HÖRST
Glossar
S
Schall ist eine mechanische Welle aus Druck- und Dichteschwankungen, die sich in elastischen Medien wie Luft oder Flüssigkeit fortpflanzt. Frequenz und Amplitude dieser Wellen bestimmen Tonhöhe und Lautstärke, die das menschliche Ohr über mechanische und neuronale Transduktion wahrnimmt. Schall wird in der Audiologie genutzt, um Hörfähigkeit zu testen (Audiometrie) und Hörgeräte zu kalibrieren. Zu hohe Schalldruckpegel können Haarzellenschäden und Lärmschwerhörigkeit verursachen. Technische Anwendungen reichen von Ultraschalldiagnostik bis Raumakustik und Lärmschutz.
Schallabsorption ist die Umwandlung von Schallenergie in Wärme beim Auftreffen auf absorbierende Materialien. Absorber wie Mineralwolle oder Akustikschaum reduzieren Nachhallzeit und Reflexionen in Räumen. Der Absorptionsgrad wird über den Absorptionskoeffizienten α (0–1) pro Frequenz gemessen. In Hörräumen und Beschallungssystemen sorgt gezielte Absorption für bessere Sprachverständlichkeit. Messungen erfolgen in Reflexionskammern oder per Impulsantwortanalyse vor Ort.
Schalladaption bezeichnet die Anpassung des auditorischen Systems an anhaltende Reize, wodurch die Wahrnehmung von kontinuierlichem Schall mit der Zeit abnimmt. Sie schützt vor Reizüberflutung und ermöglicht Fokussierung auf neue Signale. Adaptionseffekte zeigen sich in verschobenen Lautheitsempfindungen und veränderten Hörschwellen bei Dauerton. In der Hörgerätetechnik werden Adaptionseigenschaften bei Kompressionsalgorithmen berücksichtigt, um Klangnatürlichkeit zu erhalten. Störungen der Adaption können zu Hyperakusis oder auditiver Ermüdung führen.
Schallausbreitung beschreibt, wie sich Schallwellen in einem Medium ausbreiten, beeinflusst von Geschwindigkeit, Dämpfung und Reflexion. In Luft beträgt Schallgeschwindigkeit etwa 343 m/s bei 20 °C. Ausbreitungsgesetze (Inverse-Square-Law) erklären Pegelabfall mit Entfernung. Raumgeometrie, Absorption und Diffusion formen das Schallfeld und beeinflussen Nachhall und Erstreflexe. Modelle der Schallausbreitung sind Grundlage für Beschallungsplanung, Lärmschutz und akustische Simulationen.
Schalldruck ist die lokale Druckänderung relativ zum statischen Atmosphärendruck, gemessen in Pascal (Pa). Er ist die physikalische Größe, die das Trommelfell in Schwingung versetzt und so das Hören ermöglicht. Der hörbare Bereich reicht von etwa 20 µPa (0 dB SPL) bis über 20 Pa (140 dB SPL). Schalldruckmessungen sind zentral in Audiometrie, Raumakustik und Lärmmessung. Mikrofone und künstliche Ohren kalibrieren Schalldruck für präzise Höroptionen und Normenkonformität.
Der Schalldruckpegel (SPL) ist die logarithmierte Darstellung des Schalldrucks in Dezibel: 20·log10(p/p₀), mit Referenz p₀=20 µPa. Er bildet die Basis für dB‑A und dB‑C Bewertungen in Umwelt- und Arbeitsschutz. SPL‑Messgeräte zeigen Echtzeitpegel und Zeitverläufe, um Lärmbelastung zu dokumentieren. In der Hörgeräteanpassung stimmt man Verstärkung auf erwartete SPL in Alltagssituationen ab. Pegel über 85 dB A gelten als gesundheitsschädlich bei längerer Exposition.
Schallduktion ist die mechanische Weiterleitung von Schallenergie durch das Mittelohr, also Trommelfell und Gehörknöchelchenkette. Sie wandelt Luftschall in Flüssigkeitsbewegungen der Cochlea um und überwindet die Impedanzdifferenz. Effizienz der Duktion liegt in einer Verstärkung von etwa 30 dB. Störungen wie Perforation oder Otosklerose reduzieren Duktion und verursachen Schallleitungsschwerhörigkeit. Duktionseigenschaften werden per Tympanometrie und Knochenleitungsaudiometrie untersucht.
Schallemissionen sind Schallwellen, die von einem Objekt oder Organ selbst erzeugt werden, z. B. otoakustische Emissionen der Cochlea. Sie dienen als nichtinvasive diagnostische Signale für Haarzellfunktion und Systemintegrität. In der Qualitätskontrolle akustischer Geräte prüft man unerwünschte Emissionen als Indikator für mechanische Fehler. Emissionsspektren helfen, Resonanzen und Leckstellen in Gehäusen zu detektieren. Messverfahren erfordern hohe Empfindlichkeit und schalldichte Umgebung.
Ein Schallfeld ist die räumliche Verteilung von Schalldruck und Teilchenbewegung in einem Raum. Man unterscheidet Freifeld, Diffusfeld und Nahfeld, je nach Reflexions- und Entfernungscharakteristika. Schallfelder werden in Prüfkammern und Hörsälen analysiert, um akustische Parameter wie SPL-Verteilung und Nachhallzeit zu optimieren. In der Audiometrie misst man Schallfelder, um standardisierte Testbedingungen zu gewährleisten. Simulationstools berechnen Schallfelder für Beschallungssystem-Design und Lärmschutz.
Schallfrequenz ist die Zahl der Schwingungszyklen pro Sekunde, gemessen in Hertz (Hz). Sie bestimmt die Tonhöhe, die das menschliche Ohr zwischen etwa 20 Hz und 20 kHz wahrnimmt. Frequenzanalyse ist zentral für Audiometrie, OAE‑ und EEG‑Messungen sowie Hörgerätedesign. Cochlea und auditorischer Kortex sind tonotopisch organisiert, wobei jede Frequenz einen spezifischen Ort der Verarbeitung hat. Frequenzgang von Geräten und Räumen wird gemessen, um Klangneutralität oder gezielte Filterung zu gewährleisten.
Ein Schallindikator ist eine Kennzahl oder Grafik, die Schallbelastung oder akustische Parameter wie SPL, Lärmexposition oder Nachhallzeit zusammenfasst. Beispiele sind Tages-Lärmpegel Lday oder Speech Transmission Index (STI). Indikatoren dienen als Entscheidungsgrundlage für Lärmschutzmaßnahmen und Raumakustikoptimierung. In Beschallungssystemen visualisiert ein Echtzeit-Indikator Übersicht über kritische Frequenzen und Pegel. Normen definieren Schwellenwerte für verschiedene Indikatoren, um Gesundheit und Verständlichkeit zu sichern.
Die Schallintensität ist die pro Flächeneinheit transportierte Schallenergie und wird in Watt pro Quadratmeter (W/m²) gemessen. Sie beschreibt objektiv, wie viel akustische Leistung auf eine Fläche trifft, und korreliert mit der wahrgenommenen Lautstärke. In der Lärmmessung dient die Intensität zur Berechnung von Pegeln und Expositionswerten nach Normen wie ISO 9612. Klinisch hilft sie, Belastungsgrenzen für Gehörschutz festzulegen. Schwächere Intensitäten erfordern höhere Verstärkung durch Hörsysteme, während starke Intensitäten Reflexschutz auslösen können.
Schallleitung bezeichnet den Luft‑ oder Knochengeleiteten Weg, über den Schall ins Innenohr gelangt. Bei der Luftleitung wird Schall durch Gehörgang, Trommelfell und Knöchelchenkette übertragen, bei der Knochenleitung durch Schädelvibrationen direkt auf die Cochlea. Vergleich von Luft‑ und Knochenleitungsschwellen im Audiogramm ermöglicht die Differenzierung zwischen Schallleitungs- und sensorineuralem Hörverlust. Störungen der Schallleitung – z. B. Trommelfellperforationen – führen zu typischer Absenkung der Luftleitungskurve. Die Effizienz beider Wege ist Grundlage für Versorgungslösungen, etwa Knochenleitungshörsysteme.
Schallleitungsschwerhörigkeit entsteht, wenn die Übertragung von Schall in Luft‑ oder Knochenleitung zum Innenohr beeinträchtigt ist. Ursachen sind Cerumenpfropf, Trommelfellperforation, Otosklerose oder Mittelohrentzündungen. Im Audiogramm zeigt sie sich durch eine Spreizung zwischen normalen Knochenleitungsschwellen und erhöhten Luftleitungsschwellen. Therapieoptionen umfassen chirurgische Rekonstruktion (Myringoplastik), Entfernung von Hindernissen oder Knochenleitungshörsysteme. Prognose ist in der Regel gut, da die Sensorik im Innenohr erhalten bleibt.
Schalllokalisation ist die Fähigkeit, die Richtung einer Schallquelle im Raum zu bestimmen. Das Gehirn nutzt interaurale Zeit‑ und Pegeldifferenzen (ITD, ILD) sowie spektrale Filtereffekte durch die Ohrmuscheln. Präzises Richtungshören steigert die Sicherheit im Alltag und unterstützt Kommunikation in lauten Umgebungen. Hörgeräte mit binauraler Vernetzung erhalten diese Cues, indem sie Signale beider Ohren synchron verarbeiten. Tests im schalltoten Raum quantifizieren die Lokalisationstreue und helfen, zentrale Verarbeitungsstörungen zu erkennen.
Schallmaskierung beschreibt den Effekt, dass ein lauter Ton die Wahrnehmung eines simultanen, leiseren Tons gleicher oder benachbarter Frequenz verhindert. Sie wird psychoakustisch genutzt, um in der Audiometrie Cross‑Hearing zu vermeiden und in Hörgeräten bewusste Masker für Tinnitus einzusetzen. Das Masking‑Level‑Difference‑Phänomen zeigt, wie binaurale Verarbeitung Maskierung reduziert. In Kompressionsalgorithmen berücksichtigt man Maskierung, um Sprachsignale bei Hintergrundlärm optimal hörbar zu machen. Falsch eingestellte Maskierung kann jedoch Sprachanteile ungewollt überdecken.
Der Schallpegel ist die logarithmische Darstellung des Schalldrucks in Dezibel (dB SPL) und beschreibt die Lautstärkeempfindung. Er wird über 20·log₁₀(p/p₀) mit Referenz p₀ = 20 µPa berechnet. In der Lärmschutzpraxis nutzt man gepaarte Pegelbewertungen (dB A, dB C) für unterschiedliche Frequenzbewertungen. Pegelmesser mit Integrationsmodi erfassen Zeitverläufe (Leq, Lmax, Lmin). In der Anpassung von Hörsystemen stimmen Audiologen die Verstärkung auf typische Schallpegel im Alltag ab.
Schallreflexion entsteht, wenn Schallwellen an einer Grenzfläche (z. B. Wand, Boden) zurückgeworfen werden. Reflexionen bestimmen das Raumklangbild, beeinflussen Nachhallzeit und Erstreflexe. In der Raumakustik werden Absorber, Diffusoren und Resonatoren eingesetzt, um Reflexionsmuster zu kontrollieren und Sprachverständlichkeit zu optimieren. Excessive Reflexionen führen zu Echo und Klangverwaschung, zu wenige lassen den Raum tot wirken. Messungen der Impulsantwort erlauben die Visualisierung von Reflexionszeiten und -stärken.
Schallschutz umfasst Maßnahmen zur Verringerung schädlicher oder störender Geräusche in Umwelt, Arbeit und Wohnen. Technische Lösungen reichen von Lärmschutzwänden und Absorbern bis zu Schalldämmfenstern und In-Ear‑Gehörschutz. In öffentlichen Gebäuden gelten Normen zur Einhaltung von Schallschutzklassen (siehe unten). Persönlicher Schutz wie Ohrstöpsel verhindert Lärmschäden am Arbeitsplatz und bei Freizeitaktivitäten. Planung und Simulation von Schallschutzmaßnahmen nutzen Schallausbreitungsmodelle für effektive Umsetzung.
Schallschutzklassen (z. B. DIN 4109-Klassen) ordnen Bauteile wie Wände, Fenster oder Türen nach ihrem Schalldämmmaß (Rw) in Stufen ein. Jede Klasse definiert Mindestanforderungen an Schalldämmung, um gesetzlichen Vorgaben an Wohn‑ und Arbeitsräumen zu entsprechen. Höhere Klassen (z. B. 4–5) sind in lärmbelasteten Bereichen vorgeschrieben, um Ruhe- und Kommunikationsbedingungen sicherzustellen. Schallschutzklassen helfen Architekten und Akustikern bei Materialwahl und Konstruktion. Labormessungen und Baustellenprüfungen verifizieren die Einhaltung der angegebenen Werte.
Schallschutzverordnungen sind rechtliche Regelwerke auf Landes- oder Bundesebene, die zulässige Lärmpegel für Wohn-, Gewerbe- und Industriegebiete festlegen. Sie definieren Nacht‑ und Tag-Grenzwerte (z. B. Lden, Lnight) und verpflichten Kommunen zu Lärmaktionsplanung. Verstöße können Bußgelder nach sich ziehen, und betroffene Bürger haben Anspruch auf Lärmschutzmaßnahmen. Hersteller und Planer von Infrastrukturanlagen müssen Umweltverträglichkeitsprüfungen mit Lärmbewertung durchführen. Verordnungen sichern langfristig Wohn- und Lebensqualität.
Der Begriff Schalltemperatur bezeichnet die äquivalente Temperatur, in der die mittlere kinetische Energie akustischer Teilchenbewegungen jener eines thermischen Rauschsignals entspricht. In der Thermoakustik wird sie genutzt, um Eigenrauschen elektronischer Schaltungen zu beschreiben. Niedrigere effektive Schalltemperaturen sind wünschenswert für empfindliche Messmikrofone und Mikrofonvorverstärker. Sie beeinflusst das Signal‑zu‑Rausch‑Verhältnis bei OAE‑ und AEP‑Messungen. Technische Rauschunterdrückung und Abschirmung senken die effektive Schalltemperatur.
Schalltransmission beschreibt die Übertragung von Schall durch Wände, Decken oder andere Baukonstruktionen. Sie wird quantifiziert durch Transmissionsverlust (TL) in dB, der angibt, um wie viel der Pegel auf der Empfängerseite abgesenkt ist. Materialdicken, -dichte und -steifigkeit bestimmen die Transmissionseigenschaften. In der Bauakustik plant man Zwischendecken und Schallschutzwände, um Übertragung von Lärm zwischen Räumen zu minimieren. Messungen im Labor (Kontrollraummethode) und vor Ort (Richtstrahlungsplatte) verifizieren Konstruktionsergebnisse.
Eine Schallwelle erster Ordnung ist eine sphärische Welle, die sich ungestört in alle Richtungen von einer Punktquelle ausbreitet. Ihr Schalldruckfall folgt dem Inverse-Square-Law (6 dB Pegelabfall pro Verdopplung der Entfernung). Dieser Idealtyp wird in Freifeldmessungen angenommen, wenn Reflexionen vernachlässigbar sind. In der Praxis erreicht man erste Ordnung nur im Nahfeld und in anechoischen Kammern. Sie bildet Grundlage für Kalibrierungen von Schallquellen und Pegelmessgeräten.
Schallwellen sind longitudinale mechanische Wellen, in denen Teilchen in Schwingung entlang der Ausbreitungsrichtung angeregt werden. Sie setzen sich aus kompressiven und rarefaktiven Zonen zusammen, deren Periodizität die Frequenz definiert. Charakterisiert werden sie durch Parameter wie Wellenlänge, Frequenz, Amplitude und Phase. In der Audiologie nutzt man Schallwellen sowohl als Testreize (Töne, Rauschen) als auch zur Diagnose (Impulsantwort, OAE). Technische Anwendungen reichen von Ultraschallbildgebung bis zu akustischen Sensorsystemen.
Der Schallwiderstand (Acoustic Impedance) ist das Produkt aus Dichte und Schallgeschwindigkeit eines Mediums und beschreibt, wie stark es Schallübertragung behindert. Er bestimmt, welcher Teil einer Schallwelle an einer Grenzfläche reflektiert oder transmittiert wird. Impedanzdifferenzen zwischen Luft und Gehörflüssigkeit werden im Mittelohr mittels Knöchelchenkette überwunden. Abweichungen im Schallwiderstand, z. B. durch Flüssigkeit im Mittelohr, verändern die Tympanogramm‑Kurve. In der Hörtechnik wird Impedanzanpassung genutzt, um Lautsprecher und Mikrofone optimal zu koppeln.
Schauditometrie ist ein objektives Messverfahren, bei dem mechanische oder elektrische Reize auf das Ohr aufgebracht und die resultierenden evozierte Potentiale (OAE, AEP) aufgezeichnet werden. Sie ermöglicht die Diagnostik von Hörschwellen ohne aktive Mitarbeit des Patienten. In der Säuglingshörscreening kommt Schauditometrie als automatisches ABR‑Verfahren zum Einsatz. Die Analyse von Wellenform und Latenz erlaubt Rückschlüsse auf periphere und zentrale Hörbahnfunktion. Schauditometrie ergänzt die ton‑ und sprachaudiometrische Diagnostik besonders bei nicht kooperativen Patienten.
Schmalbandrauschen ist Rauschen, dessen Spektrum auf ein enges Frequenzband begrenzt ist, typischerweise zur Maskierung oder Testung spezifischer Frequenzbereiche verwendet. In der Audiometrie dient es als Masker zur Ermittlung von Luft‑ und Knochenleitungsschwellen bei Cross‑Hearing-Gefahr. Psychoakustisch untersucht man mit Schmalbandrauschen Maskierungseffekte und kritische Bandbreiten. In Hörgeräten können adaptive schmalbandige Filter Störgeräusche in definierten Bändern unterdrücken. Schmalbandrauschen hilft, Frequenzselektivität und Kanaltrennung zu prüfen.
Die Schnecke (Cochlea) ist das spiralförmige Innenohrorgan, in dem Schall in Nervenimpulse transduziert wird. Auf der Basiliarmembran sitzen Haarzellen, die je nach Ort der Auslenkung Töne verschiedener Frequenzen kodieren (Tonotopie). Die Flüssigkeitsbewegungen in den Scala vestibuli und tympani aktivieren die Haarzellen und erzeugen elektrische Signale. Über den Hörnerv gelangen diese Signale zum Kortex, wo sie als Töne und Sprache wahrgenommen werden. Erkrankungen der Schnecke führen zu sensorineuralem Hörverlust und sind Indikation für Cochlea‑Implantate.
Der Schulter‑Kopf‑Reflex ist ein vestibulospinaler Reflex, bei dem Kopfbewegungen unwillkürlich eine Gegenbewegung der Schultermuskulatur auslösen, um Gleichgewicht und Stabilität zu wahren. Er wird über vestibuläre Rezeptoren in den Bogengängen und Otolithenorganen initiiert. Störungen dieses Reflexes zeigen sich in unsicherem Gang und Haltungsinstabilität. Klinisch wird er im Rahmen der neurologischen Untersuchung bei Schwindelpatienten geprüft. Vestibuläres Training kann den Reflex bei Läsionen rehabilitieren.
Schwerhörigkeit bezeichnet eine Hörminderung, die den Alltag und die Kommunikation beeinträchtigt. Sie wird in leichte, mittlere, hochgradige und an Taubheit grenzende Grade eingeteilt, basierend auf der Verschiebung der Hörschwelle im Audiogramm. Ursachen sind vielfältig: Schallleitungs‑, Schallempfindungs- oder kombinierte Formen. Therapie umfasst medizinische, chirurgische und technische Maßnahmen wie Hörgeräte oder Implantate. Früherkennung und kontinuierliche Versorgung verbessern Sprachentwicklung und Lebensqualität.
Sensorineuraler Hörverlust entsteht durch Schäden an Haarzellen, Hörnerv oder zentralen Hörbahnen. Er zeigt sich durch erhöhte Luft‑ und Knochenleitungsschwellen im Audiogramm ohne Luft‑Knochen‑Differenz. Ursachen sind Lärmtrauma, Alter, Ototoxine oder genetische Defekte. Technische Versorgung erfolgt mit Hörgeräten oder Cochlea‑Implantaten, rehabilitative Maßnahmen mit Hörtraining. Sensorineuraler Verlust ist in der Regel dauerhaft, da Haarzellen beim Menschen nicht regenerieren.
Sprachaudiometrie testet das Sprachverständnis, indem Wörter oder Sätze in definiertem Schalldruckpegel oder Signal‑Rausch‑Verhältnis präsentiert werden. Ergebnisse werden als Prozent korrekt verstandener Wörter oder als Speech Reception Threshold (SRT) angegeben. Sie ergänzen Ton‑Audiogramme um funktionelle Aspekte des Hörens im Alltag. Testumgebungen können Freifeld oder Kopfhörer sein; Maskierung sichert Ohr‑Separation. Sprachaudiometrie ist entscheidend für Hörgeräte‑Feinanpassung und Versorgungsnachweis.
Sprachverstehen ist die Fähigkeit, gesprochene Sprache zu erkennen und semantisch zu verarbeiten. Es hängt von peripherer Hörfunktion, zentraler Verarbeitung und kognitiven Fähigkeiten ab. Störungen zeigen sich trotz normaler Hörschwellen, z. B. bei zentralen auditorischen Verarbeitungsstörungen. Messung erfolgt durch standardisierte Tests (z. B. Freiburger Einsilbertest) in ruhiger und gestörter Umgebung. Hörgeräte‑ und Implantatversorgungen zielen auf Maximierung des Sprachverstehens in realen Situationen.
Der Stapediusreflex ist die Kontraktion des Musculus stapedius bei lauten Reizen, die die Gehörknöchelchenkette versteift und das Innenohr schützt. Er lässt sich in der Reflexaudiometrie über Impedanzänderungen messen. Reflexschwelle und -latenz geben Aufschluss über Mittelohrfunktion und Hirnstammintegrität. Ein fehlender oder asymmetrischer Reflex deutet auf Otosklerose, Nervenläsion oder zentrale Störung hin. Der Reflex trägt zur Dämpfung impulsartiger Schallspitzen bei.
Der Stapes (Steigbügel) ist das kleinste Knochenknöchelchen im menschlichen Körper und das dritte Glied der Knöchelchenkette. Er überträgt Schwingungen vom Amboss auf das ovale Fenster der Cochlea. Seine Hebelwirkung verstärkt den Schalldruck um etwa das 1,3‑fache. Bei Otosklerose verknöchert häufig die Ansatzregion des Stapes, was eine Schallleitungsschwerhörigkeit verursacht. Chirurgisch wird bei Stapedotomie ein Teil des Stapes entfernt und durch eine Prothese ersetzt, um die Schallübertragung wiederherzustellen.
Stille bezeichnet das Fehlen wahrnehmbarer Schallquellen und wird in Audiometrie als Testbedingung für Schwellenbestimmung genutzt. Ein echter Stilleraum erreicht Hintergrundpegel unter 20 dB SPL und minimiert Störgeräusche. Stille ist für objektive Messungen wie OAE‑ und AEP‑Erfassung erforderlich. Psychoakustisch führt absolute Stille zu erhöhter Wahrnehmung interner Geräusche wie Tinnitus. In der Tinnitustherapie wird kontrollierte Stille als Kontrastreiz eingesetzt, um Habituation zu fördern.
Störgeräusch ist jeder unerwünschte Schall, der das Verstehen von Nutzsignalen wie Sprache behindert. Charakteristika sind Pegel, Frequenzspektrum und Temporalstruktur. In Hörgeräten werden Rauschunterdrückungsalgorithmen und Richtmikrofone eingesetzt, um Störgeräusche zu reduzieren. Maskierungsstudien untersuchen, wie Störgeräusche Sprachverständnis beeinträchtigen. Optimale Signal‑zu‑Rausch‑Verhältnisse sind entscheidend für Hörkomfort und Kommunikationsfähigkeit.
Subjektiver Tinnitus ist eine Ohrwahrnehmung ohne externe Schallquelle, die nur der Betroffene hört. Er entsteht durch spontane neuronale Aktivität in Cochlea oder zentralen Hörbahnen. Häufige Begleitsymptome sind Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme und psychische Belastung. Therapie umfasst Sound‑Enrichment, kognitive Verhaltenstherapie und Tinnitus‑Retraining. Objektive Messungen sind nicht möglich; Verlauf wird per Fragebögen und Lautheitsmatches dokumentiert.