, um schwache Signale klar hörbar zu machen, ohne dass der Nutzer ein permanentes Brummen wahrnimmt. Technische Maßnahmen wie Rauschunterdrückungsalgorithmen und hochwertige Bauteile senken den Rauschfloor. Audiologische Messungen dokumentieren den Rauschfloor bei Kalibrierung und Qualitätskontrolle von Hörsystemen.
Reafferente Signale sind sensorische Rückmeldungen, die während des eigenen Sprechens entstehen, wenn Schall über Luft- und Knochenleitung zum Ohr gelangt. Sie ermöglichen die Selbstüberwachung der Lautstärke, Tonhöhe und Artikulation und steuern den phonatorischen Reflex. Bei Hörverlust oder Maskierung dieser Signale leidet die Sprechmodulation, was zu zu lauter oder leiser Stimme führt. In Cochlea‑Implantat‑Trägern wird Reafferentation durch direkte elektrische Stimulation teilweise wiederhergestellt. Forschungsarbeiten untersuchen, wie verstärktes Reafferent‑Feedback Sprachtherapieerfolge verbessern kann.
Recruitment bezeichnet eine pathologisch veränderte Lautheitsempfindung, bei der laute Töne plötzlich sehr viel lauter wahrgenommen werden, während leise Töne nicht gehört werden. Dieser Effekt tritt bei sensorineuralem Hörverlust auf, wenn die Kompressionseigenschaften der Cochlea gestört sind. Klinisch wird Recruitment über Loudness‑Scaling‑Tests und Bekesy‑Audiometrie erfasst. In Hörgeräten wird Recruitment durch angepasste Kompressionsalgorithmen kompensiert, um Komfort und Verständlichkeit zu verbessern. Ohne Kompensation empfinden Betroffene laute Geräusche als unangenehm oder schmerzhaft.
Reflexaudiometrie misst akustisch evozierte Muskelreflexe im Mittelohr (Stapediusreflex) und Gesichtsnervenbereich, um Funktion von Mittelohr und Hirnstammpfaden zu prüfen. Ein Testreiz (Ton, Breitbandrauschen) löst eine Impedanzänderung aus, die mit Tympanometrie aufgezeichnet wird. Reflexschwelle und -latzenz liefern Hinweise auf Schallleitung, Nervenintegrität und zentrale Verarbeitung. Asymmetrische oder fehlende Reflexe deuten auf Otosklerose, Nervenläsion oder zentrale Störungen hin. Reflexaudiometrie ergänzt Ton‑ und Sprachaudiometrie um objektive Diagnostikdaten.
Der Regelkreis Ohr beschreibt Feedback‑Schleifen zwischen Hörsystem, Gehirn und Rückkopplungsmechanismen wie dem Stapediusreflex. Er reguliert Verstärkung, Schutzreflexe und phonatorische Anpassungen, um Homöostase im auditorischen System zu erhalten. Störungen im Regelkreis führen zu Hyperakusis, Tinnitus oder mangelnder Lautstärkekontrolle. Computermodelle des Regelkreises unterstützen Entwicklung adaptiver Hörgerätetechnologien. Verständnis der Regelkreisdynamik ist entscheidend für gezielte Therapien und Reha‑Strategien.
Die Reizschwelle ist der minimale Reizpegel (Schalldruck, Spannung), der eine messbare physiologische oder psychische Reaktion auslöst. In der Audiologie entspricht sie der Hörschwelle, definiert für jede Frequenz im Audiogramm. Auch in evozierte Potentialmessungen (ABR, ECochG) spricht man von Reizschwelle als niedrigstem Pegel, der noch ein Signal erzeugt. Reizschwellen sind Basisdaten für Versorgungsentscheidungen und Anpassalgorithmen in Hörgeräten. Veränderungen über Zeit dokumentieren Progression oder Therapieeffekte.
Die auditorische Reizweiterleitung umfasst mechanische, chemische und elektrische Prozesse vom Außenohr bis zum auditorischen Kortex. Schallwellen werden über Trommelfell und Knöchelchenkette in Cochlea‑Flüssigkeiten übertragen, wo Haarzellen elektrochemische Signale erzeugen. Afferente Nervenfasern leiten Aktionspotenziale über Hirnstammstationen zum Kortex weiter. Jedes Relais extrahiert spezifische Merkmale wie Zeit- oder Pegeldifferenzen. Störungen entlang der Kette führen zu unterschiedlichen Formen von Hörverlust und Verarbeitungsdefiziten.
Resonanz ist die Verstärkung von Schwingungen, wenn die Anregungsfrequenz mit der Eigenfrequenz eines Systems übereinstimmt. Im Ohr bewirken Resonanzen des Gehörgangs und der Cavum conchae eine Betonung bestimmter Sprachfrequenzen um 2–4 kHz. Technische Resonatoren wie Helmholtz‑Filter in Hörgeräten nutzen dasselbe Prinzip, um Klangspektren zu formen. Übermäßige Resonanz kann zu Klangfärbung und Rückkopplungen führen. Raumakustische Resonanzen (Raummoden) werden durch Dämpfung und Diffusoren kontrolliert.
Resthörvermögen bezeichnet das verbleibende, noch nutzbare Gehör bei Hörverlust und wird im Audiogramm als Differenz zwischen Hörschwelle und Komfortschwelle definiert. Es bestimmt, welche Signalanteile ohne Verstärkung wahrgenommen werden und welche durch Hörgerät ergänzt werden müssen. Ein größeres Resthörvermögen verbessert Sprachverständnis und erleichtert Hörgeräteakzeptanz. Messungen von Resthörvermögen fließen in die Wahl der Kompressionsparameter und Verstärkungsgrenzen ein. Veränderungen des Resthörvermögens über Zeit zeigen Progression oder Therapieerfolg.
Eine retrocochleäre Läsion betrifft das Hörsystem jenseits der Cochlea, meist im Bereich des Nervus vestibulocochlearis oder höher im Hirnstamm. Sie führt zu zentralen Hörbahnstörungen, die sich in Kombinationstests (z. B. ABR-Latenzverlängerung) und im Sprachverständnistest äußern können. Betroffene haben oft diskordante Befunde, etwa normales Otoakustisches Emissionsmuster, aber gestörte evozierte Potentiale. Ursachen sind Akustikusneurinome, multiple Sklerose oder vaskuläre Infarkte. Die Diagnostik erfordert bildgebende Verfahren wie MRT zur Lokalisierung und Verlaufskontrolle.
Der retrolabyrinthäre Raum, auch Vestibularraum genannt, liegt hinter dem knöchernen Labyrinth und umfasst Hirnnerven, Gefäße und Bindegewebe zwischen Labyrinth und Kleinhirnbrückenwinkel. Er ist klinisch relevant bei Tumoren (z. B. Akustikusneurinom) und entzündlichen Prozessen, die Schwindel und Hörverlust verursachen. Operationen in diesem Gebiet erfordern schonendes intraoperatives Monitoring der auditorischen Hirnstammausgänge. Die anatomische Kenntnis des Retrolabyrinthraums ist essenziell für Zugänge in der Otoneurochirurgie. Postoperative Bildgebung kontrolliert Resektionsvollständigkeit und Komplikationen.
Die Rezeptoren im Innenohr sind die inneren und äußeren Haarzellen auf der Basiliarmembran des Corti‑Organs. Sie wandeln mechanische Schwingungen in elektrochemische Signale um, indem Stereozilien mechanosensitive Ionenkanäle öffnen. Innere Haarzellen kodieren primär die akustische Information, während äußere Haarzellen den cochleären Verstärker durch aktive Rückkopplung realisieren. Schäden an diesen Rezeptoren, etwa durch Lärm oder Ototoxine, führen zu sensorineuralem Hörverlust und vermindertem Frequenzauflösungsvermögen. Forschung zielt darauf ab, Rezeptoren durch Gentherapie oder Stammzellen zu regenerieren.
Die reziproke Hemmung im Stapediusreflex beschreibt die neurologische Gegenschaltung, bei der Aktivierung des Musculus stapedius die Kontraktion des Tensor tympani hemmt. Diese wechselseitige Hemmung optimiert die Mittelohrmechanik, indem sie Überdämpfung vermeidet und die Reflexanpassung an unterschiedliche Lärmarten ermöglicht. Ein intakter reziproker Mechanismus sorgt für ausgewogene Schutzreflexe bei impulsartigem und kontinuierlichem Schall. Pathologische Störungen der reziproken Hemmung können zu reduzierter Reflexamplitude und erhöhter Lärmsensitivität führen. Die Untersuchung erfolgt durch kombinierte Reflexaudiometrie und EMG-Messungen.
Im superioren Olivenkernkomplex im Hirnstamm bestehen reziproke Verbindungen zwischen den linken und rechten Kerngebieten, die interaurale Zeit- und Pegelinformationen kontralateral austauschen. Diese Vernetzung ermöglicht die binaurale Verarbeitung und exakte Lokalisation von Schallquellen. Jede Kernhälfte hemmt dabei die Gegenseite in Abhängigkeit von der Pegeldifferenz, um Kontrastverstärkung zu erzielen. Reziproke Verbindungen sind grundlegend für Funktionen wie den binauralen Maskierungsvorteil. Läsionen dieser Vernetzung führen zu zentralen Hörverarbeitungsstörungen und schlechterer Richtungswahrnehmung.
Ein Richtmikrofon ist ein Mikrofontyp, der bevorzugt Schall aus einer bestimmten Richtung – meist vorne – aufnimmt und seitlich bzw. rückseitig ankommende Geräusche dämpft. In modernen Hörgeräten verbessert es das Signal‑zu‑Rausch‑Verhältnis, indem es Störschall aus anderen Richtungen reduziert. Verschiedene Richtcharakteristiken (Nieren‑, Superniere‑, Kugel‑) erlauben Anpassung an spezifische Hörsituationen. Adaptive Systeme wechseln automatisch zwischen Richt- und Omni‑Modus, je nach Umgebungsgeräusch. Richtmikrofone erhöhen das Sprachverstehen insbesondere in geräuschvollen Umgebungen.
Der Rinne‑Test ist ein klinischer Hörtest, bei dem eine Stimmgabel abwechselnd am Mastoid (Knochenleitung) und vor dem Ohr (Luftleitung) gehalten wird. Ein positives Rinne‑Ergebnis (Luftleitung besser als Knochenleitung) spricht für normales oder sensorineurales Hören. Ein negatives Ergebnis weist auf eine Schallleitungsschwerhörigkeit im getesteten Ohr hin. Der Test ist schnell durchführbar und dient der ersten Differenzierung zwischen Schallleitungs‑ und Schallempfindungsverlust. Ergänzend kommt der Weber‑Test zum Einsatz, um Lateralisierung zu prüfen.
Der Röhrenklang, auch Paukenklang genannt, ist ein Hohl‑ oder Röhren‑ähnliches Klangmuster, das der Patient bei Ohrenspülungen oder bei dünnem Trommelfell wahrnimmt. Er entsteht, wenn Schallwellen im luftgefüllten Mittelohr durch Flüssigkeitspartikel moduliert werden. Klinisch hilft das Hören dieses Phänomens, einen Erguss oder Trommelfellperforation zu diagnostizieren. Spezifische Audiometrietöne können den Röhrenklang in der Audiometrie nachstellen. Therapeutisch wird jede Paukenklang-Symptomatik mit gezielter Otitis‑Behandlung oder Paukenröhrchenversorung adressiert.
Akustische Rückkopplung entsteht, wenn das vom Lautsprecher abgestrahlte Signal wieder über das Mikrofon aufgenommen und erneut verstärkt wird, was zu einer Feedback‑Schleife mit Pfeifen oder Brummen führt. In Hörgeräten und öffentlichen Beschallungssystemen wird Feedback durch adaptive Algorithmen, enge Otoplastiken oder Richtmikrofone unterdrückt. Mechanische Maßnahmen wie Dichtung und Mikrofonplatzierung minimieren das Rückkopplungsrisiko. Unkontrollierte Rückkopplung kann Hörkomfort und Sprachverständnis stark beeinträchtigen. Moderne Systeme detektieren Feedback frühzeitig und passen Filter in Echtzeit an.
Das Rundfenster ist eine flexible Membranöffnung am Ende der Scala tympani, die eine Druckentlastung ermöglicht, wenn das ovale Fenster durch den Steigbügel mechanisch angeregt wird. Sie sorgt für Konstanz des Flüssigkeitsvolumens in der Cochlea und ermöglicht Wanderwellen auf der Basiliarmembran. Verletzungen oder Versteifungen des Rundfensters, etwa durch Chirurgie oder Trauma, führen zu Schallleitungsproblemen und können einen Perilymphfistel auslösen. Klinisch wird das Rundfenster bei Cochlea‑Implantationen als Zugangspunkt genutzt. Pathologische Veränderungen erkennt man in CT-Aufnahmen und per Tympanogramm‑Analyse.
Die Rundfenstermembran ist eine dünne, gallertartige Membran, die das Rundfenster verschließt und mechanische Flexibilität bietet. Sie überträgt Druckschwankungen aus der Scala tympani in das Perilymph und wirkt als passives Entlastungsventil. Ihre Elastizität und Dicke variieren entlang der Membran und beeinflussen die Impedanzanpassung. Beschädigungen führen zu Perilymphverlust, Schwindel und Hörminderung. In mikrochirurgischen Eingriffen wird die Membran bei Perilymphfistel durch Füllmaterialien rekonstruiert, um Dichtheit wiederherzustellen.
S
Schall ist eine mechanische Welle aus Druck- und Dichteschwankungen, die sich in elastischen Medien wie Luft oder Flüssigkeit fortpflanzt. Frequenz und Amplitude dieser Wellen bestimmen Tonhöhe und Lautstärke, die das menschliche Ohr über mechanische und neuronale Transduktion wahrnimmt. Schall wird in der Audiologie genutzt, um Hörfähigkeit zu testen (Audiometrie) und Hörgeräte zu kalibrieren. Zu hohe Schalldruckpegel können Haarzellenschäden und Lärmschwerhörigkeit verursachen. Technische Anwendungen reichen von Ultraschalldiagnostik bis Raumakustik und Lärmschutz.
Schallabsorption ist die Umwandlung von Schallenergie in Wärme beim Auftreffen auf absorbierende Materialien. Absorber wie Mineralwolle oder Akustikschaum reduzieren Nachhallzeit und Reflexionen in Räumen. Der Absorptionsgrad wird über den Absorptionskoeffizienten α (0–1) pro Frequenz gemessen. In Hörräumen und Beschallungssystemen sorgt gezielte Absorption für bessere Sprachverständlichkeit. Messungen erfolgen in Reflexionskammern oder per Impulsantwortanalyse vor Ort.
Schalladaption bezeichnet die Anpassung des auditorischen Systems an anhaltende Reize, wodurch die Wahrnehmung von kontinuierlichem Schall mit der Zeit abnimmt. Sie schützt vor Reizüberflutung und ermöglicht Fokussierung auf neue Signale. Adaptionseffekte zeigen sich in verschobenen Lautheitsempfindungen und veränderten Hörschwellen bei Dauerton. In der Hörgerätetechnik werden Adaptionseigenschaften bei Kompressionsalgorithmen berücksichtigt, um Klangnatürlichkeit zu erhalten. Störungen der Adaption können zu Hyperakusis oder auditiver Ermüdung führen.
Schallausbreitung beschreibt, wie sich Schallwellen in einem Medium ausbreiten, beeinflusst von Geschwindigkeit, Dämpfung und Reflexion. In Luft beträgt Schallgeschwindigkeit etwa 343 m/s bei 20 °C. Ausbreitungsgesetze (Inverse-Square-Law) erklären Pegelabfall mit Entfernung. Raumgeometrie, Absorption und Diffusion formen das Schallfeld und beeinflussen Nachhall und Erstreflexe. Modelle der Schallausbreitung sind Grundlage für Beschallungsplanung, Lärmschutz und akustische Simulationen.
Schalldruck ist die lokale Druckänderung relativ zum statischen Atmosphärendruck, gemessen in Pascal (Pa). Er ist die physikalische Größe, die das Trommelfell in Schwingung versetzt und so das Hören ermöglicht. Der hörbare Bereich reicht von etwa 20 µPa (0 dB SPL) bis über 20 Pa (140 dB SPL). Schalldruckmessungen sind zentral in Audiometrie, Raumakustik und Lärmmessung. Mikrofone und künstliche Ohren kalibrieren Schalldruck für präzise Höroptionen und Normenkonformität.
Der Schalldruckpegel (SPL) ist die logarithmierte Darstellung des Schalldrucks in Dezibel: 20·log10(p/p₀), mit Referenz p₀=20 µPa. Er bildet die Basis für dB‑A und dB‑C Bewertungen in Umwelt- und Arbeitsschutz. SPL‑Messgeräte zeigen Echtzeitpegel und Zeitverläufe, um Lärmbelastung zu dokumentieren. In der Hörgeräteanpassung stimmt man Verstärkung auf erwartete SPL in Alltagssituationen ab. Pegel über 85 dB A gelten als gesundheitsschädlich bei längerer Exposition.
Schallduktion ist die mechanische Weiterleitung von Schallenergie durch das Mittelohr, also Trommelfell und Gehörknöchelchenkette. Sie wandelt Luftschall in Flüssigkeitsbewegungen der Cochlea um und überwindet die Impedanzdifferenz. Effizienz der Duktion liegt in einer Verstärkung von etwa 30 dB. Störungen wie Perforation oder Otosklerose reduzieren Duktion und verursachen Schallleitungsschwerhörigkeit. Duktionseigenschaften werden per Tympanometrie und Knochenleitungsaudiometrie untersucht.
Schallemissionen sind Schallwellen, die von einem Objekt oder Organ selbst erzeugt werden, z. B. otoakustische Emissionen der Cochlea. Sie dienen als nichtinvasive diagnostische Signale für Haarzellfunktion und Systemintegrität. In der Qualitätskontrolle akustischer Geräte prüft man unerwünschte Emissionen als Indikator für mechanische Fehler. Emissionsspektren helfen, Resonanzen und Leckstellen in Gehäusen zu detektieren. Messverfahren erfordern hohe Empfindlichkeit und schalldichte Umgebung.
Ein Schallfeld ist die räumliche Verteilung von Schalldruck und Teilchenbewegung in einem Raum. Man unterscheidet Freifeld, Diffusfeld und Nahfeld, je nach Reflexions- und Entfernungscharakteristika. Schallfelder werden in Prüfkammern und Hörsälen analysiert, um akustische Parameter wie SPL-Verteilung und Nachhallzeit zu optimieren. In der Audiometrie misst man Schallfelder, um standardisierte Testbedingungen zu gewährleisten. Simulationstools berechnen Schallfelder für Beschallungssystem-Design und Lärmschutz.
Schallfrequenz ist die Zahl der Schwingungszyklen pro Sekunde, gemessen in Hertz (Hz). Sie bestimmt die Tonhöhe, die das menschliche Ohr zwischen etwa 20 Hz und 20 kHz wahrnimmt. Frequenzanalyse ist zentral für Audiometrie, OAE‑ und EEG‑Messungen sowie Hörgerätedesign. Cochlea und auditorischer Kortex sind tonotopisch organisiert, wobei jede Frequenz einen spezifischen Ort der Verarbeitung hat. Frequenzgang von Geräten und Räumen wird gemessen, um Klangneutralität oder gezielte Filterung zu gewährleisten.
Ein Schallindikator ist eine Kennzahl oder Grafik, die Schallbelastung oder akustische Parameter wie SPL, Lärmexposition oder Nachhallzeit zusammenfasst. Beispiele sind Tages-Lärmpegel Lday oder Speech Transmission Index (STI). Indikatoren dienen als Entscheidungsgrundlage für Lärmschutzmaßnahmen und Raumakustikoptimierung. In Beschallungssystemen visualisiert ein Echtzeit-Indikator Übersicht über kritische Frequenzen und Pegel. Normen definieren Schwellenwerte für verschiedene Indikatoren, um Gesundheit und Verständlichkeit zu sichern.
Die Schallintensität ist die pro Flächeneinheit transportierte Schallenergie und wird in Watt pro Quadratmeter (W/m²) gemessen. Sie beschreibt objektiv, wie viel akustische Leistung auf eine Fläche trifft, und korreliert mit der wahrgenommenen Lautstärke. In der Lärmmessung dient die Intensität zur Berechnung von Pegeln und Expositionswerten nach Normen wie ISO 9612. Klinisch hilft sie, Belastungsgrenzen für Gehörschutz festzulegen. Schwächere Intensitäten erfordern höhere Verstärkung durch Hörsysteme, während starke Intensitäten Reflexschutz auslösen können.
Schallleitung bezeichnet den Luft‑ oder Knochengeleiteten Weg, über den Schall ins Innenohr gelangt. Bei der Luftleitung wird Schall durch Gehörgang, Trommelfell und Knöchelchenkette übertragen, bei der Knochenleitung durch Schädelvibrationen direkt auf die Cochlea. Vergleich von Luft‑ und Knochenleitungsschwellen im Audiogramm ermöglicht die Differenzierung zwischen Schallleitungs- und sensorineuralem Hörverlust. Störungen der Schallleitung – z. B. Trommelfellperforationen – führen zu typischer Absenkung der Luftleitungskurve. Die Effizienz beider Wege ist Grundlage für Versorgungslösungen, etwa Knochenleitungshörsysteme.
Schallleitungsschwerhörigkeit entsteht, wenn die Übertragung von Schall in Luft‑ oder Knochenleitung zum Innenohr beeinträchtigt ist. Ursachen sind Cerumenpfropf, Trommelfellperforation, Otosklerose oder Mittelohrentzündungen. Im Audiogramm zeigt sie sich durch eine Spreizung zwischen normalen Knochenleitungsschwellen und erhöhten Luftleitungsschwellen. Therapieoptionen umfassen chirurgische Rekonstruktion (Myringoplastik), Entfernung von Hindernissen oder Knochenleitungshörsysteme. Prognose ist in der Regel gut, da die Sensorik im Innenohr erhalten bleibt.
Schalllokalisation ist die Fähigkeit, die Richtung einer Schallquelle im Raum zu bestimmen. Das Gehirn nutzt interaurale Zeit‑ und Pegeldifferenzen (ITD, ILD) sowie spektrale Filtereffekte durch die Ohrmuscheln. Präzises Richtungshören steigert die Sicherheit im Alltag und unterstützt Kommunikation in lauten Umgebungen. Hörgeräte mit binauraler Vernetzung erhalten diese Cues, indem sie Signale beider Ohren synchron verarbeiten. Tests im schalltoten Raum quantifizieren die Lokalisationstreue und helfen, zentrale Verarbeitungsstörungen zu erkennen.
Schallmaskierung beschreibt den Effekt, dass ein lauter Ton die Wahrnehmung eines simultanen, leiseren Tons gleicher oder benachbarter Frequenz verhindert. Sie wird psychoakustisch genutzt, um in der Audiometrie Cross‑Hearing zu vermeiden und in Hörgeräten bewusste Masker für Tinnitus einzusetzen. Das Masking‑Level‑Difference‑Phänomen zeigt, wie binaurale Verarbeitung Maskierung reduziert. In Kompressionsalgorithmen berücksichtigt man Maskierung, um Sprachsignale bei Hintergrundlärm optimal hörbar zu machen. Falsch eingestellte Maskierung kann jedoch Sprachanteile ungewollt überdecken.
Der Schallpegel ist die logarithmische Darstellung des Schalldrucks in Dezibel (dB SPL) und beschreibt die Lautstärkeempfindung. Er wird über 20·log₁₀(p/p₀) mit Referenz p₀ = 20 µPa berechnet. In der Lärmschutzpraxis nutzt man gepaarte Pegelbewertungen (dB A, dB C) für unterschiedliche Frequenzbewertungen. Pegelmesser mit Integrationsmodi erfassen Zeitverläufe (Leq, Lmax, Lmin). In der Anpassung von Hörsystemen stimmen Audiologen die Verstärkung auf typische Schallpegel im Alltag ab.
Schallreflexion entsteht, wenn Schallwellen an einer Grenzfläche (z. B. Wand, Boden) zurückgeworfen werden. Reflexionen bestimmen das Raumklangbild, beeinflussen Nachhallzeit und Erstreflexe. In der Raumakustik werden Absorber, Diffusoren und Resonatoren eingesetzt, um Reflexionsmuster zu kontrollieren und Sprachverständlichkeit zu optimieren. Excessive Reflexionen führen zu Echo und Klangverwaschung, zu wenige lassen den Raum tot wirken. Messungen der Impulsantwort erlauben die Visualisierung von Reflexionszeiten und -stärken.
Schallschutz umfasst Maßnahmen zur Verringerung schädlicher oder störender Geräusche in Umwelt, Arbeit und Wohnen. Technische Lösungen reichen von Lärmschutzwänden und Absorbern bis zu Schalldämmfenstern und In-Ear‑Gehörschutz. In öffentlichen Gebäuden gelten Normen zur Einhaltung von Schallschutzklassen (siehe unten). Persönlicher Schutz wie Ohrstöpsel verhindert Lärmschäden am Arbeitsplatz und bei Freizeitaktivitäten. Planung und Simulation von Schallschutzmaßnahmen nutzen Schallausbreitungsmodelle für effektive Umsetzung.
Schallschutzklassen (z. B. DIN 4109-Klassen) ordnen Bauteile wie Wände, Fenster oder Türen nach ihrem Schalldämmmaß (Rw) in Stufen ein. Jede Klasse definiert Mindestanforderungen an Schalldämmung, um gesetzlichen Vorgaben an Wohn‑ und Arbeitsräumen zu entsprechen. Höhere Klassen (z. B. 4–5) sind in lärmbelasteten Bereichen vorgeschrieben, um Ruhe- und Kommunikationsbedingungen sicherzustellen. Schallschutzklassen helfen Architekten und Akustikern bei Materialwahl und Konstruktion. Labormessungen und Baustellenprüfungen verifizieren die Einhaltung der angegebenen Werte.
Schallschutzverordnungen sind rechtliche Regelwerke auf Landes- oder Bundesebene, die zulässige Lärmpegel für Wohn-, Gewerbe- und Industriegebiete festlegen. Sie definieren Nacht‑ und Tag-Grenzwerte (z. B. Lden, Lnight) und verpflichten Kommunen zu Lärmaktionsplanung. Verstöße können Bußgelder nach sich ziehen, und betroffene Bürger haben Anspruch auf Lärmschutzmaßnahmen. Hersteller und Planer von Infrastrukturanlagen müssen Umweltverträglichkeitsprüfungen mit Lärmbewertung durchführen. Verordnungen sichern langfristig Wohn- und Lebensqualität.
Der Begriff Schalltemperatur bezeichnet die äquivalente Temperatur, in der die mittlere kinetische Energie akustischer Teilchenbewegungen jener eines thermischen Rauschsignals entspricht. In der Thermoakustik wird sie genutzt, um Eigenrauschen elektronischer Schaltungen zu beschreiben. Niedrigere effektive Schalltemperaturen sind wünschenswert für empfindliche Messmikrofone und Mikrofonvorverstärker. Sie beeinflusst das Signal‑zu‑Rausch‑Verhältnis bei OAE‑ und AEP‑Messungen. Technische Rauschunterdrückung und Abschirmung senken die effektive Schalltemperatur.
Schalltransmission beschreibt die Übertragung von Schall durch Wände, Decken oder andere Baukonstruktionen. Sie wird quantifiziert durch Transmissionsverlust (TL) in dB, der angibt, um wie viel der Pegel auf der Empfängerseite abgesenkt ist. Materialdicken, -dichte und -steifigkeit bestimmen die Transmissionseigenschaften. In der Bauakustik plant man Zwischendecken und Schallschutzwände, um Übertragung von Lärm zwischen Räumen zu minimieren. Messungen im Labor (Kontrollraummethode) und vor Ort (Richtstrahlungsplatte) verifizieren Konstruktionsergebnisse.
Eine Schallwelle erster Ordnung ist eine sphärische Welle, die sich ungestört in alle Richtungen von einer Punktquelle ausbreitet. Ihr Schalldruckfall folgt dem Inverse-Square-Law (6 dB Pegelabfall pro Verdopplung der Entfernung). Dieser Idealtyp wird in Freifeldmessungen angenommen, wenn Reflexionen vernachlässigbar sind. In der Praxis erreicht man erste Ordnung nur im Nahfeld und in anechoischen Kammern. Sie bildet Grundlage für Kalibrierungen von Schallquellen und Pegelmessgeräten.
Schallwellen sind longitudinale mechanische Wellen, in denen Teilchen in Schwingung entlang der Ausbreitungsrichtung angeregt werden. Sie setzen sich aus kompressiven und rarefaktiven Zonen zusammen, deren Periodizität die Frequenz definiert. Charakterisiert werden sie durch Parameter wie Wellenlänge, Frequenz, Amplitude und Phase. In der Audiologie nutzt man Schallwellen sowohl als Testreize (Töne, Rauschen) als auch zur Diagnose (Impulsantwort, OAE). Technische Anwendungen reichen von Ultraschallbildgebung bis zu akustischen Sensorsystemen.
Der Schallwiderstand (Acoustic Impedance) ist das Produkt aus Dichte und Schallgeschwindigkeit eines Mediums und beschreibt, wie stark es Schallübertragung behindert. Er bestimmt, welcher Teil einer Schallwelle an einer Grenzfläche reflektiert oder transmittiert wird. Impedanzdifferenzen zwischen Luft und Gehörflüssigkeit werden im Mittelohr mittels Knöchelchenkette überwunden. Abweichungen im Schallwiderstand, z. B. durch Flüssigkeit im Mittelohr, verändern die Tympanogramm‑Kurve. In der Hörtechnik wird Impedanzanpassung genutzt, um Lautsprecher und Mikrofone optimal zu koppeln.
Schauditometrie ist ein objektives Messverfahren, bei dem mechanische oder elektrische Reize auf das Ohr aufgebracht und die resultierenden evozierte Potentiale (OAE, AEP) aufgezeichnet werden. Sie ermöglicht die Diagnostik von Hörschwellen ohne aktive Mitarbeit des Patienten. In der Säuglingshörscreening kommt Schauditometrie als automatisches ABR‑Verfahren zum Einsatz. Die Analyse von Wellenform und Latenz erlaubt Rückschlüsse auf periphere und zentrale Hörbahnfunktion. Schauditometrie ergänzt die ton‑ und sprachaudiometrische Diagnostik besonders bei nicht kooperativen Patienten.
Schmalbandrauschen ist Rauschen, dessen Spektrum auf ein enges Frequenzband begrenzt ist, typischerweise zur Maskierung oder Testung spezifischer Frequenzbereiche verwendet. In der Audiometrie dient es als Masker zur Ermittlung von Luft‑ und Knochenleitungsschwellen bei Cross‑Hearing-Gefahr. Psychoakustisch untersucht man mit Schmalbandrauschen Maskierungseffekte und kritische Bandbreiten. In Hörgeräten können adaptive schmalbandige Filter Störgeräusche in definierten Bändern unterdrücken. Schmalbandrauschen hilft, Frequenzselektivität und Kanaltrennung zu prüfen.
Die Schnecke (Cochlea) ist das spiralförmige Innenohrorgan, in dem Schall in Nervenimpulse transduziert wird. Auf der Basiliarmembran sitzen Haarzellen, die je nach Ort der Auslenkung Töne verschiedener Frequenzen kodieren (Tonotopie). Die Flüssigkeitsbewegungen in den Scala vestibuli und tympani aktivieren die Haarzellen und erzeugen elektrische Signale. Über den Hörnerv gelangen diese Signale zum Kortex, wo sie als Töne und Sprache wahrgenommen werden. Erkrankungen der Schnecke führen zu sensorineuralem Hörverlust und sind Indikation für Cochlea‑Implantate.
Der Schulter‑Kopf‑Reflex ist ein vestibulospinaler Reflex, bei dem Kopfbewegungen unwillkürlich eine Gegenbewegung der Schultermuskulatur auslösen, um Gleichgewicht und Stabilität zu wahren. Er wird über vestibuläre Rezeptoren in den Bogengängen und Otolithenorganen initiiert. Störungen dieses Reflexes zeigen sich in unsicherem Gang und Haltungsinstabilität. Klinisch wird er im Rahmen der neurologischen Untersuchung bei Schwindelpatienten geprüft. Vestibuläres Training kann den Reflex bei Läsionen rehabilitieren.
Schwerhörigkeit bezeichnet eine Hörminderung, die den Alltag und die Kommunikation beeinträchtigt. Sie wird in leichte, mittlere, hochgradige und an Taubheit grenzende Grade eingeteilt, basierend auf der Verschiebung der Hörschwelle im Audiogramm. Ursachen sind vielfältig: Schallleitungs‑, Schallempfindungs- oder kombinierte Formen. Therapie umfasst medizinische, chirurgische und technische Maßnahmen wie Hörgeräte oder Implantate. Früherkennung und kontinuierliche Versorgung verbessern Sprachentwicklung und Lebensqualität.
Sensorineuraler Hörverlust entsteht durch Schäden an Haarzellen, Hörnerv oder zentralen Hörbahnen. Er zeigt sich durch erhöhte Luft‑ und Knochenleitungsschwellen im Audiogramm ohne Luft‑Knochen‑Differenz. Ursachen sind Lärmtrauma, Alter, Ototoxine oder genetische Defekte. Technische Versorgung erfolgt mit Hörgeräten oder Cochlea‑Implantaten, rehabilitative Maßnahmen mit Hörtraining. Sensorineuraler Verlust ist in der Regel dauerhaft, da Haarzellen beim Menschen nicht regenerieren.
Sprachaudiometrie testet das Sprachverständnis, indem Wörter oder Sätze in definiertem Schalldruckpegel oder Signal‑Rausch‑Verhältnis präsentiert werden. Ergebnisse werden als Prozent korrekt verstandener Wörter oder als Speech Reception Threshold (SRT) angegeben. Sie ergänzen Ton‑Audiogramme um funktionelle Aspekte des Hörens im Alltag. Testumgebungen können Freifeld oder Kopfhörer sein; Maskierung sichert Ohr‑Separation. Sprachaudiometrie ist entscheidend für Hörgeräte‑Feinanpassung und Versorgungsnachweis.
Sprachverstehen ist die Fähigkeit, gesprochene Sprache zu erkennen und semantisch zu verarbeiten. Es hängt von peripherer Hörfunktion, zentraler Verarbeitung und kognitiven Fähigkeiten ab. Störungen zeigen sich trotz normaler Hörschwellen, z. B. bei zentralen auditorischen Verarbeitungsstörungen. Messung erfolgt durch standardisierte Tests (z. B. Freiburger Einsilbertest) in ruhiger und gestörter Umgebung. Hörgeräte‑ und Implantatversorgungen zielen auf Maximierung des Sprachverstehens in realen Situationen.
Der Stapediusreflex ist die Kontraktion des Musculus stapedius bei lauten Reizen, die die Gehörknöchelchenkette versteift und das Innenohr schützt. Er lässt sich in der Reflexaudiometrie über Impedanzänderungen messen. Reflexschwelle und -latenz geben Aufschluss über Mittelohrfunktion und Hirnstammintegrität. Ein fehlender oder asymmetrischer Reflex deutet auf Otosklerose, Nervenläsion oder zentrale Störung hin. Der Reflex trägt zur Dämpfung impulsartiger Schallspitzen bei.
Der Stapes (Steigbügel) ist das kleinste Knochenknöchelchen im menschlichen Körper und das dritte Glied der Knöchelchenkette. Er überträgt Schwingungen vom Amboss auf das ovale Fenster der Cochlea. Seine Hebelwirkung verstärkt den Schalldruck um etwa das 1,3‑fache. Bei Otosklerose verknöchert häufig die Ansatzregion des Stapes, was eine Schallleitungsschwerhörigkeit verursacht. Chirurgisch wird bei Stapedotomie ein Teil des Stapes entfernt und durch eine Prothese ersetzt, um die Schallübertragung wiederherzustellen.
Stille bezeichnet das Fehlen wahrnehmbarer Schallquellen und wird in Audiometrie als Testbedingung für Schwellenbestimmung genutzt. Ein echter Stilleraum erreicht Hintergrundpegel unter 20 dB SPL und minimiert Störgeräusche. Stille ist für objektive Messungen wie OAE‑ und AEP‑Erfassung erforderlich. Psychoakustisch führt absolute Stille zu erhöhter Wahrnehmung interner Geräusche wie Tinnitus. In der Tinnitustherapie wird kontrollierte Stille als Kontrastreiz eingesetzt, um Habituation zu fördern.
Störgeräusch ist jeder unerwünschte Schall, der das Verstehen von Nutzsignalen wie Sprache behindert. Charakteristika sind Pegel, Frequenzspektrum und Temporalstruktur. In Hörgeräten werden Rauschunterdrückungsalgorithmen und Richtmikrofone eingesetzt, um Störgeräusche zu reduzieren. Maskierungsstudien untersuchen, wie Störgeräusche Sprachverständnis beeinträchtigen. Optimale Signal‑zu‑Rausch‑Verhältnisse sind entscheidend für Hörkomfort und Kommunikationsfähigkeit.
Subjektiver Tinnitus ist eine Ohrwahrnehmung ohne externe Schallquelle, die nur der Betroffene hört. Er entsteht durch spontane neuronale Aktivität in Cochlea oder zentralen Hörbahnen. Häufige Begleitsymptome sind Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und psychische Belastung. Therapie umfasst Sound‑Enrichment, kognitive Verhaltenstherapie und Tinnitus‑Retraining. Objektive Messungen sind nicht möglich; Verlauf wird per Fragebögen und Lautheitsmatches dokumentiert.
T
Die T‑Spule (Telecoil) ist eine Spule im Hörgerät, die elektromagnetische Signale von Induktionsschleifenanlagen (z. B. in Theatern oder Kirchen) empfängt und direkt in das Hörsystem einspeist. Sie umgeht Mikrofone und verbessert das Signal‑zu‑Rausch‑Verhältnis erheblich, da Umgebungsgeräusche ausgeblendet werden. Aktiviert wird die T‑Spule manuell oder automatisch, je nach Hörgerätemodell. Normierte Induktionsschleifen erzeugen ein genormtes Magnetfeld von 100 mA/m, das die T‑Spule optimal abtastet. Die T‑Spule ist essenziell für barrierefreie Kommunikation in öffentlichen Einrichtungen.
Tageshörschwankungen beschreiben natürliche Veränderungen der Hörschwelle oder des Tinnituspegels im Tagesverlauf. Sie resultieren aus zirkadianen Rhythmen, Hormonspiegeln und Schwankungen der Mittelohr‑ und Cochleaflüssigkeiten. Patienten berichten oft von besserem Hören am Morgen und verstärktem Tinnitus am Abend. In der Diagnostik werden wiederholte Messungen zu verschiedenen Tageszeiten empfohlen, um repräsentative Befunde zu erhalten. Therapiepläne berücksichtigen Schwankungen, indem sie Hörgeräteprogramme und Noiser‑Einsätze zeitlich anpassen.
Das Tegmen tympani ist die dünne knöcherne Decke der Paukenhöhle und trennt das Mittelohr von der mittleren Schädelgrube. Es schützt das Gehirn vor Entzündungen aus dem Mittelohr und dient als Zugangspunkt bei bestimmten neurotologischen Operationen. Defekte im Tegmen können zu Liquorfisteln und zerebralen Infektionen führen. Bildgebende Verfahren (CT, MRT) prüfen bei chronischer Otitis media die Integrität des Tegmen. Chirurgische Rekonstruktion mit autologen oder alloplastischen Materialien stellt die Barrierefunktion wieder her.
Die Temporalauflösung ist die Fähigkeit des auditorischen Systems, zeitlich eng aufeinanderfolgende Schallereignisse als getrennt wahrzunehmen. Sie wird mit Tests wie Gap‑Detection oder Doppelklick‑Audiometrie gemessen. Gute Temporalauflösung ist entscheidend für Sprachverständnis in schnellen Sprachpassagen und für Musikwahrnehmung. Bei zentralen Hörverarbeitungsstörungen oder Hidden Hearing Loss ist die Temporalauflösung oft reduziert. Hörtraining kann die neuronale Verarbeitung temporal feiner Reize verbessern.
Der Temporallappen ist der Hirnbereich, in dem der primäre auditorische Kortex (Heschl’sche Querwindung) liegt. Er verarbeitet grundlegende Klangmerkmale wie Frequenz und Lautstärke und ist beteiligt an Sprachverständnis (Wernicke-Areal). Läsionen im Temporallappen führen zu auditorischen Agnosien, Sprachverständnisstörungen und Tinnitusverarbeitungsschwierigkeiten. Funktionelle Bildgebung (fMRI, PET) zeigt Aktivierungsmuster bei akustischen und sprachlichen Aufgaben. Die Plastizität des Temporallappens ermöglicht Rehabilitationserfolge nach Hörverlust und Implantationen.
Therapeutisches Hören ist der gezielte Einsatz von akustischen Reizen — etwa Musik, Sprachübungen oder Noiser — zur Behandlung von Hörstörungen und Tinnitus. Es kombiniert Hörtraining, Desensibilisierung und kognitive Therapieansätze. Programme sind individualisiert und können in klinischen Sitzungen oder per App‑gestütztem Home‑Training durchgeführt werden. Ziel ist Verbesserung von Sprachverständnis, Reduktion von Tinnitusbelastung und Förderung neuronaler Plastizität. Studien zeigen langfristige Effekte auf Hörkomfort und Lebensqualität.
Tinnitus ist die Wahrnehmung von Geräuschen (z. B. Pfeifen, Rauschen) ohne externe Schallquelle. Er entsteht durch spontane neuronale Aktivität im auditorischen System, häufig nach Haarzellschäden oder zentralen Fehlanpassungen. Tinnitus kann pulsatil, tonal oder rauschartig sein und variiert in Lautstärke und Belastung. Diagnostik umfasst Anamnese, Tinnitusscreening (Frequenz‑, Pegelbestimmung) und Ausschluss organischer Ursachen. Therapieansätze reichen von Soundtherapie, Tinnitus‑Retraining bis zu kognitiver Verhaltenstherapie.
Die Tinnitus‑Retraining‑Therapie (TRT) kombiniert Klangtherapie mit psychologischer Beratung, um Habituation an Tinnitus zu fördern. Ein Noiser oder breites Rauschen wird kontinuierlich oder situativ eingespielt, um das Tinnitus-Signal zu überdecken und neuronale Anpassung zu ermöglichen. Parallel werden kognitive Strategien erlernt, um negative Reaktionen auf Tinnitus zu reduzieren. Der Prozess dauert meist 12–18 Monate und zeigt bei vielen Patienten deutliche Reduktion der Tinnitusbelastung. Regelmäßige Evaluationen passen Klangprofile und Beratungsinhalte an.
Der Tinnitus‑Generator ist der individuelle Ort oder Mechanismus im auditorischen System, der Tinnitus erzeugt, z. B. beschädigte Haarzellen, verstärkte zentrale Gain‑Kontrolle oder somatosensorische Einflüsse. Er kann per Elektrocochleographie, OAE‑Mapping oder bildgebenden Verfahren lokalisiert werden. Kenntnis des Generators ermöglicht zielgerichtete Therapien, etwa fokale Medikamentengabe oder Neurostimulation. In komplexen Fällen existieren multiple Generatoren auf peripherer und zentraler Ebene. Forschung nutzt Tiermodelle, um Generatoren und deren Interaktionen zu entschlüsseln.
Ein Tinnitus‑Masker ist ein Gerät oder eine Funktion, die ein externes Rauschsignal zur Überdeckung des Tinnitus erzeugt. Masker können breitbandiges Rauschen, Notch‑Filter‑Rauschen oder schmalbandige Tinnitus‑spektrale Klänge sein. Ziel ist, das Tinnitus‑Signal im Bewusstsein zu verdrängen und Habituation zu fördern. Integrierte Masker in Hörgeräten erlauben situative Aktivierung und Anpassung von Lautstärke und Spektrum. Masker-Therapie verbessert Schlaf und Konzentration bei Tinnitus-Patienten.
Tinnitus‑Perzeption umfasst die subjektive Erfahrung von Tinnitus, einschließlich Toncharakteristik, Lautstärke, Lokalisation und emotionaler Reaktion. Sie wird mit Fragebögen (z. B. TFI, THI) und akustischen Matching‑Verfahren erfasst. Perzeptionsdimensionen korrelieren nur teilweise mit objektiven Messgrößen, da kognitive und emotionale Faktoren eine große Rolle spielen. Therapieerfolg wird hauptsächlich über Veränderungen in der Tinnitus‑Perzeption bewertet. Langzeittracking der Perzeption hilft, Therapieansätze zu individualisieren und Anpassungen vorzunehmen.
Tonaudiometrie ist das Standardverfahren zur Bestimmung der Hörschwellen für reine Töne über Luft‑ und Knochenleitung. Testtöne in definierten Frequenzen (125 Hz–8 kHz) werden dem Probanden über Kopfhörer oder Knochenleiter dargeboten; die minimal wahrgenommenen Pegel werden im Audiogramm eingetragen. Sie differenziert zwischen Schallleitungs‑ und sensorineuralem Hörverlust durch Vergleich beider Übertragungswege. Automatisierte und manuelle Protokolle gewährleisten Präzision und Reproduzierbarkeit. Die Ergebnisse sind Basis für Hörgeräteanpassung und Diagnostik von Mittel- und Innenohrpathologien.
Die Tonhöhenauflösung beschreibt die Fähigkeit, zwei Töne unterschiedlicher Frequenz als getrennt wahrzunehmen. Sie wird psychoakustisch mit Dichterton‑ oder Differenztontests ermittelt und als kleinste detektierbare Frequenzdifferenz (Δf) angegeben. Eine gute Auflösung ist essenziell für Musikverständnis und Sprachwahrnehmung, da sie Formanten und Melodieverläufe differenziert. Bei Cochlea‑Schädigungen verschlechtert sich die Auflösung, was zu unscharfem Klang führt. Hörgeräte- und Implantatstrategien zielen darauf ab, verbleibende tonotopische Präzision zu erhalten.
Tonhöhenerkennung ist die Fähigkeit, den absoluten oder relativen Tonhöhenwert eines Gehörten zu bestimmen, etwa in Melodien oder Telefongesprächen. Tests wie Melodie‑Discrimination oder musikalische Intervalle prüfen diese Fähigkeit. Sie hängt von kohärenter Verarbeitung in Cochlea und auditivem Kortex ab. Störungen zeigen sich bei zentralen auditorischen Verarbeitungsstörungen oder nach Schlaganfall im Temporallappen. Musikalisches Hörtraining kann Tonhöhenerkennung durch Plastizität verbessern.
Der Tonleiter‑Test ist ein psychoakustisches Verfahren, bei dem Probanden aufeinanderfolgende Tonleitern (auf‑/absteigend) erkennen oder reproduzieren müssen. Er prüft Tonhöhenerkennung, Sequenzgedächtnis und musikalische Fähigkeiten. In der Audiologie dient er zur Beurteilung von Klangqualität und Temporalverarbeitung bei Hörsystemträgern. Unterschiede in Testleistung vor und nach Hörgeräteanpassung zeigen Versorgungserfolg in musikalischen Szenarien. Variationen mit unterschiedlichen Intervallen analysieren detailreich Frequenzauflösung.
Tonleiterhören bezeichnet die Wahrnehmung und kognitive Verarbeitung von Tonleitern als musikalische Struktur. Es umfasst Erkennen von Skalenart (Dur, Moll), Intervallen und Melodieverläufen. Neuroimaging zeigt spezifische Aktivierungsmuster im Temporallappen und assoziierten Arealen. Hörverlust reduziert Tonleiterhören durch verschlechterte Frequenz- und Zeitauflösung. Rehabilitative Musiktherapie nutzt Tonleiterübungen, um auditive Verarbeitung und Lebensqualität zu fördern.
Tonotopie ist die systematische räumliche Zuordnung von Frequenzen entlang der Cochlea (Basis = hohe, Apex = tiefe Frequenzen) und im auditorischen Kortex. Sie bildet die Grundlage für Frequenzkodierung im Gehör und erlaubt präzise Filterung in Hörgeräten. Tonotopische Karten im Kortex zeigen, wie Hörreize unterschiedlicher Frequenz topographisch abgebildet werden. Schäden in bestimmten Cochlea-Regionen führen zu frequenzspezifischem Hörverlust. Cochlea‑Implantate nutzen Tonotopie, indem Elektroden entlang der Schnecke entsprechend frequenzsortiert stimulieren.
Tonschwellenerhöhung bezeichnet das Anheben der Hörschwelle für Töne in bestimmten Frequenzbereichen, wie sie im Audiogramm als Hörverlust sichtbar wird. Sie kann leicht (20–40 dB), mittel (41–70 dB) bis hochgradig (>70 dB) ausgeprägt sein. Ursachen sind Lärmtrauma, Presbyakusis oder ototoxische Schädigung von Haarzellen. Die Erhöhung informiert über betroffene Frequenzen und leitet gezielte Verstärkung in Hörsystemen ein. Verlaufsmessungen dokumentieren Progression oder Erholung nach Therapie.
Toxische Hörschädigung entsteht durch Ototoxine wie Aminoglykosid-Antibiotika, Cisplatin oder Lösungsmittel, die Haarzellen und synaptische Verbindungen zerstören. Meist beginnt sie im Hochtonbereich und schreitet bei weiterer Exposition absteigend fort. Früherkennung per OAE‑Monitoring während Therapie kann irreversible Schäden reduzieren. Schutzstrategien beinhalten Dosisanpassung, otoprotektive Substanzen und regelmäßige audiologische Kontrollen. Langzeitfolgen reichen von Tinnitus bis zu dauerhaftem sensorineuralem Hörverlust.
Der Tragus ist der knorpelige Vorsprung vor dem Gehörgang, der den Eingang teilweise abschirmt und als natürlicher Schallschutz dient. Er beeinflusst Interaurale Pegeldifferenzen und damit Lokalisation von Schallquellen. Klinisch dient er als anatomischer Orientierungspunkt bei Otoskopie und Tragusreflexprüfung. Druck auf den Tragus kann in der Fremdreflexprüfung Schmerzen hervorrufen und auf Entzündungen im Gehörgang hinweisen. Bei Otoplastikdesign wird die Traguskontur exakt nachgeformt, um Dichtung und Komfort zu gewährleisten.
Der Tragusreflex (auch Otalgia-Reflex) ist ein Schmerz- oder Kausreflex, der beim Druck auf den Tragus oder Zug am Ohrläppchen ausgelöst wird. Ein positiver Reflex deutet auf Entzündung oder Druckschmerz im äußeren Gehörgang (Otitis externa). Er ergänzt die Otoskopie um einen funktionellen Test der Haut und Sensibilität im Kanal. Differentialdiagnostisch hilft er, otogene Schmerzen von zahn- oder Kiefergelenksursachen abzugrenzen. Reflexauslösung erfolgt mit leichtem Fingerdruck; Verstärkung bei Pathologie ist typisch.
TEOAE sind Schallantworten der Cochlea auf kurze Klick- oder Pulstöne, gemessen im äußeren Gehörgang. Sie entstehen durch aktive Rückkopplung der äußeren Haarzellen und sind ein objektiver Indikator für Cochlea-Gesundheit. TEOAE-Screening wird im Neugeborenenhörscreening eingesetzt, da es ohne aktive Mitarbeit funktioniert. Fehlen TEOAE, deutet dies auf äußere Haarzellschädigung und möglichen sensorineuralen Hörverlust. Messung erfolgt innerhalb weniger Millisekunden nach Reiz und bietet hohe Sensitivität und Spezifität.
Transmissionsschall bezeichnet Schall, der durch Wände, Decken oder andere Strukturen von einem Raum in einen anderen übertragen wird. Er wird im Bauwesen untersucht, um Lärmschutz zwischen Wohnungen oder Büros sicherzustellen. Messgrößen sind Transmission Loss (TL) und gewichteter Schalldämm-Maß (Rw). Bauliche Maßnahmen wie doppelte Wände, schwingende Unterkonstruktionen und Dämmschichten minimieren Transmissionsschall. Normen legen Mindestanforderungen für Wohn‑ und Arbeitsbereiche fest.
Der Transmissionsschallverlust ist die Differenz zwischen eingehendem und austretendem Schalldruckpegel an einer Trennwand, angegeben in dB. Er charakterisiert die Schalldämmungseigenschaften von Bauteilen. Höhere Werte bedeuten bessere Dämmung. Prüfungen erfolgen in Laboren mit genormten Schallfeldern; Feldmessungen validieren vor Ort. Transmissionsschallverlust ist entscheidend für Schallschutzklassen und Bauakustikplanung.
Das Trommelfell (Membrana tympani) ist eine dünne, semitransparente Membran, die Außenohr und Mittelohr trennt und Schall in mechanische Schwingungen umwandelt. Es besteht aus drei Schichten: Haut, Bindegewebe und Schleimhaut. Intakte Beweglichkeit und Spannung sind essenziell für effektive Schallleitung. Perforationen oder Narbenbildung beeinträchtigen die Impedanzanpassung und führen zu Schallleitungsschwerhörigkeit. Chirurgische Rekonstruktion (Myringoplastik) stellt Integrität und Funktion wieder her.
Eine Trommelfellperforation ist ein Defekt in der Membrana tympani, verursacht durch Infektionen, Trauma oder Barotrauma. Sie zeigt sich otoskopisch als Loch oder Riss und führt zu Schallleitungsschwerhörigkeit und erhöhtem Infektionsrisiko. Kleine Perforationen können spontan heilen, größere erfordern Myringoplastik. Tympanometrie dokumentiert den Perforationsgrad über flache Kurven und erhöhtes Compliance‑Signal. Postoperative Kontrolle sichert erfolgreichen Verschluss und Hörgewinn.
Ein Tympanogramm ist die grafische Darstellung der Mittelohrimpedanz in Abhängigkeit vom äußeren Luftdruck. Es entsteht bei Tympanometrie, wenn das Trommelfell mit wechselndem Druck angeregt wird und die Compliance gemessen wird. Typische Kurventypen (A, B, C) kennzeichnen normales Mittelohr, Erguss oder Tubenfunktionsstörung. Tympanogramme helfen, Schallleitungsstörungen zu differenzieren und Paukenröhrchen-Notwendigkeit zu beurteilen. Normwerte variieren je nach Alter und Messsystem.
Tympanometrie ist die Messung der Mittelohrimpedanz durch Variation des Luftdrucks im Gehörgang. Sie bewertet Trommelfellbeweglichkeit und Belüftungszustand der Paukenhöhle. Ein Tympanometer erzeugt ein Tympanogramm, das Rückschlüsse auf Flüssigkeiten, Perforationen oder Funktionsstörungen der Ohrtrompete erlaubt. Sie ist rapide, objektiv und ergänzt Audiometrie und Otoskopie in der HNO-Diagnostik. Normative Kurven helfen, Pathologien wie Otitis media mit Erguss zu erkennen.
Tympanoplastik ist die chirurgische Rekonstruktion von Trommelfell und Gehörknöchelchenkette zur Wiederherstellung der Schallleitung. Verfahren reichen von klassischer Myringoplastik (Trommelfellverschluss) bis zur kombinierenden Tympanomastoidoplastik bei Cholesteatom. Ziele sind Abdichtung des Mittelohrs, Infektionskontrolle und Hörverbesserung. Der Eingriff erfolgt unter Mikroskop, oft mit autologem Transplantatmaterial. Langzeiterfolg wird durch Audiometrie und Bildgebung kontrolliert.
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Überempfindlichkeit im akustischen Kontext beschreibt eine erhöhte Lautstärke-Wahrnehmung, bei der selbst normale Alltagsgeräusche als unangenehm oder schmerzhaft erlebt werden. Sie kann Folge von Hyperakusis sein, sich aber auch temporär nach Lärmexposition oder stressbedingten zentralen Modifikationen einstellen. Diagnostisch werden Unbehaglichkeitsschwellen (UCL) bestimmt, um den Grad der Überempfindlichkeit zu quantifizieren. Therapeutische Ansätze umfassen schrittweise Desensibilisierung mit kontrollierten Rauschreizen und kognitive Verhaltenstherapie, um emotionale Belastung zu reduzieren. In der Hörgeräteanpassung wird Kompression sorgfältig eingestellt, um Überempfindlichkeit nicht zu verstärken.
Eine Übertragungsstörung im Hören bezeichnet jede Functionseinschränkung, bei der Schall nicht effizient durch die Luftleitung oder Knochenleitung ins Innenohr gelangt. Ursachen sind etwa Cerumenpfropfen, Trommelfellperforationen oder ossikuläre Fixationen wie Otosklerose. Klinisch zeigt sich eine Spreizung zwischen normalen Knochen‑ und erhöhten Luftleitungsschwellen im Audiogramm. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache: Chirurgische Rekonstruktion, Entfernung von Hindernissen oder Einsatz von Knochenleitungshörsystemen. Regelmäßige Tympanometrie und Otoskopie verfolgen den Therapieerfolg.
Die uditorische Adaptation ist die Abnahme der Lautstärkeempfindung bei andauernder oder wiederholter Schallreizung, um das auditorische System vor Dauerüberreizung zu schützen. Sie manifestiert sich als Anstieg der Hörschwelle für fortgesetzte Dauertöne oder Rauschen über Zeit. Adaptationsmechanismen finden in Haarzellen, cochleären Synapsen und zentralen auditorischen Bahnen statt. In der Hörgerätetechnik werden adaptive Kompressionsalgorithmen entwickelt, die diese natürlichen Prozesse nachahmen, um Klangkonstanz zu wahren. Fehlende oder verlangsamte Adaptation kann zu Ermüdungserscheinungen und Unbehagen führen.
Uditorische Ermüdung bezeichnet die vorübergehende Verringerung der Lautheitsempfindung und Hörschärfe nach längerer Exposition gegenüber Schall, insbesondere bei hohen Pegeln. Sie äußert sich in erhöhten Hörschwellen und verringerter Diskriminationsfähigkeit, die sich nach Ruhephasen erholen. Mechanismen liegen in der Ermüdung der Haarzellen, synaptischen Erschöpfung und zentralen Anpassungsprozessen. Audiologisch wird die Ermüdung mit Tests vor und nach Lärmbelastung quantifiziert, um Risikogrenzen für Gehörschutz festzulegen. Rehabilitation durch gestaffelte Hörpausen und programmiertes „Erholungs-Rauschen“ unterstützt Regeneration.
Die uditorische Filterung beschreibt die Fähigkeit des Gehörs, relevante Schallanteile (z. B. Sprache) von Störgeräuschen zu trennen, basierend auf Frequenz‑, Zeit‑ und räumlichen Cues. In der Cochlea wirken Basiliarmembran‑, Rezeptor‑ und neuronale Filter, die bestimmte Frequenzbänder betonen oder dämpfen. Zentrale Filtermechanismen in Hörbahn und Kortex selektieren Signale nach Bedeutung und Kontext. In Hörgeräten wird dies durch Mehrbandfilter, Rauschunterdrückung und Richtmikrofone technisch nachgebildet. Eine effiziente Filterung verbessert Sprachverständnis in lauten Umgebungen und mindert kognitive Belastung.
Uditorische Lokalisation ist die Fähigkeit, die Richtung und Entfernung einer Schallquelle zu bestimmen. Sie basiert auf interauralen Zeit‑ (ITD) und Pegeldifferenzen (ILD), sowie spektralen Filtereffekten der Ohrmuschel und Kopf‑Rumpf‑Transferfunktionen. Zentrale Verarbeitungszentren im Hirnstamm (Olivenkomplex) kombinieren diese Cues, um räumliches Hören zu realisieren. Beschädigungen der binauralen Signalverarbeitung führen zu Lokalisationseinschränkungen und geringerer Situationssicherheit. Hörsysteme mit binauraler Vernetzung unterstützen natürliche Lokalisation, indem sie Cues synchron erhalten.
Uditorische Maskierung beschreibt das Phänomen, dass laute Töne leise Töne gleicher oder benachbarter Frequenzen überdecken und deren Wahrnehmung verhindern. Intern entstehen dabei kritische Bänder, in denen Masker-Energie besonders wirksam ist. Maskierung wird in der Audiometrie als diagnostisches Instrument verwendet und in Hörgeräten zum Tinnitus‑Maskieren oder Rauschunterdrücken eingesetzt. Adaptive Maskierungsfilter berücksichtigen individuelle kritische Bandbreiten für effektive Störungsunterdrückung. Psychoakustische Maskierungseffekte sind grundlegend für Kompressions‑ und Rauschmanagement‑Algorithmen.
Uditorische Plastizität ist die Fähigkeit des auditorischen Systems, sich strukturell und funktionell an veränderte akustische Reize oder Hörverluste anzupassen. Sie umfasst Synapsenneubildung, Kortex‑Umorganisation und veränderte Hörbahnverknüpfungen. Plastizität ermöglicht Erholung nach Hörsturz, Anpassung an Hörgeräte und Cochlea‑Implantate sowie Erlernen neuer Hörstrategien. Rehabilitationstrainings und musikalisches Hören fördern plastische Prozesse und verbessern Sprachverständnis und Klangwahrnehmung. Mit zunehmendem Alter nimmt die Plastizität ab, weshalb frühzeitige Interventionen empfehlenswert sind.
Die uditorische Schwelle ist der minimal wahrnehmbare Schalldruckpegel für einen Reiz bei gegebener Frequenz und Dauer. Sie wird im Audiogramm als Hörschwelle für Töne (dB HL) dokumentiert und bildet die Basisdiagnostik für Hörverlust. Verschiebungen der Schwelle um mehr als 20 dB von der Norm deuten auf Hörminderungen hin. Verschiedene Schwellenarten – absolute, terminale und Unbehaglichkeitsschwwelle – charakterisieren das gesamte dynamische Hörerleben. Wiederholte Schwellenmessungen ermöglichen Verlaufskontrollen bei Therapie oder Lärmschutzmaßnahmen.
Die uditorische Verarbeitung umfasst alle zentralen neuronalen Mechanismen, die akustische Signale von der Cochlea zum Kortex transformieren und interpretieren. Sie schließt zeitliche und spektrale Analysen, Mustererkennung und Sprachverstehen ein. Störungen der Verarbeitung – etwa bei zentral-auditorischen Verarbeitungsstörungen – führen trotz normaler peripherer Funktion zu Verständnisschwierigkeiten. Diagnostische Verfahren wie evozierte Potentiale und dichotische Tests prüfen die Verarbeitungsebenen. Rehabilitation durch Hörtraining nutzt plastische Anpassung, um defizitäre Verarbeitungskomponenten zu stärken.
Die uditorische Wahrnehmung bezeichnet das bewusste Erleben von Klangmerkmalen wie Lautstärke, Tonhöhe, Klangfarbe und räumlicher Lage. Sie entsteht durch Integration peripherer Reize und kognitiver Prozesse im auditorischen Kortex und assoziierten Arealen. Wahrnehmungsphänomene wie Gestaltbildung (Auditory Scene Analysis) und Aufmerksamkeitssteuerung bestimmen, welche Schallquellen im Fokus stehen. Messungen der Wahrnehmung erfolgen psychophysisch durch Schwellen‑ und Diskriminationstests. Beeinträchtigungen zeigen sich bei Tinnitus, Hidden Hearing Loss oder zentralen Störungen und erfordern gezieltes Training.
Ultrahochton sind Schallfrequenzen oberhalb des menschlichen Hörbereichs (>20 kHz). Obwohl nicht bewusst hörbar, können sie in der Außen- und Innenohrakustik Resonanzen und nichtlineare Effekte erzeugen. In der Otoakustik werden Ultrahochton-Emissionen (bis 100 kHz) genutzt, um äußere Haarzellenfunktionen hochauflösend zu prüfen. Ultraschall im Hörbereich wird in der Medizin (Doppler‑Sonographie) und Materialprüfung eingesetzt, nicht aber für konventionelle Hörtests. Forschung untersucht mögliche biologische Effekte von Ultrahochton in Hörgeräten und Umgebungslärm.
Umgebungsgeräusche sind alle akustischen Signale in der Umwelt, die nicht zum Zielreiz zählen, etwa Verkehrslärm, Gespräche oder Maschinenbetrieb. Sie beeinflussen das Sprachverständnis, die Hörermüdung und die Leistung von Hörgeräten. Audiologen messen Signal‑zu‑Rausch‑Verhältnisse (SNR) in typischen Alltagssituationen, um Versorgungskonzepte zu optimieren. Rauschunterdrückungsalgorithmen und Richtmikrofone in Hörsystemen reduzieren störende Umgebungsgeräusche. In der Raumplanung dienen Lärmkarten und akustische Simulationen der Kontrolle von Umgebungspegeln.
Die Unbehaglichkeitsschwelle (UCL, uncomfortable‑level) ist der Schalldruckpegel, ab dem ein Ton als unangenehm oder schmerzhaft empfunden wird. Sie liegt typischerweise 80–100 dB HL oberhalb der Hörschwelle und variiert individuell mit Frequenz und Hörstatus. UCL‑Messungen sind wichtig für die Einstellung der maximalen Ausgangsleistung von Hörgeräten, um Überverstärkung zu vermeiden. Abweichungen können auf Hyperakusis oder zentral-auditorische Fehlregulation hinweisen. Verlaufskontrollen der UCL helfen, Komfortparameter situativ anzupassen.
Die Unterschiedsschwelle (Just‑Noticeable Difference, JND) ist die kleinste wahrnehmbare Differenz eines akustischen Reizes, z. B. in Lautstärke oder Frequenz. Sie wird mit Verfahren wie der Zweifachvergleichsmethode bestimmt und ist frequenz‑ sowie pegelabhängig. Typische Lautstärke‑JND liegen bei etwa 1 dB, Frequenz‑JND bei 0,2–1 % der Trägerfrequenz. In Hörgeräten fließen JND‑Werte in die Feineinstellung von Kompression und Filterbandbreiten ein. Vergrößerte JND deuten auf verringerte Auflösung und können Sprachverständnisprobleme erklären.
V
Die valide Hörschwellenbestimmung erfasst zuverlässig die minimal wahrnehmbaren Schalldruckpegel eines Hörprobanden bei definierten Frequenzen. Sie verlangt standardisierte Testbedingungen (ruhiges Kabine, kalibrierte Audiometer) und klare Instruktionen an den Patienten. Validität wird erhöht, indem Test‑Re-Test‑Konsistenz und klinische Plausibilität geprüft werden, etwa durch Cross‑Checks mit Otoakustischen Emissionen. Psychometrische Methoden wie Catch‑Trials können psychogene Antwortmuster aufdecken. Nur valide Schwellenwerte bilden eine belastbare Grundlage für Diagnostik und Hörgeräteanpassung.
Validierungsaudiometrie umfasst objektive und subjektive Testverfahren, die die Übereinstimmung zwischen gemessenen Audiogrammen und Alltagserfahrungen prüfen. Sie kombiniert Standard‑Audiometrie mit Sprachaudiometrie, OAE‑Screening und Selbstbeurteilungsfragebögen (z. B. APHAB). Ziel ist, Versorgungserfolge und Anpassqualität zu verifizieren sowie Diskrepanzen aufzudecken. Adaptive Testsätze simulieren realistische Hörsituationen, um Praxistauglichkeit der Ergebnisse zu sichern. Ergebnisse fließen in die Nachjustierung von Hörsystemparametern und in die Dokumentation von Versorgungsgütemaßnahmen ein.
Der Vanish‑Effekt beschreibt das vorübergehende Verschwinden oder Abschwächen des Tinnitus beim Einspielen eines bestimmten Klangsignals, oft unmittelbar nach Stimulusende. Dieses Phänomen weist auf kortikale Reorganisation und zentrale Hemmungspfade hin, die das Tinnitusgenerator-Netzwerk modulieren. Es wird in Studien genutzt, um wirksame Masker‑Profile zu identifizieren und neuronale Plastizität zu untersuchen. Klinisch kann der Vanish‑Effekt Hinweis auf geeignete Klangtherapie‑Parameter geben. Langfristige Anwendung der identifizierten Reize kann zur dauerhaften Habituation beitragen.
Ein variabler Filter passt seine Mittenfrequenz, Bandbreite und Flankensteilheit dynamisch an wechselnde akustische Umgebungen an. In Hörgeräten ermöglicht er, Sprachanteile in Lärmsituationen hervorzuheben und Störgeräusche zu reduzieren. Algorithmen analysieren kontinuierlich Eingangssignal und passen Filter in Echtzeit, um Kompromisse zwischen Sprachverständlichkeit und Klangnatürlichkeit zu optimieren. Adaptive Filter können auch Feedback‑Spitzen erkennen und Gegenmaßnahmen einleiten. Durch Machine‑Learning‑Ansätze lernen moderne Systeme Nutzerpräferenzen, um Filterstrategien zu individualisieren.
Die Verarbeitung im Gehirn bezieht sich auf die zentrale Analyse, Integration und Interpretation von auditorischen Signalen nach der peripheren Transduktion. Sie umfasst Pfade im Hirnstamm, Thalamus und primären sowie sekundären auditorischen Kortexarealen. Hier werden Zeit- und Pegeldifferenzen, Sprachmuster und musikspezifische Informationen extrahiert und mit Gedächtnisinhalten verknüpft. Plastizität ermöglicht Anpassung an Hörverlust oder Hörsysteme durch Umorganisation neuronaler Netzwerke. Störungen auf dieser Ebene führen zu zentral-auditorischen Verarbeitungsstörungen und erfordern gezielte Therapien.
Der Verdeckungseffekt beschreibt die Unterdrückung von leisen Tönen durch gleichzeitig präsentes lautes Rauschen oder Tone. Er ist psychoakustisch essentiell für Maskierungsphänomene und bestimmt, welche Töne in komplexen Klanggemischen hörbar bleiben. In der Audiometrie verhindert gezielte Maskierung Cross‑Hearing und isoliert das zu testende Ohr. In Hörgeräten nutzt man kontrollierte Masker, um Tinnitus zu überdecken oder störende Frequenzen abzudämpfen. Maskierungsmuster werden individuell bestimmt, um optimale Balance zwischen Signal‑Erhalt und Störschall‑Unterdrückung zu erreichen.
Verknöcherung beschreibt pathologische Knochenumbildungen im Mittelohr, meist charakteristisch bei Otosklerose, die zu einer Fixierung der Knöchelchenkette führen. Der Steigbügelfuß ist besonders häufig betroffen, wodurch Schallleitung stark vermindert wird. Im Audiogramm zeigt sich eine prototypische Luft‑Knochen‑Schwellen‑Spreizung. Therapeutisch wird die Verknöcherung durch Stapedotomie korrigiert, wobei der verknöcherte Steigbügel umgangen und durch Prothese ersetzt wird. Langzeitkontrollen bestätigen Stabilität der Rekonstruktion und Hörgewinn.
Eine Verstärkerschaltung in Hörgeräten besteht aus Vorverstärker, Signalprozessor und Ausgangsstufe, die schwache Mikrofon‑Signale auf Hörbar-Niveau verstärkt. Digitale Verstärkerschaltungen erlauben Mehrbandkompression, Feedback‑Management und adaptive Filterung. Die Linearität und Ausgangsleistung bestimmen Klangtreue und maximale Lautstärke. Rauschabstand und Klirrfaktor sind kritische Kennwerte für die Verstärkerqualität. Moderne ASICs integrieren Verstärker und DSP in kleinen Bauformen mit geringem Energieverbrauch.
Verstärkung beschreibt die Erhöhung des Schalldruckpegels eines Eingangssignals, um es für das Restgehör hörbar zu machen. In Hörsystemen erfolgt sie frequenzabhängig passend zu den Hörverlustprofilen in einem Audiogramm. Kompressionsalgorithmen sorgen dafür, dass laute Signale nicht überkomprimiert und leise Signale angemessen verstärkt werden. Verstärkung kann linear (gleicher Faktor) oder nichtlinear (dynamische Anpassung) erfolgen. Ziel ist maximale Sprachverständlichkeit bei subjektiv natürlichem Klang.
Der Vestibularapparat umfasst Sacculus, Utriculus und drei Bogengänge im Innenohr und registriert Beschleunigungen sowie Kopfbewegungen. Er sendet Signale über den vestibulären Anteil des VIII. Hirnnervs an Hirnstamm und Kleinhirn, um Gleichgewicht und Augenreflexe zu steuern. Funktionsstörungen führen zu Schwindel, Nystagmus und Gleichgewichtsstörungen. Diagnostische Verfahren sind Kalorik, VEMP und Video‑Nystagmographie. Vestibularrehabilitation trainiert zentrale Kompensation und stabilisiert Gang‑ und Standkontrolle.
Vestibulärer Schwindel ist ein Dreh- oder Kippgefühl, das von Störungen des vestibulären Systems im Innenohr oder seinen zentralen Verbindungen ausgeht. Ursachen können Neuritis vestibularis, Menière‑Krankheit oder vestibuläres Migräneäquivalent sein. Begleitsymptome sind Übelkeit, Nystagmus und Gleichgewichtsstörungen. Die Diagnostik umfasst Kalorik, VEMP und Video‑Nystagmographie, um periphere von zentralen Ursachen zu unterscheiden. Therapeutisch werden Kortikosteroide, Vestibularrehabilitation und in rezidivierenden Fällen intratympanische Gentamicin‑Therapie eingesetzt.
Das vestibuläre System besteht aus den Otolithenorganen (Sacculus, Utriculus) und den drei Bogengängen, die lineare und rotatorische Beschleunigungen registrieren. Es sendet Informationen über Kopfbewegungen und -lage an Hirnstamm, Kleinhirn und somatosensorische Kortizes, um Gleichgewicht und Raumorientierung zu steuern. Reflexe wie der vestibulookuläre Reflex sorgen für stabile Blickhaltung bei Kopfbewegung. Störungen führen zu Schwindel, Gangunsicherheit und Übelkeit. Rehabilitation fördert zentrale Kompensation durch Übungsprogramme und Neurofeedback.
Der vestibulookuläre Reflex (VOR) stabilisiert das Bild auf der Netzhaut, indem Augenbewegungen entgegengesetzt zu Kopfbewegungen gesteuert werden. Er hat eine sehr kurze Latenz (<10 ms) und wird über direkte Verbindungen zwischen vestibulären Kernen und okulomotorischen Neuronen realisiert. Ein intakter VOR ist essenziell für klare Sicht beim Gehen oder Laufen. Pathologische VOR‑Parameter (Gain, Phase) werden in der Video‑Head‑Impulse‑Test (vHIT) gemessen. Therapie bei VOR‑Schwäche umfasst gezieltes Blick‑Stabilisationstraining.
Vibrationsempfinden ist die Wahrnehmung mechanischer Schwingungen, vermittelt über Pacini‑ und Meissner‑Körperchen in Haut und tieferliegenden Geweben. Am Ohr wird Vibrationsempfinden bei Knochenleitungsaudiometrie genutzt, indem ein Schallwandler Vibrationen am Mastoid erzeugt. Die Schwelle liegt typischerweise bei 0,2–0,5 g bei 250–500 Hz. Veränderungen im Vibrationsempfinden können auf neuropathische oder vestibuläre Störungen hinweisen. Vibrationsmessungen unterstützen Diagnostik von Knochenleitungspfaden und taktilem Feedback in Hörsystemen.
Vibrationsleitung (Knochenleitung) überträgt Schall, indem Vibrationen des Schädels direkt die Cochlea anregen, ohne Trommelfellbeteiligung. Sie wird audiometrisch geprüft, um Schallleitungs- von Schallempfindungsstörungen zu unterscheiden. Implantierbare Knochenleitungsgeräte (BAHS, Bonebridge) nutzen Vibrationsleitung zur Versorgung bei Mittelohrpathologien. Die Effizienz hängt von Vibrationsort und -frequenz ab; Mastoidimplantate bieten besseren Tiefbass. Vibrationsleitung spielt auch in der somatosensorischen Interaktion des vestibulären Systems eine Rolle.
Eine Vibrationsplatte erzeugt niederfrequente Ganzkörpervibrationen zur Rehabilitation vestibulärer und muskuloskelettaler Funktionen. In der Hörrehabilitation wird sie experimentell eingesetzt, um vestibuläre Stimulation mit auditivem Training zu koppeln. Vibrationsparameter (Frequenz, Amplitude) werden so gewählt, dass sie das Gleichgewichtssystem aktivieren, ohne Übelkeit auszulösen. Studien zeigen verbesserte VOR‑Gain und Gangstabilität nach kombiniertem Vibration‑Vestibulartraining. Einsatz ist noch klinisch in Erprobung, verspricht aber multisensorische Therapieeffekte.
Eine virtuelle akustische Umgebung (Virtual Acoustic Environment, VAE) simuliert realistische 3D-Schallfelder über Kopfhörer oder Lautsprechersysteme mittels HRTF‑basiertem Rendering. Sie wird in Hörforschung und -training eingesetzt, um komplexe Alltagssituationen (Restaurant, Straße) gefahrlos darzustellen. VAEs erlauben kontrollierte Manipulation von Störgeräuschen, Schallquellenbewegung und Reverberation. In der Hörgeräteentwicklung testet man adaptive Algorithmen unter realistischen Bedingungen. Nutzer profitieren von individualisierten Simulationen zur gezielten Rehabilitation.
Visuelle Verstärkung beschreibt die Unterstützung des Hörens durch visuelle Informationen, etwa Lippenlesen, Gestik oder Textuntertitel. Multisensorische Integration im superioren temporalen Sulcus verbessert Sprachverständnis in Lärmsituationen. Augmented‑Reality‑Systeme projizieren Echtzeit-Transkriptionen ins Sichtfeld, um visuelle Verstärkung zu optimieren. Neuroplastizität fördert neuronale Verschaltung zwischen visuellen und auditorischen Arealen bei Hörverlust. Training kombiniert auditive und visuelle Reize, um crossmodale Kompensation zu stärken.
Das Voicing Feature unterscheidet stimmhafte (z. B. /b/, /d/) von stimmlosen Konsonanten (z. B. /p/, /t/) anhand der Stimmlippenvibration. Stimmhafte Laute zeigen eine grundlegende Frequenz im Spektrum (Fundamental), während stimmlose hauptsächlich turbulentem Rauschen entsprechen. In der Sprachaudiometrie prüft man Voicing-Erkennung, um Hochtonverluste und Zeitauflösungsprobleme zu diagnostizieren. Hörgeräteprogramme betonen Voicing-relevante Frequenzbänder, um Artikulationsminus zu kompensieren. Fehlwahrnehmung von Voicing führt zu Sprachverständnisfehlern, insbesondere in lauten Umgebungen.
Der Vokaltrakt umfasst Rachen, Mundhöhle und Nasenraum, die als variable Resonatoren die Sprachlaute formen. Veränderungen in Form und Länge des Vokaltrakts erzeugen unterschiedliche Formanten, die Vokale charakterisieren. Akustische Modelle des Vokaltrakts werden in Hörforschung und Sprachsynthese eingesetzt. Resonanzverschiebungen durch Hörgeräte-Otoplastiken können Vokalformanten minimal verändern. Logopädisches Training berücksichtigt Vokaltraktmechanik, um Artikulation bei Hörverlust gezielt zu fördern.
W
Wahrnehmung im auditorischen Kontext bezeichnet den bewussten Prozess, bei dem das Gehirn akustische Reize interpretiert und in Sinneseindrücke übersetzt. Sie umfasst Detektion, Diskrimination und kognitive Verarbeitung von Lautstärke, Tonhöhe und Klangfarbe. Auditorische Wahrnehmung ist eng mit Aufmerksamkeit und Gedächtnis verknüpft, was komplexe Aufgaben wie Sprachverständnis in Lärm ermöglicht. Störungen, etwa bei zentralen Hörverarbeitungsstörungen, zeigen sich trotz normaler peripherer Funktion. Rehabilitative Trainingsprogramme verbessern Wahrnehmungsleistungen durch gezielte Übung multisensorischer Integration.
Ein Schallwandler (Lautsprecher, Kopfhörer oder Knochenleitungsschallkopf) wandelt elektrische Signale in akustische Wellen um beziehungsweise umgekehrt. In der Audiometrie verwendet man kalibrierte Wandler, um definierte Schalldruckpegel bei Testfrequenzen zu gewährleisten. Qualität und Linearität des Wandlers bestimmen Präzision von Hörschwellenmessungen und OAE‑Erfassung. In Hörgeräten sind Miniaturwandler (Receiver) integriert, die Sprachsignale direkt in den Gehörgang abgeben. Wandlerdesigns optimieren Frequenzgang, Verzerrungsarmut und Energieverbrauch.
Das Wartefeld ist ein schallisolierter Vorraum vor der Messkabine, in dem Patienten vor dem Test akustisch und psychisch vorbereitet werden. Es minimiert Einflüsse von Türgeräuschen und Umgebungsgeräuschen auf die Testbedingungen. Meist befinden sich hier Bedienpulte für den Audiologen und visuelle Kommunikationseinrichtungen zum Patienten. Ein korrekt gestaltetes Wartefeld ist Teil der Normanforderungen (DIN‑Normen) für audiologische Labore. Es dient auch der Erklärung von Testabläufen und der Beruhigung vor Prüfungen.
Der Weber‑Test ist ein einfacher Stimmgabeltest zur Lateralisierung von Knochenleitungsschall. Die vibrierende Gabel wird mittig auf den Scheitel oder das Stirnbein aufgesetzt; der Patient gibt an, in welchem Ohr er den Ton lauter hört. Bei Schallleitungsschwerhörigkeit lateralisiert der Ton ins erkrankte Ohr, bei sensorineuralem Hörverlust ins gesunde. Der Weber‑Test ergänzt den Rinne‑Test für die Unterscheidung von Schallleitungs‑ und Schallempfindungsstörungen. Er ist schnell durchführbar und leitet gezielte weiterführende Diagnostik ein.
Moderne Hörgeräte bieten mehrere Programme (z. B. Ruhe, Restaurant, Musik), die akustische Parameter wie Kompression und Mikrofoncharakteristik anpassen. Das Wechseln von Programmen kann manuell über Taster am Gerät, über Fernbedienung oder automatisch per Umgebungsanalyse erfolgen. Automatische Programmwechsel erkennen akustische Szenarien und passen nahtlos, um Sprachverständnis und Komfort zu optimieren. Schulung des Nutzers im Programmwechsel verbessert Selbstmanagement und Hörzufriedenheit. Logfiles dokumentieren Programmwechsel-Häufigkeit zur Feinanpassung.
Wechselseitiger Hörverlust bezeichnet eine Situation, in der beide Ohren schwerhörig sind, aber in unterschiedlichem Ausmaß oder unterschiedlicher Art (z. B. ein Ohr konduktiv, das andere sensorineural). Diese Asymmetrie beeinflusst Lateralisationsfähigkeit und binaurale Verarbeitung. Audiologisch erfasst man separate Luft‑ und Knochenleitungskurven beider Ohren und maskiert bei Tests, um Cross‑Hearing zu vermeiden. Versorgungsstrategien müssen jedes Ohr individuell einstellen und binaurale Synchronisation sicherstellen. Asymmetrischer Verlust erfordert besondere Beachtung bei Richtmikrofon‑ und Kompressionsparametern.
Weiches Cerumen ist eine feuchte, meist gelbliche Ohrenschmalzform, die leichter aus dem Gehörgang entfernt werden kann als hartes, dunkles Cerumen. Es entsteht durch hohe Aktivität der Cerumendrüsen und kann bei übermäßiger Produktion zu Pfropfenbildung führen. Behandlung erfolgt mit cerumenlösenden Tropfen (z. B. Öl‑ oder Wasserbasis) und sanfter Spülung. Regelmäßige Kontrollen verhindern Verstopfung und Schallleitungsschwerhörigkeit. In der Hörgeräteversorgung kann weiches Cerumen Rückkopplungen fördern, wenn Ohrpassstücke nicht dicht sitzen.
Weißes Rauschen enthält alle hörbaren Frequenzen mit gleicher Leistung und wird psychoakustisch als gleichmäßiges „Zisch“-Geräusch wahrgenommen. Es dient in der Hörtherapie als Masker für Tinnitus und in Schlafhilfen zur Förderung von Entspannung. In der Audiometrie hilft weißes Rauschen bei Sprachaudiometrie als konkurrierender Masker. Technisch wird es zur Kalibrierung von Lautsprechern und Mikrofonen verwendet, um Frequenzgangabweichungen zu identifizieren. Weißes Rauschen kann bei übermäßiger Lautstärke zu Hörschäden führen.
Die Wellenform stellt den Schalldruck oder elektrische Signalspannung über die Zeit dar und zeigt Amplitude, Periode und Impulscharakteristika. In der Audiometrie visualisiert man Wellenformen von Klicks und Tönen zur Qualitätssicherung von Reizen. Wellenformanalyse hilft, Artefakte und Verzerrungen zu erkennen und Stimulus‑Anpassung vorzunehmen. In der Signalverarbeitung dienen Zeit‑ und Frequenzbereichsanalyse (Fourier‑Transformation) der Diagnose und Filterentwicklung. Klare Wellenformen sind Voraussetzung für reproduzierbare Messungen evozierter Potentiale.
Die Wellenlänge ist der räumliche Abstand zwischen zwei aufeinanderfolgenden Phasengleichen Punkten einer Schallwelle, berechnet als Schallgeschwindigkeit geteilt durch Frequenz. Hohe Frequenzen haben kurze Wellenlängen und sind stärker richtungsabhängig, was für Lokalisationscues wichtig ist. Wellenlängenvergleich im Kopfbereich erzeugt interaurale Differenzen, die das Gehirn zur Richtungserkennung nutzt. In der Raumakustik beeinflussen Wellenlängen die Wirksamkeit von Absorbern und Diffusoren; tiefe Frequenzen mit langen Wellenlängen sind schwieriger zu dämpfen. Kenntnisse der Wellenlänge sind essenziell für Lautsprecheraufstellung und akustische Entwurfsplanung.
Ein Wellenleiter leitet Schall oder elektromagnetische Wellen in eine definierte Richtung mit minimalem Energieverlust. In der Audiologie spricht man von akustischen Wellenleitern beim Einsatz von Hörrohren oder Hörhilfen, die Schall gebündelt zum Trommelfell führen. Technische Wellenleiter in Hörgeräten formen das Schallfeld am Mikrofoneingang, um Richtwirkung zu erzielen. Dimension und Material des Wellenleiters bestimmen Grenzfrequenz und Dämpfung. Optimierte Wellenleiter verbessern Signal‑zu‑Rausch‑Verhältnis und Sprachverständlichkeit.
Die Widerstandsimpedanz (Resistive Impedance) ist der reelle Anteil der akustischen oder elektrischen Impedanz, der Energieverlust durch Reibung oder Ohmschen Widerstand beschreibt. In der Mittelohrmechanik entspricht sie der Dämpfungseigenschaft von Gehörknöchelchenkette und Membranen. Bei Tympanometrie beeinflusst ein erhöhter Widerstandsanteil die Form der Impedanzkurve und weist auf Versteifung oder Flüssigkeit hin. In Hörgeräteschaltungen reduziert niedriger Widerstand Rauschen und verbessert Energieeffizienz. Impedanzanpassung minimiert Reflexionen an Schnittstellen.
Windgeräuschunterdrückung ist eine Signalverarbeitungsfunktion in Hörgeräten und Mikrofonen, die turbulenten Schall von Wind an der Mikrofonöffnung erkennt und reduziert. Algorithmen detektieren charakteristische Niedrigfrequenz‑Komponenten und aktivieren adaptive Filter oder Mikrofonumschaltung. Dies verbessert Sprachverständlichkeit im Freien ohne manuellen Eingriff. Mechanische Windschütze (Schaum‑Caps) ergänzen die digitale Unterdrückung. Effektivität wird in realen Feldtests bei verschiedenen Windgeschwindigkeiten überprüft.
Ein Windschutz ist eine physische Abdeckung (z. B. Schaumstoff, Fell), die über Mikrofone oder Lautsprecher gestülpt wird, um Windgeräusche zu dämpfen. Er verhindert turbulente Luftbewegungen am Mikrofoneintritt und reduziert tieffrequentes Rauschen. Windschutzmaterialien sind akustisch transparent für Sprachfrequenzen, aber dämpfen störende Luftdruckspitzen. In Hörgeräten und Audiorekordern erhöht er Aufnahmequalität unter Freifeldbedingungen. Regelmäßiger Austausch vermeidet Verunreinigung und Materialverschleiß.
Der Winkel des Schalls bezeichnet die Richtung, aus der eine Schallquelle relativ zur Körper- oder Geräteachse eintrifft. Binaurale Cues wie interaurale Zeit‑ und Pegeldifferenzen kodieren diesen Winkel im auditorischen System. Hörsysteme mit Mehrmikrofon-Arrays rekonstruieren Schallwinkel, um Richtmikrofone adaptive zu steuern. Messungen im Schallfeld bestimmen Richtcharakteristiken und frontale Verstärkung. Präzise Winkelbestimmung verbessert Lokalisation und Sprachverständnis in komplexen Umgebungen.
Der Wirkungsgrad in der Hörgerätetechnik beschreibt das Verhältnis von akustischer Ausgangsleistung zu elektrischer Eingangsleistung. Hoher Wirkungsgrad bedeutet längere Batterielaufzeit und geringere Wärmeentwicklung. Einflussfaktoren sind Mikrofonempfindlichkeit, Verstärkerschaltungen und Receiver‑Effizienz. Hersteller optimieren Schaltungstopologien und Bauteile, um Wirkungsgrade von >50 % zu erreichen. Ein effizienter Wirkungsgrad ist besonders wichtig für kleine In‑Ear‑Systeme mit begrenztem Platz und Batterie.
Ein Wirkverstärker ist eine Verstärkerschaltung, die in Hörgeräten den Hauptanteil der Schallverstärkung übernimmt. Er folgt Vorverstärker- und Filterstufen und treibt den Lautsprecher (Receiver). Eigenschaften wie Linearität, Rauschzahl und Klirrfaktor bestimmen Klangqualität und Hörkomfort. Moderne Wirkverstärker integrieren Feedback‑Unterdrückung und dynamische Kompression. Optimierte Layouts minimieren Störeffekte und elektromagnetische Interferenzen.
Ein Wortdiskriminationstest prüft, wie gut Probanden ähnliche Wörter unterscheiden können, indem sie z. B. Minimalpaaren („Kamm“ vs. „Kann“) zuhören. Er misst zentrale Verarbeitungsleistung und Sprachverständnis jenseits der reinen Hörschwelle. Ergebnisse helfen, spezifische Defizite bei Konsonanten- oder Vokaldifferenzierung zu erkennen. Testumgebungen variieren Signal‑Rausch‑Verhältnis, um Alltagssituationen zu simulieren. Diskriminationsergebnisse fließen in Anpassstrategien für Filter und Kompression in Hörgeräten ein.
Die Worterkennungsschwelle (Speech Reception Threshold, SRT) ist der niedrigste Pegel, bei dem 50 % einer Liste vorgegebener Wörter korrekt wiedergegeben werden. Sie wird in dB SPL oder dB HL gemessen und korreliert mit Hörschwellen aus der Tonaudiometrie. Abweichungen zwischen SRT und Tonhöhenhörschwelle deuten auf Sprachverständnisprobleme oder kognitive Defizite hin. SRT ist essentiell für die Einstellung der Verstärkung in Sprachbereichen bei Hörgeräten. Regelmäßige SRT‑Kontrollen dokumentieren Versorgungserfolg.
Wortidentifikation misst den Prozentsatz korrekt erkannter Wörter in standardisierten Tests bei festgelegtem Pegel oder Signal‑Rausch‑Verhältnis. Sie reflektiert funktionelles Sprachverständnis und zentrale Verarbeitungsfähigkeit. Ergebnisse sind Grundlage für Hörgeräte‑Feinanpassung und Beurteilung von Rehabilitationsfortschritten. Verschiedene Wortlisten (Einsilber, Mehrsilber) prüfen unterschiedliche Komplexitätsstufen. Testwiederholungen in Störgeräuschen quantifizieren Alltagsleistung.
Die Wortspektralanalyse zerlegt Sprachsignale in ihr Frequenzspektrum und zeigt Formanten, Harmonische und Rauschanteile. Sie hilft, phonemrelevante Frequenzbänder zu identifizieren und Hörgerätefilter entsprechend abzustimmen. In der Forschung untersucht man Spektralanpassungen durch Hörgeräte und deren Einfluss auf Sprachverständnis. Softwaregestützte Spektralanalyse visualisiert Echtzeitänderungen bei Sprachproduktion und -wahrnehmung. Ergebnisse fließen in adaptive Signalverarbeitungsalgorithmen und Sprachcodierungstechniken ein.
X
Die X‑Achse in einem Audiogramm repräsentiert die Frequenz des Prüftons, typischerweise von 125 Hz bis 8 kHz (bei High‑Frequency‑Audiometrie bis 16 kHz). Sie ist logarithmisch skaliert, um den breiten Hörbereich des Menschen übersichtlich darzustellen und Tonotopie sichtbar zu machen. Jeder Punkt auf der X‑Achse entspricht einer Testfrequenz, an der die Hörschwelle ermittelt wird. In Kombination mit der Y‑Achse (Hörschwelle in dB HL) ergibt sich so die individuelle Hörkurve. Die Darstellung ermöglicht schnelle Erkennung frequenzspezifischer Hörverlustmuster wie Hochton- oder Tieftonverluste.
Die X‑chromosomale Vererbung beschreibt genetische Erkrankungen, bei denen das verantwortliche Gen auf dem X‑Chromosom liegt und die Häufigkeit und Ausprägung je nach Geschlecht variiert. Männer (XY) sind häufiger und schwerer betroffen, da sie nur ein X‑Chromosom besitzen, während Frauen (XX) meist Trägerinnen sind und milde oder keine Symptome zeigen. Bekannte X‑chromosomale Hörstörungen umfassen bestimmte Formen von Otosklerose und seltene Syndromverläufe mit Hörverlust. Die molekulargenetische Diagnostik nutzt Blut- oder Speichelproben, um Mutationen auf dem X‑Chromosom zu identifizieren. Genetische Beratung ist essenziell, um Familienrisiken abzuschätzen und frühzeitige Maßnahmen wie Neugeborenen‑Screening einzuleiten.
Y
Y‑chromosomale Mutationen sind seltene genetische Veränderungen auf dem Y‑Chromosom, die bei Männern zu isolierten oder syndromalen Hörstörungen führen können. Da Frauen kein Y‑Chromosom besitzen, sind sie von solchen Mutationen nicht betroffen, Männer hingegen zeigen das Phänotyp meistens ausgeprägt. Mutationen betreffen häufig Gene, die an der Entwicklung von Haarzellen oder der cochleären Signalweiterleitung beteiligt sind. Diagnostisch werden gezielte Sequenzierungen des Y‑Chromosoms durchgeführt, wenn andere Erbgangsmuster ausgeschlossen sind. Eine genetische Beratung klärt Trägerstatus und Risiko bei männlichen Nachkommen.
Die Y‑Frequenzverschiebung bezeichnet das psychophysische Phänomen, dass bei sehr lauten Tönen die empfundene Tonhöhe (Pitch) geringfügig in höhere Frequenzbereiche verschoben wahrgenommen wird. Sie tritt auf, weil cochleäre Nichtlinearitäten und die Aktivität der äußeren Haarzellen die effektive Tonotopie auf der Basiliarmembran verändern. Messungen der Verschiebung erfolgen mit Vergleichstönen und Pitch-Matching‑Verfahren. Dieser Effekt ist relevant für die Feineinstellung von Hörgeräten, da Verstärkungsprofile bei hohen Pegeln die Tonhöhe leicht verändern können. In der Forschung hilft die Untersuchung der Y‑Verschiebung, cochleäre Kompressionsmechanismen besser zu verstehen.
Der Y‑Wert ist eine spezifische Kennzahl im Audiogramm, die das Verhältnis der Sprachverständlichkeit bei verschiedenen Signal‑Rausch‑Verhältnissen quantifiziert. Er wird oft als prozentualer Unterschied zwischen Wiedererkennungsraten bei +5 dB und +10 dB SNR angegeben. Ein hoher Y‑Wert signalisiert robuste Sprachverständlichkeit auch in geräuschvollen Umgebungen, ein niedriger Wert deutet auf Schwierigkeiten im Störschall hin. Audiologen nutzen den Y‑Wert, um Hörgerätekompression und Rauschunterdrückung gezielt zu optimieren. Er ergänzt klassische Schwellenkennzahlen um eine funktionelle Beurteilung der Versorgungssituation.
Z
Die zentrale Hörverarbeitung umfasst die neuronalen Mechanismen im Hirnstamm, Thalamus und auditorischen Cortex, die akustische Signale von der Cochlea interpretieren. Hier erfolgt die Analyse von Zeit‑ und Pegeldifferenzen, Mustererkennung und Sprachverständnis. Störungen dieser Verarbeitung zeigen sich trotz normaler peripherer Funktion in Symptomen wie schlechtem Sprachverstehen in Lärm. Diagnostische Verfahren wie evozierte Potentiale (ABR, MLR, CAEP) und dichotische Hörtests untersuchen zentrale Verarbeitungspfade. Rehabilitation zielt auf Förderung neuronaler Plastizität durch gezieltes Hörtraining und kognitive Therapie.
Die zentrale Lautheitskontrolle regelt im Gehirn die subjektive Wahrnehmung von Lautstärke und passt sie an Umgebungsbedingungen an. Sie integriert Informationen aus beiden Ohren und priorisiert relevante Signale, um Komfort und Schutz zu gewährleisten. Dysfunktionen führen zu Hyperakusis oder ungenügender Kompression bei Hörsystemen. Messungen der Unbehaglichkeitsschwelle (UCL) und Loudness‑Scaling‑Tests geben Aufschluss über zentrale Lautheitsanpassungen. Moderne Hörgerätemodelle ahmen diese Kontrolle durch adaptive Kompression und automatische Pegelanpassung nach.
Das zentrale Hörgedächtnis speichert akustische Eindrücke – Wörter, Melodien und Klangmuster – über Sekunden bis Minuten, um Sprachverständnis und Musikwiedergabe zu ermöglichen. Es verknüpft auditive Reize mit semantischen und emotionalen Gedächtnisinhalten in Temporallappen und Hippocampus. Beeinträchtigungen, z. B. durch Demenz oder Schädel-Hirn-Trauma, führen zu Schwierigkeiten beim Folgen längerer Sprachpassagen. Tests wie der Auditory Continuous Performance Test messen auditive Merkspanne und Gedächtnisleistung. Hörtraining und mnemonische Strategien können das zentrale Hörgedächtnis stärken.
Zentralnervöse Schwerhörigkeit entsteht durch Läsionen im auditorischen Cortex oder Hirnstamm und äußert sich in schlechtem Sprachverstehen trotz normaler Hörschwellen. Ursachen sind Schlaganfall, multiple Sklerose oder Tumoren in zentralen Hörbahnen. Audiologisch zeigen sich normale OAE, aber verzögerte evozierte Potentiale und gestörte dichotische Hörtests. Therapie umfasst Rehabilitation zentraler Verarbeitungsfunktionen durch gezieltes Hör‑ und Sprachtraining. Interdisziplinäre Betreuung mit Neurologen und Audiologen ist entscheidend.
Zervikale Reflexe sind muskelneuronale Reaktionen im Nacken‑ und Schulterbereich, die durch vestibuläre Reize ausgelöst werden, z. B. bei Kopfbeschleunigung. Sie helfen, Kopf‑Rumpf‑Position zu stabilisieren und werden in der klinischen Vestibulärdiagnostik mit EMG‑Ableitungen gemessen. Veränderungen der Reflexamplitude oder -latenz deuten auf periphere oder zentrale vestibuläre Störungen hin. Tests wie der Vestibulospinale Reflex (VSR) ergänzen Kalorik und vHIT. Rehabilitation trainiert zervikale Reflexbahnen zur Wiederherstellung der Kopfstabilität.
Zimmerlautstärke bezeichnet typische Alltagsgeräuschepegel in Innenräumen, meist zwischen 30 und 50 dB A. Sie umfasst leises Gespräch, Schreibmaschinen‑Klicks oder Hintergrundmusik. Audiologisch wird Zimmerlautstärke als Bezugspunkt für Hörgeräteverstärkung genutzt, um Komfort in Wohnräumen zu gewährleisten. Normen empfehlen, Hörgeräteverstärkung bei diesen Pegeln nicht zu überkompensieren, um Rückkopplungen zu vermeiden. Messungen im Wohnumfeld helfen, individuelle Anpassparameter zu definieren.
Zink‑Luft‑Batterien sind kleine Hochleistungsbatterien, die in Hörgeräten weit verbreitet sind. Sie nutzen Sauerstoff aus der Luft als Kathodenmaterial, was hohe Energiedichte und lange Laufzeiten ermöglicht. Aktivierung erfolgt durch Entfernen einer Abziehfolie; nachlassende Spannung zeigt Verbrauch an. Nachteile sind eingeschränkte Lebensdauer nach Aktivierung und Feuchtigkeitsempfindlichkeit. Moderne Hörgeräte optimieren Verbrauch durch Energiesparmodi und informieren den Träger über Restlaufzeit.
Die Zirbeldrüsen‑Lautstärkeregulation ist eine hypothetische, nicht wissenschaftlich belegte Idee, dass Melatonin‑Rhythmen der Zirbeldrüse Einfluss auf Hörempfindlichkeit nehmen könnten. Bisher gibt es keine gesicherten Studien, die eine direkte Verbindung zwischen Melatoninspiegeln und Hörschwellen belegen. Forschung fokussiert stattdessen auf zirkadiane Schwankungen vestibulärer Funktionen und Hormon‑Gleichgewichtsmechanismen. Klinisch relevant sind Tageshörschwankungen, die eher auf Druck‑ und Flüssigkeitsänderungen im Ohr zurückzuführen sind. Daher spielt die Zirbeldrüse in der Hörmedizin derzeit keine Rolle.
Zirkulärer Hörverlust ist ein seltener Befund, bei dem das Audiogramm konzentrische Absenkungen um eine Mittelfrequenz zeigt, also beide Seiten eines Peaks reduziert sind. Er deutet auf bandförmige Schädigung auf der Basiliarmembran oder spezifische Haarzellschädigung hin. Ursachen können ototoxische Wirkstoffe oder bestimmte Lärmmuster sein. Differentialdiagnostisch werden DPOAE‑Mapping und Elektrocochleographie eingesetzt. Versorgung erfordert gezielte Filterung und Verstärkung im betroffenen Frequenzband.
Zischlaute (Sibilanten) sind hochfrequente Konsonanten wie /s/, /ʃ/ und /z/, die durch turbulente Luftströmung an der Zahnreihe gebildet werden. Sie besitzen starke Energie im Bereich 4–8 kHz und sind besonders anfällig bei Hochtonverlust. In der Sprachaudiometrie prüft man Zischlaut-Erkennung, um Hochtonverstärkung im Hörgerät zu optimieren. Fehlwahrnehmung von Zischlauten führt zu Verständlichkeitsproblemen insbesondere im Deutschen. Anpasssoftware betont Zischlaut-Frequenzen, um Diskrimination zu verbessern.
Vestibulär bedingte Zitterbewegungen sind feine, unwillkürliche Oszillationen von Augen (Nystagmus) oder Kopf, ausgelöst durch Fehlfunktionen im Gleichgewichtssystem. Sie entstehen bei inkorrekter Signalverarbeitung in Bogengängen oder zentralen vestibulären Kernen. Klinisch beobachtet man Zitterbewegungen bei Kalorik‑Tests oder Head‑Impulse‑Tests. Ihre Charakteristika (Richtung, Frequenz) geben Aufschluss über Läsionsort. Vestibuläre Rehabilitation zielt auf Unterdrückung pathologischer Oszillationen durch Adaptation und Substitution.
Zugluftempfindlichkeit beschreibt das Phänomen, dass plötzliche Luftbewegungen im Gehörgang Kältereize auslösen und Ohrenschmerzen oder Tinnitusverstärkung provozieren können. Sie entsteht durch Reizung freiliegender Nervenendigungen bei dünnem Cerumenschutz oder Perforation. Betroffene berichten über stechende Schmerzen oder Druckschwankungen bei Fensterlüftung oder Ventilatorbetrieb. Empfehlung ist, Gehörgang mit weichem Pfropfen oder Hörschutz vor starker Zugluft zu schützen. In schweren Fällen klärt der HNO-Arzt Trommelfell-Integrität ab und behandelt Entzündungen.
Ein Zusatzverstärker ist eine externe Einheit, die das Hörgerätensignal weiter verstärkt, etwa FM‑Empfänger oder Bluetooth‑Streamer. Er erhöht Sprachpegel in schwierigen Situationen wie Vorträgen oder Theater, indem er das Nutzsignal direkt einspeist. Moderne Zusatzverstärker koppeln sich drahtlos und synchronisieren Lautstärkeautomatik des Hörgeräts. Sie erweitern den Dynamikbereich jenseits der internen Verstärkerschaltung. Audiologen konfigurieren Zusatzverstärkerprofile je nach Hörumgebung und Nutzerbedürfnissen.
Die Zygomaticus‑Spannung bezeichnet die Aktivität des M. zygomaticus major bei Lächeln und Gesichtsausdruck, die über Gesichtsnerven nahe am Gehörgang verlaufen. Starke Muskelkontraktionen können mechanisch den Gehörgang verengen und kurzfristige Änderungen der Luftleitungsaudiometrie bewirken. In der Tonaudiometrie achtet man auf Entspannung der Gesichtsmuskeln, um Artefakte zu vermeiden. Bei mimisch-induziertem objektivem Tinnitus (snapping sounds) kann Zygomaticus‑Spannung eine Rolle spielen. Klinisch wird Gesichtsmimik kontrolliert, um unbewusste Störfaktoren bei Hörtests auszuschließen.