HÖRST
Glossar
E
Echolokation ist die aktive Ortung von Objekten durch Aussenden von Schallimpulsen und Auswertung der zurückkehrenden Echos. Fledermäuse und einige Meeressäuger nutzen dieses Verfahren, um im Dunkeln oder trüben Wasser zu navigieren und Beute zu finden. Beim Menschen kann Echolokation trainiert werden, etwa von Blinden, die so räumliche Informationen akustisch ableiten. Neurobiologische Untersuchungen zeigen, dass dabei auditorische Areale im Gehirn plastisch umorganisiert werden. Technische Anwendungen adaptieren das Prinzip für Sonar‑ und Ultraschallgeräte in Medizin und Industrie.
Eigenempfindlichkeit bezeichnet das minimale Signal, das ein Messgerät oder Hörsystem aus eigenem Rauschen noch zuverlässig detektiert. Bei Hörgeräten entspricht sie dem internen Mikrofon- und Verstärkungsrauschen, das als Untergrenze für die Verstärkung gilt. Ein niedriger Wert ist wichtig, damit leise Umweltgeräusche nicht von Eigenrauschen überdeckt werden. Hersteller optimieren elektronische Bauteile und Filteralgorithmen, um die Eigenempfindlichkeit zu senken. In der Messtechnik wird der Geräuschboden als Kennzahl ausgewiesen.
Eigenrauschen ist das kontinuierliche Hintergrundrauschen elektronischer Systeme in Abwesenheit eines Eingangssignals. In Hörsystemen kann es die Wahrnehmung sehr leiser Töne beeinträchtigen und den Tragekomfort reduzieren. Die Höhe des Eigenrauschens hängt von Schaltungstopologie, Bauteilqualität und Filterdesign ab. Moderne digitale Hörgeräte verwenden Rauschunterdrückungsalgorithmen, um Eigenrauschen aktiv zu minimieren. Regelmäßige Wartung und Reinigung der Mikrofone verhindern zusätzlich Fremdgeräusche.
Akustische Einschlafhilfen wie weißes Rauschen, Meeresrauschen oder sanfte Klaviermusik fördern das Ein‑ und Durchschlafen, indem sie störende Umgebungsgeräusche überdecken. Besonders Menschen mit Tinnitus profitieren von kontinuierlichen Klangmustern, die den Fokus vom Ohrgeräusch weglenken. Studien zeigen, dass solche Klänge die Einschlaflatenz verkürzen und die Schlafqualität steigern. Apps und Hörgeräteprogramme bieten individualisierbare Klangprofile und Timerfunktionen. Wichtig ist, die Lautstärke unter 40 dB zu halten, um das Gehör nicht zusätzlich zu belasten.
Der Einschwingvorgang beschreibt die Anfangsreaktion eines schwingfähigen Systems auf einen plötzlichen Schallreiz, bevor ein stationärer Zustand erreicht wird. Im Ohr betrifft dies Trommelfell und Gehörknöchelchenkette, die zunächst überschiessend schwingen, ehe sie stabile Amplituden erreichen. Audiometrische Impedanzmessungen nutzen den Einschwingvorgang, um Mittelohrpathologien wie Otosklerose oder Tubenverschluss zu detektieren. Abnorme Einschwingzeiten deuten auf veränderte Steifigkeit oder Masse der Strukturen hin. In der Hörgerätetechnik wird das Einschwingverhalten von Filtern optimiert, um Verzerrungen bei schnellen Pegelwechseln zu minimieren.
Der Einstellbereich eines Hörgeräts definiert den Pegelbereich, den das Gerät verzerrungsfrei verarbeiten und verstärken kann. Er reicht von der minimalen Eingangslautstärke, bei der noch verstärkt wird, bis zur maximalen Lautstärke, bei der Kompression einsetzt. Ein großer Einstellbereich ermöglicht das Hören sehr leiser und lauter Signale ohne Clipping oder Unbehagen. Audiologen wählen ein Gerät mit passendem Bereich basierend auf dem individuellen Hörverlustprofil. Technische Datenblätter geben Einstellbereich zusammen mit Kompressions-Ratio und Verstärkungsfaktoren an.
Die Einzelfrequenzanalyse zerlegt komplexe Schallsignale in ihre einzelnen Frequenzkomponenten mittels Fourier‑Transformation. Sie liefert amplituden- und phasenspezifische Informationen zu jedem Frequenzbestandteil und ist Basis für Spektralanalysen in der Audiologie. Anwendungen finden sich in der Analyse otoakustischer Emissionen, Raumakustikmessungen und Hörgeräte‑Feinabstimmung. Diagramme zeigen Pegelverläufe über das Frequenzspektrum und erlauben Rückschlüsse auf Filterverhalten und cochleäre Funktion. In der Forschung wird die Einzelfrequenzanalyse genutzt, um neuronale Antwortmuster im auditorischen System zu untersuchen.
Bei der Einzelton‑Audiometrie werden Töne einzelner Frequenzen und Pegel nacheinander dargeboten, um die Hörschwelle pro Frequenz zu bestimmen. Die Ergebnisse werden im Audiogramm als Luft‑ und Knochenleitungskurven visualisiert. Dieses Verfahren ist Standard in der Diagnostik von Schallleitungs‑ und Schallempfindungsschwerhörigkeit. Moderne Audiometer bieten automatisierte Testprotokolle und adaptives Verfahren für schnellere, zuverlässigere Messungen. Die Validität hängt von der Mitarbeit und Reaktionszeit des Probanden ab.
Die Elektrocochleographie misst elektrische Potentiale im Innenohr und Hörnerv als Reaktion auf akustische Reize. Mit einer Nadelelektrode am Trommelfell oder einer Ohrkanal‑Elektrode werden Summenpotenzial und Endolymphdruck erfasst. ECochG dient der Diagnostik von Menière-Krankheit, endolymphatischem Hydrops und akustischen Traumata. Spitzendruckamplituden korrelieren mit Schweregrad des Hydrops. Die Untersuchung ist minimal invasiv und liefert wichtige Daten zur inneren Ohrmechanik.
Der Empfindlichkeitsbereich bezeichnet den Pegelbereich, in dem das menschliche Ohr oder ein Hörsystem akustische Reize ohne Verzerrung verarbeiten kann. Für das menschliche Ohr liegt dieser Bereich zwischen der Hörschwelle (0 dB HL) und der Schmerzgrenze (~120 dB SPL). Hörgeräte passen diesen Bereich mithilfe von Kompression an das Restgehör an, um laute Geräusche abzumildern und leise hörbar zu machen. Messsysteme kalibrieren den Empfindlichkeitsbereich, um lineare Reaktion innerhalb dieses Fensters zu gewährleisten.
Die Empfindungsschwelle ist der niedrigste Schalldruckpegel, der gerade noch vom Ohr wahrgenommen wird. Sie wird in der Audiometrie für jede Testfrequenz separat ermittelt und im Audiogramm dokumentiert. Abweichungen von Normwerten definieren den Grad eines Hörverlusts. Die Empfindungsschwelle bildet zusammen mit der Schmerzschwelle den Dynamikbereich des Gehörs. Klinisch hilft sie, zwischen Schallleitungs- und Schallempfindungsstörungen zu unterscheiden.
Endolymphe ist die kaliumreiche Flüssigkeit im Ductus cochlearis und den membranösen Bogengängen. Sie überträgt mechanische Schwingungen auf Haarzellen und erzeugt elektrochemische Signale. Eine Druckstörung der Endolymphe, wie beim endolymphatischen Hydrops, führt zu Schwindel und Hörverlust. Labormessungen und klinische Tests der Endolymphfunktion unterstützen die Diagnostik von Menière. Forschung fokussiert auf Regulation des Endolymphvolumens zur Therapie vestibulärer Erkrankungen.
Die Energiemessung integriert Schallpegel über Zeit und Frequenz, um die kumulative Lärmbelastung zu bewerten. Sie bildet die Grundlage für Arbeitslärmschutzrichtlinien, die maximale Tagesdosen definieren. Geräte zeichnen kontinuierlich Pegelwerte auf und berechnen Tages-Expositionswerte (LEX,8h). Epidemiologische Studien korrelieren Energieexposition mit Hörverlustrisiko. Präventive Maßnahmen basieren auf Energiemessungen zur Reduktion von Lärmschäden.
Entspannungsgeräusche wie weißes Rauschen, Meeresrauschen oder sanfte Melodien maskieren störende Ohrgeräusche und fördern Schlaf sowie Stressabbau. Bei Tinnitus-Patienten reduzieren sie Fokus auf das Ohrgeräusch und verbessern die Lebensqualität. Klinische Studien belegen, dass kontrollierte Klangexposition Angst und Einschlaflatenz verringert. Apps und Hörgeräteprogramme bieten personalisierte Klangbibliotheken. Wichtig ist, Pegel unter 40 dB zu halten, um zusätzlichen Hörstress zu vermeiden.
Erkrankungen der Eustachischen Röhre umfassen Tubenkatarrh, Tubenstenose und Tubenverschluss. Symptome sind Druckgefühl, Hörminderung und wiederkehrende Mittelohrergüsse. Die Diagnostik nutzt Tympanometrie und Tubenfunktionstests. Therapeutisch kommen Ballondilatation, nasale Steroide und Paukenröhrchen zum Einsatz. Chronische Fälle erfordern engmaschige Kontrolle und interdisziplinäre Behandlung.
Die Erregungsschwelle ist der minimale Reizpegel, der eine Antwort in Haarzellen oder auditorischen Neuronen auslöst. In der Cochlea variiert sie entlang der Basiliarmembran und definiert die Tonotopie. Messungen per Mikroelektroden oder evozierte Potentiale geben Einblick in neuronale Sensitivität. Erhöhte Schwellen weisen auf Haarszellenschäden oder zentrale Adaptation hin.
Ein Ersatzhörgerät dient als kurzfristige Versorgung bei Ausfall des Hauptgeräts und ist vorkonfiguriert mit Standardprogrammen für Alltagsgeräusche. Es verhindert Unterversorgung und soziale Isolation bis zur Reparatur. Audiologen programmieren Ersatzgeräte individuell vor, um nahtlosen Hörkomfort zu gewährleisten. Regelmäßige Wartung minimiert unerwartete Ausfälle.
Ein Ersatzsignal ist ein künstlich erzeugtes Klangmuster, das fehlende akustische Informationen kompensiert. In Hörsystemen wird es genutzt, um Tinnitus zu maskieren oder fehlende Frequenzen zu synthetisieren. Ersatzsignal-Algorithmen basieren auf psychoakustischen Modellen des Hörempfindens. Ziel ist Optimierung von Sprachverständlichkeit und Klangqualität.
Der erweiterte Hochtonbereich umfasst Frequenzen oberhalb von 8 kHz bis etwa 16 kHz und trägt zur Klangfarbe und Musikwahrnehmung bei. Früherkennung von Hochtonverlust dient als Frühindikator für Lärmschäden. High‑Frequency‑Audiometrie testet diesen Bereich, um subtile Defizite aufzuspüren. Hörgeräte mit Hochtonverstärkung verbessern Musik- und Sprachverständlichkeit in komplexen Klangumgebungen.
Die Eustachische Röhre verbindet Mittelohr und Nasenrachenraum, reguliert den Druckausgleich und schützt vor Nasensekreten. Sie öffnet sich beim Schlucken oder Gähnen und schließt passiv, um Mittelohrbelüftung zu gewährleisten. Dysfunktionen führen zu Druckgefühl, Hörminderung und Ergüssen. Ballondilatation und nasale Kortikoide sind etablierte Therapien. Funktionstests messen Öffnungsdruck und -dauer.
Evozierte Potentiale sind elektrische Reaktionen des auditorischen Systems auf Schallreize, gemessen per Kopfhautelektroden. Sie gliedern sich in ABR (brainstem), MLR (midlatency) und CAEP (kortikal). Diese objektiven Tests prüfen die Integrität der Hörbahn ohne aktive Mitarbeit. Einsatz bei Neugeborenen‑Screening, neurologischer Diagnostik und CI‑Anpassung. Analyse von Latenz und Amplitude liefert Aufschluss über Läsionsorte.
Exostosen sind gutartige knöcherne Wucherungen im äußeren Gehörgang, oft durch wiederholte Kälte‑ und Feuchtigkeitsreize („Surferohr“). Sie verengen den Kanal, fördern Cerumenretention und erhöhen Otitis externa-Risiko. Chirurgische Abtragung stellt den Gehörgang wieder frei. Prävention durch Ohrenschutz gegen Kälte und Wasser wird empfohlen.
Expositionsgrenzen definieren zulässige Lärmpegel am Arbeitsplatz über festgelegte Zeiträume, z. B. 85 dB(A) über 8 Stunden. Sie basieren auf epidemiologischen Studien zu Lärmschäden und sind gesetzlich verankert. Überschreitungen erfordern technische Lärmminderung und persönlichen Gehörschutz. Messungen liefern LEX,8h-Werte zur Einhaltung der Grenzwerte.
Externe Otitis ist eine Entzündung des äußeren Gehörgangs, meist bakteriell oder mykotisch bedingt. Symptome sind Juckreiz, Schmerzen und Ausfluss. Therapie umfasst Reinigung, topische Antibiotika oder Antimykotika und Trockenhaltung. Chronische Formen benötigen Langzeitpflege und pH‑neutrale Reinigungspräparate.
Ein extra‑cochleäres Implantat stimuliert den Hörnerv außerhalb der Cochlea, etwa Hirnstammimplantate bei retrocochleärer Taubheit. Elektroden werden im Bereich des Nucleus cochlearis platziert. Indikation bei nicht funktionsfähiger Cochlea. Rehabilitation umfasst intensives Sprachtraining und Mapping-Sessions.