HÖRST
Glossar
F
Akustisches Feedback entsteht, wenn ein Mikrofon Schall vom Lautsprecher wieder aufnimmt und erneut verstärkt, wodurch eine Rückkopplungsschleife entsteht. Dies äußert sich typischerweise als Pfeifen oder Brummen und kann die Klangqualität stark beeinträchtigen. In Hörgeräten und Beschallungssystemen werden adaptive Algorithmen eingesetzt, um Feedback in Echtzeit zu erkennen und zu unterdrücken. Mechanische Maßnahmen wie enge Otoplastiken oder Richtmikrofone minimieren ebenfalls Rückkopplungsrisiken. Ein optimal abgestimmtes System verhindert dabei hörbare Artefakte für den Nutzer.
Bei der Feldton‑Audiometrie werden kontinuierliche Töne in definierten Frequenzen und Pegeln über Kopfhörer oder Lautsprecher dargeboten, um die Hörempfindlichkeit zu bestimmen. Anders als bei Impulstastern hält der Patient einen Regler, sobald er den Ton hört, und lässt ihn los, wenn er verschwindet. So entsteht eine genaue Schwellenkurve, die Adaptationsverhalten und Hörbereich dokumentiert. Das Verfahren eignet sich besonders für Forschung und Differenzialdiagnostik seltener Hörstörungen. Moderne Geräte automatisieren den Prozess und speichern die Ergebnisse digital.
Das Felsenbein (Os petrosum) ist ein Teil des Schläfenbeins und umschließt das Innenohr sowie den Hör- und Gleichgewichtsnerv. Seine dichte Knochenstruktur schützt die empfindlichen Sinnesorgane vor mechanischen Einflüssen. Entzündungen oder Tumoren im Felsenbein können zu Hörverlust, Tinnitus und Schwindel führen. In der Bildgebung (CT, MRT) wird das Felsenbein detailliert dargestellt, um pathologische Veränderungen zu erkennen. Chirurgische Eingriffe in diesem Bereich erfordern höchste Präzision, um Nervstrukturen zu schonen.
Ein akustischer Filter selektiert bestimmte Frequenzbereiche und unterdrückt andere, um Klangspektren gezielt zu formen. In Hörgeräten kommen Mehrband‑Kompressionsfilter zum Einsatz, die Sprache hervorheben und Störgeräusche dämpfen. Filtertypen wie Hochpass, Tiefpass, Bandpass und Kerbfilter erlauben spezifische Eingriffe in das Frequenzspektrum. Die Charakteristik eines Filters wird durch Parameter wie Flankensteilheit und Güte (Q‑Faktor) beschrieben. Präzise Filterung verbessert Sprachverständlichkeit und Klangqualität.
Die Filtercharakteristik definiert, wie stark und in welchem Frequenzbereich ein Filter dämpft oder verstärkt. Sie wird grafisch im Frequenzgang dargestellt, wobei Übergangsbandbreite und Flankensteilheit entscheidend sind. In der Hörgerätetechnik legt die Filtercharakteristik fest, welche Sprachfrequenzen betont und welche Störfrequenzen unterdrückt werden. Adaptive Filter passen ihre Charakteristik dynamisch an wechselnde Hörsituationen an. Ein präzises Design verhindert Klangverfälschungen und reduziert Höranstrengung.
Die Filtergüte (Q‑Faktor) beschreibt die Schärfe eines Resonanzpeaks in einem Bandpass- oder Kerbfilter. Ein hoher Q‑Wert bedeutet enge Bandbreite mit steilen Flanken, während ein niedriger Q‑Wert breitere Übergänge ermöglicht. In Hörgeräten wird die Güte so gewählt, dass Sprachbänder klar getrennt und Störgeräusche minimiert werden. Zu hohe Güte kann jedoch Resonanzeffekte und Klangfärbung verursachen. Feinabstimmung der Q‑Faktoren ist Teil der Hörgeräteanpassung durch den Akustiker.
Die Flankensteilheit bezeichnet, wie schnell ein Filter außerhalb seines Durchlassbereichs dämpft, gemessen in dB/Oktave. Steile Flanken (z. B. 24 dB/Oktave) unterdrücken unerwünschte Frequenzen stärker, können aber zu Phasenverzerrungen führen. In Hörsystemen wählt man einen Kompromiss zwischen Dämpfungswirkung und natürlichem Klang. Flankensteilheit beeinflusst auch das Übersprechen benachbarter Filterbänder. Adaptive Systeme variieren die Flankensteilheit situativ, um optimale Sprachverständlichkeit zu erzielen.
Eine FM‑Anlage überträgt Sprachsignale drahtlos per UKW-Funk von einer Sendeeinheit (Lehrer‑Mikrofon) direkt zum Empfänger im Hörgerät. Dies verbessert das Sprachverstehen in lauten Umgebungen oder großen Räumen, da Umgebungsgeräusche ausgeblendet werden. FM‑Empfänger sind häufig in Hörgeräten integriert oder als Zubehör erhältlich. Reichweite und Klangqualität hängen von Senderleistung und Antennenkonzept ab. Regelmäßige Kalibrierung sichert zuverlässige Übertragung ohne Störungen.
Formanten sind resonante Frequenzbänder in Sprache, die durch Vokaltraktformung entstehen und Vokale charakterisieren. Die ersten beiden Formanten (F1, F2) sind entscheidend für die Unterscheidung von Vokalen. In der Sprachaudiometrie analysiert man Formanten, um Artikulationsstörungen zu diagnostizieren. Hörgeräte und Sprachprozessoren betonen Formanten, um Verständlichkeit zu verbessern. Spektralanalyse visualisiert Formantenlage und –breite.
Formantübergänge beschreiben die dynamische Verschiebung von Formanten beim Wechsel zwischen Sprachlauten, etwa von Konsonant zu Vokal. Sie sind wichtige akustische Hinweise für Sprachwahrnehmung und Phonemerkennung. Verzerrte oder abgeschwächte Übergänge führen zu Verstehensproblemen, besonders bei Hintergrundlärm. Audiologische Tests bewerten Formantübergänge in Echtzeit. Sprachtraining kann Wahrnehmung und Produktion dieser Übergänge verbessern.
Ein Freifeld ist ein akustisch unbegrenzter Raum ohne reflektierende Flächen, in dem Schall sich kugelförmig ausbreitet. In der Audiometrie simuliert man Freifeldbedingungen, um Hörgeräte und Lautsprecher objektiv zu testen. Messmikrofone erfassen den Schalldruck in verschiedenen Abständen zur Schallquelle. Freifeldmessungen liefern Daten für Beschallungsplanung und Raumakustik-Optimierung. In der Praxis verwendet man reflexionsarme Kammern oder Open‑Field‑Setups.
Bei Freifeldmessungen wird der Schalldruck in einem offenen, reflexionsarmen Umfeld ermittelt, um genaue Pegel‑ und Frequenzgangdaten zu erhalten. Die Anordnung von Lautsprecher und Mikrofon erfolgt in standardisierten Abständen, meist 1 m. Ergebnisse fließen in Kalibrierung von Audiometer‑Kopfhörern und Lautsprechersystemen ein. Fehlerquellen wie Bodenreflexionen werden durch Abschattung minimiert. Freifeldmessungen sind Referenz für Raum- und Produktakustik.
Frequenz bezeichnet die Anzahl der Schwingungszyklen pro Sekunde und wird in Hertz (Hz) gemessen. Im Hörbereich reicht sie typischerweise von 20 Hz bis 20 kHz, wobei Sprache vorwiegend zwischen 250 Hz und 4 kHz liegt. Frequenzanalyse ist zentral für Audiometrie, Otoakustische Emissionen und Hörgeräte‑Filterdesign. Cochlea und auditorischer Kortex sind tonotopisch organisiert, das heißt, verschiedene Frequenzen werden an unterschiedlichen Orten verarbeitet. Veränderungen der Frequenzwahrnehmung können auf cochleäre oder zentrale Störungen hinweisen.
Die Frequenzauflösung beschreibt die Fähigkeit, zwei nahe beieinanderliegende Frequenzen als getrennte Töne wahrzunehmen. Sie hängt von der Filterbandbreite und der Membranfähigkeit der Cochlea ab. Hohe Auflösung ist für Musik- und Spracherkennung essenziell, da viele Obertöne eng beieinanderliegen. In Hörgeräten werden enge Filterbänder eingesetzt, um die Frequenzauflösung zu maximieren. Psychoakustische Tests bestimmen individuelle Auflösungsgrenzen.
Ein Frequenzband ist ein definierter Bereich von Frequenzen, der von einem Filter oder Verstärker bearbeitet wird. In Mehrband-Hörgeräten teilt man das Audiospektrum oft in 4–16 Bänder, um gezielt Sprach- und Störfrequenzen zu bearbeiten. Jedes Band kann separat komprimiert, verstärkt oder gedämpft werden. Die Bandgrenzen und Bandbreiten werden an das Hörverlustprofil angepasst. Feine Abstimmung der Bänder optimiert Sprachverständlichkeit und Klangtreue.
Der Frequenzbereich gibt das gesamte Spektrum an, in dem ein System (Ohr, Mikrofon, Lautsprecher) arbeitet. Für das menschliche Ohr liegt dieser Bereich etwa zwischen 20 Hz und 20 kHz, mit individueller Variabilität und Altersabhängigkeit. Hörgeräte decken typischerweise 100 Hz bis 8 kHz ab, um Sprache optimal zu verstärken. Frequenzbereiche werden in Audiogrammen und technischen Spezifikationen ausgewiesen. Einschränkungen im Frequenzbereich wirken sich direkt auf Klangqualität und Verständlichkeit aus.
Der Frequenzgang zeigt die Verstärkung oder Dämpfung eines Systems über das Frequenzspektrum. In der Hörgerätetechnik dokumentiert er, wie verschiedene Frequenzen im Ausgangssignal angepasst werden. Ein linearer Frequenzgang reproduziert das Eingangssignal unverzerrt, komprimierte Ganglinien verbessern Sprachanteile. Messungen im Freifeld oder mit künstlichem Ohr liefern exakte Kurven. Klinische Anpasssoftware visualisiert Frequenzgang und erlaubt Feintuning.
Frequenzmodulation (FM) ändert die Trägerfrequenz eines Signals in Abhängigkeit eines Modulationssignals, etwa Sprache. FM-Anlagen in der Hörakustik übertragen Audiosignale drahtlos mit hoher Störsicherheit. FM-Receivers in Hörsystemen decodieren das modulierte Signal und verbessern Sprachverständlichkeit in geräuschvoller Umgebung. Technische Parameter wie Modulationsindex und Bandbreite bestimmen Übertragungsqualität. FM ist Standard in Schulen und Konferenzanlagen für Schwerhörige.
Frequenzselektivität beschreibt die Fähigkeit des Ohrs oder Filters, einzelne Frequenzen getrennt zu verarbeiten. In der Cochlea entsteht sie durch tonotopische Abstimmung der Basiliarmembran. Hörgeräte versuchen, Selektivität nachzubilden, indem sie enge Filterbänder nutzen. Verlust der Selektivität führt zu breiterem Masking und schlechterem Sprachverstehen. Psychoakustische Tests messen Selektivität über Maskierungsparadigmen.
Frequenzverzerrung tritt auf, wenn ein System bestimmte Frequenzen ungleichmäßig verstärkt oder dämpft, wodurch das Klangspektrum verändert wird. Ursachen können nichtlineare Filter, Übersteuerung oder Membranschäden sein. In Hörgeräten wird Verzerrung minimiert durch lineare Verstärkungsstufen und Feedback-Unterdrückung. Messungen mit Sinus-Sweeps und Spektralanalyse quantifizieren Verzerrungen. Hohe Verzerrungen beeinträchtigen Natürlichkeit und Sprachverständlichkeit.
Eine Frequenzweiche teilt ein Audiosignal in mehrere Bänder auf, um sie getrennt zu verstärken oder zu filtern. In Mehrkanal-Hörgeräten ermöglicht sie differenzierte Kompression und Rauschunterdrückung pro Band. Passive Weichen arbeiten mit Spulen und Kondensatoren, aktive mit elektronischen Filtern. Die Flankensteilheit und Filtergüte bestimmen die Trennschärfe zwischen Bändern. Präzise Weichen verhindern Übersprechen und Phasenfehler.
Funktionelle Hörstörungen liegen vor, wenn kein organischer Schaden nachweisbar ist, das Hörverhalten aber beeinträchtigt ist. Ursachen sind oft psychisch, etwa Stress oder Aufmerksamkeitsstörungen. Symptomatisch zeigen sich Schwankungen der Hörschwelle und Diskrepanz zwischen Test- und Alltagsleistung. Diagnostik kombiniert objektive Messungen (OAE, AEP) mit Verhaltensaudiometrie. Therapie umfasst psychologische Unterstützung und habituelles Hörtraining.
Funktionstests prüfen spezifische Aspekte der Hör- und Gleichgewichtsfunktion, etwa Stapediusreflex, Tubenfunktion oder vestibuläre Reize. Sie ergänzen Audiogramme um informationen zur mechanischen und zentralen Verarbeitung. Standardtests sind Tympanometrie, VEMP und Kalorische Prüfung. Ergebnisse fließen in differenzierte Diagnosen und Therapiepläne ein. Moderne Testsysteme automatisieren Abläufe und liefern reproduzierbare Daten.