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Hyperakusis: Was tun bei Geräuschüberempfindlichkeit?

Inhaltsverzeichnis
Sehr laute Gespräche oder Musik, Straßen- oder Baustellenlärm empfinden die meisten Menschen als unangenehm. Doch was, wenn selbst Geräusche in “normaler” Lautstärke plötzlich zu einer Belastung werden?
Menschen mit einer Hyperakusis haben genau dieses Problem. Was genau das ist, welche Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten es gibt und Antworten auf häufige Fragen zum Thema finden Sie im Folgenden.
Was ist eine Hyperakusis?
Das Wort Hyperakusis stammt aus dem Griechischen und leitet sich ab von “hyper” = “über” und “akusis” = “ich höre”. Es bezeichnet eine krankhafte Überempfindlichkeit gegenüber Schall. Man spricht auch von einer Geräuschüberempfindlichkeit.
Meist handelt es sich dabei um Umwelt- oder Alltagsgeräusche, laute Stimmen oder Gespräche. Bereits ab einer Lautstärke von 50 bis 60 dB, was der normalen Gesprächslautstärke entspricht, empfinden Betroffene Geräusche als unangenehm bis hin zu sehr belastend oder sogar schmerzhaft. Von anderen Menschen werden diese Geräusche noch nicht als unangenehm empfunden.
Schätzungen zufolge sind allein in Deutschland etwa eine halbe Million Menschen von Hyperakusis betroffen. Dennoch ist diese Krankheit noch nicht vollständig erforscht.
Symptome einer Hyperakusis
Die Symptome einer Hyperakusis gestalten sich je nach Person und Ausprägung recht unterschiedlich. Unter anderem kommt es bei Betroffenen zu
- Angst vor vermeintlich lauten Geräuschen
- Reaktionen des Erschreckens
- Veränderungen des Blutdrucks
- Schweißausbrüchen
- innerer Unruhe und Panik
- Herzrasen
- Ohrenschmerzen
- Kopfschmerzen
- Verspannungen
Sollten Sie eins oder mehrere dieser Symptome bei sich bemerken, ist es ratsam, eine Hals-Nasen-Ohren-Ärztin oder einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufzusuchen.
Ursachen: So entsteht eine Hyperakusis
Bei Menschen mit einer Hyperakusis wird eine Störung der Hörverarbeitung angenommen. Obwohl die Ursachen noch nicht umfassend geklärt sind, geht die Forschung davon aus, dass diese Störung im auditorischen System im Gehirn liegt, dem Bereich, der für die auditive Wahrnehmung, also das Hören, zuständig ist. Folglich werden bestimmte Geräusche im Gehirn nicht richtig verarbeitet.
Die Ursachen für eine Hyperakusis sind sehr unterschiedlich. Oft ist sie ein Symptom anderer Krankheiten oder psychischer Störungen.
So tritt eine Hyperakusis beispielsweise häufig bei einer Innenohr-Schwerhörigkeit auf. Ebenfalls typisch ist eine Hyperakusis aufgrund von psychischem Stress und Überlastung oder bei Depressionen, Angststörungen etc. Mit der Behandlung der Ursachen, also der zugrunde liegenden Erkrankung, wird oft auch die Geräuschüberempfindlichkeit wieder gemindert.
Zudem ist die Hyperakusis eine sehr häufige Begleiterscheinung bei Tinnitus. Der Tinnitus ist aber nicht die Ursache für die Geräuschempfindlichkeit. Stattdessen sind beide Symptome vermutlich auf dieselbe Störung im Gehirn zurückzuführen.
Weitere Ursachen für eine Geräuschüberempfindlichkeit können übermäßiger Alkoholkonsum, Nebenwirkungen von bestimmten Medikamenten, Epilepsie, Migräne, Nervenschäden und Gesichtslähmung oder ein Hörsturz sein.

Hyperakusis-Diagnose
Die Diagnose einer Hyperakusis erfolgt immer durch eine HNO-Ärztin oder einen HNO-Arzt. Diese stellen anhand verschiedener Hörtests und Untersuchungen fest, ob eine Überempfindlichkeit vorliegt. Dazu wird häufig auch ein sogenanntes “Unbehaglichkeitsschwellen-Audiogramm” erstellt. Mit diesem wird geprüft, welche Töne bei welcher Lautstärke als unangenehm empfunden werden.
Auf Basis dieser Diagnose entscheidet die Ärztin oder der Arzt über die Behandlung oder weitere Hyperakusis-Tests und Untersuchungen.
Hyperakusis-Behandlung: Diese Möglichkeiten gibt es
Eine Hyperakusis kann für Betroffene verschiedene gesundheitliche Folgen haben. Unbehandelt kann sie beispielsweise zu Schlafproblemen, verminderter Konzentration sowie weiteren Hörproblemen oder Hörverlust führen.
Zudem kann es vorkommen, dass sich Menschen mit Geräuschempfindlichkeit sozial isolieren, das heißt, sie meiden zunehmend Treffen, Veranstaltungen und Co. aus Angst vor den unangenehmen Geräuschen. Dieser Rückzug kann wiederum psychische Folgen wie Einsamkeit und Depressionen begünstigen.
Die professionelle Behandlung bei Hyperakusis ist demnach besonders wichtig. Sie richtet sich in der Regel nach den individuellen Ursachen und Bedürfnissen des Patienten – also zum Beispiel danach, ob es sich um eine eigenständige Erkrankung oder das Symptom einer anderen Krankheit handelt, ob die Geräuschempfindlichkeit körperlich oder psychisch bedingt ist, etc.
Mögliche Therapien bei einer Hyperakusis sind Verhaltenstherapien, mit denen die Auslöser der Hyperakusis erkannt werden und neue Verhaltensweisen erarbeitet werden sollen, um die Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen zu minimieren.
Bei der Geräuschexpositionstherapie sollen sich Betroffene durch die Konfrontation mit auslösenden Geräuschen in kontrollierten Umgebungen und Situationen langsam an die jeweiligen Geräusche gewöhnen und die Empfindlichkeit gegenüber diesen reduziert werden.
Auch kann bei bestimmten Geräuschüberempfindlichkeiten die sogenannte Tinnitus-Retraining-Therapie angewendet werden. Sie wurde ursprünglich zur Behandlung von Tinnitus entwickelt, um die Belastung aufgrund von Ohrgeräuschen zu reduzieren. Im Zuge dessen kommt ein sogenannter Noiser zum Einsatz, ein technisches Gerät, dass mithilfe von angenehmen Rauschgeräuschen das Gehirn vom Tinnitus ablenken soll.
Welche Therapie die geeignetste ist, und ob zusätzlich eine medikamentöse Behandlung sinnvoll ist, entscheidet immer eine Ärztin oder ein Arzt.

Hyperakusis, Phonophobie und Misophonie
Als Phonophobie wird eine Form oder ein Symptom der Hyperakusis bezeichnet. Menschen mit einer Phonophobie leiden unter einer besonderen Angst bei bestimmten Geräuschen. Diese Geräusche werden oft als sehr schlimm oder laut wahrgenommen, obwohl es sich dabei eigentlich um „normale“ Alltagsgeräusche handelt.
Eine wiederum andere Erkrankung ist die Misophonie, bei der Betroffene bei bestimmten Geräuschen eine extreme Abneigung, Wut oder Ekel empfinden.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Hyperakusis
Ob eine Hyperakusis heilbar ist, hängt immer von der individuellen Situation und dem jeweiligen zugrunde liegenden Krankheitsbild ab. Die Chancen für eine Heilung sind aber relativ hoch.
Wichtig ist jedoch, die Symptome frühzeitig zu erkennen und die richtige Behandlung zu finden. Sollten Sie Symptome einer Geräuschüberempfindlichkeit bemerken, gehen Sie also zu einer HNO-Ärztin oder einem HNO-Arzt, um weitere körperliche und psychische Probleme zu verhindern.
Die Dauer einer Hyperakusis hängt sowohl von der Ursache als auch von der Behandlung ab. Eine Therapie, Verhaltenstherapien oder Geräuschtherapie, kann je nach Patient und Situation mehrere Monate dauern. Wichtig ist auch das frühzeitige Erkennen und Behandeln der Symptome, damit die Erkrankung nicht chronisch wird.
Nein. Von der Verwendung von Ohrstöpseln bei Hyperakusis wird in der Regel abgeraten, da sie das Problem noch verschlimmern können.
Durch die von Ohrstöpseln erzeugte Stille können die Ohrgeräusche intensiviert werden. Auch das bewusste Vermeiden von Situationen, in denen unangenehme Geräusche auftreten, ist kontraproduktiv und kann die Überempfindlichkeit noch verstärken.
Wenn Sie Symptome einer Hyperakusis bemerken, Sie Angst vor lauten Geräuschen haben oder Geräusche in “normaler” Lautstärke plötzlich als sehr unangenehm empfinden, sollten Sie unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.
Zunächst empfiehlt sich der Gang zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Je nach Diagnose können auch Nervenärzte oder Psychotherapeuten die richtigen Ansprechpartner sein.
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