HÖRST
Glossar
C
Der Caloric Test überprüft die Funktion der horizontalen Bogengänge, indem mit warmem oder kaltem Wasser bzw. Luft Reize im Gehörgang gesetzt werden. Die Temperaturdifferenz erzeugt eine Konvektion der Endolymphe, die Nystagmus (unkontrollierbare Augenbewegungen) hervorruft und so die Vestibularfunktion sichtbar macht. Die Stärke und Richtung des Nystagmus liefern Hinweise auf die Unversehrtheit des Gleichgewichtsorgans und seiner zentralen Verschaltungen. Dieses Verfahren ist besonders wichtig zur Diagnose einseitiger vestibulärer Ausfälle und zur Abklärung von Schwindelsymptomen. Nebenwirkungen sind selten, können aber kurzfristig Übelkeit oder Schwindel verstärken.
Der Canalis semicircularis ist ein mit Endolymphe gefüllter knöcherner Kanal im Innenohr, der Drehbewegungen des Kopfes registriert. Jeder der drei orthogonal angeordneten Kanäle (horizontal, superior, posterior) enthält eine Sensorkapsel (Ampulle) mit Haarzellen, die bei Fluss der Flüssigkeit mechanisch gereizt werden. Diese Reize werden über den Vestibularteil des VIII. Hirnnervs an das Gehirn weitergeleitet und sind essenziell für Gleichgewicht und räumliche Orientierung. Störungen oder Blockaden in den Bogengängen, wie sie beim benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel auftreten, führen zu heftigen Schwindelanfällen. Die Kalorische Prüfung und Video‑Nystagmographie sind Standardmethoden, um ihre Funktion zu testen.
Der Musculus capitis transversus, auch Teil des tiefen Nackenmuskels, setzt am Processus mastoideus an und stabilisiert Kopfbewegungen. Seine Anspannung kann indirekt den Druck im Mittelohr beeinflussen, da der Schädelknochen leichte Verformungen überträgt. In der postaurikulären Region gelegene Verspannungen dieses Muskels werden gelegentlich mit Ohrenschmerzen und Tinnitus assoziiert. Manuelle Therapie und physiotherapeutische Dehnübungen lösen muskuläre Dysbalancen und lindern Begleitsymptome. In der klinischen Untersuchung achtet der Therapeut auf Ausstrahlung von Schmerzen Richtung Ohr.
Ein cartilaginäres Ohrpassstück ist eine individuelle Otoplastik aus flexiblem Material, das in den Gehörgang eingesetzt wird und Hörgeräteteile dicht abschließt. Es überträgt Schall optimal an das Innengerät und verhindert Rückkopplungen. Durch die weiche Beschaffenheit passt es sich der Ohrform an und bietet Tragekomfort über lange Stunden. Hygienische Reinigung und regelmäßiger Austausch sind wichtig, um Cerumenablagerung und Hautreizungen zu vermeiden. Maßgefertigte Passstücke verbessern Klangqualität und Sprachverständlichkeit deutlich.
Der cerebrale Hörverlust resultiert aus Schädigungen zentraler Hörbahnen oder Hörrinde, nicht jedoch aus Problemen im Ohr selbst. Ursachen können Schlaganfall, Tumoren oder traumatische Hirnverletzungen sein. Betroffene haben häufig normales peripheres Hörvermögen, leiden aber unter schlechter Sprachverständlichkeit und zentralen Verarbeitungsstörungen. Diagnostisch helfen evozierte Potentiale (AEP) und bildgebende Verfahren wie MRT. Rehabilitation umfasst spezielles Hörtraining, das neuronale Plastizität fördert.
Cerumen, auch Ohrenschmalz genannt, ist eine schützende Mischung aus Absonderungen der Cerumendrüsen und abgestorbenen Hautzellen im äußeren Gehörgang. Es fängt Staub und Keime ab und verhindert Infektionen, indem es antimikrobielle Substanzen enthält. Normale Selbstreinigung erfolgt durch Kieferbewegungen beim Sprechen und Kauen. Übermäßige Cerumenbildung kann jedoch den Gehörgang verstopfen und zu Hörminderung, Juckreiz oder Entzündungen führen. Bei Pfropfbildung entfernt der HNO-Arzt das Cerumen schonend unter Sicht.
Cerumen obturans beschreibt eine kompakte Ohrenschmalzpfropf, die den Gehörgang nahezu vollständig verschließt. Sie entsteht durch übermäßige Produktion oder falsche Reinigung, z. B. mit Wattestäbchen. Symptome sind Hörminderung, Druckgefühl und gelegentlich Tinnitus. Die Entfernung erfolgt mikro-skopisch oder durch Spülung mit lauwarmem Wasser. Regelmäßige Kontrolle und prophylaktische Tropfen verhindern Rezidive.
Cerumenmanagement umfasst Techniken zur sicheren Entfernung von Ohrenschmalz, zum Beispiel manuelle Mikroabsaugung, Spülung oder cerumenlösende Tropfen. Ziel ist die Wiederherstellung der Gehörgangsoffenheit ohne Trommelfellverletzung. Fachgerechtes Management reduziert Komplikationen wie Cerumen obturans oder Fremdkörper im Ohr. Audiologische Kontrollen vor und nach dem Eingriff sichern den Therapieerfolg. Patienten erhalten Anleitung zur schonenden Eigenpflege.
Der Ductus cochlearis ist der mit Endolymphe gefüllte knöcherne Gang in der Cochlea, in dem sich das Corti‑Organ befindet. Er trennt Scala vestibuli und Scala tympani und ermöglicht durch die Basiliarmembran die Frequenzanalyse. Schwingungen der Endolymphe versetzen die Membran in Bewegung und stimulieren Haarzellen. Schäden am Ductus cochlearis führen zu sensorineuralem Hörverlust und beeinträchtigen Tonotopie. Histologische Studien untersuchen Regenerationspotenzial dieser Struktur.
Die Chorda tympani ist ein Ast des Nervus facialis, der Geschmackssinn aus den vorderen zwei Dritteln der Zunge vermittelt und durch die Paukenhöhle zieht. Während Otitis media oder Mittelohrchirurgie kann der Nerv irritiert werden, was zu Geschmacksstörungen (Dysgeusie) führt. Meist klingen Symptome nach Abheilung oder Entfernen von Entzündungsreizen ab. Chronische Läsionen erfordern neurologische Abklärung. Die Funktion der Chorda tympani wird häufig bei geschmacksbezogenen Beschwerden getestet.
Chorda‑Myositis bezeichnet eine Entzündung der Muskulatur um die Chorda tympani oder angrenzende Strukturen im Mittelohr. Sie kann Schmerzen, Tinnitus und vorübergehende Hörminderung verursachen. Ursachen sind meist virale Infektionen oder Autoimmunreaktionen. Behandlung erfolgt mit entzündungshemmenden Medikamenten und Physiotherapie. Differentialdiagnostisch sind Otitis media und Neuralgien auszuschließen.
Chronische Otitis ist eine lang andauernde Entzündung des Mittelohrs, oft mit Trommelfellperforation und wiederkehrenden Ergüssen. Symptome sind chronischer Ausfluss (Otorrhoe), Hörminderung und gelegentlich Schmerzepisoden. Therapie umfasst chirurgische Sanierung, Tympanoplastik und Antibiotikatherapie. Langzeitkontrollen verhindern Komplikationen wie Cholesteatom. Audiometrie dokumentiert die Entwicklung der Hörfunktion.
Ein CIC‑Hörgerät (Completely‑in‑Canal) sitzt vollständig im Gehörgang und ist nahezu unsichtbar. Es nutzt die natürliche Schalltrichterfunktion des Außenohrs und bietet guten Tragekomfort. Aufgrund der kleinen Bauform sind Reichweite und Batteriegröße limitiert, dafür ist es ideal bei leichter bis mittelschwerer Schwerhörigkeit. Anpassung erfordert exakten Ohrabdruck und Feintuning durch den Akustiker. Regelmäßige Reinigung ist wichtig, um Cerumenablagerungen zu vermeiden.
Die Cochlea (Schnecke) ist das spiralige Innenohrorgan, in dem Schall in neuronale Signale umgewandelt wird. Auf ihrer Basiliarmembran sitzen Haarzellen, die je nach Auslenkungsort unterschiedliche Frequenzen kodieren. Sensorische Transduktion erfolgt durch mechano‑elektrische Umwandlung in den Haarzellen. Schäden der Cochlea sind Hauptursache für sensorineuralen Hörverlust. Forschung an Cochlea‑Regeneration zielt auf Wiederherstellung verlorener Haarzellen ab.
Ein Cochlea‑Implantat ist eine elektronische Innenohrprothese, die Schallsignale in elektrische Impulse umwandelt und direkt an den Hörnerv abgibt. Es besteht aus externem Sprachprozessor und implantierter Elektrodenschiene. CI ermöglicht gehörlosen oder hochgradig schwerhörigen Patienten Sprachverständnis, oft bereits nach kurzer Rehabilitationsphase. Indikation stellt multidisziplinäres Team nach Audiometrie und MRT. Sprachtraining und Anpassung des Prozessors sind entscheidend für den Erfolg.
Cochleaplastik bezeichnet chirurgische Eingriffe an der Cochlea, etwa zur Entfernung von Cholesteatomen oder zur Implantat‑Platzierung. Der Zugang erfolgt meist über das Rundfenster oder eine Cochleotomie. Ziel ist Erhalt oder Wiederherstellung der Funktion bei Mittelohr‑ und Innenohrerkrankungen. Postoperative Audiometrie kontrolliert Hörgewinn und Komplikationsfreiheit.
Cochleäre Totzonen sind Bereiche auf der Basiliarmembran ohne funktionsfähige Haarzellen, verursacht durch Lärm, Alter oder Ototoxine. Sie zeigen sich als horizontale Lücken im Audiogramm und beeinträchtigen Sprachverständnis. Totzonen sind irreversibel, Therapie zielt auf Kompensation durch Hörgeräte oder CI. Mapping‑Strategien bei CI berücksichtigen Totzonen für optimale Stimulation.
Der cochleäre Nucleus im Hirnstamm ist die erste zentrale Station der Hörbahn, in der Hörnervfasern enden. Er gliedert sich in ventralen und dorsalen Teil mit unterschiedlichen Aufgaben in Zeit‑ und Frequenzanalyse. Von hier aus ziehen Signalbahnen zu höheren Hörzentren und zum Kleinhirn. Läsionen führen zu zentralen Hörverarbeitungsdefiziten. Elektrodenstimulation im Nucleus wird bei Hirnstammimplantaten genutzt.
Der biologische cochleäre Verstärker entsteht durch Aktivität der äußeren Haarzellen, die mechanische Rückkopplungen erzeugen und somit die Empfindlichkeit und Frequenzselektivität der Cochlea erhöhen. Dieser aktive Prozess verstärkt leise Töne um bis zu 50 dB und schärft die Tonauflösung. Schäden an äußeren Haarzellen führen zu breitbandigem Hörverlust und reduzierter Sprachaudiometrie‑Leistung. Otoakustische Emissionen messen indirekt die Funktion dieses Verstärkers.
Eine Cochleotomie ist die operative Eröffnung der Cochlea, meist zur Fixation von CI‑Elektroden im inneren Hohlraum. Der Zugang erfolgt vorsichtig am Rundfenster, um Restgehör zu erhalten. Präzise Chirurgie minimiert Trauma und Erhalt von Strukturen für eventuelle Restfunktion. Postoperativ wird die Elektrode per Röntgen und Audiometrie kontrolliert. Komplikationen wie Perilymphleck erfordern sofortige Revision.
Die Commissura inferior ist eine Nervenbahn, die linke und rechte Colliculi inferiores im Mittelhirn verbindet und so binaurale Verarbeitung von Schallinformationen unterstützt. Sie ermöglicht die Integration von Zeit‑ und Pegeldifferenzen beider Ohren für Richtungshören. Läsionen führen zu Störungen der Lokalisation und vermindertem Sprachverstehen in komplexen akustischen Situationen. Tierexperimentelle Studien untersuchen ihre Rolle bei auditiver Plastizität.
Die Compliance des Mittelohrs beschreibt die Beweglichkeit von Trommelfell und Gehörknöchelchenkette bei Druckänderungen. Sie wird mit Tympanometrie gemessen und in ml oder mmho angegeben. Niedrige Compliance weist auf Versteifung (z. B. Otosklerose) hin, hohe auf Trommelfellperforation. Die Compliance-Kurve hilft, Mittelohrerkrankungen zu differenzieren. Behandlungsentscheidungen bei Tympanoplastik oder Stapes‑Chirurgie basieren auf Compliance-Daten.
Die Bindegewebsschicht des Trommelfells liegt zwischen Haut- und Schleimhautschicht und verleiht ihm Stabilität und Elastizität. Sie besteht aus kollagenen Fasern, die Schwingungseigenschaften optimieren. Verletzungen dieser Schicht, etwa bei Perforationen, beeinträchtigen die Klangleitung und erfordern chirurgische Rekonstruktion. In der Tympanoplastik wird diese Schicht durch Transplantate ersetzt. Histologische Untersuchungen zeigen Regenerationsfähigkeit unter bestimmten Bedingungen.
Das Corti‑Organ sitzt auf der Basiliarmembran und enthält innere und äußere Haarzellen, die Schall in elektrische Signale umwandeln. Innere Haarzellen sind primäre Sinneszellen, äußere fungieren als cochleärer Verstärker. Die mechanische Bewegung der Tektorialmembran reizt die Haarzellen, deren Stereocilien elektrochemische Reize erzeugen. Schädigung führt zu sensorineuralem Hörverlust und verminderter Frequenzauflösung. Forschung zielt auf Zellregeneration mittels Gentherapie.
Die Entwicklung des Corti‑Organs beginnt embryonal und ist bis zur Geburt weitgehend abgeschlossen. Kritische Phasen umfassen Differenzierung von Haarzellen und neuronaler Verschaltung zum Hörnerv. Störungen in dieser Phase führen zu angeborener Schwerhörigkeit. Tiermodelle zeigen, dass Wachstumsfaktoren Regeneration anregen könnten. Verständnis der Entwicklungsbiologie ist Schlüssel für zukünftige Therapien.
Die Corti’sche Membran trennt Scala media und Scala tympani innerhalb der Cochlea und trägt das Corti‑Organ. Ihre Steifigkeit variiert entlang der Cochlea und ermöglicht die tonotopische Frequenzanalyse. Veränderungen durch Alter oder Lärm beeinflussen Membranmechanik und Hörschwelle. Histologische Färbungen zeigen Mikrostrukturen und Pathologien. Reparaturansätze prüfen Biomaterialien zur Membranregeneration.
Cortical Auditory Evoked Potentials (CAEP) sind langsame Hirnantworten auf Schallreize, gemessen im auditorischen Kortex. Sie geben Auskunft über kortikale Verarbeitung von Tönen und Sprache. CAEP werden bei pädaudiologischen Abklärungen und zentralen Hörstörungen eingesetzt. Latenz und Amplitude der Wellen erlauben Rückschlüsse auf Reizverarbeitungsgeschwindigkeit. Klinische Anwendung umfasst Monitoring bei CI‑Trägern.
Corticale Plastizität beschreibt die Fähigkeit des auditorischen Kortex, sich strukturell und funktionell an veränderte Reize anzupassen. Nach Hörverlust oder CI‑Implantation reorganisieren sich neuronale Netzwerke, um Restgehör optimal zu nutzen. Training und Rehabilitation fördern plastische Prozesse und verbessern Sprachverständnis. Bildgebende Studien (fMRI) zeigen kortikale Umstrukturierungen nach Hörtherapie. Plastizität nimmt mit dem Alter ab, bleibt aber lebenslang vorhanden.
Der VIII. Hirnnerv leitet akustische und vestibuläre Informationen vom Innenohr zum Hirnstamm. Er verzweigt sich in cochleären und vestibulären Anteil und ist essentiell für Hören und Gleichgewicht. Läsionen führen zu einseitigem Hörverlust, Tinnitus oder Schwindel. Diagnostik erfolgt per ABR und kalorischer Prüfung. Bei Tumoren wie Akustikusneurinom ist frühzeitige chirurgische Entfernung angezeigt.
CMD bezeichnet Funktionsstörungen des Kiefergelenks, die über Muskelverspannungen zu Ohrenschmerzen, Tinnitus und Hörminderung führen können. Fehlstellungen verändern Schädelmechanik und übertragen Spannung auf den Meatus. Behandlung umfasst Physiotherapie, Schienentherapie und Myoelektrische Stimulation. Interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Zahnmedizin, HNO und Physiotherapie ist essentiell. Besserung zeigt sich oft innerhalb weniger Wochen.
Cross‑Hearing tritt auf, wenn ein Schallreiz beim audiometrischen Test vom nicht getesteten Ohr wahrgenommen wird. Dies verfälscht Messergebnisse und erschwert die Zuordnung von Hörverlusten. Maskierung mit weißem Rauschen im Gegenohr verhindert Cross‑Hearing. Korrekte Maskierung ist Standard bei Differenzialdiagnostik von Schallleitungs‑ und Schallempfindungsschwerhörigkeit. Moderne Audiometer unterstützen automatisches Maskieren.
Die Cupula ist eine gallertartige Kappe in der Ampulle jedes Bogengangs, in die Haarzellen eingebettet sind. Bewegungen der Endolymphe biegen die Cupula und reizen so die Haarzellen mechanisch. Dieses Prinzip ermöglicht die Detektion von Drehbeschleunigungen. Dysfunktionen der Cupula durch Otolithenablösungen führen zu Lagerungsschwindel. Therapie erfolgt mit Repositionsmanövern wie Epley.