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Ohrgeräusche: Wenn Pfeifen, Klingeln zum Alltag werden

Inhaltsverzeichnis
Ohrgeräusche hat wahrscheinlich jeder schon einmal gehabt: Ein Piepen, Summen oder Rauschen im Ohr, oft nach besonders lauten Situationen, das aber in der Regel schnell wieder verschwindet.
Aber nicht immer gehen diese Geräusche wieder, manchmal werden sie zum ungewollten Alltag.
Was Ohrgeräusche sind, welche Ursachen sie haben, wann sie chronisch sind und welche Therapiemöglichkeiten es gibt, erfahren Sie im Folgenden.
Was sind Ohrgeräusche?
Ohrgeräusche sind Geräusche, die von Menschen wahrgenommen werden, obwohl sie keiner externen Schallquelle zugeordnet werden können. Vielmehr entstehen diese Geräusche im Ohr, bzw. im Gehör selbst. Dennoch können sie den Betroffenen auch wie Geräusche von außen vorkommen.
Diese Ohrgeräusche äußern sich je nach Person und Ursache auf ganz unterschiedliche Art und Weise, zum Beispiel als Rauschen und Dröhnen, als Brummen oder Zischen oder als Klingeln, Pfeifen oder Piepen. Dabei können sowohl die Dauer als auch die Lautstärke oder Tonhöhe variieren. Manchmal sind Ohrgeräusche einseitig, in manchen Fällen treten sie auch beidseitig auf.
In der Regel sind Ohrgeräusche harmlos und nur von kurzer Dauer. Sie treten zum Beispiel auf, wenn wir Lärm wie lauter Musik oder Werkzeuggeräuschen ausgesetzt waren. Sie verschwinden dann meist nach einer bis ein paar Minuten wieder.Sind die Ohrgeräusche aber von Dauer und auch nach mehreren Wochen noch nicht wieder verschwunden, spricht man von einem chronischen Tinnitus.
Welche Ohrgeräusche gibt es?
Wie bereits erwähnt, können Ohrgeräusche in ganz unterschiedlichen Varianten auftreten, von Pfeifen und Klingeln bis hin zu Dröhnen, Rauschen, Brummen, Knacken oder weiteren Tönen.
Als typische Ohrgeräusche kennt man
- Ohrensausen: Als Ohrensausen werden oft kurzfristig auftretende Ohrgeräusche bezeichnet – im Gegensatz zum Tinnitus, bei dem der Ton für den Betroffenen meist dauerhaft zu hören ist. Ohrensausen kann sich jedoch auch in unterschiedlichen Tönen (Knacken, Brummen, Pfeifen etc.), Lautstärken und Frequenzen äußern.
- Ohrenrauschen: Ein Rauschen im Ohr hört sich für viele Betroffene wie ein stetiges Hintergrundgeräusch an. Für manche Menschen klingt dieses Rauschen wie das Geräusch von Wasser oder Wind, für andere wie Fernseh- oder Radio-Rauschen. Das Rauschen kann durchgängig oder temporär auftreten, unterschiedlich laut und intensiv sein. Manchmal ist das Rauschen im Ohr einseitig, manchmal ein beidseitiges Rauschen.
- Pfeifen im Ohr: Als besonders unangenehm wird oft das Pfeifen im Ohr beschrieben, besonders dann, wenn es ein dauerhaftes Pfeifen oder Piepen ist. Ein Pfeifen im Ohr wird häufig mit einem Tinnitus verbunden, auch wenn sich ein Tinnitus ebenfalls durch andere Ohrgeräusche wie Rauschen oder Brummen bemerkbar machen kann. Dies hängt von der jeweiligen Person oder der Ursache etc. ab.
Ohrgeräusche pulsierend: Pulsierende Ohrgeräusche hören bzw. fühlen sich an wie ein regelmäßiges Pochen, also so, als würde man den Herzschlag im Ohr bemerken. Es kann sich dabei auch um einen sogenannten “pulssynchronen Tinnitus” handeln. In diesem Fall verhält sich das Ohrgeräusch synchron zum Herzschlag, nimmt mit diesem ab bzw. zu.
Ohrgeräusche können zudem in vielen anderen Formen oder Tönen auftreten, darunter Dröhnen, Brummen, Knacken, Klingeln oder Zischen. Für manche Betroffene klingen die Ohrgeräusche auch wie ein Stimmengewirr oder Gemurmel, also so, als ob ich mehrer Menschen unterhalten würden. Wiederum andere erfahren Ohrgeräusche sogar als Musik oder Melodie.

Welche Geräusche im Ohr sind normal? Welche Ohrgeräusche sind gefährlich?
Oft sind Ohrgeräusche kein Grund zur Beunruhigung. Schnell treten Sie auf, wenn wir zu lange Lärm ausgesetzt waren, zum Beispiel auf Konzerten oder in der Disco, auf der Baustelle oder im Straßenverkehr. Danach treten „normale“ Ohrgeräusche wie Dröhnen oder Ohrenklingeln auf, die aber in der Regel nach kurzer Zeit wieder von selbst verschwinden.
Ohrgeräusche können aber auch manchmal auf Erkrankungen oder schwere Erkrankungen hinweisen. Zu diesen Ohrenkrankheiten gehören beispielsweise die Mittelohrentzündung, die Gehörgangsentzündung, die Menière-Krankheit, der Paukenerguss, der Hörsturz oder das Cholesteatom. Zudem können Ohrgeräusche auf einen beginnenden Hörverlust hinweisen.
Besonders wenn Sie zu den Ohrgeräuschen weitere Symptome wie Ohrenschmerzen, Fieber, Schwindel oder eine Hörminderung bemerken, oder wenn die Ohrgeräusche nicht von alleine wieder verschwinden, sollten Sie daher unbedingt zu einem HNO-Arzt gehen. Dieser kann mit Ihnen die angemessene Behandlung besprechen.
Ohrgeräusche oder Tinnitus?
Entgegen der häufigen Annahme handelt es sich bei Ohrgeräuschen nicht immer um Tinnitus. Von Tinnitus spricht man nämlich erst dann, wenn es sich um anhaltende Ohrgeräusche handelt, das heißt, wenn diese nicht nur temporär, sondern über einen längeren Zeitraum hinweg auftreten.
Die Auslöser von Tinnitus können dabei sehr unterschiedlich sein, denn was viele Leute ebenfalls nicht wissen: Bei Tinnitus handelt es sich um ein Symptom und nicht um eine Krankheit.
Aber im Gegensatz zu “normalen” Ohrgeräuschen verschwinden die Tinnitus-Geräusche nicht wieder. Sie bleiben dauerhaft. Und außerdem lassen sich die Ohrgeräusche bei Tinnitus keiner bestimmten Quelle zuordnen, denn sie kommen nicht “von außen”, sondern entstehen im Inneren des Gehörs der Betroffenen. So ist Tinnitus nur schwer zu behandeln und kann zudem sehr belastend sein, sowohl körperlich als auch psychisch.
Ursachen für Ohrgeräusche
Ähnlich wie bei Ohrenschmerzen können auch die Gründe, Ursachen oder Auslöser für Ohrgeräusche sehr unterschiedlich sein. Einige Auslöser finden Sie im Folgenden:
- Lärm: Besonders häufig ist der Grund für Ohrgeräusche Lärm. Sind wir beispielsweise zu lange zu lauten Geräuschen wie Musik, Verkehrs- oder Baustellenlärm ausgesetzt, bemerken wir oft im Anschluss Piepen, Dröhnen oder Rauschen. Zudem kann es vorkommen, dass Lärm die Hörschnecke im Innenohr schädigt und so ein Tinnitus entsteht.
- Stress: Innere Unruhe, Angst und Stress können sich in unterschiedlichen körperlichen Symptomen widerspiegeln, darunter auch Ohrgeräusche.
- Krankheiten: Ohrgeräusche gehören auch zu den Symptomen vieler Ohrenkrankheiten oder -verletzungen wie zum Beispiel Hörsturz, Mittelohrentzündung, Gehörgangsentzündung oder Otosklerose, bei der es zu Veränderungen der Knochenstrukturen im Bereich des Innenohrs und Mittelohres kommt, die die Übertragung von Geräuschen beeinträchtigen. Aber auch bei Erkältungen, Grippe oder Corona können Ohrgeräusche als Symptome auftreten.
- Beeinträchtigungen der Halswirbelsäule: Neben verschiedenen Krankheiten sollen zudem Muskelverspannungen Auslöser von Ohrgeräuschen sein – vor allem Ohrgeräuschen durch Nackenverspannung werden deshalb aktuell noch erforscht.
- Bluthochdruck: Bluthochdruck gilt ebenfalls als Ursache für Ohrensausen. So kann Bluthochdruck nämlich die Blutversorgung im Innenohr verschlechtern. Ein pulsierendes Geräusch im Ohr hingegen kann ein erstes Symptom für Bluthochdruck sein und sollte am besten von einer Ärztin oder einem Arzt gecheckt werden.
- Ohrgeräusche nach Operation: Viele Patientinnen und Patienten bemerken auch Ohrgeräusche nach einer Operation. Gründe dafür können zum Beispiel erhöhter Blutdruck, Stress und Angst im Zusammenhang mit der Operation oder bei einer Ohren-OP auch die Tamponade im Ohr sein. Wichtig ist es, die behandelnde Ärztin oder den Arzt über Ohrgeräusche zu informieren, um mögliche Verletzungen des Innenohrs auszuschließen.
- Medikamente: Auch die Einnahme bestimmter Medikamente kann eine Ursache für Ohrensausen sein. Deshalb ist es wichtig, dass Sie diese Ihrem Arzt bei der Untersuchung unbedingt mitteilen.
Hörverlust: Bei einem Hörverlust werden Signale vom Ohr zum Gehirn nicht mehr korrekt übertragen oder verarbeitet. Ursachen können zum Beispiel Schäden an den Haarzellen im Innenohr oder Probleme im Hörnerv sein. Diese beschädigten Haarzellen können dazu führen, dass bestimmte Töne und Frequenzen nicht mehr oder “falsch” übermittelt werden.

Ohrgeräusche was tun?
Wenn Sie Ohrgeräusche bemerken, ist es zunächst einmal wichtig, diese nicht zu ignorieren und genau zu beobachten. Sollten sich die Symptome unabhängig von der Ausprägung nicht bessern, ist es immer wichtig, eine HNO-Ärztin oder einen HNO-Arzt zu Rate zu ziehen. Diese können die richtige Diagnose stellen und ggf. die passende Therapie festlegen.
Sollte bei Ihnen ein chronischer Tinnitus diagnostiziert werden, gibt es einige Hilfsmittel und Maßnahmen, die helfen können, die Symptome zu lindern, Ohrgeräusche zu reduzieren und so die Lebensqualität zu verbessern.
Dazu gehören unter anderem
- Hörgeräte: Ohrgeräusche oder Tinnitus können mit Hörgeräten behandelt werden. Meist kommen dazu spezielle Hörgeräte mit einem sogenannten Tinnitus Noiser oder Tinnitus Masker zum Einsatz. Diese Rauschgeneratoren erzeugen ein “weißen Rauschen”, ein gleichmäßiges Rauschen, das den Tinnitus überlagert.
- Tinnitus-Apps: Mittlerweile gibt es verschiedene Apps für Smartphone und Tablet, die Tinnitus-Patienten helfen sollen. Sie bieten zum Beispiel Information, Entspannungsübungen, Meditation und Klangtherapie, oder filtern die persönliche Tinnitus-Frequenz aus der eigenen Lieblingsmusik für die individuelle Therapie.
- Medikamente: Bei der Behandlung von Ohrgeräuschen und Tinnitus können zudem verschiedene durchblutungsfördernde und entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz kommen. Die Medikation wird vom HNO-Arzt festgelegt.
- Hausmittel bei Ohrgeräuschen: Zur Prävention von Ohrenproblemen empfiehlt sich wie so oft eine gesunde, ausgewogene Ernährung. Zudem gibt es ein paar Lebensmittel, die auch bei Ohrensausen Linderung versprechen, zum Beispiel Ingwer und Knoblauch, die die Durchblutung fördern, oder Lebensmittel mit entzündungshemmenden Eigenschaften wie Kurkuma oder Zwiebeln.
- Entspannung und Ruhe: Da Stress ein Auslöser für Ohrgeräusche sein kann, sind Ruhe und Entspannung ein weiteres Mittel, diese zu reduzieren. Verschiedene Techniken und Übungen, zum Beispiel Meditation, Yoga und autogenes Training sind Möglichkeiten, wie man sogar Entspannung aktiv lernen kann.
Audiotherapie: Im Rahmen einer Audiotherapie bei einem Audiotherapeuten lernt man, wie man mit der Hörminderung oder den Ohrgeräuschen umgehen kann, lernt neben Tipps und Tricks auch technische Hilfsmittel etc. kennen.
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