Ernährung fürs Gehör

22. Juli 2025
6 Minuten Lesezeit
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Eine ausgewogene Ernährung ist nicht nur für Herz, Gehirn oder Verdauungssystem wichtig – auch das Gehör profitiert von bestimmten Vitaminen, Mineralstoffen und Fettsäuren. Die richtige Ernährung kann die Gesundheit der Ohren aktiv unterstützen, das Risiko für altersbedingte oder umweltbedingte Hörverluste verringern und die Zellfunktionen im Hörsystem stabilisieren. Studien zeigen, dass die Kombination aus antioxidativen Stoffen, entzündungshemmenden Substanzen und durchblutungsfördernden Mikronährstoffen einen entscheidenden Einfluss auf die Vitalität der Sinneszellen im Innenohr hat. Wer seinem Körper die richtigen Nährstoffe zuführt, kann nicht nur sein Gehör schützen, sondern auch langfristig seine Lebensqualität verbessern. Hier erfährst du, welche Lebensmittel deinem Gehör guttun, wie sie im Körper wirken und wie du sie gezielt in deinen Alltag integrieren kannst.

Omega-3-Fettsäuren für die Durchblutung

Omega-3-Fettsäuren, die vor allem in fettem Seefisch wie Lachs, Makrele, Thunfisch oder Hering enthalten sind, haben eine nachgewiesene entzündungshemmende Wirkung. Diese mehrfach ungesättigten Fettsäuren wirken sich positiv auf die Gefäße aus, fördern die Elastizität der Blutgefäße und verbessern die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Zellen – auch im empfindlichen Innenohr. Eine gute Durchblutung ist essenziell für das Überleben und die Funktion der Haarzellen, die Schallreize in elektrische Signale umwandeln. Wird das Innenohr nicht ausreichend versorgt, können diese feinen Strukturen Schaden nehmen – oft mit dauerhaftem Hörverlust als Folge.

Studien belegen, dass Menschen, die regelmäßig Fisch mit hohem Omega-3-Gehalt verzehren, seltener an altersbedingter Schwerhörigkeit leiden. Neben Fisch enthalten auch Leinsamen, Chiasamen, Walnüsse und bestimmte Pflanzenöle wie Leinöl oder Rapsöl wertvolle Omega-3-Fettsäuren. Zwei Fischmahlzeiten pro Woche gelten als ideal. Wer keinen Fisch mag, kann mit pflanzlichen Quellen oder hochwertigen Nahrungsergänzungsmitteln aus Algenöl seinen Bedarf decken.

Vitamin B12 für starke Nervenbahnen

Vitamin B12, auch Cobalamin genannt, spielt eine zentrale Rolle für den Energiestoffwechsel und die Bildung von Myelin – der schützenden Hülle unserer Nervenfasern. Für das Gehör ist das besonders relevant: Der Hörnerv, der akustische Signale vom Innenohr ins Gehirn überträgt, ist auf eine intakte Myelinschicht angewiesen, um schnell und verlustfrei Informationen weiterzugeben. Ein Mangel an Vitamin B12 kann die Signalweiterleitung stören und Symptome wie Kribbeln, Gedächtnisprobleme oder auch Hörstörungen auslösen.

Besonders häufig sind ältere Menschen betroffen, da mit dem Alter die Fähigkeit zur Aufnahme von B12 im Darm abnimmt. Auch Vegetarier und Veganer müssen auf ihre Versorgung achten, da das Vitamin fast ausschließlich in tierischen Produkten vorkommt. Gute Quellen sind Leber, Rindfleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte und angereicherte Lebensmittel. Eine regelmäßige Kontrolle des B12-Spiegels und gegebenenfalls eine gezielte Supplementierung können helfen, Mangelerscheinungen vorzubeugen – und damit auch die Gesundheit des Hörnervs zu schützen.

Antioxidantien zum Schutz der Haarzellen

Freie Radikale sind aggressive Sauerstoffverbindungen, die im Körper durch Umweltgifte, UV-Strahlung, Stress oder ungesunde Ernährung entstehen. Sie greifen Zellstrukturen an und können die empfindlichen Haarzellen im Innenohr dauerhaft schädigen. Diese Zellen sind jedoch entscheidend für die Hörfunktion – einmal zerstört, regenerieren sie sich beim Menschen nicht mehr. Deshalb sind Antioxidantien, die freie Radikale neutralisieren, so wichtig für das Gehör.

Eine besonders antioxidative Wirkung haben Vitamine wie C und E, sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide, Carotinoide und Polyphenole sowie Spurenelemente wie Selen und Zink. Beeren wie Heidelbeeren, Erdbeeren und Johannisbeeren sind reich an solchen Schutzstoffen. Ebenso tragen grünes Blattgemüse, Tomaten, Nüsse, grüner Tee, dunkle Schokolade (in Maßen) und Gewürze wie Kurkuma und Ingwer zum antioxidativen Schutz bei. Eine bunte, pflanzenbasierte Ernährung, möglichst frisch zubereitet, ist der effektivste Weg, das Innenohr vor oxidativem Stress zu bewahren.

Zink für die Signalumwandlung

Zink ist ein vielseitiges Spurenelement, das in über 300 Enzymsystemen des Körpers eine Rolle spielt. Für das Gehör ist Zink unentbehrlich, denn es unterstützt die Umwandlung von mechanischen Schallwellen in elektrische Signale im Innenohr. Es ist außerdem beteiligt an Zellwachstum, Reparaturprozessen, dem Immunsystem und der Wundheilung. Fehlt Zink, kann es zu einer gestörten Reizweiterleitung im Hörsystem kommen.

Ein Zinkmangel zeigt sich nicht nur durch Infektanfälligkeit, sondern kann auch mit Tinnitus, Hörminderung oder gestörtem Geschmackssinn einhergehen. Zinkreiche Lebensmittel sind Fleisch (besonders Rindfleisch), Austern, Linsen, Haferflocken, Kürbiskerne, Nüsse, Käse und Vollkornprodukte. In Kombination mit Vitamin C wird Zink besonders gut vom Körper aufgenommen. Achte auf eine regelmäßige Zufuhr, vor allem bei erhöhtem Bedarf (z. B. in Stressphasen, bei Erkrankungen oder vegetarischer Ernährung).

Folsäure gegen altersbedingten Hörverlust

Folsäure (Vitamin B9) ist ein wasserlösliches Vitamin, das vor allem für die Zellteilung, Blutbildung und den Homocystein-Stoffwechsel wichtig ist. Besonders im Alter kann ein Mangel an Folsäure das Risiko für Hörverlust erhöhen, weil die Zellregeneration verlangsamt wird. Studien zeigen, dass ein guter Folsäurespiegel das Risiko für Presbyakusis – also altersbedingten Hörverlust – um bis zu 20 % senken kann.

Spinat, Rosenkohl, Spargel, Avocados, Brokkoli, Hülsenfrüchte, Eier, Vollkornprodukte und Nüsse enthalten besonders viel Folsäure. Da das Vitamin hitzeempfindlich ist, empfiehlt es sich, Gemüse möglichst schonend zu garen. Für Schwangere, Stillende und ältere Menschen wird häufig eine Ergänzung über Nahrungsergänzungsmittel empfohlen – in Absprache mit ärztlichem Fachpersonal.

Vitamin C, E und Glutathion für die Immunabwehr

Diese drei Substanzen bilden eine kraftvolle Einheit im Kampf gegen freie Radikale, Entzündungen und Zellstress. Vitamin C unterstützt die Bildung von Kollagen in den Blutgefäßen, was die Durchblutung im Innenohr verbessert. Vitamin E schützt Zellmembranen und Nervenbahnen vor oxidativen Schäden. Glutathion ist ein körpereigenes Molekül, das in der Leber produziert wird und als eines der stärksten Antioxidantien gilt. Zusammen schützen sie die empfindliche Mikrostruktur im Ohr und stärken die Immunabwehr gegen Infektionen.

Vitamin C ist reichlich enthalten in Zitrusfrüchten, Paprika, Brokkoli, Sanddorn, Kiwi und Acerola. Vitamin E findet sich in Sonnenblumenöl, Weizenkeimen, Mandeln, Haselnüssen und Avocados. Glutathion kann durch eiweißreiche Ernährung, Selenzufuhr (z. B. über Paranüsse), Bewegung und Stressreduktion aktiviert werden. Diese Nährstoffe wirken nicht isoliert – sie ergänzen sich gegenseitig in ihrer Schutzfunktion. Deshalb ist eine vielseitige, ausgewogene Ernährung der beste Weg, um die Gesundheit der Ohren auf natürliche Weise zu unterstützen.