HÖRST
Glossar
J
Der Jakobson‑Effekt beschreibt die verbesserte Wahrnehmung von Sprachlauten durch kurzzeitige Fokussierung auf deren akustische Merkmale, ähnlich dem phonemischen „Hineinhören“. Er tritt auf, wenn Hörer aktiv auf bestimmte Frequenzbereiche achten und so Nuancen in Konsonanten und Vokalen deutlicher erkennen. Dieser Effekt wird in der Sprachtherapie genutzt, um Artikulationsschwächen zu behandeln. Audiologische Trainingsprogramme verstärken den Effekt durch gezielte Übung einzelner Phoneme. Neurophysiologische Messungen zeigen erhöhte kortikale Aktivität in auditorischen Arealen während des Jakobson‑Effekts.
Die Jarisch‑Herxheimer‑Reaktion ist eine akute Entzündungsreaktion nach Absterben von Bakterien, die selten auch im Innenohr auftreten kann, wenn ototoxische Antibiotika Bakterien in der Cochlea abtöten. Dabei werden Toxine freigesetzt, die kurzfristig Schwindel, Tinnitus und Hörverschlechterung verschlimmern. Die Reaktion setzt meist wenige Stunden nach Therapiebeginn ein und klingt innerhalb von 24–48 Stunden ab. Symptomatisch werden Steroide und Antioxidantien verabreicht, um Entzündung und oxidative Schäden zu mindern. Kenntnis dieses Effekts ist wichtig, um iatrogenen Schaden nicht mit Therapieversagen zu verwechseln.
Der Jensen‑Test ist ein Sprachverständlichkeitstest, bei dem Sätze oder Wörter in unterschiedlichen Signal‑zu‑Rausch‑Verhältnissen präsentiert werden. Er misst die minimalen Verhältnisse, bei denen Sprache noch verstanden wird, und quantifiziert die Hörleistung in realistischen Lärmsituationen. Ergebnisse helfen, Hörgeräte‑Programme auf Alltagsbedingungen abzustimmen. Testvarianten nutzen stationäres Rauschen oder Mehrsprecherszenarien. Der Jensen‑Test ist etabliert in der Pädakustik und Erwachsenenrehabilitation.
Der Jet‑Noise‑Effekt beschreibt das breite Frequenzspektrum und hohe Schalldruckpegel, die von Düsentriebwerken erzeugt werden. Besonders tiefe und mittlere Frequenzen reisen über große Entfernungen und können in der Umgebung starker Flughäfen zu Schlafstörungen und Hörstress führen. Schallmessungen ermitteln Emissionspegel, um Lärmschutzwände und Anflugrouten zu optimieren. Präventiv werden lärmarme Triebwerkstechnologien und Betriebszeitenregelungen eingesetzt. Langzeitstudien dokumentieren Auswirkungen auf das Gehör und die Lebensqualität Anwohner.
Jucken im Gehörgang ist ein häufiges Symptom bei trockener Haut, Ekzemen oder allergischen Reaktionen auf Ohrpassstücke. Es kann zu Kratzverletzungen und sekundären Infektionen führen, wenn Patienten mit Wattestäbchen oder Fingern hineingreifen. Behandlung umfasst feuchtigkeitsspendende Ohrentropfen, kortikosteroidhaltige Salben und Anpassung der Otoplastikmaterialien. Bei chronischem Juckreiz wird eine dermatologische Abklärung empfohlen. Audiologen beraten zur Hautpflege und hygienischen Reinigung von Hörgeräten.
Unter Jugendohr versteht man das Ohr eines Kindes oder Jugendlichen, das sich anatomisch und funktionell noch in der Entwicklung befindet. Gehörgang, Trommelfelldicke und Knochenstruktur unterscheiden sich von Erwachsenen und beeinflussen akustische Messungen. Audiologische Tests und Hörgeräteanpassungen müssen altersgerecht kalibriert sein. Pädaudiologische Programme berücksichtigen Sprachentwicklungsphase und Compliance. Langzeitmonitoring stellt sicher, dass Hörverlustdiagnosen früh erkannt und behandelt werden.
Der Jugularissinus‑Druck im Mastoidbereich kann über Valsalva‑Manöver oder Drucksonden indirekt auf den intrakraniellen und labyrinthären Druck schließen lassen. Er beeinflusst venöse Drainage des Innenohrs und kann bei erhöhtem Druck zu Tinnitus oder Schwindel führen. Klinisch wird er bei Verdacht auf venöse Malformationen oder Hydrocephalus geprüft. Bildgebung und Doppler-Ultraschall ergänzen die Druckmessung. Therapeutisch können entlastende Maßnahmen wie Diuretika oder chirurgische Shunts indiziert sein.
Die Just‑Noticeable Difference ist die kleinste wahrnehmbare Änderung eines akustischen Reizes, etwa Frequenz oder Lautstärke, die ein Hörer gerade noch detektieren kann. Sie wird psychoakustisch ermittelt, indem Reize mit minimalen Differenzen dargeboten werden. JND-Werte variieren mit Frequenz, Basispegel und individuellem Hörzustand. Sie sind wichtig für Filterdesign und Kompressionsparameter in Hörgeräten. Kleine JND ermöglichen feine Klangabstufungen, große JND können Sprachverständnis einschränken.