HÖRST
Glossar
A
Der A‑Bedeutungspegel ist eine Pegelskala, bei der tiefe und sehr hohe Frequenzen entsprechend der Empfindlichkeit des menschlichen Ohrs weniger stark gewichtet werden. Er bildet das Lautstärkeempfinden bei mittleren Frequenzen besonders genau ab und wird in Dezibel (dB A) angegeben. In der Lärmmessung kommt er zum Einsatz, um reale Lärmbelastungen im Alltag zu bewerten und Schutzmaßnahmen zu planen. Arbeitgeber und Behörden nutzen den A‑Bedeutungspegel, um Grenzwerte für Arbeitsplatzlärm festzulegen. Durch die Gewichtung erhält man einen besseren Zusammenhang zwischen gemessenem Schalldruck und wahrgenommener Lautheit.
Unter Abduktion des Trommelfells versteht man die Auswärtsbewegung des Trommelfells, wenn der Druck im Mittelohr steigt. Dieser Mechanismus ist Teil des natürlichen Druckausgleichs über die Eustachische Röhre und schützt das Innenohr vor übermäßiger Belastung. Bei versagendem Druckausgleich kann es zu Schmerzen, Druckgefühl und vermindertem Hörvermögen kommen. Die Abduktion lässt sich objektiv durch Tympanometrie messen und beurteilen. Klinisch wird sie bei Mittelohrerkrankungen wie Otitis media oder bei Verstopfung der Ohrtrompete untersucht.
Als absolutes Gehör bezeichnet man die seltene Fähigkeit, Tonhöhen ohne Referenzton korrekt zu benennen. Weniger als ein Prozent der Bevölkerung besitzt diese Fähigkeit meist angeboren; sie ermöglicht präzises Erkennen von Noten und Frequenzen. Musiker mit absolutem Gehör können Klänge unabhängig von Instrument und Lautstärke eindeutig identifizieren. Gleichzeitig kann diese Fähigkeit im Alltag als störend empfunden werden, da unerwünschte Töne stärker wahrgenommen werden. Training kann relative Gehörfähigkeiten verbessern, absolutes Gehör bleibt jedoch überwiegend angeboren.
Die Achsenverschiebung bezeichnet eine seitliche Verschiebung des Frequenzgangs im Audiogramm oder Impedanzkurven-Diagramm. Sie entsteht durch Veränderungen in der mechanischen Übertragungskette des Mittelohrs oder durch Messartefakte. In der Diagnostik hilft die Achsenverschiebung, zwischen Schallleitungs‑ und Schallempfindungsschwerhörigkeit zu unterscheiden. Eine signifikante Verschiebung kann auf Otosklerose, Trommelfellperforation oder tubare Dysfunktion hinweisen. Audiometer protokollieren solche Verschiebungen automatisch, um den Befund zu untermauern.
Die afferente Hörbahn leitet akustische Informationen vom Innenohr über den Hörnerv in verschiedene Hirnstammkerne bis zum auditorischen Kortex weiter. Sie umfasst den N. vestibulocochlearis (VIII. Hirnnerv), den Nucleus cochlearis und höhere zentrale Strukturen. Störungen in dieser Bahn führen zu sensorineuralem Hörverlust und zentralen Hörverarbeitungsstörungen. Objektive Messverfahren wie die Brainstem‑Response (ABR) prüfen die Integrität der afferenten Hörbahn. Eine intakte afferente Hörbahn ist Voraussetzung für Sprachverständnis und Lokalisierung von Schallquellen.
Ageusie bezeichnet den vollständigen Verlust des Geschmackssinns und tritt gelegentlich in Kombination mit Hör‑ und Gleichgewichtsstörungen auf. Ursache kann eine Schädigung des N. chorda tympani sein, der Geschmackssignale von der Zunge ins Gehirn leitet. Begleitend klagen Patient:innen über verminderte Speichelproduktion und Appetitlosigkeit. In der HNO-Diagnostik wird Ageusie häufig zusammen mit olfaktorischen Tests untersucht. Die Therapie richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache, etwa Infektion oder Trauma.
Die Luftleitung beschreibt die Übertragung von Schallwellen über die Luft durch Außenohr und Mittelohr bis zum Innenohr. Sie ist der primäre Hörweg für normale Alltagsgeräusche und wird bei Audiogrammen als Luftleitungskurve dargestellt. Abweichungen zwischen Luft‑ und Knochenleitung weisen auf Schallleitungsschwerhörigkeit hin. Messungen der Luftleitung erlauben die Unterscheidung von Mittelohr‑ versus Innenohrerkrankungen. Klinisch erfolgt die Luftleitungsmessung via Kopfhörer-Audiometrie.
Im auditiven Kontext bezeichnet Akkommodation die Anpassung des Gehörs an wechselnde Schalldruckpegel durch muskuläre Spannung der Gehörknöchelchen. Dieser Mechanismus schützt das Innenohr vor lauten Reizen und optimiert die Empfindlichkeit bei leisen Signalen. Die Akkommodation erfolgt innerhalb von Millisekunden und wird über den Stapedius‑ und Tensor‑Muskeln gesteuert. Bei Läsionen der Muskeln oder Nerven kann der Schutzreflex ausfallen, was das Risiko für Lärmschäden erhöht. Audiometrisch zeigt sich eine gestörte Akkommodation in veränderten Reflexschwellen.
Aktives Hörtraining umfasst zielgerichtete Übungen zur Verbesserung der auditiven Wahrnehmung und Sprachverständlichkeit, insbesondere in schwierigen Hörsituationen. Dabei werden verschiedene Klangmuster und Sprachsignale präsentiert, um zentrale Verarbeitungsprozesse zu stärken. Studien zeigen, dass regelmäßiges Training neuronale Plastizität im auditorischen Kortex fördert. Einsatzgebiete sind Tinnitustherapie, Rehabilitation nach Hörsturz und Förderung bei zentralen Hörstörungen. Moderne Programme nutzen computergestützte Tasks und Biofeedback.
Akustik ist die Lehre von der Erzeugung, Ausbreitung und Wahrnehmung von Schall. Sie bildet die Grundlage für alle audiologischen Messverfahren und die Entwicklung von Hörhilfen. Innerhalb der Akustik unterscheidet man Luft‑, Knochen‑ und Körperschall. Angewandte Akustik befasst sich mit Raumakustik, Lärmschutz und Schallschutzmaßnahmen. In der Hörgerätetechnik fließen akustische Prinzipien in Filterdesign und Verstärkertechnologie ein.
Akustische Halluzinationen sind das Wahrnehmen von Stimmen oder Geräuschen ohne externe Schallquelle. Sie können psychische Ursachen (z. B. Schizophrenie) oder neurologische Läsionen haben. In der Audiologie werden sie von Tinnitus abgegrenzt, da Halluzinationen sprachliche Inhalte tragen können. Diagnostisch erfolgen neuropsychologische Tests und bildgebende Verfahren. Therapeutisch kommen Psychotherapie und medikamentöse Ansätze zum Einsatz.
Die akustische Reflexprüfung misst den Stapediusreflex, der auf laute Töne mit Kontraktion des Stapediusmuskels reagiert. Dieser Reflex schützt das Innenohr vor Überbelastung und kann Hinweise auf Mittelohr‑ oder Hirnstammläsionen geben. Ein- und beidseitige Reflexausfälle liefern differenzierte Diagnosen bei Schallleitungs‑ und Schallempfindungsschwerhörigkeit. Die Prüfung erfolgt mit Tympanometriegeräten, die Reflexschwellen und -latenzen aufzeichnen. Klinisch wichtig ist sie bei neuralen Hörstörungen und Otosklerose.
In Hörgeräten bezeichnet akustische Signalverarbeitung die Umwandlung von Mikrofonsignalen in optimierte Tonsignale für den Träger. Digitale Chips filtern Störgeräusche, verstärken Sprache und passen sich dynamisch der Umgebung an. Techniken wie Feedback‑Unterdrückung und adaptive Richtmikrofone verbessern die Hörqualität in lauten Umgebungen. Fortschrittliche Systeme nutzen KI, um Hörpräferenzen zu lernen und automatisch Szenen zu erkennen. Signalverarbeitung ist entscheidend für natürliches Hören mit Hörsystemen.
Der Stapediusreflex ist eine unwillkürliche Kontraktion des Stapediusmuskels bei intensivem Schallreiz. Durch Anheben der Steigbügelfußplatte wird die Schallübertragung auf das Innenohr verringert und dieses geschützt. Reflexmessungen geben Aufschluss über die Funktion von Mittelohr, N. facialis und Hirnstamm. Eine fehlende oder asymmetrische Reflexantwort kann auf Otosklerose oder Hirnnervschädigungen hindeuten. Der Reflex ist Teil der Standard‑Tympanometrie in der audiologischen Diagnostik.
Ein akustisches Trauma entsteht durch plötzliche, extrem laute Schallereignisse wie Explosionen oder Knalltraumata. Es führt zu Haarszellenschäden im Innenohr, was oft mit Tinnitus und bleibendem Hörverlust einhergeht. Sofortmaßnahmen beinhalten Kortikosteroide zur Entzündungshemmung und Hochdruckoxygenierung. Langzeitfolgen können Sprachverständniseinschränkungen und Hyperakusis sein. Prävention durch Gehörschutz ist entscheidend, um akustische Traumata zu vermeiden.
Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis) ist der schrittweise, physiologische Hörverlust im höheren Lebensalter. Hauptsächlich sind Haarzellen im Innenohr und neuronale Verbindungen betroffen, was zu vermindertem Sprachverständnis führt. Symptome zeigen sich vor allem im hohen Frequenzbereich und bei Hintergrundgeräuschen. Hörgeräteversorgung und Hörtraining können Lebensqualität und Kommunikation deutlich verbessern. Präventive Maßnahmen wie Lärmschutz und Ernährung spielen eine unterstützende Rolle.
Die Alveolarmembran im Innenohr ist eine feine Schicht, die Haarzellen im Corti‑Organ trägt und Schwingungen in neuronale Signale umsetzt. Sie sorgt für die präzise Frequenztrennung entlang der Cochlea. Veränderungen oder Schädigungen der Membran beeinträchtigen die Tonhöhenerkennung und Lautstärkewahrnehmung. Histologische Untersuchungen zeigen, dass Alter und Lärmexposition die Elastizität der Membran vermindern. Biologische Forschung zielt auf regenerative Therapien zur Wiederherstellung dieser Membran ab.
Der Amboss ist das mittlere der drei Gehörknöchelchen im Mittelohr und überträgt Vibrationen vom Hammer zum Steigbügel. Er fungiert als Hebel, der den Schalldruck erhöht, bevor die Schwingungen ins Innenohr weitergeleitet werden. Durch diese Verstärkung sichert der Amboss eine effiziente Umwandlung von Luft‑ in Knochenschall. Funktionsstörungen wie Verknöcherung (Otosklerose) können eine Schallleitungsschwerhörigkeit verursachen. Für detaillierte Informationen zur Schallleitungskette und Testverfahren siehe Rinne‑ und Weber‑Test.
Die Amplitude beschreibt die Auslenkung einer Schallwelle und bestimmt die wahrgenommene Lautstärke. Sie wird als Schalldruckpegel in Dezibel gemessen und korreliert direkt mit der Hörempfindung. Hohe Amplituden können zu Haarszellenschäden führen, niedrige Amplituden liegen nahe der Hörschwelle. In der Audiometrie zeigt die Amplitude die dynamische Bandbreite eines Gehörs an. Technische Anwendungen regeln Amplituden, um Verzerrungen in Hörgeräten zu minimieren.
Amplitude‑Modulation (AM) bezeichnet die Veränderung der Schallamplitude nach einem Modulationssignal, etwa Sprach- oder Musiksignalen. Im Hörtest wird AM genutzt, um die Modulationsempfindlichkeit des Ohrs zu prüfen. Eine verringerte Wahrnehmung von AM kann auf zentrale Hörverarbeitungsstörungen hinweisen. In Hörgeräten hilft AM‑Erkennung, Sprache von Störgeräuschen zu trennen. Psychoakustische Experimente mit AM liefern Einblicke in neuronale Codierungsmechanismen im auditorischen System.
Anakusis bezeichnet den vollständigen Verlust des Hörvermögens, bei dem weder Luft‑ noch Knochenleitung noch geringste akustische Reize wahrnehmbar sind. Sie kann angeboren sein oder durch schwere Schädigungen des Innenohrs, des Hörnervs oder zentraler Hörbahnen entstehen. Betroffene sind in ihrer Kommunikation komplett auf visuelle und taktile Hilfen wie Gebärdensprache oder Vibro‑Alerts angewiesen. Medizinisch wird Anakusis mithilfe von Ton‑ und Sprach‑Audiometrie sowie otoakustischen Emissionen und evozierte Potentiale geprüft, um das Ausmaß und den Ursprungsort der Schädigung zu bestimmen.
Analoge Hörgeräte verstärken akustische Signale kontinuierlich ohne digitale Signalverarbeitung. Sie arbeiten mit einfachen Verstärkerstufen und Filtern, sind kostengünstig, aber weniger flexibel als digitale Modelle. Anpassungen erfolgen mechanisch oder über Potentiometer, was Feintrimmung erschwert. Heute werden analoge Geräte selten eingesetzt, hauptsächlich in einfachen Anwendungen oder als Backup. Ihre Klangqualität gilt gegenüber digitalen Systemen als weniger natürlich.
Anisoakusis beschreibt eine unterschiedliche Hörschwelle beider Ohren, oft durch einseitige Mittelohr‑ oder Innenohrschäden verursacht. Audiometrisch zeigt sich eine Asymmetrie zwischen Luft‑ und Knochenleitungskurven. Clinically kann Anisoakusis auf Otosklerose, Menière‑Erkrankung oder neurale Läsionen hinweisen. Therapie richtet sich nach der Ursache, etwa chirurgische Eingriffe oder Hörgeräteversorgung. Monitoring der Anisoakusis hilft, Krankheitsverlauf und Therapieerfolg zu beurteilen.
Antiemetika lindern Übelkeit und Erbrechen, die bei vestibulären Störungen wie Innenohrentzündung auftreten. Sie greifen meist an Histamin‑ oder Dopaminrezeptoren im Brechzentrum an. Durch Reduktion von Begleitsymptomen verbessern sie die Therapietoleranz von Vestibulartrainings. Langzeitanwendung erfordert Monitoring, da Nebenwirkungen wie Müdigkeit auftreten können. In der HNO-Praxis kombiniert man Antiemetika mit vestibulärer Rehabilitation für optimale Ergebnisse.
Vestibuläre Dysfunktionen beeinflussen Hirnareale, die Appetit und Übelkeit steuern. Störungen der Gleichgewichtswahrnehmung führen häufig zu Essstörungen und Gewichtsverlust. Therapien umfassen vestibuläres Training und pharmakologische Unterstützung, um Essverhalten zu normalisieren. Ernährungsempfehlungen mit leicht verdaulichen Nahrungsmitteln reduzieren Begleitsymptome. Interdisziplinäre Betreuung durch HNO, Neurologie und Ernährungstherapeuten verbessert die Lebensqualität.
Arbiträre Schallquellen sind unvorhersehbare, zufällige Geräusche in der Umwelt, die nicht zu Sprachmustern gehören. Sie erschweren das Sprachverständnis und erhöhen die kognitive Belastung beim Hören. Hörgerätealgorithmen müssen solche Störgeräusche erkennen und herausfiltern. Laborversuche mit arbiträren Signalen testen die Robustheit von Hörsystemen. Psychoakustische Studien untersuchen, wie das Gehirn willkürliche Geräusche von relevanten Signalen trennt.
Der arterielle Druck im Innenohr gewährleistet ausreichende Blutversorgung der Haarzellen und neuronalen Strukturen. Sinkt der Druck, kann es zu Ischämie und Hörverlust kommen. Gefäßmedizinische Untersuchungen messen Durchblutungsparameter, um Gefäßengpässe zu erkennen. Therapieoptionen reichen von medikamentöser Erweiterung bis zu mikrochirurgischen Eingriffen. Stabile Perfusion ist entscheidend für Hörgesundheit und Regeneration sensorischer Zellen.
Der Artikulationsindex (AI) gibt den Anteil der Sprachlaute an, die bei einem Hörgeräteträger korrekt wiedergegeben werden. Er wird in Sprachaudiometrie erhoben und als Wert zwischen 0 und 1 dargestellt. Ein hoher AI (> 0,7) bedeutet gute Sprachverständlichkeit, niedrige Werte deuten auf Anpassungsbedarf hin. AI-Messungen helfen, Hörgeräteprogramme zu optimieren und Rehabilitationsfortschritte zu dokumentieren. Der Index korreliert eng mit subjektivem Hörkomfort im Alltag.
Bei Gehörgangsatresie fehlt angeboren der äußere Gehörgang, was zu kompletter Schallleitungsblockade führt. Betroffene erleiden einseitige oder beidseitige Leitungsschwerhörigkeit. Chirurgische Eröffnung (Atresieplasty) kann das Hörvermögen zum Teil wiederherstellen. Audiologische Versorgung umfasst Knochenleitungshörsysteme bis zur OP. Langzeit‑Follow‑up prüft Narbenbildung und Hörgewinn.
Ein Audiogramm ist eine Graphik, die Hörschwellen über verschiedene Frequenzen darstellt. Luft‑ und Knochenleitung werden getrennt gemessen, um Schallleitungs‑ von Schallempfindungsschwerhörigkeit zu unterscheiden. Normalwerte liegen bei 0–20 dB; Abweichungen zeigen Verlustgrade an. Audiogramme sind Grundlage jeder hörmedizinischen Diagnose und Therapieplanung. Moderne digitale Audiometer speichern und vergleichen Kurvenverläufe automatisch.
Ein Audiologe ist ein Facharzt oder Wissenschaftler, der auf Diagnostik und Therapie von Hör‑ und Gleichgewichtsstörungen spezialisiert ist. Er führt komplexe Tests wie AEP, OAE und Sprachaudiometrie durch. Audiologen arbeiten interdisziplinär mit HNO-Ärzten, Neurologen und Hörgeräteakustikern. Sie entwickeln individuelle Rehabilitationspläne und begleiten Patienten langfristig. Die Ausbildung umfasst Medizin, Neurowissenschaften und Technik.
Audiologie ist das interdisziplinäre Fachgebiet, das sich mit Hören, Gleichgewicht und auditorischer Verarbeitung befasst. Es vereint Aspekte der Medizin, Physik, Psychologie und Technik. Audiologen erforschen Hörmechanismen, entwickeln Diagnostikverfahren und optimieren Hörhilfen. Klinische Audiologie umfasst Screening, Differentialdiagnostik und Therapie. Ziel ist Erhalt und Verbesserung der Hör- und Kommunikationsfähigkeit.
Audiometrie bezeichnet alle Messmethoden zur Bestimmung von Hörschwellen und Sprachverständlichkeit. Dazu zählen Ton‑, Sprach‑ und objektive Messungen wie OAE und AEP. Ergebnisse fließen in Hörgeräteanpassung und Therapiekontrolle. Moderne Audiometriegeräte nutzen computergestützte Verfahren und automatisierte Protokolle. Regelmäßige Audiometrie dient der Verlaufskontrolle bei Lärmarbeit oder ototoxischer Medikation.
Auditive evozierte Potentiale sind elektrische Signale im Gehirn, die als Reaktion auf Schallreize gemessen werden. Sie erlauben objektive Beurteilung der Hörbahn von Ohr bis Kortex. AEP werden bei Neugeborenen‑Screening, bei Verdacht auf Hirnstammläsionen und bei neurologischen Erkrankungen eingesetzt. Verschiedene Wellenkomponenten geben Aufschluss über einzelne Stationen der Hörbahn. Die Untersuchung erfolgt per Kopfhautelektroden, ohne aktive Mitarbeit des Patienten.
Auditive Rückkopplung entsteht, wenn Hörgerätmikrofone den verstärkten Schall aus dem Hörer erneut aufnehmen und in eine Rückkopplungsschleife geraten. Dies äußert sich als Pfeifen oder Brummen und kann das Hörerlebnis stark beeinträchtigen. Moderne Hörsysteme nutzen adaptive Algorithmen, um Rückkopplungen in Echtzeit zu erkennen und zu unterdrücken. Akustische Anpassungen wie enge Otoplastiken reduzieren das Risiko zusätzlich. Ein optimales Mikrofon‑Hörer‑Abstand-Design minimiert Rückkopplung bereits mechanisch.
Auditive Verarbeitung umfasst die zentralen Prozesse zur Analyse und Interpretation von Schallsignalen im Gehirn. Sie beinhaltet Merkmalsextraktion, Sprachverständnis und Klanglokalisation. Störungen der auditiven Verarbeitung zeigen sich in Schwierigkeiten, Sprache bei Hintergrundlärm zu verstehen. Neuropsychologische Tests und zentrale Audiometrieverfahren helfen bei der Diagnostik. Rehabilitation durch Hörtraining zielt auf Plastizität des auditorischen Kortex ab.
Der auditive Kortex im oberen Temporallappen ist die zentrale Verarbeitungsstation für Klanginformationen. Hier werden Frequenz, Lautstärke, Rhythmus und Richtung von Schall ausgewertet. Plastische Veränderungen im Kortex ermöglichen Lernprozesse wie Hörtraining und Tinnitusbewältigung. Läsionen führen zu zentralen Hörstörungen und Sprachverständnisdefiziten. Bildgebende Verfahren (fMRI, PET) untersuchen Aktivitätsmuster während akustischer Reize.
Die ABR misst Wellen elektrischer Aktivität entlang der Hörbahn im Hirnstamm nach Klickreizen. Sie dient der objektiven Diagnostik von Hörschwellen und neuralen Leitungsstörungen. ABR ist Standard im Neugeborenen-Screening und bei Verdacht auf akustikusneurinom. Analyse der Wellenlatenzen erlaubt Rückschlüsse auf Läsionsorte von Ohr bis Hirnstamm. Untersuchung erfolgt schmerzfrei per Kopfhautelektroden.
Aurikuläre Stimulation nutzt elektrische oder mechanische Reize an der Ohrmuschel zur Beeinflussung neuronaler Netzwerke. Sie findet Anwendung in Schmerztherapie, Tinnitusbehandlung und vestibulären Rehabilitationsprogrammen. Stimulation kann die Durchblutung fördern und neuronale Plastizität anregen. Klinische Studien untersuchen Effekte auf chronischen Tinnitus und Schwindel. Sicherheitsprofil gilt als gut, Nebenwirkungen sind selten.
Aurikulotherapie ist eine Form der Ohrakupunktur, bei der bestimmte Punkte an der Ohrmuschel behandelt werden, um systemische Effekte zu erzielen. Sie wird ergänzend bei Tinnitus, Schwindel und Stress eingesetzt. Die Wirksamkeit ist wissenschaftlich umstritten, dennoch berichten Patienten von subjektiver Besserung. Behandelt werden Punkte, die bestimmten Organen und Nervenreflexzonen entsprechen. Aurikulotherapie ist Teil integrativer HNO‑ und Schmerztherapiekonzepte.
Das Außenohr umfasst Ohrmuschel und äußeren Gehörgang und leitet Schallwellen zum Trommelfell. Die Form der Ohrmuschel verstärkt bestimmte Frequenzen und unterstützt die Richtungswahrnehmung. Erkrankungen wie Exostosen oder Otitis externa beeinträchtigen die Schallaufnahme. Audiologische Untersuchungen prüfen Durchgängigkeit und Resonanz des Außenohrs. Chirurgische Eingriffe können Form und Funktion bei Fehlbildungen wiederherstellen.
Autophon bezeichnet die Wahrnehmung der eigenen Stimme über Knochenleitung, die zu einem dumpferen Klang führt. Dieser Effekt entsteht, weil Schwingungen direkt über Schädelknochen ins Innenohr gelangen. Beim Sprechen nehmen wir unsere Stimme lauter und voller wahr als Außenstehende. Autophonie kann bei Tubenfunktionsstörungen oder nach Mittelohroperationen verstärkt auftreten. Audiometrische Tests trennen Luft‑ von Knochenleitung, um Autophonie zu diagnostizieren.