HÖRST
Aufbau und Funktion des Gehörgangs

Inhaltsverzeichnis
Der Gehörgang ist ein unscheinbarer, aber enorm wichtiger Teil des menschlichen Hörorgans. Er stellt die Verbindung zwischen dem äußeren Ohr und dem Trommelfell her und spielt eine zentrale Rolle beim Transport und der Verstärkung von Schallwellen. Gleichzeitig erfüllt er Schutzfunktionen und unterstützt das empfindliche Gleichgewichtssystem im Zusammenspiel mit dem Mittelohr und dem Innenohr. In diesem Artikel wird erklärt, wie der Gehörgang aufgebaut ist, welche Aufgaben er im Hörvorgang übernimmt und warum sein Zustand entscheidend für die Gesundheit des gesamten Ohres ist.
Was ist der Gehörgang?
Der Gehörgang, medizinisch als Meatus acusticus externus bezeichnet, ist ein leicht gebogener Kanal, der sich vom Eingang der Ohrmuschel bis zum Trommelfell erstreckt. Er ist Teil des Außenohrs und misst beim Erwachsenen rund 2,5 bis 3 Zentimeter. Die Hauptfunktion besteht darin, Schallwellen aus der Umgebung aufzunehmen und sie gezielt in Richtung Mittelohr weiterzuleiten.
Der Gehörgang liegt im Schläfenbein und verläuft in einem sanften S-förmigen Bogen. Durch diese Form wird das Trommelfell vor direktem Luftzug oder kleinen Fremdkörpern geschützt. Gleichzeitig sorgt der Gang dafür, dass die Schallenergie gebündelt und leicht verstärkt am Trommelfell ankommt.
Aufbau des Gehörgangs im Detail
Der Gehörgang besteht aus zwei anatomisch unterschiedlichen Abschnitten. Der äußere Bereich, etwa das erste Drittel, ist knorpelig. In diesem Abschnitt befinden sich Haarfollikel, Talgdrüsen und sogenannte Zeruminaldrüsen, die zusammen das Ohrenschmalz (Cerumen) produzieren. Der innere Teil des Gehörgangs ist knöchern und fester mit dem Schädel verbunden. Beide Abschnitte sind mit Haut ausgekleidet, wobei diese im knöchernen Teil sehr dünn und empfindlich ist.
Das Cerumen dient dem Schutz des Ohrs. Es hält die Haut geschmeidig, besitzt eine antibakterielle Wirkung und transportiert auf natürlichem Weg Staub, Hautschuppen und kleine Fremdkörper nach außen. Auch das Vorhandensein kleiner Härchen unterstützt diese Reinigungsfunktion. Diese selbstreinigende Mechanik ist ein zentrales Element für die Gesundheit des Außenohrs.
Funktion des Gehörgangs beim Hören
Die Hauptaufgabe des Gehörgangs liegt in der Übertragung von Schallwellen. Sobald Geräusche die Ohrmuschel erreichen, werden sie durch die spezielle Trichterform gebündelt und in den Gehörgang geleitet. Dort wandern sie weiter zum Trommelfell, wo sie mechanische Schwingungen auslösen.
Der Gehörgang wirkt dabei wie ein akustischer Resonanzraum. Bestimmte Frequenzen, insbesondere zwischen 2.000 und 4.000 Hertz, werden durch seine Form leicht verstärkt. Das ist besonders für das Sprachverstehen wichtig, da viele Laute in genau diesem Frequenzbereich liegen.
Zusammenspiel mit Trommelfell, Mittelohr und Innenohr
Das Trommelfell bildet das Ende des Gehörgangs und trennt diesen vom Mittelohr. Wenn Schallwellen auf das Trommelfell treffen, versetzen sie es in Schwingungen. Diese werden über die Gehörknöchelchen – Hammer, Amboss und Steigbügel – weitergeleitet. Die Schwingungen erreichen schließlich das Innenohr, wo sie in Nervenimpulse umgewandelt werden.
In der Paukenhöhle des Mittelohres befindet sich die Ohrtrompete, die für den Druckausgleich zwischen Mittelohr und Rachenraum verantwortlich ist. Nur bei optimaler Druckverhältnissen kann das Trommelfell frei schwingen und die Übertragung an die Hörschnecke im Innenohr effizient erfolgen.
Das Innenohr wiederum beherbergt neben der Hörschnecke auch das Gleichgewichtsorgan mit seinen Bogengängen. Alle Strukturen arbeiten eng zusammen, um eine feine Abstimmung von akustischer Wahrnehmung, Raumorientierung und Bewegung zu ermöglichen.

Der Gehörgang als Teil des Hörorgans
Der Gehörgang ist nicht nur ein passiver Kanal, sondern ein aktiver Bestandteil des menschlichen Hörsystems. Ohne ihn wäre die gezielte Weiterleitung von Schall auf das Trommelfell nicht möglich. Auch die Form des Gehörgangs hat Einfluss auf die Art, wie Frequenzen gefiltert und wahrgenommen werden.
Im weiteren Verlauf des Hörprozesses werden die mechanischen Schwingungen durch das Innenohr in elektrische Signale umgewandelt. Haarzellen in der Hörschnecke reagieren auf bestimmte Tonhöhen und geben die Impulse über den Hörnerv (Nervus acusticus) an das Gehirn weiter, wo sie als Höreindruck bewusst wahrgenommen werden.
Erkrankungen und Störungen im Gehörgang
Zu den häufigsten Erkrankungen des Gehörgangs zählt die sogenannte Otitis externa, eine Entzündung des äußeren Gehörgangs. Sie kann durch Bakterien, Pilze oder Reizstoffe ausgelöst werden und geht oft mit Schmerzen, Juckreiz und Schwellungen einher. Schwimmer*innen und Häufig-Badegäste sind besonders betroffen.
Auch eine Verstopfung durch zu viel oder verhärtetes Ohrenschmalz kann zu Beschwerden führen. In seltenen Fällen treten Fehlbildungen wie Gehörgangsatresien (angeborener Verschluss) oder gutartige Knochenwucherungen (Exostosen) auf. Störungen im Gehörgang können sich durch plötzliche Schwerhörigkeit, Druckgefühle oder Ohrgeräusche bemerkbar machen.
Reinigung und Pflege des Gehörgangs
Der Gehörgang verfügt über ein natürliches Reinigungssystem. Durch die Kombination aus Cerumenproduktion und dem langsamen Abtransport abgestorbener Hautzellen in Richtung Ohrmuschel bleibt der Gang in der Regel frei von Schmutz.
Wattestäbchen sind zur Reinigung nicht geeignet, da sie das Ohrenschmalz oft tiefer in den Gang schieben und dadurch zu Verstopfungen führen. Auch Verletzungen der empfindlichen Haut im inneren Abschnitt sind möglich. Bei Bedarf kann eine sanfte Reinigung mit lauwarmem Wasser oder spezielle Ohrensprays helfen. Bei anhaltender Verstopfung sollte eine professionelle Reinigung durch HNO-Ärzt*innen erfolgen.
Der Gehörgang in der medizinischen Diagnostik
Die Untersuchung des Gehörgangs erfolgt in der Regel mittels Otoskopie. Dabei kann die Haut des Gangs, das Cerumen und das Trommelfell sichtbar gemacht und auf Entzündungen, Veränderungen oder Fremdkörper untersucht werden. Auch bei der Anpassung von Hörgeräten spielt die Form des Gehörgangs eine entscheidende Rolle.
In der audiologischen Diagnostik wird der Gehörgang mit einbezogen, da Störungen in diesem Bereich den Schallzugang zum Mittelohr beeinträchtigen können. Eine Verengung, Entzündung oder ein Cerumenpfropf kann die Ergebnisse von Hörtests verfälschen oder eine korrekte Diagnosestellung erschweren.
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