HÖRST
Glossar
O
Ein objektives Tinnitus‑Signal bezieht sich auf Tinnitusgeräusche, die durch messbare physiologische Quellen im HNO‑Bereich erzeugt werden, etwa vaskuläre Turbulenzen oder muskuläre Kontraktionen. Anders als subjektiver Tinnitus kann man objektive Geräusche mit speziellen Mikrofonen oder Stethoskopen akustisch aufnehmen. Ursache sind häufig Gefäßmalformationen, Muskelspasmen im Mittelohr oder Eustachische‑Röhren‑Spasmen. Die Diagnose erfolgt durch parallele Hörtests und Bildgebung wie Duplex‑Sonographie oder CT-Angiographie. Therapeutisch werden je nach Ursache Gefäßembolisation, Muskelinjektionen oder operative Korrekturen eingesetzt.
Das Ohr gliedert sich in Außenohr (Ohrmuschel und Gehörgang), Mittelohr (Trommelfell, Gehörknöchelchen, Eustachische Röhre) und Innenohr (Cochlea und Vestibularorgan). Es nimmt Schall auf, wandelt diesen mechanisch und elektrochemisch um und leitet Nervenimpulse an das Gehirn weiter. Zudem ist es für Gleichgewicht und räumliche Orientierung zuständig. Erkrankungen eines Ohrabschnitts können Hörverlust, Tinnitus oder Schwindel verursachen. Die interdisziplinäre Versorgung umfasst HNO‑Ärzte, Audiologen und bei Gleichgewichtsproblemen Neurologen oder Physiotherapeuten.
Ein Ohrabdruck ist eine exakte Negativform des äußeren Gehörgangs und der Ohrmuschel, die als Grundlage für maßgefertigte Ohrpassstücke, Gehörschutz und In‑Ear‑Monitore dient. Er wird mit weichem, hautfreundlichem Abformmaterial direkt im Gehörgang erstellt. Ein präziser Abdruck gewährleistet dichten Sitz und optimalen Klang, verhindert Rückkopplungen und minimiert Druckstellen. Fehlerhafte Abdrucknahmen können zu Undichtigkeiten, unangenehmem Druckgefühl oder schlechter Klangqualität führen. Fachgeschulte Akustiker prüfen den Abdruck und optimieren gegebenenfalls nach.
Ohrenkerzen sind hohle, brennbare Röhren, die in den Gehörgang eingesetzt und angezündet werden sollen, um durch den Unterdruck angeblich Ohrenschmalz und Verunreinigungen herauszuziehen. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen jedoch, dass diese Methode unwirksam ist und riskante Verbrennungen, Verbrühungen sowie Perforationen des Trommelfells verursachen kann. HNO‑Fachgesellschaften raten von Ohrenkerzen ab und empfehlen stattdessen medizinische Ohrreinigungsverfahren. Seriöse Reinigung erfolgt unter mikroskopischer Sicht oder mittels cerumenlösender Tropfen. Bei wiederkehrenden Problemen sind fachärztliche Abklärung und konservative Therapien zielführender.
Ohrenpflege zielt darauf ab, den äußeren Gehörgang und die Ohrmuschel schonend zu reinigen und vor Infektionen zu schützen. Empfohlen werden nur cerumenlösende Tropfen auf Wasser‑ oder Ölbasis und das Abwischen des äußeren Gehörgangs mit einem weichen Tuch. Das tiefe Einführen von Wattestäbchen oder anderen Gegenständen kann Cerumen tiefer schieben, Gehörgangsverletzungen oder Trommelfellschäden verursachen. Bei hartnäckigem Ohrenschmalz oder Fremdkörpern sollte ein HNO‑Arzt die Reinigung durchführen. Regelmäßige Kontrolle verhindert Cerumen obturans und akute Otitis externa.
Ohrenschmalz (Cerumen) ist ein Gemisch aus Absonderungen der Cerumendrüsen und abgestorbenen Hautzellen, das als natürlicher Schutzfilm im Gehörgang wirkt. Es fängt Staub, Schmutz und Mikroorganismen ab und besitzt antimikrobielle Eigenschaften. Normalerweise wird Cerumen durch Kieferbewegungen aufgefangen und aus dem Gehörgang transportiert. Eine Überproduktion oder falsche Eigenreinigung führt jedoch zu Pfropfenbildung (Cerumen obturans) und Schallleitungsstörungen. Bei Pfropfenentfernung greifen HNO‑Ärzte zu Spülung, Absaugung oder Tropfen, um Schäden zu vermeiden.
Ohrenschmerzen (Otalgie) können durch Erkrankungen des Außenohrs (z. B. Otitis externa), Mittelohrs (Otitis media), aber auch zahn‑ oder kieferbedingte Probleme ausgelöst werden. Sie äußern sich als stechender, pochender oder brennender Schmerz, oft begleitet von Druckgefühl oder Hörminderung. Die Diagnostik umfasst Otoskopie, Funktionsprüfungen und bei unklarer Ursache auch zahnärztliche oder neurologische Abklärung. Die Therapie richtet sich nach der Grunderkrankung und umfasst Analgetika, Antibiotika, ggf. Auflagen oder chirurgische Intervention. Schmerzreduktion und Vermeidung von Komplikationen sind primäre Ziele.
Unter Ohrerkrankungen fasst man sämtliche pathologischen Zustände des Außenohrs, Mittelohrs und Innenohrs zusammen, von Cerumen obturans über Otitis media bis zu sensorineuralen Hörverlusten. Sie können akut oder chronisch verlaufen und Symptome wie Hörminderung, Tinnitus, Schwindel oder Schmerzen verursachen. Diagnostik erfordert HNO‑ärztliche Untersuchung, Audiometrie, Tympanometrie und je nach Verdacht Bildgebung. Therapie reicht von konservativen Maßnahmen (Medikamente, Physio‑/Audiotherapie) bis zu chirurgischen Eingriffen. Prävention durch Impfungen (z. B. Pneumokokken), Gehörschutz und regelmäßige Kontrolluntersuchungen mindert Disease‑Burden.
Ohrgeräusche umfassen alle subjektiv wahrgenommenen Töne ohne äußere Schallquelle, darunter Tinnitus, pulsatile Töne und muskuläre Geräusche. Sie entstehen durch Veränderungen im Innenohr, Mittelohr, vaskuläre Strömungen oder zentrale Verarbeitungsstörungen. Pulssynchrone Geräusche deuten oft auf vaskuläre Ursachen, tonale Töne auf cochleäre oder zentrale Fehlregulation. Diagnostik erfolgt über Anamnese, objektive Messungen (OAE, AEP) und bildgebende Verfahren. Therapien reichen von Soundtherapie, kognitiver Verhaltenstherapie bis zu medikamentösen und invasiven Verfahren je nach Ursache.
Ohrmuschelformen variieren anatomisch stark und werden klassifiziert nach Kontur, Höhe und Tiefe von Helix, Antihelix und Cavum conchae. Typische Varianten sind die schlaufenförmige (reduzierte Helix) und muschelförmige (tiefe Concha) Ohrmuschel. Form und Größe beeinflussen die HRTF und damit räumliches Hören und Frequenzfilterung. Bei der Anfertigung von Otoplastiken für Hörgeräte oder Gehörschutz muss die individuelle Ohrmuschelform exakt berücksichtigt werden. Plastisch‑chirurgische Korrekturen (Otoplastik) können ästhetische oder funktionelle Probleme behandeln, etwa bei abstehenden Ohren oder Mikrotiemalformationen.
Otohypertension bezeichnet einen erhöhten Druck im Mittelohrraum, der das Trommelfell nach außen wölbt und die Schwingungsfähigkeit beeinträchtigt. Ursachen sind häufig Tubenbelüftungsstörungen, Entzündungsergüsse oder postoperative Veränderungen. Symptome umfassen Druckgefühl, Hörminderung und gelegentlich Völlegefühl im Ohr. Diagnostisch zeigt die Tympanometrie eine linksverschobene Impedanzkurve mit verminderter Compliance. Therapie zielt auf Druckausgleich durch Tubenfunktionstraining, Ballondilatation oder Paukenröhrchen-Implantation ab.
Otologie ist der medizinische Fachbereich, der sich mit Erkrankungen des Ohrs, seiner Funktion und Behandlung befasst. Sie umfasst Diagnostik und Therapie von Hörstörungen, Schwindel, Ohrenschmerzen und Ohrfehlbildungen. Otologen arbeiten eng mit Audiologen, Neurotologen und HNO-Chirurgen zusammen, um interdisziplinäre Versorgung sicherzustellen. Zu den Verfahren gehören Audiometrie, Tympanometrie, mikrochirurgische Eingriffe und Implantationen. Forschung in der Otologie reicht von molekularen Reparaturmechanismen bis zu innovativen Hörimplantaten.
Otomastoiditis ist die Entzündung des Mastoidknochens infolge einer unbehandelten oder chronischen Otitis media. Sie manifestiert sich durch starke Schmerzen hinter dem Ohr, Fieber, Schwellung und oft Ausfluss aus dem Gehörgang. Diagnostik erfolgt mittels CT, um Knochenzerstörung und Abszesse zu erkennen. Therapie umfasst hochdosierte Antibiotika und häufig chirurgische Mastoidektomie zur Entfernung nekrotischen Gewebes. Unbehandelt kann sie zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Hirnabszess führen.
Otoneurologie ist ein interdisziplinäres Teilgebiet der Neurologie und HNO‑Heilkunde, das sich mit Erkrankungen des Innenohrs und seiner zentralen Verschaltungen befasst. Schwerpunkte sind Schwindel, Vestibularstörungen und zentrale Hörverarbeitungsstörungen. Diagnostische Verfahren umfassen Videonystagmographie, vestibuläre evozierte Potentiale und bildgebende Verfahren. Therapeutisch werden medikamentöse, chirurgische und rehabilitative Ansätze kombiniert. Otoneurologen arbeiten eng mit Physiotherapeuten für vestibuläres Training zusammen.
Otopexie bezeichnet die operative Fixation von Ohrmuschel oder Mittelohrstrukturen, etwa nach Traumata oder bei kongenitalen Anomalien. Im Außenohr wird sie verwendet, um abstehende Ohren (Otoplastik) in anatomisch korrekte Position zu bringen. Im Mittelohr kann Otopexie Knöchelchenkette oder Implantate stabilisieren, um Schallleitung zu optimieren. Der Eingriff erfolgt minimalinvasiv unter mikroskopischer Kontrolle. Postoperative Kontrolle sichert Mobilität und Funktion der fixierten Strukturen.
Eine Otoplastik ist eine maßgefertigte Schale aus Silikon oder Acryl, die den Gehörgang abdichtet und das Hörgerätesteuerteil oder den Hörer hält. Sie sorgt für optimalen Klang, verhindert Rückkopplung und bietet Komfort durch exakte Anpassung an individuelle Ohrgeometrie. Otoplastiken werden anhand eines Ohrabdrucks gefertigt und regelmäßig nachgearbeitet, um Sitz und Dichtung zu gewährleisten. Unterschiedliche Designs (offen, geschlossen) beeinflussen Belüftung und akustische Eigenschaften. Reinigung und Pflege sind essenziell, um Materialalterung und Cerumenablagerung zu vermeiden.
Die Otorhinolaryngologie (Hals‑Nasen‑Ohren‑Heilkunde) ist das chirurgisch-medizinische Fachgebiet für Erkrankungen von Ohr, Nase und Rachen. Sie deckt Diagnostik und Therapie von Hör- und Gleichgewichtsstörungen, Sinusitis, Stimm- und Schluckstörungen sowie Tumoren im Kopf‑Hals‑Bereich ab. HNO‑Ärzte führen endoskopische Untersuchungen, mikrochirurgische Eingriffe und Implantationen durch. Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Neurologie, Zahnmedizin und Onkologie ist häufig. Weiterbildung umfasst Otologie, Rhinologie, Phoniatrie und Pädaudiologie.
Otosklerose ist eine knöcherne Neubildung am Steigbügel- oder Ambossfuß, die zu Versteifung der Gehörknöchelchenkette und Schallleitungsschwerhörigkeit führt. Anfangs spüren Betroffene oft Tinnitus und leichte Hörminderung, später entwickelt sich eine typische Abflachung der Luftleitungskurve im Audiogramm. Therapie besteht in Stapedotomie mit Prothesenimplantation oder in konservativer Überwachung bei milder Form. Genetische Faktoren und hormonelle Einflüsse spielen eine Rolle in der Pathogenese. Langzeitprognose nach OP ist in der Regel gut, mit Hörgewinn bis 30 dB.
Die Otoskopie ist die visuelle Untersuchung des äußeren Gehörgangs und des Trommelfells mittels Otoskop. Sie ermöglicht Beurteilung von Haut, Cerumen, Entzündungszeichen, Perforationen und Fremdkörpern. Pneumatische Otoskopie testet zusätzlich Trommelfellbeweglichkeit bei Druckänderung. Sie ist Grundbaustein jeder HNO‑Untersuchung und sollte vor Audiometrie erfolgen. Befunde leiten weiterführende Diagnostik oder therapeutische Schritte wie Reinigung, Tropfen oder chirurgische Interventionen ein.
Der otoskopische Befund dokumentiert alle sichtbaren Veränderungen im Gehörgang und Trommelfell, etwa Rötung, Ödem, Perforation oder Flüssigkeitspegel. Er umfasst Beschreibung von Lage, Größe und Morphologie von Pathologien sowie Funktionstests wie pneumatischer Trommelfellbeweglichkeit. Standardisierte Befundbögen sichern Vergleichbarkeit und Nachverfolgung. Abweichungen von Normbefunden lösen gezielte Therapien aus, z. B. Antibiotika bei Otitis oder Operation bei Cholesteatom. Regelmäßige Befundkontrollen sind essenziell bei chronischen Mittelohrerkrankungen.