HÖRST
Glossar
W
Wahrnehmung im auditorischen Kontext bezeichnet den bewussten Prozess, bei dem das Gehirn akustische Reize interpretiert und in Sinneseindrücke übersetzt. Sie umfasst Detektion, Diskrimination und kognitive Verarbeitung von Lautstärke, Tonhöhe und Klangfarbe. Auditorische Wahrnehmung ist eng mit Aufmerksamkeit und Gedächtnis verknüpft, was komplexe Aufgaben wie Sprachverständnis in Lärm ermöglicht. Störungen, etwa bei zentralen Hörverarbeitungsstörungen, zeigen sich trotz normaler peripherer Funktion. Rehabilitative Trainingsprogramme verbessern Wahrnehmungsleistungen durch gezielte Übung multisensorischer Integration.
Ein Schallwandler (Lautsprecher, Kopfhörer oder Knochenleitungsschallkopf) wandelt elektrische Signale in akustische Wellen um beziehungsweise umgekehrt. In der Audiometrie verwendet man kalibrierte Wandler, um definierte Schalldruckpegel bei Testfrequenzen zu gewährleisten. Qualität und Linearität des Wandlers bestimmen Präzision von Hörschwellenmessungen und OAE‑Erfassung. In Hörgeräten sind Miniaturwandler (Receiver) integriert, die Sprachsignale direkt in den Gehörgang abgeben. Wandlerdesigns optimieren Frequenzgang, Verzerrungsarmut und Energieverbrauch.
Das Wartefeld ist ein schallisolierter Vorraum vor der Messkabine, in dem Patienten vor dem Test akustisch und psychisch vorbereitet werden. Es minimiert Einflüsse von Türgeräuschen und Umgebungsgeräuschen auf die Testbedingungen. Meist befinden sich hier Bedienpulte für den Audiologen und visuelle Kommunikationseinrichtungen zum Patienten. Ein korrekt gestaltetes Wartefeld ist Teil der Normanforderungen (DIN‑Normen) für audiologische Labore. Es dient auch der Erklärung von Testabläufen und der Beruhigung vor Prüfungen.
Der Weber‑Test ist ein einfacher Stimmgabeltest zur Lateralisierung von Knochenleitungsschall. Die vibrierende Gabel wird mittig auf den Scheitel oder das Stirnbein aufgesetzt; der Patient gibt an, in welchem Ohr er den Ton lauter hört. Bei Schallleitungsschwerhörigkeit lateralisiert der Ton ins erkrankte Ohr, bei sensorineuralem Hörverlust ins gesunde. Der Weber‑Test ergänzt den Rinne‑Test für die Unterscheidung von Schallleitungs‑ und Schallempfindungsstörungen. Er ist schnell durchführbar und leitet gezielte weiterführende Diagnostik ein.
Moderne Hörgeräte bieten mehrere Programme (z. B. Ruhe, Restaurant, Musik), die akustische Parameter wie Kompression und Mikrofoncharakteristik anpassen. Das Wechseln von Programmen kann manuell über Taster am Gerät, über Fernbedienung oder automatisch per Umgebungsanalyse erfolgen. Automatische Programmwechsel erkennen akustische Szenarien und passen nahtlos, um Sprachverständnis und Komfort zu optimieren. Schulung des Nutzers im Programmwechsel verbessert Selbstmanagement und Hörzufriedenheit. Logfiles dokumentieren Programmwechsel-Häufigkeit zur Feinanpassung.
Wechselseitiger Hörverlust bezeichnet eine Situation, in der beide Ohren schwerhörig sind, aber in unterschiedlichem Ausmaß oder unterschiedlicher Art (z. B. ein Ohr konduktiv, das andere sensorineural). Diese Asymmetrie beeinflusst Lateralisationsfähigkeit und binaurale Verarbeitung. Audiologisch erfasst man separate Luft‑ und Knochenleitungskurven beider Ohren und maskiert bei Tests, um Cross‑Hearing zu vermeiden. Versorgungsstrategien müssen jedes Ohr individuell einstellen und binaurale Synchronisation sicherstellen. Asymmetrischer Verlust erfordert besondere Beachtung bei Richtmikrofon‑ und Kompressionsparametern.
Weiches Cerumen ist eine feuchte, meist gelbliche Ohrenschmalzform, die leichter aus dem Gehörgang entfernt werden kann als hartes, dunkles Cerumen. Es entsteht durch hohe Aktivität der Cerumendrüsen und kann bei übermäßiger Produktion zu Pfropfenbildung führen. Behandlung erfolgt mit cerumenlösenden Tropfen (z. B. Öl‑ oder Wasserbasis) und sanfter Spülung. Regelmäßige Kontrollen verhindern Verstopfung und Schallleitungsschwerhörigkeit. In der Hörgeräteversorgung kann weiches Cerumen Rückkopplungen fördern, wenn Ohrpassstücke nicht dicht sitzen.
Weißes Rauschen enthält alle hörbaren Frequenzen mit gleicher Leistung und wird psychoakustisch als gleichmäßiges „Zisch“-Geräusch wahrgenommen. Es dient in der Hörtherapie als Masker für Tinnitus und in Schlafhilfen zur Förderung von Entspannung. In der Audiometrie hilft weißes Rauschen bei Sprachaudiometrie als konkurrierender Masker. Technisch wird es zur Kalibrierung von Lautsprechern und Mikrofonen verwendet, um Frequenzgangabweichungen zu identifizieren. Weißes Rauschen kann bei übermäßiger Lautstärke zu Hörschäden führen.
Die Wellenform stellt den Schalldruck oder elektrische Signalspannung über die Zeit dar und zeigt Amplitude, Periode und Impulscharakteristika. In der Audiometrie visualisiert man Wellenformen von Klicks und Tönen zur Qualitätssicherung von Reizen. Wellenformanalyse hilft, Artefakte und Verzerrungen zu erkennen und Stimulus‑Anpassung vorzunehmen. In der Signalverarbeitung dienen Zeit‑ und Frequenzbereichsanalyse (Fourier‑Transformation) der Diagnose und Filterentwicklung. Klare Wellenformen sind Voraussetzung für reproduzierbare Messungen evozierter Potentiale.
Die Wellenlänge ist der räumliche Abstand zwischen zwei aufeinanderfolgenden Phasengleichen Punkten einer Schallwelle, berechnet als Schallgeschwindigkeit geteilt durch Frequenz. Hohe Frequenzen haben kurze Wellenlängen und sind stärker richtungsabhängig, was für Lokalisationscues wichtig ist. Wellenlängenvergleich im Kopfbereich erzeugt interaurale Differenzen, die das Gehirn zur Richtungserkennung nutzt. In der Raumakustik beeinflussen Wellenlängen die Wirksamkeit von Absorbern und Diffusoren; tiefe Frequenzen mit langen Wellenlängen sind schwieriger zu dämpfen. Kenntnisse der Wellenlänge sind essenziell für Lautsprecheraufstellung und akustische Entwurfsplanung.
Ein Wellenleiter leitet Schall oder elektromagnetische Wellen in eine definierte Richtung mit minimalem Energieverlust. In der Audiologie spricht man von akustischen Wellenleitern beim Einsatz von Hörrohren oder Hörhilfen, die Schall gebündelt zum Trommelfell führen. Technische Wellenleiter in Hörgeräten formen das Schallfeld am Mikrofoneingang, um Richtwirkung zu erzielen. Dimension und Material des Wellenleiters bestimmen Grenzfrequenz und Dämpfung. Optimierte Wellenleiter verbessern Signal‑zu‑Rausch‑Verhältnis und Sprachverständlichkeit.
Die Widerstandsimpedanz (Resistive Impedance) ist der reelle Anteil der akustischen oder elektrischen Impedanz, der Energieverlust durch Reibung oder Ohmschen Widerstand beschreibt. In der Mittelohrmechanik entspricht sie der Dämpfungseigenschaft von Gehörknöchelchenkette und Membranen. Bei Tympanometrie beeinflusst ein erhöhter Widerstandsanteil die Form der Impedanzkurve und weist auf Versteifung oder Flüssigkeit hin. In Hörgeräteschaltungen reduziert niedriger Widerstand Rauschen und verbessert Energieeffizienz. Impedanzanpassung minimiert Reflexionen an Schnittstellen.
Windgeräuschunterdrückung ist eine Signalverarbeitungsfunktion in Hörgeräten und Mikrofonen, die turbulenten Schall von Wind an der Mikrofonöffnung erkennt und reduziert. Algorithmen detektieren charakteristische Niedrigfrequenz‑Komponenten und aktivieren adaptive Filter oder Mikrofonumschaltung. Dies verbessert Sprachverständlichkeit im Freien ohne manuellen Eingriff. Mechanische Windschütze (Schaum‑Caps) ergänzen die digitale Unterdrückung. Effektivität wird in realen Feldtests bei verschiedenen Windgeschwindigkeiten überprüft.
Ein Windschutz ist eine physische Abdeckung (z. B. Schaumstoff, Fell), die über Mikrofone oder Lautsprecher gestülpt wird, um Windgeräusche zu dämpfen. Er verhindert turbulente Luftbewegungen am Mikrofoneintritt und reduziert tieffrequentes Rauschen. Windschutzmaterialien sind akustisch transparent für Sprachfrequenzen, aber dämpfen störende Luftdruckspitzen. In Hörgeräten und Audiorekordern erhöht er Aufnahmequalität unter Freifeldbedingungen. Regelmäßiger Austausch vermeidet Verunreinigung und Materialverschleiß.
Der Winkel des Schalls bezeichnet die Richtung, aus der eine Schallquelle relativ zur Körper- oder Geräteachse eintrifft. Binaurale Cues wie interaurale Zeit‑ und Pegeldifferenzen kodieren diesen Winkel im auditorischen System. Hörsysteme mit Mehrmikrofon-Arrays rekonstruieren Schallwinkel, um Richtmikrofone adaptive zu steuern. Messungen im Schallfeld bestimmen Richtcharakteristiken und frontale Verstärkung. Präzise Winkelbestimmung verbessert Lokalisation und Sprachverständnis in komplexen Umgebungen.
Der Wirkungsgrad in der Hörgerätetechnik beschreibt das Verhältnis von akustischer Ausgangsleistung zu elektrischer Eingangsleistung. Hoher Wirkungsgrad bedeutet längere Batterielaufzeit und geringere Wärmeentwicklung. Einflussfaktoren sind Mikrofonempfindlichkeit, Verstärkerschaltungen und Receiver‑Effizienz. Hersteller optimieren Schaltungstopologien und Bauteile, um Wirkungsgrade von >50 % zu erreichen. Ein effizienter Wirkungsgrad ist besonders wichtig für kleine In‑Ear‑Systeme mit begrenztem Platz und Batterie.
Ein Wirkverstärker ist eine Verstärkerschaltung, die in Hörgeräten den Hauptanteil der Schallverstärkung übernimmt. Er folgt Vorverstärker- und Filterstufen und treibt den Lautsprecher (Receiver). Eigenschaften wie Linearität, Rauschzahl und Klirrfaktor bestimmen Klangqualität und Hörkomfort. Moderne Wirkverstärker integrieren Feedback‑Unterdrückung und dynamische Kompression. Optimierte Layouts minimieren Störeffekte und elektromagnetische Interferenzen.
Ein Wortdiskriminationstest prüft, wie gut Probanden ähnliche Wörter unterscheiden können, indem sie z. B. Minimalpaaren („Kamm“ vs. „Kann“) zuhören. Er misst zentrale Verarbeitungsleistung und Sprachverständnis jenseits der reinen Hörschwelle. Ergebnisse helfen, spezifische Defizite bei Konsonanten- oder Vokaldifferenzierung zu erkennen. Testumgebungen variieren Signal‑Rausch‑Verhältnis, um Alltagssituationen zu simulieren. Diskriminationsergebnisse fließen in Anpassstrategien für Filter und Kompression in Hörgeräten ein.
Die Worterkennungsschwelle (Speech Reception Threshold, SRT) ist der niedrigste Pegel, bei dem 50 % einer Liste vorgegebener Wörter korrekt wiedergegeben werden. Sie wird in dB SPL oder dB HL gemessen und korreliert mit Hörschwellen aus der Tonaudiometrie. Abweichungen zwischen SRT und Tonhöhenhörschwelle deuten auf Sprachverständnisprobleme oder kognitive Defizite hin. SRT ist essentiell für die Einstellung der Verstärkung in Sprachbereichen bei Hörgeräten. Regelmäßige SRT‑Kontrollen dokumentieren Versorgungserfolg.
Wortidentifikation misst den Prozentsatz korrekt erkannter Wörter in standardisierten Tests bei festgelegtem Pegel oder Signal‑Rausch‑Verhältnis. Sie reflektiert funktionelles Sprachverständnis und zentrale Verarbeitungsfähigkeit. Ergebnisse sind Grundlage für Hörgeräte‑Feinanpassung und Beurteilung von Rehabilitationsfortschritten. Verschiedene Wortlisten (Einsilber, Mehrsilber) prüfen unterschiedliche Komplexitätsstufen. Testwiederholungen in Störgeräuschen quantifizieren Alltagsleistung.
Die Wortspektralanalyse zerlegt Sprachsignale in ihr Frequenzspektrum und zeigt Formanten, Harmonische und Rauschanteile. Sie hilft, phonemrelevante Frequenzbänder zu identifizieren und Hörgerätefilter entsprechend abzustimmen. In der Forschung untersucht man Spektralanpassungen durch Hörgeräte und deren Einfluss auf Sprachverständnis. Softwaregestützte Spektralanalyse visualisiert Echtzeitänderungen bei Sprachproduktion und -wahrnehmung. Ergebnisse fließen in adaptive Signalverarbeitungsalgorithmen und Sprachcodierungstechniken ein.