HÖRST
Glossar
L
Das Labyrinth im Innenohr besteht aus dem knöchernen und dem membranösen Teil und umfasst Cochlea, Vestibulum und Bogengänge. Es dient sowohl der Schalltransduktion (Cochlea) als auch der Gleichgewichtswahrnehmung (Vestibularorgan). Die mit Endolymphe gefüllten Räume übertragen mechanische Reize auf Haarzellen, die sie in elektrische Signale umwandeln. Erkrankungen wie Labyrinthitis oder Morbus Menière führen zu Schwindel, Übelkeit und Hörverlust. Bildgebende Verfahren und Funktionstests (Kalorisch, VEMP) untersuchen die Integrität des Labyrinths.
Labyrinthitis ist eine Entzündung des Innenohrs, typischerweise viral oder bakteriell bedingt, und betrifft sowohl Hör- als auch Gleichgewichtsorgan. Symptome sind akuter Drehschwindel, Übelkeit, Erbrechen und häufig ein einseitiger Hörverlust oder Tinnitus. Diagnostik umfasst Audiometrie, Vestibularfunktionstests und ggf. MRT, um andere Ursachen auszuschließen. Therapie kombiniert antivirale oder antibiotische Medikamente mit Corticosteroiden sowie vestibulärem Reha‑Training. Meist erholt sich die vestibuläre Funktion teilweise, Restschäden können persistierenden Schwindel oder Hörminderung hinterlassen.
Lärmbelastung bezeichnet die Exposition gegenüber schädlichem oder störendem Schallpegel in Umwelt und Arbeit. Sie wird in dB A gemessen und über Zeit gewichtet (z. B. LEX,8h). Chronische Lärmbelastung führt zu Stress, Schlafstörungen und beruflich bedingtem Hörverlust. Nationale und internationale Richtlinien legen Grenzwerte für Industrie-, Verkehrs‑ und Freizeitlärm fest. Präventive Maßnahmen umfassen Lärmschutzwände, Gehörschutz und ruhige Zonen in Städten.
Ein Lärmindikator ist eine Kennzahl, die Lärmbelastung quantifiziert, z. B. Lden (Tag‑Abend‑Nacht), Lnight oder Lday. Sie integriert Pegel und Zeitanteile, um Gesundheitsrisiken abzuschätzen. Kommunale Lärmkarten nutzen Indikatoren, um Belastungsschwerpunkte darzustellen und Schutzmaßnahmen zu planen. Für Arbeitsstätten gelten spezifische Indikatoren wie LEX,8h. Indikatoren sind Grundlage für Lärmaktionspläne und Umweltberichterstattung.
Ein Lärmpegelmesser ist ein Messgerät, das Schalldruckpegel in Echtzeit erfasst und in dB bewertet. Professionelle Class‑1- und Class‑2-Meter erfüllen Normen (IEC 61672) für Präzision und Frequenzbewertung (A‑, C‑Filter). Sie werden in Arbeitsschutz, Umweltüberwachung und Raumakustik eingesetzt. Kalibrierung mit externen Kalibratoren sichert Messgenauigkeit. Mobile Versionen und Apps bieten einfache Indikatoren, erreichen aber nicht Laborqualität.
Lärmschutz umfasst technische, bauliche und organisatorische Maßnahmen, um Schallquellen zu dämpfen oder Schallausbreitung zu minimieren. Beispiele sind Schallschutzwände, absorbierende Materialien und Verkehrsberuhigung. Persönlicher Gehörschutz (Ohrstöpsel, Kapselgehörschützer) ergänzt den baulichen Schutz. In Gebäuden regeln Normen Mindestanforderungen an Schalldämmung. Effektiver Lärmschutz verbessert Wohn‑ und Arbeitsqualität und verhindert Hörschäden.
Lärmschutzverordnungen sind gesetzliche Regelwerke auf nationaler oder EU‑Ebene, die Grenzwerte und Verfahren zur Lärmüberwachung festlegen. Sie definieren zulässige Pegel in Industrie-, Verkehrs- und Wohngebieten sowie Nacht- und Tagzeiten. Anwohner können Lärmklagen einreichen und Maßnahmen wie Geschwindigkeitsbegrenzungen oder Schallschutzwände erzwingen. Kommunen erstellen Lärmaktionspläne basierend auf Verordnungen. Verstöße werden mit Bußgeldern geahndet.
Lärmschwerhörigkeit ist eine Berufserkrankung durch chronische Lärmbelastung, die zu sensorineuralem Hörverlust vor allem im Hochtonbereich führt. Sie zeigt sich als „Knacken“ und abfallende Audiogrammkurve ab 3 kHz. Prävention durch Gehörschutz und regelmäßige Vorsorge‑Audiometrie ist gesetzlich vorgeschrieben. Versorgung erfolgt mit Hörgeräten, die Hochtonverlust gezielt ausgleichen. Rehabilitation umfasst Hörtraining und arbeitsplatzbezogene Anpassungen.
Lärmvorsorge zielt darauf ab, Lärmbelastung zu minimieren, bevor gesundheitliche Schäden entstehen. Sie beinhaltet Risikobewertung, Planung von Schutzmaßnahmen und Information Betroffener. Technische Vorsorge umfasst leisere Maschinen, bauliche Dämmung und Verkehrssteuerung. Persönliche Vorsorge schließt Gehörschutz und Verhaltensregeln ein. Monitoring und regelmäßige Messungen sichern Wirksamkeit der Maßnahmen.
Auditive Latenz ist die Zeitspanne zwischen Schallreiz und messbarer Reaktion im auditorischen System, z. B. evozierte Potentiale oder bewusste Wahrnehmung. Latenzzeiten geben Aufschluss über Funktionszustand peripherer und zentraler Hörbahnen. Verlängerte Latenzen deuten auf Demyelinisierung, Tumoren oder neuropathische Schäden hin. In Hörgeräten wird Signalverarbeitungs‑Latenz minimiert, um Audio‑Video‑Synchronität zu gewährleisten. Normwerte existieren für ABR-, MLR- und CAEP-Komponenten.
Laterale Hemmung ist ein neuronales Prinzip, bei dem aktivierte Neuronen ihre Nachbarn hemmen, um Kontrast und Kantenschärfe zu erhöhen. Im auditorischen System verbessert sie Frequenzselektivität, indem sie benachbarte Frequenzkanäle dämpft. Dies führt zu klarerem Ton‑ und Sprachverständnis, insbesondere in komplexen Klangumgebungen. Störungen der lateralen Hemmung können breitere Tonfelder und schlechtere Diskrimination verursachen. Modellierungen dieses Effekts fließen in Filterdesigns von Hörgeräten ein.
Laterisation bezeichnet die scheinbare Wahrnehmung, dass sich eine Schallquelle links oder rechts von der Körpermitte befindet, basierend auf interauralen Zeit- (ITD) und Pegeldifferenzen (ILD). Das Gehirn vergleicht minimale Laufzeitunterschiede und Lautstärkeunterschiede beider Ohren, um die Richtung zu bestimmen. Laterisation ist essenziell für räumliches Hören und situative Orientierung, etwa im Straßenverkehr. In der Hörgeräteanpassung stellt man sicher, dass binaurale Synchronisation erhalten bleibt, um Laterisation nicht zu verfälschen. Tests im Schallfeld messen Laterisationsgenauigkeit und helfen, Verarbeitungsstörungen zu erkennen.
Lautheit ist das subjektive Hörempfinden der Stärke eines Schalls, das nicht linear mit dem Schalldruck (dB SPL) korreliert. Psychoakustische Modelle wie das Zwicker‑Modell beschreiben, wie Frequenz und Pegel zusammen die wahrgenommene Lautheit in Sone bestimmen. Lautheitsskalen (s. u.) normieren diese Wahrnehmung für technische Anwendungen und Hörgeräteanpassung. Lautheit hängt von Kontext, Dauer und Frequenzspektrum ab; gleichem Pegel können unterschiedliche Lautheiten empfunden werden. Hörgerätekompression optimiert Lautheitsempfinden, indem sie leise Töne verstärkt und laute abdämpft.
Bei der Lautheitsskalierung bewerten Probanden subjektiv die empfundene Lautstärke von Testsignalen auf einer numerischen oder verbalen Skala. Verfahren wie Category‑Scaling oder Magnitude‑Estimation liefern Funktionen, die Schalldruck in Lautheit (Sone) überführen. Diese Funktionen dienen der Kalibrierung von Hörgeräten, um gewünschte Lautheitserlebnisse zu gewährleisten. Unterschiede in der Skalierung zeigen individuelle Lautheitsempfindlichkeit und Hyperakusis‑Tendenzen. Standardisierte Skalen (DIN 45631) sichern Vergleichbarkeit zwischen Untersuchungen.
Lautsprecher wandeln elektrische Audiosignale in Schallwellen um und sind zentrale Komponenten in Freifeld‑Audiometrie und Beschallungssystemen. Wichtige Parameter sind Frequenzgang, Klirrfaktor und Richtcharakteristik. Kalibrierte Studiomonitore liefern präzise Pegel für Hörtests, während Konsumentenlautsprecher auf Klangästhetik optimiert sind. In Hörstudien verwendet man häufig Koaxial‑ oder Dipol‑Lautsprecher, um Reflexionen zu minimieren. Lautsprecheranordnung im Raum beeinflusst Nachhall und Hörkomfort und wird akustisch geplant.
Lebensqualität bei Hörverlust umfasst physische, psychische und soziale Dimensionen, darunter Kommunikationsfähigkeit, Selbstwert und soziale Teilhabe. Schwerhörigkeit erhöht Risiko für Isolation, Depression und kognitive Beeinträchtigungen. Instrumente wie HHIE („Hearing Handicap Inventory for the Elderly“) quantifizieren subjektive Belastung. Interventionen (Hörgeräte, Rehabilitation, psychosoziale Unterstützung) zielen auf Verbesserung aller Lebensqualitätsbereiche. Langzeitstudien zeigen, dass frühzeitige Versorgung Lebensqualität signifikant steigert.
Die Leitungsimpedanz ist der komplexe Widerstand eines akustischen Pfads, z. B. Mittelohr oder Audiokabel, gegen Schall- oder Signalübertragung. Sie setzt sich aus resistiven und reaktiven Anteilen zusammen und variiert frequenzabhängig. In der Tympanometrie misst man Mittelohrimpedanz, um Schwingungsfähigkeit und Knöchelchenkette zu beurteilen. Abweichungen deuten auf Versteifungen (Otosklerose) oder Flüssigkeitsansammlungen hin. In der Hörgerätetechnik wird Impedanzanpassung genutzt, um maximale Leistung und minimale Reflexionen zu gewährleisten.
Ein auditives Lexikon ist die mentale Repräsentation von Klangmustern, Wörtern und deren Bedeutungen, die im Gehirn gespeichert sind. Es ermöglicht schnelle Worterkennung und Sprachverstehen, indem akustische Eingaben mit gespeicherten Einträgen verglichen werden. Modelle der Sprachverarbeitung unterscheiden zwischen phonologischem und semantischem Lexikon. Störungen, etwa bei Aphasie oder zentralen Hörverarbeitungsstörungen, beeinträchtigen Zugriff auf das Lexikon. In der Rehabilitation trainiert man Lexikonzugriff durch Sprachübungen und Hörtraining.
Lippenlesen ist die Technik, gesprochene Laute und Wörter anhand der Bewegung von Lippen, Kiefer und Gesichtsmuskeln visuell zu entschlüsseln. Es unterstützt Menschen mit Hörbeeinträchtigungen dabei, Sprachverständnis in leisen und lauten Umgebungen zu verbessern. Erfolgreiches Lippenlesen erfordert neben visuellem Training auch Kenntnisse von Phonetik und Sprachrhythmen. In der Praxis kombinieren Betroffene Lippenlesen mit Hörgeräten oder Cochlea‑Implantaten, um maximale Kommunikationsfähigkeit zu erzielen. Logopäden bieten systematische Übungen an, um visuelle und auditive Eindrücke zu synchronisieren.
Lippensynchronisation bezeichnet die Anpassung von Audio- und Video‑Spuren, sodass Lippenbewegungen und gesprochener Ton zeitlich exakt übereinstimmen. Fehlende Synchronität (Lippensynchronisationsfehler) stört das Sprachverständnis und kann zu kognitiver Überforderung führen. In der Untertitelung und bei Hörgeräten mit Video‑Streaming ist präzise Lippensynchronisation essenziell, um Sprachquellen korrekt zuzuordnen. Technisch wird die Verzögerung digital gemessen und in Millisekunden kompensiert. Gute Synchronisation verbessert die wahrgenommene Natürlichkeit und Akzeptanz von audiovisuellen Inhalten.
Die logarithmische Skala stellt Werte in Exponentialschritten dar, sodass große Datenbereiche kompakt abgebildet werden können. In der Audiologie wird der Schalldruckpegel in Dezibel (dB) logarithmisch gemessen, um lineare Hörempfindung darzustellen. Eine Verdoppelung der Lautheit entspricht etwa +10 dB, was auf einer logarithmischen Skala plausibel und handhabbar ist. Audiogramme und Frequenzgänge von Hörgeräten nutzen diese Skalierung, um Hörschwellen und Verstärkungsprofile anschaulich zu visualisieren. Logarithmische Darstellungen erleichtern den Vergleich unterschiedlicher Pegel und Frequenzbereiche.
Logopädie in der auralen Rehabilitation fokussiert auf sprachliche und kommunikative Fähigkeiten von Menschen mit Hörverlust. Logopäden trainieren Artikulation, Aussprache und Lautverständnis mittels auditiv-visueller Methoden, einschließlich Lippenlesen und Klangtherapie. Sie entwickeln individuelle Therapiepläne, um Sprachverständnis in Alltagssituationen zu fördern. Ergänzend setzen sie Hörtraining und kognitive Strategien ein, um zentrale Verarbeitungsstörungen zu kompensieren. Enge Zusammenarbeit mit Audiologen und Psychologen sichert einen ganzheitlichen Behandlungsansatz.
Luftleitung ist der Haupthörweg, bei dem Schallwellen durch die Luft den Gehörgang passieren, das Trommelfell in Schwingung versetzen und über die Gehörknöchelchenkette ins Innenohr übertragen werden. Ton- und Sprachaudiometrie messen Luftleitungsschwellen per Kopfhörer, um das Ausmaß eines Hörverlusts zu bestimmen. Abweichungen zwischen Luft‑ und Knochenleitung lassen auf Schallleitungsprobleme oder Mittelohrerkrankungen schließen. Die Luftleitungskurve im Audiogramm bildet die Basis jeder hörmedizinischen Diagnose. Pathologien wie Otoskopie‑Befunde werden mit Luftleitungsdaten korreliert.
Ein Luftleitungsaudiogramm ist eine grafische Darstellung der Hörschwellen über Frequenzen, gemessen per Luftleitungstest. Es zeigt individuelle Hörkurven und definiert die Grade des Hörverlusts, z. B. leicht, mittel oder hochgradig. Die Kurve unterscheidet Luft‑ und Knochenleitung, um Ursachen von Schwerhörigkeit zu differenzieren. Standardisierte Testfrequenzen reichen von 125 Hz bis 8 kHz, bei High‑Frequency‑Audiometrie bis 16 kHz. Audiogramme sind essentiell für die Auswahl und Einstellung von Hörhilfen.
Luftschall ist Schall, der sich als Druckwelle durch die Luft ausbreitet und über das Außenohr zum Hören führt. Er unterscheidet sich von Körperschall, da die Schallquelle in Luftmoleküldruckschwankungen besteht. In der Raumakustik analysiert man Luftschallpegel, Reflexion und Absorption, um Hall und Nachhall zu optimieren. Hörtests und Lärmmessungen basieren auf Luftschallmessungen mit Mikrofonen. Gehörschutz zielt darauf ab, Luftschallpegel unter die gesundheitlich unbedenklichen Grenzwerte zu senken.