Hörverlust und Ernährung

19. Dezember 2025
10 Minuten Lesezeit
Ältere Frau beim Essen

Was wir täglich essen, beeinflusst nicht nur unser allgemeines Wohlbefinden, sondern könnte auch eine Rolle für die Gesundheit unserer Ohren spielen. Immer mehr Menschen interessieren sich für den Zusammenhang zwischen Ernährung und Hörgesundheit. Nachfolgend wird beleuchtet, welche Nährstoffe, Vitamine und Lebensmittel möglicherweise zur Unterstützung des Gehörs beitragen können und worauf es bei einer ausgewogenen Ernährung für die Ohren ankommen könnte.

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Innenohr ist auf eine gute Durchblutung und Sauerstoffversorgung angewiesen, die durch bestimmte Nährstoffe unterstützt werden kann
  • B-Vitamine, Vitamin D sowie Antioxidantien könnten eine Rolle für die Hörgesundheit spielen
  • Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium und Zink sind in unterschiedlichen Konzentrationen im Ohr vorhanden
  • Omega-3-Fettsäuren aus Fisch oder pflanzlichen Quellen werden in der Forschung im Zusammenhang mit der Gefäßgesundheit untersucht
  • Eine übermäßige Zucker- und Salzaufnahme könnte sich negativ auf das Gehör auswirken
  • Ganzheitliche Ernährungskonzepte wie die Mittelmeer-Diät werden wissenschaftlich untersucht
  • Bei Hörproblemen oder Fragen zur Ernährung sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden

Warum das Innenohr auf gute Ernährung angewiesen ist

Das menschliche Ohr ist ein hochkomplexes Sinnesorgan, dessen feine Strukturen auf eine konstante Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff angewiesen sind. Insbesondere das Innenohr mit seinen empfindlichen Haarzellen benötigt optimale Bedingungen, um Schallwellen in Nervenimpulse umwandeln zu können. Eine ausgewogene Ernährung könnte dazu beitragen, diese Versorgung zu unterstützen.

Durchblutung und Sauerstoffversorgung der Haarzellen

Die Haarzellen im Innenohr gehören zu den empfindlichsten Strukturen des menschlichen Körpers. Sie sind auf eine kontinuierliche Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen über feine Blutgefäße angewiesen. Eine gute Durchblutung ist daher von zentraler Bedeutung für ihre Funktion. Verschiedene Nährstoffe werden in der Forschung als mögliche Unterstützer der Gefäßgesundheit diskutiert. Dazu gehören unter anderem Omega-3-Fettsäuren, die zur Elastizität der Blutgefäße beitragen könnten, sowie bestimmte Aminosäuren, die im Körper an der Produktion gefäßerweiternder Botenstoffe beteiligt sind. Wer mehr über den Aufbau und die Funktion des Innenohrs erfahren möchte, findet weiterführende Informationen in unserem Ratgeber.

Oxidativer Stress und seine möglichen Auswirkungen

Im Körper entstehen durch normale Stoffwechselprozesse, aber auch durch äußere Einflüsse wie Lärm oder Stress, sogenannte freie Radikale. Diese reaktionsfreudigen Moleküle können Zellen schädigen, wenn sie nicht durch körpereigene Schutzmechanismen oder Antioxidantien aus der Nahrung neutralisiert werden. Ein Ungleichgewicht zwischen freien Radikalen und Schutzstoffen wird als oxidativer Stress bezeichnet. Die empfindlichen Haarzellen im Innenohr könnten für solche Prozesse besonders anfällig sein. Lebensmittel, die reich an Antioxidantien sind, wie etwa buntes Obst und Gemüse, werden daher oft als Teil einer gehörfreundlichen Ernährung genannt.

Vitamine und ihre Bedeutung für die Hörgesundheit

Vitamine erfüllen zahlreiche wichtige Funktionen im Körper und könnten auch für die Gesundheit des Gehörs von Bedeutung sein. Die Forschung beschäftigt sich intensiv mit der Frage, welche Vitamine möglicherweise einen positiven Einfluss auf das Hörvermögen haben könnten. Dabei stehen insbesondere B-Vitamine und Vitamin D im Fokus wissenschaftlicher Untersuchungen.

B-Vitamine und der Homocystein-Stoffwechsel

B-Vitamine, insbesondere Folsäure und Vitamin B12, spielen eine wichtige Rolle bei der Zellerneuerung und verschiedenen Stoffwechselprozessen. Ein Aspekt, der in der Forschung Aufmerksamkeit erregt, ist ihr Einfluss auf den Homocysteinspiegel im Blut. Homocystein ist eine Aminosäure, deren erhöhte Konzentration mit Gefäßproblemen in Verbindung gebracht wird. Eine ausreichende Versorgung mit B-Vitaminen wird im Zusammenhang mit dem Homocystein-Stoffwechsel erforscht. Gute Quellen für B-Vitamine sind Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, grünes Blattgemüse sowie tierische Produkte wie Fleisch, Fisch und Eier. Vegetarisch oder vegan lebende Menschen sollten besonders auf ihre Vitamin-B12-Versorgung achten und gegebenenfalls ärztlichen Rat einholen.

Die Rolle von Vitamin D für Gehörknöchelchen und Innenohr

Vitamin D ist vor allem für seine Bedeutung im Knochenstoffwechsel bekannt. Auch die winzigen Gehörknöchelchen im Mittelohr, die Schallwellen verstärken und weiterleiten, bestehen aus Knochengewebe. Ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel könnte daher auch für diese Strukturen relevant sein. Das sogenannte Sonnenvitamin wird hauptsächlich durch Sonneneinstrahlung auf die Haut gebildet, kann aber auch über die Nahrung aufgenommen werden. Fettreicher Fisch, Eigelb und angereicherte Lebensmittel enthalten Vitamin D. In den sonnenarmen Monaten kann die körpereigene Produktion eingeschränkt sein, weshalb viele Menschen in dieser Zeit einen niedrigeren Vitamin-D-Spiegel aufweisen. Bei Unsicherheiten bezüglich des eigenen Vitamin-D-Status empfiehlt sich ein Gespräch mit dem Hausarzt.

Mineralstoffe für ein gesundes Gehör

Neben Vitaminen spielen auch verschiedene Mineralstoffe eine Rolle für die Funktion des Körpers und möglicherweise auch für die Hörgesundheit. Das Innenohr enthält bestimmte Mineralstoffe in teilweise hohen Konzentrationen, was auf ihre Bedeutung für die dortigen Prozesse hindeuten könnte.

Kalium und die Flüssigkeitsregulation im Ohr

Kalium ist ein Mineralstoff, der für die Regulation des Flüssigkeitshaushalts im Körper wichtig ist. Im Innenohr befindet sich eine spezielle Flüssigkeit, die Endolymphe, die für die Umwandlung von Schallwellen in Nervenimpulse eine zentrale Rolle spielt. Eine ausreichende Kaliumzufuhr könnte dazu beitragen, diesen Flüssigkeitshaushalt zu unterstützen. Kaliumreiche Lebensmittel sind beispielsweise Bananen, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Aprikosen, Spinat und Avocados. Auch Hülsenfrüchte und Nüsse enthalten nennenswerte Mengen dieses Mineralstoffs.

Magnesium und Zink als wichtige Spurenelemente

Magnesium wird in der Forschung im Zusammenhang mit lärmbedingten Belastungen des Gehörs untersucht. Der Mineralstoff ist an der Entspannung von Muskeln und Blutgefäßen beteiligt, was die Durchblutung im Innenohr unterstützen könnte. Gute Magnesiumquellen sind Nüsse, Samen, Vollkornprodukte und dunkle Schokolade. Zink ist ein Spurenelement, das im Innenohr in vergleichsweise hoher Konzentration vorkommt. Es spielt eine Rolle für das Immunsystem und Entzündungsprozesse im Körper. Zinkreiche Lebensmittel umfassen Fleisch, Meeresfrüchte, Käse, Nüsse und Hülsenfrüchte. Ein Zinkmangel sollte ärztlich abgeklärt und nicht eigenmächtig durch hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel behandelt werden.

Lebensmittel, die das Gehör unterstützen können

Eine ausgewogene Ernährung mit vielfältigen Lebensmitteln liefert in der Regel alle notwendigen Nährstoffe, die der Körper benötigt. Bestimmte Lebensmittelgruppen werden in der Forschung besonders häufig mit positiven Effekten auf die Hörgesundheit in Verbindung gebracht.

Omega-3-Fettsäuren aus Fisch und pflanzlichen Quellen

Omega-3-Fettsäuren, insbesondere EPA und DHA, sind für ihre entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt und werden mit der Gesundheit von Herz und Gefäßen in Verbindung gebracht. Da das Innenohr auf eine gute Durchblutung angewiesen ist, könnten diese Fettsäuren indirekt auch für das Gehör von Bedeutung sein. Fettreiche Kaltwasserfische wie Lachs, Makrele, Hering und Sardinen sind besonders reich an diesen wertvollen Fettsäuren. Wer keinen Fisch isst, kann auf pflanzliche Quellen zurückgreifen. Leinsamen, Chiasamen und Walnüsse enthalten Alpha-Linolensäure, eine pflanzliche Omega-3-Fettsäure, die der Körper teilweise in EPA und DHA umwandeln kann. Wer unter Hörverlust im Alter leidet oder diesem vorbeugen möchte, könnte von einer Ernährung mit ausreichend Omega-3-Fettsäuren profitieren.

Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte für die Hörgesundheit

Eine pflanzenreiche Ernährung liefert zahlreiche Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, die als Antioxidantien wirken können. Buntes Obst und Gemüse enthält unterschiedliche Nährstoffe, weshalb Abwechslung auf dem Speiseplan empfehlenswert ist. Grünes Blattgemüse wie Spinat und Brokkoli liefert Folsäure, Magnesium und weitere wichtige Nährstoffe. Rote Beete enthält Nitrate und Folsäure, die mit einer verbesserten Durchblutung in Verbindung gebracht werden. Zitrusfrüchte und Beeren sind reich an Vitamin C, einem bekannten Antioxidans. Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen und Kichererbsen liefern eine Kombination aus pflanzlichem Eiweiß, B-Vitaminen, Eisen und Zink.

Was dem Gehör schaden kann

Neben Lebensmitteln, die möglicherweise förderlich für das Gehör sind, gibt es auch Ernährungsgewohnheiten, die sich negativ auswirken könnten. Ein bewusster Umgang mit bestimmten Nahrungsbestandteilen könnte daher sinnvoll sein.

Zucker und Stoffwechselerkrankungen

Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes können Blutgefäße und Nerven im gesamten Körper beeinträchtigen, möglicherweise auch im Bereich des Innenohrs. Eine zuckerreiche Ernährung fördert zudem Entzündungsprozesse im Körper und kann zu Übergewicht führen, was wiederum als Risikofaktor für verschiedene Gesundheitsprobleme gilt. Ein maßvoller Umgang mit Zucker und zuckerhaltigen Lebensmitteln könnte daher auch für die Hörgesundheit von Vorteil sein. Versteckte Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln, Fertiggerichten und Getränken werden oft unterschätzt.

Übermäßiger Salzkonsum und seine möglichen Folgen

Ein hoher Salzkonsum wird mit Bluthochdruck und Wassereinlagerungen in Verbindung gebracht. Beides könnte sich auch auf das Innenohr auswirken, da sowohl der Blutdruck als auch der Flüssigkeitshaushalt dort eine Rolle spielen. Bei bestimmten Erkrankungen des Innenohrs wie der Menière-Krankheit wird häufig eine salzarme Ernährung empfohlen. Generell raten Fachgesellschaften dazu, den täglichen Salzkonsum auf etwa fünf bis sechs Gramm zu begrenzen. Da viel Salz in verarbeiteten Lebensmitteln, Brot und Fertiggerichten enthalten ist, lohnt sich ein Blick auf die Zutatenlisten.

Ganzheitliche Ernährungsansätze für die Hörgesundheit

Anstatt sich auf einzelne Nährstoffe zu konzentrieren, betrachten Forschende zunehmend das gesamte Ernährungsmuster. Bestimmte Ernährungsweisen, die viele der genannten positiven Eigenschaften vereinen, werden wissenschaftlich untersucht.

Mediterrane Ernährung

Die mediterrane Ernährung, die reich an Olivenöl, Fisch, Gemüse, Obst, Nüssen und Vollkornprodukten ist, wird seit langem mit verschiedenen gesundheitlichen Vorteilen in Verbindung gebracht. Sie liefert reichlich Omega-3-Fettsäuren, Antioxidantien und wichtige Mineralstoffe bei gleichzeitig niedrigem Anteil an verarbeiteten Lebensmitteln und Zucker.

Die DASH-Diät, ursprünglich zur Senkung von Bluthochdruck entwickelt, betont ebenfalls Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und magere Proteinquellen bei reduziertem Salz- und Zuckerkonsum. Beide Ernährungsformen könnten durch ihre Auswirkungen auf Gefäße und den gesamten Organismus auch für das Gehör relevant sein. Wer sich für eine mediterrane Ernährung für Senioren interessiert, findet in unserem Magazin weitere hilfreiche Informationen.

Lebensstil und Ernährung als Gesamtkonzept

Eine gesunde Ernährung entfaltet ihre möglichen Vorteile am besten im Zusammenspiel mit anderen Lebensstilfaktoren. Regelmäßige Bewegung wird mit einer guten Durchblutung im gesamten Körper in Verbindung gebracht und damit möglicherweise auch im Innenohr. Der Verzicht auf das Rauchen ist ebenfalls relevant, da Nikotin die Blutgefäße verengt und die Sauerstoffversorgung beeinträchtigt. Auch der Schutz vor übermäßigem Lärm gehört zu einem gehörfreundlichen Lebensstil. Die Kombination aus ausgewogener Ernährung, ausreichend Bewegung, Lärmschutz und dem Verzicht auf schädliche Substanzen könnte gemeinsam mehr bewirken als einzelne Maßnahmen allein. Bei bestehenden Hörproblemen oder Unsicherheiten bezüglich der eigenen Ernährung empfiehlt sich immer ein Gespräch mit dem Hausarzt oder einem HNO-Arzt, um individuelle Empfehlungen zu erhalten.