HÖRST
Glossar
H
Die H2O‑Impedanzmessung ist eine Variante der Tympanometrie, bei der das Mittelohrdruck‑Volumen‑Verhalten mit Wasser gefülltem Ohrkanal untersucht wird. Durch kontrollierte Druckänderungen wird die Beweglichkeit von Trommelfell und Gehörknöchelchenkette beurteilt. Abweichungen in der Impedanzkurve zeigen Tubenfunktionsstörungen, Ergüsse oder Versteifungen (z. B. Otosklerose). Da Wasser einen anderen akustischen Widerstand als Luft besitzt, liefert diese Methode höhere Empfindlichkeit für kleine Leckagen und Membranschäden. Klinisch wird sie vor allem in der pädaudiologischen und veterinärmedizinischen Diagnostik eingesetzt.
Habituation bezeichnet die nachlassende Reaktion auf wiederholt dargebotene, unveränderte Reize. Im auditorischen System führt sie dazu, dass konstante Hintergrundgeräusche mit der Zeit ausgeblendet werden. Dieser Mechanismus schützt vor Informationsüberflutung und ermöglicht Fokussierung auf neue, relevante Signale. In der Tinnitustherapie nutzt man Habituation, um das Bewusstsein für Ohrgeräusche zu reduzieren. Fehlt Habituation, entstehen Überempfindlichkeit und erhöhte kognitive Belastung durch stetige Geräuschwahrnehmung.
Das Haifischgrätenmuster im Audiogramm beschreibt abwechselnd hohe und niedrige Punkte entlang der Kurve, ähnlich den Zacken eines Haifischzahns. Es deutet auf Messartefakte, mangelnde Konzentration oder simuliertes Hörverlustverhalten hin. Klinisch ist es wichtig, dieses Muster zu erkennen, um valide Befunde zu sichern und Fehldiagnosen zu vermeiden. Ergibt sich der Verdacht auf non‑organischen Hörverlust, folgen objektive Tests wie OAE oder AEP. Reinigung der Testumgebung und klare Instruktion an Patient:innen reduzieren Haifischgräten‑Artefakte.
Der Hall‑Effekt beschreibt das Phänomen, dass ein Ton in einem Raum mit Nachhall länger wahrgenommen wird als in einem schalltoten Raum. Psychoakustisch führt Nachhall zu Pegelerhöhung und Verzerrung der zeitlichen Struktur von Sprachsignalen. In der Hörgeräteanpassung muss Nachhallseparation berücksichtigt werden, damit Sprachverständnis in realen Räumen erhalten bleibt. Messungen der Nachhallzeit (RT60) liefern Parameter für Raumakustik‑Optimierung. Trainingsprogramme lehren Hörer, direkte und reflektierte Schallanteile zu unterscheiden.
Der Hammer (Malleus) ist das erste der drei Gehörknöchelchen im Mittelohr und ist direkt mit dem Trommelfell verbunden. Er überträgt Schwingungen des Trommelfells mechanisch an den Amboss und steuert so den Schalltransport ins Innenohr. Seine Hebelwirkung verstärkt den Schalldruck und ermöglicht effiziente Impedanzanpassung zwischen Luft- und Flüssigkeitsmedium. Der Hammerreflex, ausgelöst durch laute Töne, schützt vor übermäßiger Schallschädigung. In der Chirurgie wird auf Erhalt der Malleus‑Strukturen geachtet, um Schallleitung nicht zu beeinträchtigen.
Der Hammer‑Ambossreflex ist eine Muskelkontraktion des Tensor tympani und Stapedius bei lauten Geräuschen, die die Gehörknöchelchenkette versteift. Dadurch werden Schwingungen gedämpft und das Innenohr vor Lärmschäden geschützt. Reflexlatenz und -amplitude werden in der Tympanometrie gemessen, um Mittelohr und Hirnstammfunktionen zu beurteilen. Einseitige Ausfälle deuten auf Nervenläsionen oder Gehörknöchelchen‑Pathologien hin. Der Reflex trägt zur akustischen Adaptation bei und schirmt vor Impulsschall ab.
Ein Handmikrofon ist ein externes Mikrofon, das von Vortragenden in FM‑ oder DECT‑Anlagen gehalten wird, um Sprache direkt an Hörsystemempfänger zu übertragen. Es verbessert Sprachverständnis in lauten oder großen Räumen, da Umgebungsgeräusche nicht mitaufgenommen werden. Die direkte Abstrahlung minimiert Signalverlust und verbessert Signal‑zu‑Rausch‑Verhältnis. Empfänger im Hörgerät dekodieren das Funksignal und leiten es in den Hörer. Handmikrofone sind essenziell in Unterricht, Konferenzen und religiösen Veranstaltungen.
Ein Hausgerät ist ein Hörsystem, das speziell für den Einsatz zu Hause optimierte Programme bietet, z. B. für Fernsehen oder Telefonie. Diese Kategorie umfasst oft Tisch- oder Near‑Field‑Kommunikationsgeräte mit direkter Hörgeräte‑Kopplung. Sie bieten höhere Verstärkung und spezielle Filter, um entfernte oder digitale Tonquellen klar zu übertragen. Hausgeräte ergänzen die mobile Hörgeräteversorgung und erhöhen Komfort im häuslichen Umfeld. Integration mit Smart‑Home‑Systemen ermöglicht automatische Szenenwahl.
Hautleitung (auch Körperschallleitung) überträgt Vibrationen über Weichteile und Knochen direkt auf das Innenohr, bypassing Außenohr und Mittelohr. Sie spielt eine Rolle beim Hören eigener Stimme (Autophonie) und in Knochenleitungshörsystemen. Messungen der Hautleitung helfen, Schallleitungs‑ von Schallempfindungsschwerhörigkeit zu unterscheiden. Knochenleitungsgeräte nutzen Schallküvetten oder Implantate, um diesen Weg gezielt zu stimulieren. Hautleitungspegel sind weniger frequenzabhängig als Luftleitung.
HdO‑Hörgerät (Hinter‑dem‑Ohr) sitzt hinter der Ohrmuschel und verbindet sich über einen Schlauch mit einem Ohrpassstück im Gehörgang. Es bietet Platz für größere Verstärker, Batterien und Mehrkanal‑Signalprozessoren. HdO-Systeme sind leistungsfähig und für mittlere bis starke Schwerhörigkeiten geeignet. Moderne Modelle verfügen über drahtlose Vernetzung, Richtmikrofone und wiederaufladbare Akkus. Die Bauform ermöglicht einfache Handhabung und robuste Elektronik.
Die HRTF beschreibt die frequenzabhängige Filterwirkung von Kopf, Rumpf und Ohrmuscheln auf eintreffende Schallwellen. Sie bildet die Basis für räumliches Hören und Virtual‑Audio‑Rendering, da sie interaurale Zeit‑ und Pegeldifferenzen kodiert. Messungen erfolgen mit Mikrofonen in künstlichen Köpfen oder individuellen Kalibriermethoden. In der Hörgeräteentwicklung nutzt man HRTF‑Modelle, um natürliche Lokalisation auch mit Geräten hinter dem Ohr zu erhalten. VR‑ und 3D‑Audiotechniken basieren auf HRTF‑Synthese für immersive Klangerlebnisse.
Die Heilungsphase nach Trommelfellperforation oder Mittelohroperation umfasst initiale Entzündungsreaktion, Gewebeneubildung und Narbenbildung. In den ersten Tagen stehen Schmerz- und Infektionskontrolle im Vordergrund, gefolgt von Gewebe‑Remodelling über Wochen. Tympanometrie und Otoskopie überwachen den Wiederverschluss und Funktion des Trommelfells. Hörverbesserung erfolgt schrittweise, vollständige Erholung kann Monate dauern. Physikalische Schonung und Vermeidung von Druckänderungen unterstützen die Heilung.
Die Helix ist der obere, gewölbte Rand der Ohrmuschel und dient der Schallfokussierung ins Cavum conchae. Ihre Form beeinflusst die spektrale Filterung von Außenschall und unterstützt die vertikale Lokalisation. Anatomische Variationen der Helix können individuelle HRTF‑Profiles prägen. In der Hörgeräteversorgung wird auf Helix‑Kompatibilität geachtet, um Druckstellen zu vermeiden. Chirurgisch spielt die Helix eine Rolle bei Otoplastiken und Rekonstruktionen.
Ein Helmholtz‑Resonator ist ein akustischer Resonator, bestehend aus einem Hohlraum und einer engen Öffnung, der bei seiner Eigenfrequenz Schall stark verstärkt. Im Ohr wirkt die Cavum conchae ähnlich und betont Frequenzen um 2–5 kHz, was Sprachverständnis fördert. Akustische Filter in Hörgeräten nutzen Helmholtz‑Prinzip für kompakte Bassabsenkung oder Notch‑Filter gegen Tinnitusfrequenzen. Raumakustische Elemente wie Bassfallen arbeiten nach demselben physikalischen Prinzip.
Die Komfortschwelle ist der Pegel, ab dem Schall als unangenehm laut empfunden wird. Bei Hörverlust verschiebt sich diese Schwelle häufig nach oben, wodurch Betroffene laute Reize später als störend empfinden. Hörgerätekompression muss die Komfortschwelle berücksichtigen, um Übersteuerung zu vermeiden. Messungen per Bekesy‑Audiometrie oder Loudness‑Scaling bestimmen individuelle Komfortbereiche. Feineinstellung schützt vor Unbehagen und Verzerrungen.
Heterophonische Maskierung tritt auf, wenn ein Störton in einem Frequenzband die Wahrnehmung eines Nutztons in einem anderen Band beeinträchtigt. Dieser Effekt erklärt, warum Außengeräusche Sprache stören, obwohl sie in unterschiedlichen Frequenzen liegen. Maskierungsmodelle in Hörgeräten simulieren heterophonische Effekte, um Kompression und Filter optimal einzustellen. Psychoakustische Tests quantifizieren Masking-Level-Differences. Verstehen in Lärm verbessert sich, wenn Maskierung gezielt reduziert wird.
Hidden Hearing Loss bezeichnet synaptische Schäden zwischen inneren Haarzellen und Hörnerv, die in Standard‑Audiogrammen unauffällig bleiben. Betroffene klagen über Verständnisschwierigkeiten in Lärm, obwohl die Hörschwellen normal sind. Die Pathologie zeigt sich in reduzierten evozierte Potentialen und veränderten OAE. Forschung fokussiert auf synaptoprotektive Therapien und frühzeitige Diagnostik. Hidden Hearing Loss unterstreicht die Bedeutung zentraler Hörverarbeitungs‑Tests.
High‑Definition Audiologie kombiniert hochauflösende Messverfahren, adaptive Signalverarbeitung und KI‑gestützte Analysen, um Hördiagnostik und Hörgeräteanpassung zu revolutionieren. Sie nutzt detaillierte Cochlea- und Kortex-Profile, um personalisierte Verstärkungs‑ und Kompressionsstrategien zu entwickeln. Echtzeit‑Daten aus Mobil‑Apps und Biosensoren fließen in Cloud‑gestützte Anpassplattformen. Ziel ist maximale Sprachverständlichkeit und Komfort in allen Hörsituationen. Erste Studien zeigen signifikante Verbesserungen gegenüber Standardverfahren.
Ein Hinter‑dem‑Ohr‑Gerät (HdO) platziert Elektronik und Batterie hinter der Ohrmuschel, während ein Schlauch Schall zum Ohrpassstück im Gehörgang leitet. Diese Bauform erlaubt leistungsstarke Verstärkung und komplexe Signalprozessoren bei geringem Gewicht im Gehörgang. HdO-Geräte sind robust, einfach zu handhaben und eignen sich für mittlere bis starke Hörverluste. Moderne Modelle integrieren Bluetooth, Telecoil und induktive Ladefunktionen. Durch offene oder geschlossene Otoplastiken lassen sich Rückkopplungen und Klangbild individuell steuern.
Ein Hochtonverlust betrifft vor allem die Wahrnehmung hoher Frequenzen oberhalb von circa 2000 Hz. Er äußert sich häufig durch Schwierigkeiten, Konsonanten wie „s“, „f“ oder „t“ zu verstehen, besonders in lauten Umgebungen. Ursachen sind meist Lärmschäden, Alterungsprozesse oder ototoxische Medikamente, die Haarzellen in der basalen Cochlea-Region schädigen. Audiometrisch zeigt sich der Verlust als Anstieg der Hörschwelle in den hohen Frequenzen. Hörgerätekompression kann den Hochtonbereich gezielt verstärken, um Sprachverständlichkeit wiederherzustellen.
Die Hörbahn leitet akustische Informationen vom Innenohr über mehrere Kernstationen im Hirnstamm bis zum auditiven Kortex. Sie beginnt an den Haarzellen, verläuft über den N. vestibulocochlearis zum Nucleus cochlearis und weiter über Olive, Lemniscus lateralis und Colliculus inferior zum Thalamus. Jede Station extrahiert spezifische Merkmale wie Zeit- und Pegeldifferenzen. Schädigungen an einer beliebigen Stelle führen zu zentralen Hörverarbeitungsstörungen. Objektive evozierte Potentiale (ABR, MLR, CAEP) prüfen die Integrität der Hörbahn.
Der Höreindruck bezeichnet die subjektive Wahrnehmung von Klangqualität, Lautstärke und räumlicher Position. Er hängt nicht nur von akustischen Parametern ab, sondern auch von psychologischen Faktoren wie Aufmerksamkeit und Erwartung. In der Audiologie wird der Höreindruck mit Fragebögen und psychoakustischen Tests erfasst. Hörgeräteoptimierung zielt darauf ab, einen natürlichen und angenehmen Höreindruck zu erzeugen. Unterschiede im Höreindruck erklären, warum Menschen bei identischen Messwerten unterschiedliche Zufriedenheit mit Hörsystemen haben.
Hörentwöhnung beschreibt den Prozess, sich an ein neues Hörgerät oder Implantat zu gewöhnen, da das Gehirn neuartige Klangmuster verarbeiten muss. Anfangs empfinden viele Träger die verstärkten Geräusche als zu laut oder fremd. Durch systematisches Tragen und gezieltes Hörtraining passt sich der auditive Kortex an und filtert unerwünschte Anteile aus. Die Entwöhnungsphase dauert typischerweise mehrere Wochen bis Monate. Begleitende audiologische Nachjustierung verbessert Anpassungserfolg und Tragekomfort.
Die Hörfadentiefe ist ein Maß für die zeitliche Auflösung des auditorischen Systems, also wie dicht aufeinanderfolgende Schallereignisse noch als getrennte Impulse wahrgenommen werden. Sie wird mit kurzen Klick- oder Pulstakten getestet und als minimale Interstimulus-Intervall-Dauer angegeben. Geringe Hörfadentiefe erschwert das Verstehen von Sprache in impulsivem Lärm. Messungen helfen, zentrale zeitliche Verarbeitungsstörungen zu identifizieren. Hörtraining kann die Hörfadentiefe durch neuronale Plastizität verbessern.
Hörfeedback bezeichnet Rückkopplungen, die Hörgeräteträger teilweise als Echo oder Pfeifen wahrnehmen, wenn das Mikrofonsignal in den Hörer gelangt. Dies entsteht durch Leckagen am Ohrpassstück oder falsche Verstärkungseinstellungen. Moderne Hörsysteme detektieren Feedback in Echtzeit und reduzieren es durch adaptive Filteralgorithmen. Mechanische Maßnahmen wie enge Otoplastiken und Mikrofon-Positionierung minimieren Feedbackrisiken. Ein optimierter Feedback-Manager steigert Klangqualität und Trägerzufriedenheit.
Die Hörfeldanalyse misst die Hörschwellen über ein breites Frequenz- und Pegelspektrum, um den individuellen Dynamikbereich und die Komfortzone zu bestimmen. Sie kombiniert Ton‑ und Lautheitsmessungen und stellt die Ergebnisse in Hörfeldkurven dar. Die Analyse hilft, optimale Kompressions- und Verstärkungsparameter für Hörgeräte festzulegen. Abweichungen vom Normalhörfeld zeigen Engpässe bei Lautstärkeempfindung und Maskierungseffekten. Regelmäßige Wiederholung dokumentiert Versorgungsfortschritte.
Ein Hörfilter selektiert bestimmte Frequenzbereiche, um Sprache hervorzuheben und Störgeräusche zu unterdrücken. In Hörgeräten kommen digitale Mehrbandfilter zum Einsatz, die adaptiv auf Umgebungsänderungen reagieren. Filterparameter wie Mittenfrequenz, Bandbreite und Flankensteilheit werden individuell angepasst. Falsch eingestellte Filter können Sprachanteile abschwächen oder Klang verfälschen. Psychoakustische Tests prüfen Filterwirksamkeit in realen Szenarien.
Hörforschung umfasst interdisziplinäre Studien zu Mechanismen des Hörens, Diagnostikverfahren und Hörhilfetechnologien. Sie reicht von molekularen Untersuchungen regenerativer Therapien bis zu psychoakustischen Experimente und klinischen Studien neuer Hörgerätealgorithmen. Aktuelle Schwerpunkte sind Hidden Hearing Loss, KI-basierte Signalverarbeitung und Cochlea-Regeneration. Forschungsergebnisse fließen in Leitlinien und Produktentwicklungen ein. Internationale Kooperationen und Publikationen sichern Transfer in die Praxis.
Ein Hörgeräteakustiker ist ein Fachmann, der Hörtests durchführt, Hörgeräte anpasst und feintunt. Er berät zu Gerätetypen, Otoplastiken und Programmen und schult Träger im Gebrauch und in Pflege. Die Ausbildung kombiniert audiologische, technische und kommunikative Kompetenzen. Qualitätssicherung erfolgt durch Validierungstests und Nachbetreuung. Gute Akustiker arbeiten eng mit Audiologen und HNO-Ärzten zusammen.
Hörgerätebatterien liefern die elektrische Energie für analoge und digitale Hörsysteme. Übliche Typen sind Zink‑Luft-Zellen (Größen 10, 13, 312, 675) mit Laufzeiten von 3–14 Tagen. Wiederaufladbare Akkus gewinnen an Bedeutung, da sie Komfort und Nachhaltigkeit erhöhen. Batterie-/Ladezyklen müssen dokumentiert werden, um Leistungseinbrüche zu vermeiden. Batteriewechsel-Training gehört zur Hörgeräteeinweisung.
Der Hörgerätekanal ist das gerätespezifische Frequenzband, in dem ein Hörsystem verstärkt oder filtert. Moderne Hörgeräte verfügen über 4–16 Kanäle, um das Klangspektrum fein zu justieren. Mehr Kanäle ermöglichen präzisere Anpassung an das Audiogramm, können aber Rechenleistung und Latenz erhöhen. Kanalparameter werden im Anpasssoftware‑Interface visualisiert und optimiert. Die Kanalzahl allein garantiert jedoch nicht bessere Sprachverständlichkeit ohne korrektes Feintuning.
Ein Hörgeräteprogramm ist eine gespeicherte Einstellungskombination für spezifische Hörsituationen (z. B. Ruhe, Restaurant, Telefon). Programme passen Verstärkung, Kompression und Mikrofoncharakteristik automatisch an Umgebungssound an. Nutzer wechseln manuell oder automatisch per Szenenerkennung. Vielfältige Programme erhöhen Flexibilität, erfordern aber Training im Umgang. Akustiker legt Programme individuell fest und kalibriert Übergangsparameter.
Die Hörgeräteversorgung umfasst Auswahl, Anpassung, Einweisung und Nachbetreuung von Hörsystemträgern. Sie beginnt mit audiologischer Diagnostik, führt über Otoplastikfertigung zur Feineinstellung im Real‑Life‑Test. Regelmäßige Kontrollen sichern Langzeitfunktion und Zufriedenheit. Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ärzten und Therapeuten optimiert Rehabilitation. Dokumentation aller Schritte ist Teil der Versorgungsqualität und Kostenübernahme durch Versicherungen.
Ein Hörgraph ist die grafische Darstellung des Audiogramms und weiterer Messergebnisse wie OAE oder Reflexe in einer Übersicht. Er visualisiert Hörschwellen, Dynamikbereich und Komfortzonen. Hörgraphen dienen als Referenz bei Anpassung und Verlaufskontrollen. Softwaregenerierte Graphen ermöglichen Vergleich verschiedener Messzeitpunkte. Klare Visualisierung unterstützt Patienten und Fachpersonal im Gespräch.
Hörimplantate sind elektronische Prothesen, die akustische Informationen in elektrische Impulse umwandeln und direkt an den Hörnerv oder Hirnstamm leiten. Typen sind Cochlea‑Implantate, Hirnstammimplantate und Knochenleitungsimplantate. Indikationen reichen von hochgradiger Schwerhörigkeit bis taubem Innenohr. Implantation erfolgt chirurgisch, gefolgt von Sprachrehabilitation und Mapping. Langzeiterfolge zeigen deutliche Verbesserungen im Sprachverstehen und Lebensqualität.
Hörkritikalität beschreibt den Bereich um die Hörschwelle, in dem kleine Pegeländerungen besonders stark wahrgenommen werden. Sie ist relevant für Justierung der Kompression, damit Signale natürlich bleiben und Schallschwankungen hörbar bleiben. Messungen der Kritikalbandbreite geben Aufschluss über Filterdesign und Maskierungseffekte. Engere Kritikalbänder führen zu besserer Frequenzselektivität. Anpassstrategien in Hörgeräten berücksichtigen Kritikalität zur Vermeidung von Klangfärbung.
Der Hörleiter (Leitungskanal) ist die anatomische Verbindung zwischen Außenohr und Innenohr, bestehend aus Gehörgang, Trommelfell und Knöchelchenkette. Er überträgt Schall mechanisch und optimiert Impedanzanpassung zwischen Luft- und Flüssigkeitsmedium. Erkrankungen auf diesem Weg (z. B. Otosklerose) führen zu Schallleitungsschwerhörigkeit. Chirurgische Eingriffe wie Stapedotomie modifizieren den Hörleiter, um Beweglichkeit zurückzugewinnen. Tympanometrie und Audiogramm analysieren Funktionszustand.
Hörlokalisation ist die Fähigkeit, Schallquellenrichtung anhand interauraler Zeit- (ITD) und Pegeldifferenzen (ILD) zu bestimmen. Der superior olivary complex im Hirnstamm vergleicht Signale beider Ohren. Präzises Lokalisieren verbessert Sprachverständnis und Sicherheit im Alltag. Hörgeräte mit binauraler Vernetzung erhalten Lokalisation, indem sie Signale synchron verarbeiten. Tests im freien Schallfeld bewerten Lokalisationsgenauigkeit.
Der Hörnerv (N. vestibulocochlearis, VIII. Hirnnerv) leitet elektrische Impulse von der Cochlea und dem Vestibularorgan zum Hirnstamm. Er verzweigt sich in cochleären und vestibulären Anteil und ist essenziell für Hören und Gleichgewicht. Läsionen führen zu Hörverlust, Tinnitus oder Schwindel. Diagnostik umfasst ABR-Messungen und bildgebende Verfahren. Bei Tumoren wie Akustikusneurinom ist frühzeitige Operation angezeigt.
Der Horopter ist in der Wahrnehmungspsychologie die gedachte Raumkurve, auf der visuelle und auditive Reize als räumlich kongruent empfunden werden. Bei kombinierter visueller und akustischer Stimulation hilft der Horopter, Konflikte zwischen Augen‑ und Ohrinformationen zu minimieren. In Experimenten wird untersucht, wie Abweichungen von dieser Linie die Lokalisationsgenauigkeit beeinträchtigen. Für Hörgeräteträger ist das Zusammenspiel von Visual‑ und Auditory‑Cues relevant, um Sprachquellen präzise zu orten. Anpassungen in der Hörtechnik können darauf abzielen, audiative Signale so zu filtern, dass sie zum visuellen Horopter passen.
Hörpausen sind bewusst eingesetzte Stillephasen zwischen Sprach- oder Musiksignalen, die dem auditorischen System Zeit zur Verarbeitung geben. Sie verbessern das Sprachverständnis, indem sie Segmentierungsmarken liefern und Kognitive Entlastung ermöglichen. In der Audiotherapie werden Hörpausen genutzt, um Tinnituspatienten Ruhephasen vom Ohrgeräusch zu verschaffen. Psychoakustische Studien zeigen, dass regelmäßige Pausen die auditive Ermüdung reduzieren. Hörgeräteprogramme können digitale Stille‑Insertionen realisieren, um übermäßige Stimulation zu vermeiden.
Der Hörpegel bezeichnet den Schalldruckpegel, der an einem bestimmten Punkt im Gehörgang anliegt, gemessen in dB SPL. Er ist die Basis für die Kalibrierung von Audiometern und die Einstellung von Hörgeräten. Unterschiede zwischen Eingangssignalpegel und Hörpegel im Ohrpassstück bestimmen die effektive Verstärkung. In der Raumakustik wird der Hörpegel genutzt, um Lautstärkeverteilung und Beschallungsqualität zu optimieren. Audiologen achten darauf, dass Hörpegel unter der Komfortschwelle und über der Hörschwelle liegen.
Hörphysiologie beschreibt die biologischen und biophysikalischen Prozesse von der Schallaufnahme bis zur neuronalen Verarbeitung im Gehirn. Sie umfasst mechanische Vorgänge im Außenohr, elektrochemische Transduktion in Haarzellen und neuronale Signalweiterleitung. Veränderungen in einem dieser Schritte führen zu spezifischen Hörstörungen, die physiologisch analysiert werden können. Forschung in der Hörphysiologie liefert Grundlagen für Therapien von Schwerhörigkeit und Tinnitus. Lehrbücher verbinden hier Anatomie, Biomechanik und Neurophysiologie zu einem integrativen Verständnis.
Hörpräferenz bezeichnet individuelle Vorlieben für Klangcharakteristiken, etwa warme Bässe oder klare Höhen. Sie entsteht durch persönliche Höranpassungen und neurologische Verarbeitungsunterschiede. Bei der Hörgeräteanpassung wird die Präferenz durch Fein‑Tuning der Filter und Kompressionsparameter berücksichtigt. Messungen erfolgen durch Vergleich unterschiedlicher Klangprofile und subjektives Rating. Eine gute Berücksichtigung der Hörpräferenz erhöht Tragekomfort und Akzeptanz.
Eine Hörprobe ist eine kurze Klang- oder Sprachsequenz, die verwendet wird, um Hörgeräteprogramme oder Raumakustik zu testen. Sie dient dem Träger, den Klangcharakter und die Verständlichkeit unter realen Bedingungen zu beurteilen. In der Forschung werden standardisierte Hörproben eingesetzt, um Effekte von Signalverarbeitungsalgorithmen zu vergleichen. Hörproben können Musik, Sprache oder künstliche Testsignale umfassen. Ihre systematische Analyse hilft, Optimierungen vorzunehmen.
Hörrauschen ist ein gleichmäßiges, breitbandiges Rauschen, das als Testsignal in der Audiometrie genutzt wird, um Maskierungs- und Filtereffekte zu prüfen. In der Tinnitustherapie wird Hörrauschen als Masker eingesetzt, um Ohrgeräusche zu überdecken. Die spektrale Zusammensetzung kann weiß, rosa oder braun sein, je nach gewünschtem Maskierungseffekt. Hörrauschen hilft, Cochlea‑Funktion und zentrale Rauschverarbeitung zu analysieren. Anpassbare Rauschprofile unterstützen individuelle Therapieziele.
Hörreinigung bezeichnet die fachgerechte Entfernung von Cerumen und Ablagerungen im äußeren Gehörgang, um die Schallleitung wiederherzustellen. Sie erfolgt manuell unter Mikroskop oder mittels schonender Spülung. Eine regelmäßige Hörreinigung verhindert Cerumen obturans und akute Otitis externa. Anschließende Tympanometrie prüft die Wiederherstellung der Mittelohrfunktion. Patienten werden in Eigenreinigungstechniken geschult, um Rezidive zu vermeiden.
Der Hörruhezustand ist der Zustand minimaler akustischer Stimulation, meist gemessen in einem schalldichten Raum. Er definiert die Basislinie für Hörschwellentests und evozierte Potentiale. Ein stabiler Hörruhezustand sichert reproduzierbare Messergebnisse und vermeidet Maskierung durch Umgebungsgeräusche. Veränderungen im Hörruhezustand können auf adaptive Prozesse oder neuronale Plastizität hinweisen. Standardisierte Normen legen maximale Hintergrundpegel für Testumgebungen fest.
Die Hörschwelle ist der kleinste Schalldruckpegel, der gerade noch wahrgenommen wird, und variiert mit der Frequenz. Sie wird im Audiogramm für jede Frequenz einzeln dokumentiert und bildet die Grundlage für Diagnostik und Hörgeräteanpassung. Abweichungen von Normalwerten definieren Hörverlustgrade von leicht bis hochgradig. Schwellenbestimmung erfolgt per Ton‑Audiometrie unter kontrollierten Bedingungen. Klinisch ist sie der erste Schritt zur Differenzierung von Schallleitungs- und Schallempfindungsschwerhörigkeit.
Hörsegmentierung ist die Fähigkeit, kontinuierliche Schallsignale in sinnvolle Einheiten wie Wörter oder Silben zu zerlegen. Sie basiert auf akustischen Markern wie Pausen, Formantübergängen und Lautstärkeschwankungen. Störungen der Segmentierung führen zu Sprachverständnisschwierigkeiten, besonders bei Lärm. Tests zur Segmentierung verwenden Sätze mit variablen Pausenmustern. Hörtraining kann die Segmentierungsleistung im auditorischen Kortex verbessern.
Die Hörspanne bezeichnet den Bereich zwischen der leisesten wahrnehmbaren und der lautesten tolerierbaren Schallintensität, gemessen in Dezibel. Sie bildet den dynamischen Bereich des Gehörs ab und variiert individuell je nach Alter und Hörgesundheit. Bei normalem Hören liegt die Hörspanne typischerweise zwischen 0 dB HL und etwa 120 dB SPL. Ein eingeschränkter Bereich erfordert Kompression in Hörgeräten, um leise Töne hörbar und laute Töne komfortabel zu machen. Veränderungen der Hörspanne können auf Erkrankungen wie Presbyakusis oder Lärmschäden hinweisen.
Das Hörspektrum stellt die Verteilung der Hörschwelle über das Frequenzspektrum dar und zeigt, welche Frequenzen wie gut wahrgenommen werden. Es wird im Audiogramm als Kurve von tiefen zu hohen Frequenzen aufgezeichnet. Abweichungen in bestimmten Bereichen deuten auf Hochton‑ oder Tieftonverluste hin. Hörgeräte passen Verstärkungsprofile entlang des Spektrums an, um Defizite auszugleichen. In der Forschung vergleicht man Hörspektren verschiedener Populationen, um Normwerte und Risikofaktoren zu ermitteln.
Die Hörspur ist die akustische Begleitspur zu Video‑ oder Multimedia‑Inhalten und enthält Sprache, Musik und Effekte. Für barrierefreie Angebote wird sie oft um Untertitel oder Gebärdensprache ergänzt. Technisch wird die Hörspur in Mehrkanal‑Audio (Stereo, 5.1) abgemischt, um räumliche Effekte zu erzeugen. In Hörtraining und Rehabilitation kann das gezielte Hören einzelner Spuren das Sprachverständnis schulen. Bei Hörgeräten mit Direkt-Streaming wird die Hörspur digital und störungsfrei an das Gerät übertragen.
Ein Hörsturz ist ein plötzlich einsetzender, meist einseitiger sensorineuraler Hörverlust, häufig begleitet von Tinnitus und Druckgefühl. Die genauen Ursachen sind unklar, mögliche Faktoren sind Durchblutungsstörungen, Viren oder Stress. Sofortige Therapie mit Kortikosteroiden und Durchblutungsförderern verbessert die Chancen auf Erholung. Audiometrie dokumentiert das Ausmaß des Hörverlusts, Verlaufskontrollen zeigen Regeneration. Frühzeitige Rehabilitation kann Resthörverlust ausgleichen und Tinnitus lindern.
Als Hörsystem bezeichnet man die Kombination aus Hörgerät, Otoplastik und optionalen Zubehörkomponenten wie FM‑Empfänger oder Streamer. Es umfasst Mikrofone, Verstärker, Signalprozessor und Hörer in einem abgestimmten Ensemble. Moderne Systeme bieten Mehrkanal‑Kompression, Richtmikrofone, Feedback‑Management und drahtlose Konnektivität. Die Anpassung erfolgt individuell durch den Akustiker anhand des Audiogramms und persönlicher Hörpräferenzen. Regelmäßige Software‑Updates erhalten Leistungsfähigkeit und Kompatibilität mit neuen Geräten.
Hörtechnik umfasst alle technischen Hilfsmittel und Verfahren zur Verbesserung des Hörens, von Hörgeräten über Cochlea‑Implantate bis zu Raum- und Beschallungstechnik. Sie verbindet Akustik, Elektronik und Signalverarbeitung, um Sprachverständlichkeit und Klangqualität zu optimieren. Zu den Teildisziplinen gehören Mikrofon-Design, Verstärkerarchitektur, Filteralgorithmen und Nutzer‑Interface. Hörtechnik-Forschung treibt Entwicklungen wie KI‑gestützte Szenenerkennung und Brain‑Computer‑Interfaces voran. Anwender profitieren von individualisierbaren, vernetzten Systemen für alle Lebensbereiche.
Hörverlust bezeichnet eine Verminderung der Hörfähigkeit, unterteilt in Schallleitungs‑, Schallempfindungs- und zentrale Hörstörungen. Er wird anhand der Verschiebung der Hörschwelle im Audiogramm quantifiziert. Ursachen sind Alter, Lärm, Erkrankungen oder genetische Faktoren. Therapieoptionen reichen von Hörgeräten und Implantaten bis zu medikamentösen und chirurgischen Maßnahmen. Früherkennung und interdisziplinäre Rehabilitation verbessern Kommunikationsfähigkeit und Lebensqualität.
Das Hörvermögen umfasst die gesamte Fähigkeit, Schallquellen zu detektieren, zu lokalisieren und akustische Informationen zu verarbeiten. Es inkludiert Parameter wie Hörschwelle, Dynamikbereich, Frequenzauflösung und Sprachverständnis. Messmethoden wie Audiogramm, OAE und AEP liefern objektive Daten zum Hörvermögen. Psychometrische Tests erfassen subjektive Aspekte wie Hörkomfort und Hörbelastung. Erhalt und Verbesserung des Hörvermögens sind zentrale Ziele der Audiologie und Hörakustik.
Das Hörzentrum im Temporallappen der Großhirnrinde (primärer auditiver Kortex) verarbeitet Frequenz, Lautstärke und räumliche Merkmale von Schall. Es empfängt Eingaben über die Hörbahn und interagiert mit Sprach‑ und Gedächtniszentren. Kortikale Plastizität ermöglicht Anpassung an Hörgeräte und Rehabilitation nach Hörverlust. Läsionen im Hörzentrum führen zu zentralen Hörverarbeitungsstörungen trotz intaktem Peripheriegerät. Bildgebende Verfahren (fMRI, PET) zeigen Aktivierungsmuster bei akustischen Aufgaben.
Hospitalismus beschreibt psychische und kognitive Beeinträchtigungen, die infolge sensorineuralen Hörverlusts durch soziale Isolation und Kommunikationsverlust entstehen. Betroffene entwickeln oft Angst, Depression und Rückzug, was den Hörverlust weiter verschärft. Frühzeitige psychosoziale Interventionen und Hörrehabilitation verhindern Hospitalismus. Interdisziplinäre Betreuung durch Audiologen, Psychologen und Sozialarbeiter ist wichtig. Studien zeigen, dass soziale Unterstützung und Hörgeräteversorgung Hospitalismus deutlich reduzieren.
Hyperakusis ist eine Überempfindlichkeit gegenüber normalen Alltagsgeräuschen, die als schmerzhaft oder unangenehm empfunden werden. Sie entsteht durch Veränderungen in peripheren oder zentralen Hörbahnen, oft in Kombination mit Tinnitus. Diagnostisch werden Komfort- und Unbehaglichkeitsschwellen bestimmt. Therapie umfasst Desensibilisierungstraining, kognitive Verhaltenstherapie und gegebenenfalls medikamentöse Ansätze. Hyperakusis kann die Lebensqualität stark einschränken und erfordert multidisziplinäre Betreuung.