HÖRST
Gehörnerv – Funktionen & Erkrankungen

Inhaltsverzeichnis
Der Gehörnerv spielt eine entscheidende Rolle dabei, wie akustische Reize aus der Umwelt im Gehirn verarbeitet werden. Er überträgt nicht nur Geräusche, sondern ist auch ein zentraler Bestandteil unseres Gleichgewichts. Wenn der Gehörnerv geschädigt ist oder erkrankt, kann das weitreichende Folgen für das Hören und die Orientierung im Raum haben. In diesem Artikel wird erklärt, wie der Gehörnerv aufgebaut ist, wie er funktioniert, welche typischen Erkrankungen auftreten können – und wie eine gezielte Diagnose und Behandlung aussieht.
Aufbau und Funktion des Gehörnervs
Der Gehörnerv, medizinisch als Nervus vestibulocochlearis bezeichnet, ist der achte Hirnnerv und besteht aus zwei Teilen: dem Nervus cochlearis für das Hören und dem Nervus vestibularis für das Gleichgewicht. Gemeinsam verläuft er vom Innenohr durch den inneren Gehörgang bis in den Hirnstamm, wo die Signale verarbeitet und an höhere Hirnzentren weitergeleitet werden.
Im Innenohr befinden sich die Haarzellen der Hörschnecke (Cochlea), die Schallwellen in elektrische Impulse umwandeln. Diese Impulse gelangen über den Nervus cochlearis ins Gehirn und ermöglichen die bewusste Wahrnehmung von Tönen, Sprache und Geräuschen. Der Nervus vestibularis überträgt Informationen aus dem Gleichgewichtsorgan über die Kopfhaltung und Bewegung. Beide Anteile arbeiten eng zusammen und sind mit anderen Hirnnerven verschaltet, um eine reibungslose Wahrnehmung und Koordination zu gewährleisten.
Mögliche Symptome bei Störungen des Gehörnervs
Erkrankungen oder Schädigungen des Gehörnervs können unterschiedliche Beschwerden verursachen, je nachdem, welcher Teil des Nervs betroffen ist. Eine häufige Folge ist eine einseitige oder beidseitige Hörminderung. Diese kann plötzlich oder schleichend auftreten. Auch Tinnitus – also störende Ohrgeräusche wie Pfeifen oder Rauschen – ist ein typisches Anzeichen für eine Reizleitungsstörung im Hörnerv.
Wird der Gleichgewichtsnerv in Mitleidenschaft gezogen, kommt es häufig zu starkem Schwindel, Gangunsicherheit und Gleichgewichtsstörungen. Die Beschwerden treten oftmals plötzlich auf und werden von Übelkeit, Nystagmus oder Erbrechen begleitet. In solchen Fällen ist eine rasche Abklärung entscheidend, um ernste Ursachen auszuschließen.

Erkrankungen, die den Gehörnerv betreffen
Zu den bekanntesten Erkrankungen des Gehörnervs zählt das Akustikusneurinom. Dabei handelt es sich um einen gutartigen Tumor, der vom Gleichgewichtsnerv ausgeht. Er wächst meist langsam, kann aber den Hörnerv mit der Zeit zunehmend verdrängen. Typisch sind einseitiger Hörverlust, Tinnitus und anhaltender Schwindel. Bei Verdacht sollte eine frühzeitige Bildgebung erfolgen.
Auch entzündliche Prozesse wie eine Neuritis vestibularis können den Gehörnerv beeinträchtigen. Diese Erkrankung betrifft vor allem den Gleichgewichtsnerv und geht mit akutem Drehschwindel einher, oft ohne Hörverlust. Weitere mögliche Ursachen für Beschwerden sind Durchblutungsstörungen, Verletzungen oder in seltenen Fällen auch genetische Faktoren. Erkrankungen des Gehirns können ebenfalls Auswirkungen auf die Funktion des Hirnnervs haben.
Wie der Gehörnerv untersucht und diagnostiziert wird
Bei Verdacht auf eine Erkrankung des Gehörnervs führt der Weg meist zunächst zur HNO-Ärztin oder zum HNO-Arzt. Dort erfolgt eine genaue Anamnese und erste orientierende Untersuchungen, darunter Hörtests und Gleichgewichtsprüfungen. Dabei wird festgestellt, ob und in welchem Ausmaß eine Hör- oder Gleichgewichtsstörung vorliegt.
Bei auffälligen Befunden kann eine weiterführende Bildgebung notwendig sein. Besonders die Magnetresonanztomografie (MRT) ist hilfreich, um Tumoren wie ein Vestibularisschwannom sichtbar zu machen. Auch neurologische Abklärungen oder Gleichgewichtsuntersuchungen wie die Videonystagmografie können zur Diagnostik beitragen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Erkrankungen des Gehörnervs
Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Bei entzündlichen Erkrankungen wie einer Neuritis vestibularis kommen häufig Kortisonpräparate zum Einsatz. Sie sollen die Entzündung eindämmen und eine schnelle Erholung unterstützen. Ergänzend werden Mittel gegen Übelkeit und Schwindel verabreicht, um die Beschwerden zu lindern.
Bei einem Akustikusneurinom muss individuell entschieden werden, ob eine operative Entfernung notwendig ist. Je nach Lage und Größe kann auch eine kontrollierte Beobachtung oder Strahlentherapie infrage kommen. Bleibt eine Hörminderung dauerhaft bestehen, helfen Hörgeräte oder Cochlea-Implantate, das Hörvermögen zu verbessern.
Bei Gleichgewichtsstörungen wird oft physiotherapeutisches Training eingesetzt, um die Balance zu stabilisieren. Die gezielte Reha-Maßnahme kann dabei helfen, Alltagseinschränkungen zu verringern und das Vertrauen in die eigene Körperkontrolle wiederzuerlangen.
Leben mit einer Störung des Gehörnervs
Wenn die Funktion des Gehörnervs dauerhaft eingeschränkt ist, kann das erhebliche Auswirkungen auf den Alltag haben. Ein eingeschränktes Hörvermögen kann die Kommunikation erschweren, insbesondere in lauter Umgebung oder bei Gesprächen mit mehreren Personen. Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen beeinträchtigen die Mobilität und führen nicht selten zu Unsicherheit oder Stürzen.
Trotzdem ist es möglich, mit der richtigen Behandlung und Unterstützung ein aktives Leben zu führen. Neben technischen Hilfsmitteln wie Hörgeräten spielen auch Aufklärung und Akzeptanz eine Rolle. Viele Betroffene profitieren zudem von Rehabilitationsangeboten, Gleichgewichtstraining und dem Austausch mit anderen.
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